Kei schlief bald darauf ein.
Akira schlief nicht, sondern lag nur herum und fühlte sich so
friedlich wie schon lange nicht mehr. Die Schmerzen ebbten langsam
ab, so allmählich, dass es ihm kaum auffiel, und erst als er sich
ohne nachzudenken auf die Seite rollte, bemerkte er, dass sie weg
waren. Mit prüfendem Blick stellte er fest, dass auch die blauen
Flecken verschwunden waren, also drückte er sich testend auf der
Brust herum, seufzte und beschloss, diese Merkwürdigkeit nicht zu
hinterfragen.
Kei schlief friedlich neben ihm weiter, mal hatte er einen Arm um den
Schlafenden gelegt, mal lag er fast quer auf dem großen Bett. Im
Laufe der Stunden nahm Akira sich nach und nach die störenden
Verbände ab, also nur den um seinen Torso, den um seinen Hals und
die Pflaster in seinem Gesicht - und döste ein wenig mit dem
Wahnsinnigen, bis ihn der nun mutmaßlich nutzlose Gips zu sehr
nervte und er aufstand, um ihn im Badezimmer mit Hilfe eines
gezähnten Küchenmessers unbeholfen aufzusägen.
Kei schlief friedlich weiter. Während Akira im Bad war, drehte er
sich unmöglich unbequem im Bett herum. Nun hing er halb aus dem Bett
heraus. Es war trotzdem noch genug Platz für eine weitere Person.
Endlich war die weiße Bröckelschale ab und Akira legte sie
unentschlossen in das nächstbeste Regalfach im Badezimmer, dann
wischte er den Staub zusammen und das Messer ab und taperte ins Bett
zurück. Dort lagen seine Bandagen mit Kei verwickelt herum und er
faltete sich irgendwie dazu. Allerdings konnte er nicht wieder
einschlafen. Erstens war er überhaupt nicht müde und zweitens
beschäftigte ihn nun etwas.
Naja, mehr als nur eine Sache.
Abgesehen von dem zweiten Vampir und allem anderen Mist beschäftigte
ihn sein körperlicher Zustand. Wenn er nun eine tödliche Verletzung
erlitt und dann das passierte, was am vorigen Tag passiert war, würde
er dann tatsächlich nachträglich sterben? Würden alle seine Wunden
immer sofort heilen und dann gelegentlich spontan alle gleichzeitig
wieder auftauchen?
Kei murmelte irgendwas unverständliches, als er sich zusammenrollte.
Akira sah ihn an und musste schmunzeln. Er drehte sich auf die Seite
um Kei zu beobachten, dann raunte er: „Wie bitte?“
Kei wiederholte sein unverständliches Gemurmel tatsächlich.
„... was... ich... irgendwann...“ bekamen sein Kissen und Akira
zu hören, das Kissen mehr davon.
„Was... du... irgendwann...“ wiederholte Akira leise. Er war
neugierig.
„Ich... bring ihn um... irgendwann...“ antwortete der tief
Schlafende leise, aber deutlicher, nachdem er sich noch mal gedreht
hatte. Akira schauderte.
„Du bringst ihn um, irgendwann,“ flüsterte er gebannt, „Wen?“
„Ryuji. Kira lebt, ich weiß es... Er muss sterben. Beide...“
„Wie?“ murmelte Akira.
„Mit Katana und Kugeln. Vielen Kugeln...“
Akira küsste ihn.
Schlafend erwiderte er den Kuss, nicht lange. Akira drückte ihn mit
den Schultern aufs Bett und kletterte auf ihn. Langsam wachte Kei ein
bisschen auf.
„Hm?“ aus halb geschlossenen Augen blickte er Akira an. Der
küsste ihn hungrig. Kei erwiderte den Kuss, ziemlich schnell war er
wieder wach. Eilig schob ihm Akira das Hemd hoch. Mit den Zähnen zog
er an Keis Lippenring und biss ihm auf die Lippe. Der Vampir kam gar
nicht dazu, daran zu denken, dass Akira eigentlich hätte verletzt
schlafen sollen. Alles andere als verletzt aber trotzdem noch an den
Händen bandagiert kratzte Akira über Keis Brust, aber nicht
besonders fest, fuhr ihm mit der Zungenspitze über die Lippen und
die Zunge und drückte die wachsende Beule in seiner Hose ungeduldig
gegen Keis. Der entledigte Akira seiner Hose und entfernte die eigene
gleich mit.
Dass er auf den Kleineren immer noch sauer war, vergaß er einen
Moment. Dank der Tatsache, dass sein Bett nicht gerade klein war,
hatte er es nicht schwer, Anstalten zu machen, sich selbst und Akira
herumzudrehen, und es war ihm ein Leichtes den Kleineren auf den
Rücken zu drehen.
Unter Kei wurde Akira auf einmal ruhiger. Tief und langsam küsste er
Kei weiter, während er mit den Fingern leicht über dessen
Einschussnarben fuhr, auf dem Rücken und der Brust und dann auf dem
Oberschenkel, von wo es nur noch ein kurzer Weg bis zu seinem Schritt
war. Er begann damit, ihn ungeduldig aber nicht unsanft zu reiben und
zu massieren und versuchte dabei mit der anderen Hand, ihn dichter
auf sich herunterzuziehen. Kei ließ sich ein Stückchen weiter nach
unten ziehen, aber nur soweit, das er noch genug Bewegungsfreiheit
hatte, die er auch gleich auszunutzen gedachte, indem er sich nicht
gerade vorsichtig in den Körper unter sich versenkte. Akira stöhnte
vor Unbehagen und Schmerz auf und legte die Beine fest um Kei.
„Warum hast du mich nicht umgebracht? Das war unsere Abmachung.“
Er hielt sich in Keis Haaren fest und schloss die Augen.
„Ich halt mich nicht gern an Abmachungen,“ erwiderte Kei zwischen
den Zähnen und zwischen den Stößen, die er dem Kleineren
versetzte.
„Dann kann ich-“ Akira stöhnte auf und biss sich auf den
Unterarm, bis er das Kopfkissen fand und es sich über den Kopf zog,
um den Rest seiner peinlichen Geräusche zu ersticken.
Das würde er ihn später fragen... Kei wurde schneller und die Stöße
härter. Akiras gequälte Geräusche, wenn auch durch ein Kissen
erstickt, waren etwas wie Musik in seinen Ohren. Er begegnete Keis
Stößen, aber schaffte es nicht immer, und ließ es auch bald
bleiben, sein schmerz- und lusterfülltes Stöhnen zu unterdrücken.
Das war nun egal und schien ihm völlig in Ordnung, als er nur noch
den Wahnsinnigen wahrnahm. Das Kissen schob er wieder zur Seite,
damit er dafür Kei anfassen und sich in dessen Arm und der Matratze
festkrallen konnte. Kei wurde noch ein wenig schneller. Sein Gesicht
zierte ein leicht wahnsinniges, leicht benebeltes, lusterfülles
Grinsen. Ab und zu öffnete er die Augen und warf einen flüchtigen
Blick auf den unter ihm Liegenden. Akira hatte mit einem
verzweifelten Gesichtsausdruck ebenfalls die Augen die meiste Zeit
geschlossen, wie in Konzentration zugekniffen, und den Mund etwas
geöffnet, wenn er sich nicht gerade auf den Lippen herumkaute, um
ein Stöhnen oder einen kleinen Schrei unbewusst zurückzuhalten. Er
kratzte und riss tief in Keis Haut und abwechselnd in das Bettlaken.
Seine Knie waren längst zu weich geworden, um Kei weiter fest zu
umschlingen. Keis Herzschlag war schnell, man konnte meinen, er
überschlug sich fast, während er die schnellen und harten
Bewegungen beibehielt.
„Hng!“ Akira begann damit, sich einen runterzuholen und versuchte
nun halbherzig, etwas von Kei wegzukriechen, so weit das Bett nach
oben hin Platz bot. Kei kam ein paar Sekunden später und ging Akira
zur Hand. Sein Gesichtsausdruck hatte sich kaum verändert. Akira
ließ los und kam kurz darauf. Er stöhnte gequält auf und ließ die
Matratze los, um sich die Hände über das Gesicht zu halten.
Kei blieb auf ihm liegen, strich ihm über die Haare. Akira atmete
schwer und behielt seine flachen Hände über Augen und Wangen. Nach
ein paar Sekunden nahm er sie herunter und legte die Beine wieder um
Kei. Der grinste noch immer kaum merklich und weniger Undefinierbares
spiegelte sich in seinen Augen. Akira wischte sich über das Gesicht
und sah ihn ernst und benebelt an.
Kei erwiderte den Blick. „Hm?“
Akira sagte nichts und atmete nur kontrolliert aus. Es kam ihm nicht
richtig vor, jetzt irgendetwas zu sagen. Alles, was ihm in den Sinn
kam, würde zu profan klingen und er glaubte sowieso, in diesem
Moment nichts richtig formulieren zu können. Er konzentrierte sich
nur darauf, Kei mit den Beinen festzuhalten. Seine Arme lagen dafür
nur lasch neben ihm herum.
Kei lag bequem auf Akira. Da er alles andere als schwer war, dürfte
den das nicht mal stören, wenn er jetzt so einschliefe.
„Du wolltest vorhin was sagen, dann kannst du, was?“ Er wollte
wissen, was war, wenn er sich nur an die Abmachungen hielt, die ihm
in den Kram passten.
„Dann kann ich-?“ Akira runzelte die Stirn, als wüsste er nicht,
wovon Kei sprach. Er hatte es verges- „Dann kann ich dir nie ein
Versprechen abnehmen,“ schloss er.
„Abmachungen und Versprechen sind zwei verschiedene Dinge,“
entgegnete Kei. Das machte Akira schmunzeln.
„Dann werde ich mich beim nächsten Mal klarer ausdrücken.“
„Ja.“ Kei lächelte leicht.
„Weißt du schon, ob du mir verzeihen kannst?“
„Nein,“ antwortete er ehrlich. Er wusste auch nincht, wann er das
wissen würde.
„Du kannst es nicht, oder du weißt nicht ob?“ Akira klang ruhig
und sah auch so aus, wenn auch sehr ernst.
„Ich weiß nicht ob. Noch nicht.“
Akira blinzelte und hielt erfolgreich ein erleichtertes Aufatmen
zurück. I'm prepared to pay anything.
Kei fragte sich plötzlich, ob Akira den Zettel schon gefunden hatte,
mit dem er seine Nachricht beantwortet hatte.
„Wenn nicht, dann nimmst du einfach mein Herz aus deiner
Hosentasche und zerquetschst es,“ flüsterte Akira mit einem
halbernsten grimmigen Lächeln, indem er eine Hand langsam zur Faust
ballte.
„Zerquetschen wäre zu einfach, ich denk mir dann was gemeineres
aus,“ sagte Kei, mit einem Hauch von Schmunzeln auf den Lippen.
„Was wäre gemeiner? Es mit Zwiebeln braten und ins Curry mischen?“
Akira war ernst, als er das sagte.
„Es zerfetzen wäre gemeiner.“
„Es würde nur länger dauern,“ flüsterte Akira.
„Das wäre das Gemeine daran,“ sagte Kei leise.
Akira sah zur Seite. Dieses Gespräch war wider Erwarten noch
unangenehmer geworden.
„Ich gebe dir keinen Grund mehr dazu.“
Kei lächelte sanft. „Ich würd dich nur ungern in der Luft
zerreißen.“
Akira sah ihn streng an. „Ich dachte, wir hätten nur von einem
gewissen symbolischen Organ gesprochen.“ Wow. Wie behindert
klang das denn? Um sich und Kei davon abzulenken, was er gerade
bescheuertes von sich gegeben hatte, ließ er Kei los und versuchte,
sich unter ihm umzudrehen, was sich schwierig gestaltete. Also
begnügte er sich damit, nur wieder wegzusehen. Kei blieb einfach
liegen.
Um dein Herz zu zerfetzen, müsste ich dich töten, sonst kann
dich jemand anderes umbringen... Der Vampir beanspruchte dieses
Recht für sich,
Nach einer Weile, in der Akira es zuließ, sich durch das mit dem
Wahnsinnigen Zugedecktsein wohlzufühlen, sah er ihn wieder an.
„Spielst du noch beim Konzert mit?“
„Ja, die Jungs nerven mich schon, dass ich unbedingt mitspielen
soll, auch wenn ich kaum in der Schule bin. Schade, dass dein
Auftritt ausfällt.“
„Ja. Shingos damit auch. Hasegawa wird etwas verpassen. Give her
hell for me.“
„Werde ich. Doppelt.“
„Dreifach. Vierfach.“
„666 mal.“
Akira musste lachen. „Abendfüllend.“
„Oh ja. Das wird ein Spaß.“
„Müsst ihr nicht vorher noch proben? Das Konzert ist morgen.“
„Ja, ich bin morgen früh schon da. Schaust du zu?“
„Würde ich gern. Ich muss nur einen Weg finden, durchs Fenster zu
sehen, ohne entdeckt zu werden. Oder ich lasse Shingo alles für mich
filmen und sehe es mir auf deinem Telefon an.“
„Ich frag mal nach, vielleicht kommst du rein.“
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