Kei schlenderte zurück zu Colin. Bei ihm angekommen sagte er ruhig:
„Ich darf nicht mitkommen.“
Colin war nun angezogen, also in Schlafanzughose und T-shirt, und saß
im Schneidersitz auf dem Bett. Er musterte Kei, soweit ihm das in der
Dunkelheit möglich war. Bis auf drei Stück auf dem Nachttisch waren
alle Kerzen aus, aber die ruhige Musik lief noch.
Er nickte.
„Dennis sagt, er braucht mich hier. Aber ich werde von mir hören
lassen.“ Kei ließ sich vor Colin auf den Boden fallen, sodass er
saß und schaute zu ihm hoch. Colin zuckte mit den Schultern.
„In ein paar Wochen bin ich wieder da,“ sagte er leise.
„Ich weiß. Ich kriege die Zeit schon rum.“
Colin hielt sichtlich ein Schmunzeln zurück. Relativ erfolglos.
„Jaja, lach mich aus.“ Kei lächelte leicht. Es machte ihm nicht
groß was aus, Colin anlügen zu müssen. Er würde das früh genug
richtig stellen.
Nun grinste Colin unverhohlen. „Ich lache dich nicht aus,“ sagte
er leise. Er war wirklich nicht belustigt. Sondern sehr, auf eine
interessante neue Art, gerührt und verzückt. Dieses prickelnde
Schwindelgefühl meldete sich zurück.
„Schon klar.“ Kei musterte Colin vom Boden aus. Der sah ihn
weiter scheinbar amüsiert an, aber mit einem sehr warmen Blick, und
stützte das Kinn auf eine Hand, die er sich dabei ein bisschen vor
den Mund hielt, indem er auf seinen Daumen biss. Kei musterte ihn
weiter. „Wann fährst du jetzt eigentlich?“
Schulterzucken.
„Übermorgen wahrscheinlich. Oder den Tag danach. Ich brauche ja
erst die Uniform und Bücher und so.“
„Okay.“ Nicht viel Zeit 'ne Wohnung zu finden.
„Warum sitzt du da auf dem Boden? Müffel ich?“ Nun schmunzelte
Colin wirklich.
Kei lachte. „Soll ich mich lieber auf dich werfen?“
Noch ein Schulterzucken, diesmal elegant gekünstelt. „Du bist eh
kurz davor. Warum also noch mehr Zeit verschwenden?“
Kei grinste. Er stand auf und ließ sich auf Colin fallen. „So
besser?“ Colin fiel lachend zurück.
„Au. Du bist kantig.“
„Dafür entschuldige ich mich nicht.“
„Warum nicht? Ich habe mich an dir geschnitten, da!“ Er hielt
einen Arm hoch und zeigte auf eine völlig unversehrte Stelle über
der Armbeuge.
„Lügner, da ist gar nichts,“ sagte Kei schmunzelnd, nachdem er
die Stelle begutachtet hatte.
„Du siehst nur, was du sehen willst,“ sagte Colin seufzend und
ließ den Arm fallen. „Du hast mich tief verletzt,“ schmachtete
er affektiert und drehte mit leidendem Ausdruck den Kopf zur Seite.
Kei musste sich das Lachen verkneifen. Grinsend biss er Colin eine
kleine Wunde in die Halsbeuge.
„Jetzt ist da was.“
„Ah, spinnst du? Das tat wirklich weh.“ Stirnrunzelnd wischte
Colin sich über die Stelle. Es blutete nur ein bisschen.
„Ach was, das ist nur ein Kratzer.“
„Das hat richtig geknackt, Mann,“ beschwerte er sich. Sein
prüfender Finger hatte nur einen winzigen Blutschmier, aber er
stirnrunzelte Kei beleidigt an, während sich die Wunde schon wieder
schloss. Kei lachte.
„Das muss ich überhört haben.“ Er küsste Colin.
Bevor er darüber nachdenken konnte, erwiderte Colin den Kuss gierig
und schlang die Arme um Keis Nacken.
Die zwei Tage, die er noch mit Colin hatte, mussten bestens
ausgenutzt werden. Kei erhielt den Kuss aufrecht und setzte sich
vernünftig auf den Kleineren, was bequemer war als halb auf ihm zu
liegen. So musste er feststellen, dass Colins Körper nicht begriffen
hatte, dass sein Besitzer eine gewisse Sache eigentlich noch
aufschieben wollte. Er wand sich unter Kei und rutschte unwillkürlich
ein wenig so herum, dass aus der Bequemlichkeit etwas drängenderes
wurde, während er sich eigentlich nur voll auf Keis Lippen und Zunge
konzentrierte. Kei grinste ein bisschen und schob Colins T-shirt nach
oben. Der schien darauf gar nicht zu reagieren, sondern saugte nur
weiter an Keis Lippe und dem Ring darin. Das war dem Vampir für den
Moment ganz recht. Er biss Colin auf die Unterlippe und erkundete
dessen Oberkörper mit einer Hand, ohne dabei Anstalten zu machen,
ihm das Shirt ganz auszuziehen. Mit einem privaten Lächeln ließ
Colin ihn los, um das gleiche zu tun. Praktischerweise hatte Kei ja
nichts als ein Paar zerfetzte Jeans an. Er hörte aber nicht auf, ihn
zu küssen. Er wollte dabei langsam sein, aber es ging nicht.
Das konnte noch eine Weile so weitergehen. Absichtlich bewegte Kei
sich ein bisschen. Colins Atmung wurde hastiger und als er
feststellte, wie offensichtlich er mit seinen eigenen
Beckenbewegungen auf Kei reagierte, murmelte er wie betrunken: „Das
haben wir bestimmt schon hundertmal gemacht,“ gegen Keis Lippen.
„Ich hab nicht mitgezählt,“ entgegnete der grinsend.
Wenn sich das Blut in Colins Körper nicht gerade woanders
konzentriert hätte, wäre er vermutlich sehr rot geworden. Er hielt
Kei irgendwo am Rücken fest.
„Kannst du so tun...“ murmelte er heiser und sah zu, dass sein
Gesicht dicht genug an Keis lag, dass der ihn nicht direkt ansehen
konnte. Er schien Schwierigkeiten zu haben, den Satz zu beenden.
Kei schaute erst fragend, dann fragte er: “So tun, als was?“
Colin sah an Kei und sich hinunter und dann, als ihn das zu stark am
Denken hinderte, ein bisschen zur Seite.
„... Als ob... wir nicht... Ich habe nämlich nicht...“
Kei musste ein bisschen schmunzeln. Was auch immer Colin wollte, es
würde nichts ändern. Der Vampir wusste, dass Colin sich nicht mehr
daran erinnern konnte, was sie beide gehabt hatten bevor Dennis sein
Gedächtnis gelöscht hatte. Er wartete darauf, dass Colin den Satz
beenden würde.
Tat er aber nicht. Er ließ Kei nur los, um sich die Hände vors
Gesicht zu halten und sich frustriert ächzend auf die Seite zu
drehen, soweit das unter Kei eben ging, ohne diesen köstlichen Druck
auf seinen Schritt wegzuschieben. Jemandem, mit dem man schlafen
wollte, zu beichten, dass man Jungfrau war und bitte auch mit
Samthandschuhen angefasst werden wollte weil man anscheinend
bescheuerte Märchenvorstellungen von Sex und so weiter hatte, wäre
schon schlimm und peinlich genug, aber gleichzeitig zu wissen, dass
man eben schon bestimmt zigmal keine Jungfrau mehr war, und
mit eben genau derselben Person...
„This is so messed up,“ stöhnte er in seine Hände.
„Nur, weil du dir den Kopf zerbrichst.“ Kei lächelte und blieb
auf Colin sitzen. Das Umdrehen dürfte dem Kleineren nicht schwer
gefallen sein, angesichts der Tatsache, dass Kei nicht schwer war.
Kopf zerbrechen... Die Alternative wäre, richtig peinlich zu
sein, wenn ich einfach alles sagen würde, was mir einfällt...
Er sah Kei an, ein bisschen niedergeschlagen oder genervt vielleicht.
Aber das würde dir nichts ausmachen, oder? Er hatte ja
eigentlich nichts zu verlieren. Er wusste schon, dass Kei in ihn
verliebt war und riskierte wohl nichts, wenn er einfach direkt wäre.
Er musterte Kei angestrengt.
Aber wenn ich in der verlorenen Zeit anders war, also wie ich
wirklich bin, dann werde ich zu einer anderen Person wenn ich mich
jetzt anders verhalte, weil ich mich sicher wähne-
„Du kannst mich nicht schockieren. Egal, was du sagst – oder was
du denkst das ich nicht weiß,“ kommentierte Kei Colins Gedanken
und musterte ihn. Colin guckte ihn verwirrt an.
„Was?“
„Denk halt nicht so laut.“
Colin riss die Augen auf und holte Luft. „Telepathie ist - nicht -
erlaubt!“ rief er, indem er Kei dreimal schubste. Kei lachte.
„'Tschuldigung.“ Das meinte er nicht wirklich ernst. Er fand es
gut, Colins Gedanken mitzubekommen. Auch wenn er das nicht immer
absichtlich machte. Colin setzte sich auf und rutschte dabei weit
genug zurück, um sich nicht selbst eine Kopfnuss mit Keis Kinn zu
verpassen.
„Wenn du weißt, was ich gedacht habe, weißt du ja auch, was ich
sagen wollte, also frag nicht so scheinheilig.“ Er wirkte ein wenig
genervt und ziemlich peinlich berührt, aber nicht wirklich wütend.
Kei schmunzelte bloß. Colins Gedanken auszublenden musste er noch
lernen. Das wollte er zwar nicht unbedingt, aber lernen musste er es
trotzdem.
„Hilft es, dass ich gefragt habe, bevor ich das wusste?“
Vor lauter Verlegenheit sah Colin jetzt doch fast wütend aus und
konnte nichts sagen, sondern schubste Kei nur wieder.
Lach nicht, du Arsch.
Kei ließ sich nach hinten fallen. So sah Colin sein amüsiertes
Gesicht wenigstens nicht. Colin wartete ein bisschen und guckte
unschlüssig herum, ehe er wieder etwas sagen konnte. Nachdem er sich
geräuspert hatte.
„... Ähm, und... willst du noch?“ Ohne Kei anzusehen. Kei, der
seine unbequem aussehende Position nicht änderte, nickte, was Colin
nicht sehen konnte.
„Ja.“ Colin konnte man fast als niedlich beschreiben, wenn Kei
das Konzept von Niedlichkeit geläufig wäre.
„Und, ähm... räusper ... du kannst - würdest du... ja?“
Kei schmunzelte immer noch. „Okay.“
Colin musste verlegen grinsen und wischte sich über das Gesicht.
„... Tut mir Leid...“
„Du kannst nichts dafür.“
„Doch. Ich bin sehr umständlich. Entschuldige. Das muss für dich
so lästig sein.“
„Wieso? Ich bin doch schuld daran. Lästig wären ganz andere
Sachen.“
„Woran bist du schuld? Reden wir von derselben Sache?“ Colin
beugte sich vor, um Kei anzusehen.
„Ich bin schuld daran, dass du dein Gedächtnis los bist.“ Keis
Blick lag zwischen Colins Gesicht und der Zimmerdecke.
„Wie meinst du das?“ Colin zog sich das T-shirt aus und warf es
auf eine Ecke des Bettes. „Dennis hat gesagt, dass ich gefährlich
war und er es darum machen musste.“
„Weil ich gesagt habe, dass er's tun soll.“
„Und warum hast du das getan?“ fragte Colin im Konversationston.
„Weil das die einzige Möglichkeit war, dass du nicht völlig
durchdrehst... oder draufgehst.“
„Dann ist es doch unnötig, von Schuld zu sprechen, oder?“ sagte
Colin mit einem sanften Lächeln und öffnete Keis Hose. Der Knopf
war sowieso offen gewesen, also zog er nur ohne Umschweife den
Reißverschluss auf. „Dann muss ich dir ja dankbar sein. Und
trotzdem mache ich dir jetzt Umstände.“ Schulterzucken.
„Das nennst du Umstände.“ Kei lächelte.
Wieder zuckte Colin mit den Schultern. „Wenn ich mich plötzlich
ziere, obwohl du schon hundertmal mit mir geschlafen hast, das ist...
das würde mich an deiner Stelle vielleicht nerven. Das sollte alles
vielleicht einfacher machen, aber es ist irgendwie doppelt
peinlich... weil ich mir jetzt selbst Konkurrenz machen muss oder
so.“ Stirnrunzelnd und nachdenklich kroch er über Kei, um ihn
ernst anzusehen. „Ich verstehe das hier nicht ganz. Du?“
„Nein. Ich glaube, das ist auch nicht nötig.“ Kei musterte
Colin, da ihm das jetzt wieder möglich war. „Wieso sollte mich das
nerven, ich hab doch Zeit genug.“ Wenn er irgendetwas hatte, dann
war es Zeit.
Colins Gesicht entspannte sich merklich.
„... Ich frage mich nur, ob ich jetzt anders bin. Ich weiß nicht,
ob ich mich genauso verhalte wie du mich kennst. Wenn nicht - das
könnte - also, sollte ich versuchen, der gleiche zu sein-“
„Du bist wie du. Nur ohne die ganzen Dinge, die passiert sind.“
„Ja. Und das macht dir nichts aus?“
„Es ist schade, dass du dich an einiges nicht erinnerst, aber da
ich das nun nicht ändern kann, wieso sollte ich daran verzweifeln?“
„Nicht verzweifeln.“ Colin legte eine Faust sachte auf Keis
Brust, wie in einem sanften Zeitlupenschlag. „Du könntest nur sehr
enttäuscht sein, oder... irgendwie... abgetörnt.“
„Frustriert vielleicht. Manchmal.“ Kei sortierte seine Beine
etwas um, da es allmählich unbequem wurde drauf zu liegen. Colin
machte ihm Platz dafür und kniete nun zwischen seinen Beinen. Er
richtete sich wieder auf. Er nickte.
„Wenn das alles ist... ist es gut,“ sagte er und kam sich dabei
lahm vor. Ich habe das Gefühl, als müsste ich dich irgendwie
trösten oder bei der Stange halten.
Bloß nicht. Das wäre merkwürdig. Kei lächelte und zog
Colin wieder zu sich herunter um ihn zu küssen. Der machte es sich
dankbar lächelnd auf und teilweise neben Kei gemütlich, um seinem
neuen Hobby genüsslich nachzugehen. Er mochte, wie vertraut Keis
Körper seinem eigenen vorkam, obwohl er ihn gerade noch
kennenlernte. Kei hielt den Kleineren fest und vertiefte den Kuss.
Breathe. Breathe. Stop huffing. Breathe. Don't moan. Just breathe
normally. Shit. I'm passing out.
„... you dizzy...?“ murmelte Colin sachte.
„Nope,“ entgegnete Kei leise.
„Really... but it's really good...“
Kei musterte Colin. „Nicht bewusstlos werden.“
Er schüttelte langsam und sehr high lächelnd den Kopf, ehe er Kei
wieder küsste, und zwar langsam und sehr genüsslich. Leicht
grinsend erwiderte Kei den Kuss. Colins Oberschenkel lag auf und auch
in Keis Schritt und hielt wie der Rest von ihm nicht gerade still,
obwohl er seine Lage nicht wechselte. Scheinbar versuchte er, sich
durch Osmose in Kei hineinzuschmelzen oder ihn in die Bettdecke zu
drücken. Zwischen dem Einsatz von Zungenspitze und Zähnen flüsterte
er irgendwann: „Jetzt wirklich.“
„Ich weiß.“ Mit der freien Hand machte Kei sich daran, Colin
seiner Hose zu entledigen. Eilig hatte er es damit nicht. Nach einem
kurzen, wohligen Schaudern half Colin mit. Er hatte es eigentlich
eilig, aber versuchte, sich zurückzuhalten. Der Weg ist das Ziel.
Was Kei gerade machte, musste ausgekostet werden. Er machte bisher
genau das, worum Colin gebeten hatte und irgendwie kitzelte das
überall unter seiner Haut.
Während er Kei weiter gemächlich und innig küsste, kratzte er
sachte mit einer Hand auf seinem Bauch entlang und schob sie dann
unter Keis Hosenbund, um ihm die Jeans hinunterzuschieben. Das war
allerdings etwas schwieriger, weil er selbst halb darauf lag und die
Hose außerdem ziemlich eng war. Kei war so frei, sein Becken etwas
anzuheben, damit Colin es mit seiner Hose leichter hatte, während er
dem Kleineren die Schlafanzughose so weit herunter schob, wie ihm das
gerade möglich war, ohne seine Position großartig zu ändern. Colin
setzte sich auf und trat dabei seine Hose weg. Dann zog er Keis Jeans
herunter. Er wirkte weniger schüchtern als vorher, dafür
hauptsächlich entschlossen, wie er Kei fasziniert musterte. Kei
entledigte sich seiner Hose mit einem Tritt in die Luft und küsste
Colin wieder, nachdem er sich leicht aufgesetzt hatte.
Plötzlich musste Colin grinsen. „You can kiss me in the moonlight,
on the rooftop under the sky, oh,“ sang er leise, „you can kiss
me with the windows open while the rain comes pouring inside, oh,
kiss me in sweet slow motion, let's let everything slide...“
Das brachte auch Kei zum Grinsen. Mit der rechten Hand hielt er Colin
im Nacken fest und vertiefte den Kuss ein wenig.
„You've got mfl-“ Der Rest wurde weggeküsst und versickerte im
Nirvana. Colins Hände strichen von Keis Hals ziellos über seine
Schultern, Rücken, Brust und Bauch und er wagte sich noch zwischen
seine Beine. Er befühlte und rieb Keis Halbständer sanft und war
auf dessen Reaktion gespannt. Diese war ein Gefallen bekundendes
Geräusch, ein nicht allzu lautes. Er biss Colin leicht grinsend auf
die Unterlippe.
„Hm.“ Das war genug Ermutigung. Colin machte selbstsicherer damit
weiter, nachdem er noch dichter herangerutscht war. Das ist
Multitasking, dachte er abwesend, als Keis Zunge ihn wieder
ablenkte. Und er fühlte sich so besoffen.
Kei verlagerte sein Gewicht so, dass er den linken Arm nicht mehr zum
Aufstützen brauchte um es dem Kleineren gleichzutun. Den Kuss hielt
er dabei aufrecht.
Oh my god, fuhr es dem Jungen halbschockiert durch den Kopf,
und unnötigerweise You sure you wanna touch me there? Das war
so merkwürdig und er musste verzückt seufzen und sich gierig gegen
Keis Hand bewegen.
Yeah. Kei sprach diesen Kommentar nicht laut aus. Colin würde
ihn nur schlagen dafür. Das musste jetzt nicht sein. Er bewegte
seine Hand ein wenig schneller. Der Vampir war auch nicht wirklich
gut darin, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun und so ließ er Colins
Gesicht erst einmal in Ruhe. Es klebte trotzdem weiter auf seinem.
Colin konnte sich zwar auf nichts anderes konzentrieren als das, was
seine und Keis Hände da taten, aber Keis Lippen brauchte er dennoch,
auch wenn sein Atem und sein Puls unregelmäßig rasten und er nichts
mit ihnen anfangen konnte.
„Hm, wait,“ flüsterte er und ließ Kei los. Der ließ ihn auch
gehen, etwas widerwillig, und sah fragend in dessen Gesicht. Um sie
herum war es so ruhig, dass er den Herzschlag des Kleineren hören
konnte.
Colin nahm nicht wahr, dass nach dem Lied von Faith Hill, das er kurz
leise mitgesungen hatte, die Musik ausgegangen war. Er kroch über
das riesige Bett zum Nachtschrank, um die Kondomschachtel und die
Gleitgeltube aus der Schublade zu nehmen, die er während Keis kurzer
Abwesenheit darin verstaut hatte. Die Schachtel warf er achtlos neben
sich auf das Kissen.
In der Zeit, die Colin brauchte um das Zeug aus der Schublade zu
nehmen, machte Kei die Musik wieder an und war so frei, die
Zufallswiedergabe einzuschalten, damit sie nicht wieder einfach
ausging. Colin fummelte ein Kondompäckchen heraus und schnupperte an
dem Gel, während er da kniete und gespannt wie ein Flitzebogen
wartete, Tube in der Hand und Kei erwartungsvoll anstarrend.
Kei kehrte, als er mit der Stereoanlage zufrieden war, zu Colin
zurück und begegnete dessen Starren mit einem Blick, der eine
Mischung aus einem freundlichen Lächeln und einem leicht dreckigen
Grinsen war. Er wollte gar nicht wissen, was Colin erwartete. Im
Augenblick fand er es gut, dass die Gedanken seines Freundes nicht
ständig in seinem Kopf herumschwirrten. Der Vampir setzte sich neben
dem Kleineren aufs Bett und küsste ihn, wobei er ihm Kondom und
Gleitgelpackung abnahm.
„Oh, gu-“ -ut, mach du das... Colin erwiderte den Kuss
begeistert, mit einem schaumigen Wohlgefühl überall.
Kei ließ die Gleitgeltube neben sich fallen, nachdem er festgestellt
hatte, dass Kondompackungen öffnen mit einer Hand doch etwas mehr
Geschick erforderte als er fähig war aufzubringen und drückte Colin
leicht aber bestimmt nach hinten, ohne von ihm abzulassen. Der lehnte
sich zurück, auf seine Hände, sodass er immer noch saß, und zog
den Kopf zurück, um Kei zuzusehen.
Kei betrachtete Colin mit einem Blick, der vermuten ließ, dass er
Colin entweder auffressen wollte, oder er ein Junkie war, dem man
gerade Stoff für den nächsten Trip gegeben hatte. Dieser wilde
Raubtierblick war Colin zwar unheimlich, weshalb er noch ein Stück
zurückrutschte, aber er machte ihn auch zu sehr an, um ihm wirklich
Furcht einzujagen. Er begegnete ihm mit einem eigenen entschlossenen
Blick, der allerdings dadurch etwas an Wirkung verlor, dass er schwer
atmete und auf seiner Lippe kaute.
Kei grinste leicht und beobachtete Colin. Eigentlich könnte er das
den ganzen Tag machen, weil es amüsant war, ihm dabei zuzusehen. Nur
jetzt gerade wollte er das nicht ewig. Er öffnete die Plastikhülle
des Kondoms und küsste den Kleineren grinsend.
Mit einem brennenden Gefühl hinter den Augen erwiderte Colin den
Kuss hastig und fiel beinahe rückwärts aufs Bett, weil er Kei
wieder anfassen wollte und sich so nicht mehr aufstützen konnte. Mit
einer ungeduldigen Hand strich er über Keis Wange und Hals, während
die andere fast zitternd unter ihm nachgab.
Kei legte das Gummi zur Seite um mit einer Hand die Gleitgeltube zu
befingern - mit dem Zweck sie zu öffnen. Erfolg. Er öffnete die
Tube ohne wieder von Colin ablassen zu müssen und lehnte sich über
ihn. Die freie Hand benutzte er zum Abstützen um nicht auf ihn zu
fallen, doch Colin legte beide Arme um seinen Nacken und ließ sich
selbst nach hinten fallen. Was dazu führte, dass Kei nicht viel
anderes übrig blieb als auf Colin zu landen. Der küsste ihn bloß
gierig weiter mit Zunge und Zähnen und hakte seine Beine um Keis,
damit der blieb wo er war und Colins Beckenbewegungen nicht ins Leere
stießen. Grinsend beschmierte Kei einhändig seine rechte Hand mit
dem durchsichtigen, glitschigen Zeug. Das war etwas umständlich,
aber machbar, sogar ohne Colins Bettzeug damit zu versauen - nicht
dass ihm sonderlich daran gelegen wäre, Colins Bett sauber zu
lassen. Er kam Colins kurzen, hastigen Stößen mit eigenen entgegen,
während derer er mit zwei Fingern in den Kleineren eindrang.
Oh, really now- Colin wusste, dass ihn das nicht so
überraschen sollte. Er hielt trotzdem stirnrunzelnd die Luft an.
Körperlich war es nur leicht unangenehm. Die Peinlichkeit dieser
ganzen Geschichte überwog einfach. Er hielt Kei fest bei sich, damit
er ihm nicht ins Gesicht sehen musste. Anstatt ihn weiter zu küssen,
leckte er sich jedoch nur selbst verlegen die Lippen. Kei grinste und
bewegte seine Hand ein bisschen, nebenbei hinterließ er leichte
Bissspuren an Colins Hals. Die Bisse ließen Colin leise aufstöhnen,
oder er konnte es gut darauf schieben, in seinem eigenen Kopf, ohne
sich einzugestehen, dass Keis Finger schuld waren. Er kratzte sanft
auf Keis bunten Schultern und Rücken herum. Mit den Beinen konnte er
ihn jetzt nicht mehr festhalten.
Kei führte sein Tun noch eine kleine Weile fort, man konnte meinen,
er hätte ein Muster aus kleinen Verletzungen auf Colins Hals
hinterlassen wollen. Doch kaum dass er damit fertig war, waren die
ersten auch schon wieder verheilt. Leise stöhnend stemmte Colin sich
in die dicke, weiche Decke, Keis Hand entgegen. Er hatte ihn
losgelassen und krallte sich nun in die Decke. Zwischen ihnen wurde
es ein wenig glitschig, als Colins Eichel etwas zu tropfen begann.
Kei küsste den Kleineren und biss ihm beinahe zärtlich auf die
Unterlippe der daraufhin mit einem leisen Geräusch seufzte, das ihm
peinlich gewesen wäre, wenn er noch geradeaus hätte denken können.
Die Musik und Kei auf ihm lenkten ihn davon ab, während er langsam
zurückküsste und sich unter ihm wand. Vor seinem inneren Auge
erschien ein bescheuertes Gänseblümchen, das Blütenblätter
fallenließ.
He loves me, he loves me not, he loves me, he loves me not, he
loves me-
Kei ließ von Colin ab, um sich des Gummis anzunehmen. Im ersten
Moment entfuhr Colin noch ein hilfloses Seufzen vor verzweifelter
Enttäuschung, dann versuchte er, sich aufzurichten um zu sehen, was
Kei machte, gab das aber gleich wieder auf und ließ sich wieder
zurückfallen. Er wischte sich über das Gesicht. Seine Hände waren
etwas kühler als seine brennenden Wangen. Seine Beine bewegten sich
von selbst, um möglichst viel von Kei zu berühren, der da zwischen
ihnen kniete und er musste so dringend angefasst werden.
Kei ließ Colin nicht lange Zeit enttäuscht zu sein, was überhaupt
nur der Tatsache geschuldet war, dass man Kondome nicht einhändig
aus der Verpackung nehmen konnte. Nach dem Überziehen beugte er sich
wieder über den Kleineren, küsste ihn und ersetzte seine Finger
nicht besonders vorsichtig durch sein Geschlecht.
Holy shit it's happening now- fuhr es Colin zuerst siedendheiß
durch den Kopf. Doch weil Kei sich und ihm kein bisschen Zeit ließ,
trieb ihm ein stechender, rauher Schmerz und schließlich ein
merkwürdiges Schwindelgefühl alle Gedanken aus und er zitterte nur
stöhnend und biss Kei versehentlich auf die Lippe. HOLY SHIT.
Das war besser als – besser als – Geigespielen.
Es wäre zwar genug Zeit vorhanden gewesen um vorsichtig zu sein, nur
kam Kei das nicht in den Sinn. Wenn er irgendetwas gerade nicht
brauchte - Colin offensichtlich auch nicht - war das vorsichtiges
Zögern. Ohne Colin sich an dieses Ausgefülltsein gewöhnen zu
lassen, begann er sich zu bewegen. Gierig bewegte er sich etwas
schneller, wobei seine Stöße zunehmend härter wurden.
Ow, fuck- Der rauhe Schmerz blieb und nahm zu. Das andere,
gute Gefühl aber auch. Um Kei nicht den Rücken oder die Arme zu
zerkratzen, raufte Colin sich Teile der Decke über seinem Kopf
zusammen, den er schluchzend darin vergrub. Er hatte Schwierigkeiten
zu atmen. Immer wenn er Luft holte, trieb Kei sie ihm wieder aus. Und
er hoffte abwesend, dass Kei ihm nicht genau ins Gesicht sah, denn er
wusste, dass er weinte, wollte aber nicht, dass Kei aufhörte.
Eigentlich schon, aber eigentlich nicht.
Kei hatte die Augen halb geschlossen und führte eher mehr als
weniger rücksichtslos fort, was er tat. Colin dabei anzusehen gelang
ihm nicht wirklich. War ihm auch egal.
Colin konnte sein Zucken und Zittern nicht kontrollieren, oder sein
Stöhnen, das allmählich zu leisen Schreien wurde, also rupfte er
sich die Decke über das Gesicht, um hineinzubeißen. Er merkte nicht
einmal, wie er kam. Nur, dass er sich wie in einer perversen Version
von Elektroschocktherapie vorkam.
Kei kam stöhnend eine kleine Weile nach Colin, dessen Gesicht er nun
doch gern gesehen hätte. Zu hören, was der Kleinere verlauten ließ,
war allerdings ebenso gut. Sein Kopf war nicht weit von Colins
Schutzschilddecke entfernt. Berauscht lächelnd und schwer atmend
ließ er sich auf Colin sinken und zog sie ihm vom Gesicht.
Der zuckte und zitterte noch und atmete schwer. Er verlor seinen
Griff in das feuchte Bündel auf seinem Gesicht aber ließ es einfach
wegrutschen. Luft war auch gut, und jetzt da Kei stillhielt, konnte
er vielleicht aufatmen und aufhören, so unkontrolliert zu
schluchzen. Kraftlos wischte er sich mit einem Unterarm über das
nasse Gesicht, weil der gerade so praktisch da in der Nähe war, und
ließ ihn dann auch über seinem Kopf liegen. Kei vergrub sein
Gesicht in Colins Halsbeuge und blieb luftholend auf ihm liegen. Mit
einer Hand strich er ihm leicht übers Gesicht.
„Du - hast - Das war - nicht - nett,“ schluchzte Colin atemlos.
Er schien aber bloß erschöpft zu sein. Immerhin weinte er nicht
mehr. Right. Anything else I'd like to embarrass myself with?
„Sag bloß, du hast Nettigkeiten von mir erwartet,“ nuschelte Kei
leise in Colins Halsbeuge.
Ja, habe ich! rief er in Gedanken, weil er seiner Stimme jetzt
nichts mehr zutraute, und hoffte, dass das bei Kei ankam. Das hat
wehgetan! Er wollte Kei von sich runterschubsen, fand aber nicht
einmal die Energie, seine Arme überhaupt zu heben.
„Klang nicht danach, als hätte dich das groß gestört.“ Keis
Gesicht zierte ein leichtes Grinsen.
„Are you - fucking - kidding - Get off!“ Nun schaffte Colin es,
Keis Schulter zu schlagen. Der blieb einfach unbeeindruckt liegen und
schmunzelte. Colin gab sich die Zeit, um seine Atmung noch etwas zu
beruhigen. „Haben wir das immer so gemacht?“ fragte er
schließlich heiser.
„Weniger romantisch,“ kommentierte Kei. Colin machte ein
säuerliches Gesicht, das Kei nicht sehen konnte.
„Das war nicht romantisch,“ brummte er. „Das war brutal.“
„Ich meinte die Umgebung.“ Er machte eine kleine Pause. Im
Vergleich zu Colins wirklichem ersten Mal und Sex neben der Leiche
seines Vaters war das
schon romantisch. Mit Kerzen und Musik. „Es hat dir gefallen.“
„... Am Anfang. Ja...“ gab Colin leise zu. „Danach... Das
machen wir nicht nochmal,“ murmelte er. Dass es vielleicht etwas
leichtsinnig war, das jetzt zu sagen, während Kei noch wie
ein heißer, nasser Baumstamm in ihm steckte, fiel ihm zu spät ein.
Kei schmunzelte bloß.
Das klang ganz anders. Du kannst mir erzählen, was du willst.
Als Kei nicht zu reagieren schien, fragte Colin zaghaft: „War ich
ein Masochist?“ und schämte sich gleich für die bescheuert
klingende Frage.
„Scheinst du immer noch zu sein.“ Kei grinste ein bisschen.
„... Du kannst mich mal,“ sagte Colin matt. Ihm fiel nichts
besseres ein.
„Immer gerne,“ entgegnete Kei leise.
Nur weil er immer noch in dieser Hormonsuppe schwamm, traute Colin
sich, folgendes laut auszusprechen: „Wann habe ich gesagt, dass ich
gut finde, was du machst? 'Oh yeah baby fick mich, härter, tiefer,
schneller' - Habe ich das irgendwann gesagt, huh?“ sagte er heiser.
Herausfordernd. Des Nachdrucks wegen schlug er Kei nochmal auf den
Oberarm.
„Nicht wörtlich.“ Kei grinste. Hast du, nur nicht heute.
„Also habe ichs nicht gesagt!“
Kei lachte ein bisschen. „Und wenn du wieder laufen kannst, kommst
du an und sagst 'Mach das nochmal'.“
Colin rutschte herum und schob Kei halb von sich herunter - sodass er
aus ihm herausrutschte - um ihn zu ohrfeigen. Kei fing seine Hand
grinsend ab. „Zu langsam.“
Colin holte Luft und funkelte Kei wütend an. „Raus,“ sagte er
heiser.
„Bist du sauer? Ich wollte nicht, dass du sauer wirst.“
„Bin ich-“ Er starrte Kei ungläubig an und vergaß darüber,
seine Hand zurückzuziehen. „Das hat scheißewehgetan und du machst
bloß Witze! Ich dachte du hättest kapiert, was ich von dir will und
dann machst du – SOWAS! Ist ja kein Wunder, dass ich wahnsinnig
geworden bin!“
„'Tschuldigung.“ Hey! das war nicht meine Schuld!
„'Entschuldigung'?! Ernsthaft?“ Er schubste Kei. „Ich war so
kurz davor -“ Er zeigte 'ein bisschen' mit Daumen und Zeigefinger
und sah Kei dann wieder böse an, nur um sich auf die Zunge zu
beißen, damit er den Satz nicht beenden musste. Er schien vergessen
zu haben dass 'sozial' oder 'Menschen verstehen' nicht zu Keis
Qualitäten gehörten.
Mir eine zu scheuern? Mich gern zu haben? Mich aus dem Fenster zu
schmeißen? Kei musterte den Kleineren.
Mich in dich zu verlieben.
Kei musterte Colin weiterhin. Einfach mal den Mund halten zu können
würde ihn aus einer Menge Mist heraushalten. Colin sah ihn nicht
direkt an und guckte dafür schamvoll irgendwo unter seinem Gesicht
herum. Nackter Kei war aber nicht sehr hilfreich beim
Nicht-verlegen-werden, und so kaute er sich nur weiter auf der Zunge
herum und hoffte, dass seine sehr warmen Wangen nicht so rot waren
wie sie sich anfühlten. Er steckte sich eine Locke hinters Ohr.
„... Ich werde nicht sagen 'Mach das nochmal',“ murmelte er.
„'Mach das anders' vielleicht.“
Kei rollte sich auf die Seite. Er lächelte leicht und nahm die Hand
mit der Colin ihn gerade noch hatte schlagen wollen. Colin ließ ihn,
aber konnte ihn nicht direkt ansehen. Kei schloss die Augen und
behielt Colins Hand in seiner. Colin drehte sich auf die Seite, auf
Kei zu, und musterte ihn stumm.
Der lächelte und schien fast zu schlafen.
Nach einer Weile machte auch Colin die Augen zu und driftete weg.
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