Kei nahm einen langen Weg aus dem Irrgarten heraus und den langen Weg
zur Tür. Er entschied sich dagegen, in seinem Zimmer herumzusitzen
und ging stattdessen in dem Gebiet um das Schlossgelände herum
spazieren.
Ähnlich hielt es Colin, indem er erst das Labyrinth verließ, wenn
auch auf direkterem Weg als Kei, und dann über die dunklen, diesigen
Wiesen wanderte, die zum riesigen Anwesen gehörten. Als er die
künstliche Höhle fand, zündete er dort die Kerze in der Laterne an
und wunderte sich beim Einstecken des Feuerzeugs zum ersten Mal
darüber, dass ihm gar nicht kalt war. Es war Jahresende, morgens lag
oft Rauhreif auf dem Gras und alle trugen Schals und Mützen - aber
er fror nicht, obwohl er die Kälte wahrnahm.
Vielleicht war es in Keis Gegenwart einfach noch viel kälter. Oder
sein Frösteln während Keis Kampf mit Delilah und nun im dunklen
Labyrinth hatte eine ganz andere Ursache gehabt.
Noch bevor sich der Nebel lichtete, ging er ins Schloss zurück.
Kei blieb die ganze Nacht verschwunden und war auch am nächsten
Morgen nicht im Schloss zu finden. Da es nachts geregnet hatte, war
Kei, mit Jeans und T-shirt bekleidet, die Nacht im Regen
umhergegangen und hatte sich prompt verlaufen. Nicht, dass ihn das
störte. Klatschnass ging er durch Felder und Waldstücke.
Seine Abwesenheit fiel zwar natürlich auf, sorgte aber nicht für
besonderes Aufsehen. Die unsichtbaren Wachposten unter Delilahs
Führung wussten von seinen Ausflügen und kümmerten sich längst
nicht mehr darum. Mit Colin war das anders. Er wusste auch, dass Kei
kam und ging, wie es ihm beliebte, obwohl er genauso versteckt
bleiben musste wie er selbst, aber scheinbar schienen alle, die etwas
zu sagen hatten, Kei zu vertrauen. Oder ihm zumindest zuzutrauen,
sich effektiv versteckt zu halten und nicht die Geheimhaltung der
Basis zu gefährden. Darum ging es Colin aber nicht. Diese
Vampirsache war nur eine dieser vielen Geschichten, die er glauben
musste aber nicht nachweisen konnte. Es wurmte ihn einfach nur, dass
Kei sich nicht blicken ließ. Er hatte keine Ahnung, wo der Kerl
steckte, und das nervte ihn, aber er wusste nicht genau, warum.
Nicht, dass er an diesem Tag viel mit ihm - oder mit sich selbst -
angefangen hätte. Er wäre beinahe überhaupt nicht aufgestanden.
Als er es aber doch getan hatte und Kei nirgends auftauchte, fand er
sich irgendwann unerklärlicherweise in Keis Bett wieder, wo er sein
deprimiertes Dösen/Weinen/Schlafen fortsetzte.
Erst am späten Nachmittag hatte Kei den Weg wiedergefunden. Es
regnete in Strömen, als er leise und klatschnass im Schloss ankam.
Auf dem Weg in sein Zimmer hinterließ er eine Spur aus Regenwasser
auf den teuren, antiken Teppichen und Holzdielen. An seinem Ziel
angekommen stellte er beim Abpellen der nassen Kleidung fest, dass
sein Bett belegt war. Er musterte Colin eine Weile, der fest zu
schlafen schien. Zumindest seinem ruhigen Atmen und der halb unter
der Bettdecke zusammengerollten Körperhaltung nach zu urteilen. Die
Türen zum gemeinsamen Badezimmer standen beide weit offen und es
brannte kein Licht in den Räumen. Die Winterdämmerung und der
dichte Regen ließen sie nächtlich erscheinen.
Kei nahm sich ein Handtuch und trocknete sich ab, ehe er sich, in
frischen trockenen Boxershorts, vorsichtig unter seine Decke legte.
Er wollte Colin nicht aufwecken. Der gab auch kein Zeichen des
Aufwachens von sich, sondern rollte sich nur etwas auf den Bauch und
vergrub das Gesicht im Kissen, als sich die Matratze leicht bewegte.
So wie Kei es von ihm kannte, bestand sein Schlafanzug aus einem
T-shirt und einer richtigen Pyjamahose. Letztere war ihm in die
Kniekehlen hochgerutscht. Kei lächelte ein bisschen und legte
vorsichtig einen Arm mehr auf als um Colin, bevor er selbst die Augen
zumachte.
Das reichte ihm. Er brauchte nicht zu schlafen.
Der Regen ließ über die Stunden nach und reduzierte sich auf ein
stetiges weiches Nieseln mit gelegentlich etwas dickeren Tropfen, die
ab und zu lauter gegen die Fensterscheiben schlugen. Kei lag die
ganze Zeit mehr oder weniger wach neben Colin und ließ sich von
dessen Körpertemperatur aufwärmen. Der Junge schlief noch lange
ruhig weiter, und drehte sich nur ein bisschen, bis er schließlich
so an Kei gelehnt dalag, dass er dessen Oberarm und Schulter wie ein
Kopfkissen benutzte und das Gesicht beinahe an seine Brust drückte.
Als der Regen etwas schwächer wurde, schlief Kei schließlich doch
ein. Da war es schon fast wieder Abend.
Irgendwann in den lächerlich frühen Morgenstunden wachte Kei wieder
auf. Sein Zimmer war dunkel. Draußen war es auch dunkel und im
ganzen Schloss herrschte Stille. Colin lag nun nicht mehr auf ihm,
sondern neben ihm, und sah ihn mit dem Kopf auf eine Hand gestützt
an. In möglichst unpeinlicher Entfernung.
Kei sah Colin müde an. „Guten Morgen.“
„Morgen,“ murmelte Colin, nachdem er den Mund erst ein paarmal
erfolglos geöffnet und wieder geschlossen hatte.
„Ich wollte dich nicht wecken,“ erklärte Kei lächelnd. Nun
lächelte auch Colin sachte. Bisher hatte er ernst dreingeblickt.
„Tut mir leid. Was ich gestern gesagt habe,“ sagte er leise.
„Ich war auch kein Gentleman.“ Kei blickte Colin leicht von unten
an, da er sich nicht die Mühe gemacht hatte, seine Position groß zu
ändern. Das brachte Colin zum Schmunzeln. „Ich werde aber auch nie
einer sein,“ fügte Kei an. „Du bist übrigens schön warm.“
„Sag das nicht.“ Colins Mundwinkel zuckte.
„Was davon?“
„Dass du nie ein Gentleman wirst. Immerhin...“ Er zuckte langsam
die Schultern und ließ den Blick um das Bett schweifen, bevor er Kei
weiter ansah.
„Bisher war ich keiner.“
„Suit yourself. Aber du hast mich nicht aufgeweckt und
rausgeworfen. Du hast dich scheinbar an mir gewärmt und ich habe
meine Hose noch an.“ Sein Grinsen deutete an, dass er das alles
nicht so besonders ernst meinte.
„Nicht, dass das nicht zu ändern wäre...“ Keis Blick war
spaßig-herausfordernd.
„Sag ich doch. Aus dir wird noch ein Gentleman.“ Das brachte Kei
zum Lachen. Colin grinste. „Ich könnte das nicht, glaube ich.“
„Was könntest du nicht?“
„Wenn ich in jemanden - also wenn ich - also, einfach nichts tun.
Abwarten und Tee trinken. Das könnte ich nicht. Ich bin wohl ein
Hinterherrenntyp.“
„Ich bin auch nicht gut darin.“
„Doch, bist du. Extrem gut.“ Mit diesen Worten setzte Colin sich
auf und kroch zur Bettkante.
„Bleib doch hier. Es ist mitten in der Nacht.“
Colin hielt inne und sah ihn an. „Hast du nicht eben ‚Guten
Morgen‘ gesagt? Außerdem bin ich jetzt wach.“
„Das heißt nicht, dass du verschwinden musst.“
Colins Blick weitete sich fast unmerklich.
Herzklopfen.
Er kam ein paar Zentimeter zurück und zog sich die Decke wieder über
die Beine.
Kei lächelte leicht. Er nahm sich Colins erreichbarere Hand und
hielt sie locker fest. Colin sah dorthin und musste sich daran
erinnern zu atmen. Und das weiterhin leise zu tun, was dann dazu
führte, dass er zumindest optisch den Eindruck erweckte, als sei er
ein wenig außer Atem. Er sah Kei an. Es war dunkel, also konnte er
vielleicht nicht sehen, wie Colins Augen und Wangen gerade aussahen.
Der Anblick von Keis tätowiertem, nacktem Oberkörper, selbst in
diesem schwachen Licht, half ihm jedenfalls nicht dabei, seine
Fassung zu bewahren.
Was Kei nicht sehen konnte, war die Farbe in Colins Gesicht. Den Rest
sah er klar wie am Tag. Sein Gesichtsausdruck war fast unschuldig,
als wollte er sagen: ‚Ich hab doch gar nichts gemacht.‘
Colin drehte seine Hand in Keis und schloss die Finger um sie. Kei
setzte sich leicht auf und musterte Colin. Der versuchte, Kei nicht
zu sehr anzustarren, konnte sich aber nicht ganz davon abhalten. Er
sah irgendwie peinlich berührt aus. Oder auf eine verwirrte Weise
besorgt. Wie man eben so aussah, wenn der schöne Typ, auf den man
stand, halbnackt neben einem im Bett saß, händchenhaltend, und
einen anstarrte. Mit der freien Hand schob Colin seine Haare hinter
ein Ohr. Dafür waren sie nun gerade wieder lang genug. Kei
beobachtete Colin noch eine kleine Weile, ehe er leicht an dessen Arm
zog um ihn zu sich zu ziehen. Das ließ Colin auch zu, auch wenn er
darüber selbst überrascht war. Um sich aufzustützen, hätte Kei
seine Hand loslassen müssen. Was er nicht tat, sodass Colin halb auf
ihm landete. Und seine freie Hand langte zuallererst versehentlich
auf Keis nackten Oberschenkel.
Argh. Er kam sich so peinlich vor. Kei grinste ein bisschen.
Colins Gesicht in Farbe wäre jetzt sehenswert gewesen, aber er
wusste wie es aussehen musste. Rot.
Das wusste Colin auch, oder er vermutete es stark. Seine Wangen und
Ohren brannten noch, nachdem er sich wieder aufgesetzt hatte, nun
sehr dicht vor Kei, und beinahe an ihn geschmiegt. So dicht bei sich
hatte Kei Colin das letzte Mal gehabt, als sie Motorrad gefahren
waren. Das sollte öfter so sein, fand Kei. Er hielt Colins Hand
weiter fest und küsste den Kleineren einfach.
Verblüfft atmete Colin erst aus, aber schloss schnell die Augen und
erwiderte den Kuss, keusch aber sehr bereitwillig. Seine Hand in Keis
zuckte leicht. Kei lockerte den Griff um Colins Hand so, dass der
Kleinere damit tun konnte was er wollte, und erhielt den Kuss
aufrecht. Und der machte mit. Sogar mit allmählichem Lächeln. Seine
Finger strichen über Keis Hand und dann seinen Arm hinauf. Und mit
Lippen und Zunge probierte er gemütlich aus, was man so mit Keis
Lippenring anstellen konnte. Der Vampir nahm die nun wieder freie
Hand dazu, Colin ein kleines Stück dichter zu sich zu ziehen.
Während er nun wieder so ziemlich an Kei lehnte, zog Colin den Kopf
etwas zurück.
„Ich nehme alles zurück,“ sagte er leise.
„Das sagst du jetzt. Morgen bin ich wieder ein Arschloch,“
scherzte Kei. Colin schmunzelte.
„Das sehen wir dann morgen,“ sagte er und küsste ihn wieder, mit
den Armen auf Keis Schultern. Kei grinste und erwiderte den Kuss. Bis
morgen war nicht mehr so viel Zeit.
Während sie so weitermachten, Colin langsam und unermüdlich und
zwischendurch mit glücklichem Schmunzeln, kniete er irgendwann
rittlings auf Keis Oberschenkel und stellte viel später fest, dass
er deutlicher sehen konnte. Er sah zum nächsten Fenster, wo der
dunkelgraue Himmel den Morgen ankündigte.
„Jetzt ist es wirklich morgens,“ bemerkte Kei, ohne wirklich von
Colin abzulassen. Eine Hand war irgendwo in Colins, wieder lang genug
dafür gewordenen, Haaren verschwunden und mit der anderen hielt er
den Kleineren fest. Colin nickte.
„Schade.“
„Du musst immer noch nicht aufstehen.“
Colin schüttelte langsam den Kopf. „Nein. Aber ich mag die Nacht.“
„Gut, dass der Tag nicht lange dauert.“
Colins Augen weiteten sich plötzlich etwas, als fiele ihm etwas ein.
„Hm?“ Kei schaute ihn fragend an.
„Ich glaube, Rupert kommt heute zurück.“
„Wo war der eigentlich?“
„Bei der Meditec in Liverpool.“ Er ließ Kei nicht los und stieg
auch nicht von ihm herunter. Das hier war viel zu... schön.
„Dann kommt er bestimmt nicht um diese Uhrzeit zurück.“ Kei
wollte Colin noch eine Weile für sich beanspruchen.
„Nein,“ sagte Colin leise. Wie er Kei so ansah, musste er
plötzlich beschämt lächeln. „Ist das hier w-“ Keis Lippen
schnitten ihm das Wort ab. Das war auch ganz gut. Er hätte nämlich
sonst beinahe den Umstand angesprochen, der ihn nun dazu brachte,
sich etwas aufzusetzen, damit Kei nicht auch spürte, was gerade in
seiner Hose los war, und sich darüber lustig machen konnte.
Darüber lustig gemacht hätte Kei sich keineswegs. Was Colin sagen
wollte, schien nicht allzu wichtig zu sein, denn er machte keine
besonderen Anstalten es fortzusetzen. Er küsste Kei bloß langsam
und genüsslich weiter und stützte sich dabei auf Keis Schultern, um
sich nicht wieder auf ihn setzen zu müssen.
Um sie herum wurde das Schloss so langsam wieder wach.
Nicht, dass Colin das interessierte. Keis Haare, die Farben und
Formen auf seinen Schultern, die gewichtige Tatsache seiner Nacktheit
und vor allem sein Mund beschäftigten ihn zu sehr.
Kei bekam das beginnende Treiben um sie herum mit, kümmerte sich
aber auch nicht darum. Es war nicht schwer, die Geräusche um sich
herum auszublenden, wenn Colin fast auf ihm saß.
Sie schafften es irgendwann aus dem Bett, in andere Kleider und sogar
andere Räume. Kei war es nicht ganz recht, dass Colin es sich in der
Bibliothek gemütlich machen wollte, also brachte Colin sich zwei
Bücher in Keis Zimmer mit, wo er gegen Kei gelehnt versuchte,
Gedichte zu lesen, während Kei auf seiner Gitarre herumzupfte.
Beides wurde von beiden häufig unterbrochen, um ihr neues Hobby von
den frühen Morgenstunden wieder aufzunehmen.
Niemand störte sie, bis am Nachmittag Rupert zurückkam.
Delilah klopfte an Keis Zimmertür und holte Colin heraus, um ihn zu
Rupert zu bringen. Dafür erntete sie einen Mittelfinger von Kei, der
die folgende Zeit mit der Gitarre, Warten und Herumlaufen
herumbringen musste. Als Colin nach über zwei Stunden aus Ruperts
Privatapartment kam und Kei nicht in seinem Zimmer vorfand, wanderte
er ziellos durch das Schloss, um ihn zu suchen. Er fand ihn
schließlich im Spielzimmer. Der Vampir lag auf dem Billiardtisch und
versuchte, die Dartscheibe im Liegen zu treffen.
Ein prüfender Blick auf die Zielscheibe ließ Colin wissen, dass die
liegende Position für Kei kein großes Hindernis darstellte und mehr
ein Ausdruck der Langeweile als ein herausforderndes Handicap war. Er
schloss die Tür und ging zum Sofaende, das dem Billiardtisch am
nächsten stand, um sich daran zu lehnen.
„Das war wohl ein sehr ausführlicher Reisebericht, was?“ fragte
Kei, der einen Smiley in die Dartscheibe geworfen hatte.
„Eigentlich nicht. Er hat kaum von der Messe gesprochen.“ Colin
legte etwas den Kopf schief, um die Darts kurz nachdenklich zu
betrachten.
„Erzählst du mir die Neuigkeiten?“ Der Smiley hatte ein ziemlich
verzerrtes Gesicht, weil Kei beim Werfen nicht genau hingesehen
hatte.
„... Ich kann wieder zur Schule gehen...“
„Aber?“
„... Es ist ein Internat in Schottland.“
„Aber dann sehe ich dich kaum noch.“
Colin blickte zu Boden und errötete leicht.
„Kannst du nicht auf ‘ne normale Schule gehen? Die Internatsidee
finde ich scheiße.“ Dass Colin seinen Schulabschluss machen
sollte, fand Kei allerdings gut.
„Das habe ich auch gefragt,“ sagte Colin, nachdem er sich
verlegen geräuspert hatte. „Aber wenn ich in Lancaster zur Schule
gehe, bringe ich uns alle in Gefahr. Das Internat bei Inverness ist
laut Dennis und Rupert richtig sicher und unbeobachtet. Da kann ich
mit nur leicht verändertem Namen als ich selbst sein. Hat er
gesagt.“
„Das ist ja gut. Aber dann bist du trotzdem weit weg.“
Colin nickte.
Es war schwierig... aber fühlte sich auch richtig gut an. Noch einen
Tag zuvor wäre er von Ruperts Vorschlag hellauf begeistert gewesen
und hätte auf der Stelle seinen Koffer gepackt. Er wollte das auch
jetzt tun. Aber jetzt gab es noch Kei.
Er verschränkte betreten die Arme.
„... nur bis Weihnachten,“ sagte er schließlich.
„Und dann bis zum Sommer und Weihnachten ist kurz.“
„Es ist aber eine gute - Was soll ich denn sonst machen?“
„Dichter hier zur Schule gehen.“ Kei kam der Gedanke, dass er
sich einfach, jetzt wo er legal volljährig war, eine Wohnung nehmen
könnte, aber er bezweifelte, dass Dennis damit einfach so
einverstanden wäre.
„Hast du nicht zugehört? Das lässt uns auffliegen,“ sagte Colin
sanft.
„Lässt uns auch auffliegen, wenn ich ne eigene Wohnung irgendwo da
hätte?“
Überrascht sah Colin auf. „Du w-“ Du würdest mir
hinterherziehen?
„Da wäre jedenfalls mehr los als hier,“ kommentierte Kei Colins
Gedanken.
„Das glaube ich nicht. Inverness ist jetzt nicht die aufregendste
Metropole, und das Internat liegt auch noch ein Stück außerhalb.“
„Das Stück außerhalb ist immer noch kürzer als der Weg von hier
aus.“
Colin musterte ihn und sah dabei ein wenig überwältigt aus, gelinde
gesagt. Kei lächelte leicht. „Ich will nicht drei Stunden
brauchen, nur um dich zu besuchen. Dafür bin ich zu verwöhnt.“
Colin machte die drei Schritte zum Billiardtisch und stützte sich
mit den Händen auf die breite Kante. „Warum willst du das machen?“
fragte er leise.
„Ich will nicht, dass du so weit weg bist.“
Colin beugte sich etwas über ihn und schmunzelte liebevoll. „...
Hinterherrenntyp.“
„Purer Egoismus.“ Kei zog ihn zu sich und küsste ihn. Grinsend
versuchte Colin, den Kuss zu erwidern, und trotz Keis Griff mit auf
den Tisch zu klettern. Kei ließ ihm auch die Möglichkeit dazu, da
er ihn nicht besonders festhielt. Colin kniete sich so hin, dass er
beinahe auf Keis Bauch saß, ohne den Kuss zu unterbrechen. Kei
grinste in den Kuss und schob eine Hand unter Colins Shirt. Der
versteifte sich daraufhin etwas und hob den Kopf, um Kei anzusehen.
Kei erwiderte Colins Blick immer noch grinsend. Colin musste zwar
schmunzeln, legte aber eine Hand auf Keis Unterarm und schob ihn
hinunter. Kei verhakte einfach die Finger in der Gürtelschlaufe von
Colins Hose, weil er ihn nicht ganz loslassen wollte.
„Was, wenn das eine Enttäuschung wird?“ fragte Colin und setzte
sich auf.
„Du denkst zu viel,“ erwiderte Kei.
„Denkst du genug?“
„Selten.“
Colin musste grinsen. „Was willst du?“
„Sex, Blut, dich und 'nen Drogenrausch.“
Darauf wusste Colin nichts zu entgegnen und glotzte nur doof, bis er
leise lachen musste. Kei musterte ihn grinsend. Er sah belustigt,
verlegen und etwas ungläubig aus. Und jetzt schob er sich wieder die
Haare hinter die Ohren.
„Was ist denn, wenn du mich nicht kriegst? S- alles andere kannst
du dir ja erfüllen, aber dafür wanderst du ja nicht nach Inverness
aus.“
„Ich kann mich ja als Minnesänger versuchen. Oder ich versuche
mich zu betrinken und tue Dinge, die ich nüchtern bereuen könnte.“
„Was denn zum Beispiel?“ fragte Colin gutgelaunt.
„Das weiß ich noch nicht. Ich war noch nie so betrunken, dass ich
den Scheiß, den ich gebaut habe, bereut habe.“
„Warst du noch nie betrunken genug? Oder bereust du einfach gar
nichts?“
„Ich war noch nie betrunken genug um etwas zu tun, dass ich bereuen
würde. Da gibt es auch nicht viel.“
„Hast du überhaupt nie etwas getan, das du danach bereut hast?“
Mit den Fingern strich Colin ein paar Falten in Keis T-shirt entlang,
um sie zu glätten. Das war natürlich nur ein Vorwand. Er saß dem
Jungen sehr bequem auf den Hüften.
„Nichts, das nicht doch irgendwie so ausgegangen ist, dass es am
Ende gut war.“ Kei befand Colins Position durchaus für bequem.
Nicht nur bequem. Der Kleinere saß da gut.
Kei überlegte ein bisschen. Klar gab es Dinge, die im Nachhinein
keine so sonderlich gute Idee gewesen waren, aber ihm wollte nichts
einfallen, dass er so richtig bereute. Kei wusste gar nicht, wie es
sich anfühlte, etwas wirklich zu bereuen.
„Was denn so? Was hast du bereut und war am Ende gut?“
„Seit ich dich kenne... In Südamerika einfach abzuhauen war eine
dumme Idee. Zum Beispiel. Aber das ging gut aus.“
„Abzuhauen? Du meinst in Chile? Als du weitergefahren bist?“
Colins unbedarfte Neugier verdeutlichte, wie unbeteiligt er an dieser
Geschichte war, und dass er sie nur von Keis Erzählungen kannte.
„Ja. Das hätte auch nach hinten losgehen können.“
Colin blickte auf und schaute nachdenklich auf einen Vorhang.
„Ansonsten hab ich als Kind ein paar sehr, sehr dumme Sachen
angestellt.“
„Was denn?“ Colins Blick schnappte zurück und musterte Kei
aufmerksam.
„Ich hatte... Stress mit ein paar Gangstern.“ Kei fiel wieder
ein, dass diese Keis Kinderfoto-Geschichte in Colins Welt nie
passiert war, was er ganz gut fand. „Und ihre Leichen und lauter
Spuren einfach liegenzulassen hätte mich den Kopf kosten können,
ich hätte das besser machen sollen...“
„Du hast ein paar Gangster umgebracht? Als Kind?“
„Ja. Ging nicht anders.“
„Warum?“ Das ‚Wie‘ sparte Colin sich, nachdem ihm eingefallen
war, wozu Kei als Vampir imstande war.
„Sie waren nicht gerade nette Gangster.“
Colin musste lachen. „Schon klar, aber warum musstest du sie
umbringen?“
„Damit sie mich in Ruhe lassen. Einer von denen stand immer in der
Tür. Ich wollte gehen. Er hat Nein gesagt. Irgendwann hat einer von
denen sein Messer vergessen.“
Mit ernstem Blick stieg Colin von ihm herunter und setzte sich im
Schneidersitz neben ihn. „Fang von vorne an,“ sagte er leise und
stützte sein Kinn auf eine Hand.
„Das ist keine schöne Geschichte.“
Colin sah ihn nur schweigend an.
„... Ich hab ne Weile auf der Straße gelebt, nachdem meine Mutter
getötet wurde. Bin an die nicht netten Gangster geraten und ne ganze
Weile später da wieder abgehauen. Waren um und bei insgesamt sieben
Jahre.“
„Du wurdest da sieben Jahre lang gefangengehalten?“ Colin
flüsterte beinahe.
„Nein. Ich war erst eine Weile Straßenkind. Das klappt ganz gut,
wenn du kein Essen brauchst. Dann hab ich mit neun oder so Dummheiten
gemacht, die mir diese Bekanntschaft eingebracht haben und mit zwölf
bin ich da abgehauen.“
Colin schluckte und starrte.
Kei musterte ihn. Der Kleinere sah leicht schockiert aus und das
obwohl er die wirklich miesen Teile weggelassen hatte.
Ich kenne dich gar nicht, schoss Colin durch den Kopf. Das
wurde ihm jetzt richtig bewusst. Er hatte bisher kein bestimmtes Bild
von Keisuke Sakai gehabt, aber das, was er von ihm kennengelernt
hatte, in den paar Wochen, die er bewusst mit ihm zu tun gehabt
hatte, ließ ihn hauptsächlich wie einen selbstbewussten Rebell
aussehen, wie einen typischen, schlechtgelaunten Teenager - Colin
hatte nicht einmal über Keis Familienverhältnisse nachgedacht. Er
wusste, dass Delilah und Dennis seine Geschwister waren, aber das war
auch alles.
Kei wartete eine kleine Weile. „Ich bin mit vierzehn bei einem
Bekannten untergekommen. Bald darauf hatte ich Arbeit, Schule und
eine Wohnung. Bis auf die Schule alles illegal.“
„Wow,“ sagte Colin leise. Sakai war die ganze Zeit nicht auf
Abwegen gewesen, sondern hatte sich bemüht, von den Abwegen
wegzukommen, auf denen er aufgewachsen war.
Und die Instanz machte alles wieder kaputt.
„Naja, eigentlich ist das egal. Ich werde niemals ein geregeltes
Leben haben, so who cares?“ Kei schien das tatsächlich egal zu
sein.
„Komm her.“ Colin öffnete die Arme.
Kei setzte sich auf. „Wird das eine total kitschige Umarmung?“
fragte er, als er zu Colin hinüberrutschte.
„Ja.“ Colin schlang die Arme um Kei, bevor der es sich anders
überlegen konnte. Kei musste lachen, erwiderte die Umarmung aber.
„Jetzt kann ich dich ja nicht mehr allein lassen. Wie gerissen von
dir,“ sagte Colin in Keis Schulter.
„Kannst du nicht oder willst du nicht?“
Colin ließ ihn los. „Das ist doch dasselbe. Willst du auch wieder
zur Schule gehen? Oder bist du in den verlorenen Jahren damit fertig
geworden?“
„Ich bin nie fertig geworden.“
„Willst du dann auch?“
„Schule? Ich bin ein grausiger Schüler.“
Colin lachte. „Ich weiß. Willst du oder nicht? Wenn die Schule in
Inverness so sicher ist, können wir bestimmt beide dahin. Ich kann
dir mit Englisch helfen und würde noch mehr Gossenjapanisch von dir
lernen.“ Er grinste.
„Ich kann auch anständiges Japanisch,“ grinste Kei und fügte
noch „Einen Schulabschluss kann ich sicher gebrauchen,“ hinzu.
„Habe ich von dir noch nicht gehört,“ stichelte Colin feist
grinsend.
„Ich brauche ihn auch nicht zum Leben. Aber es ist sicher
nützlich.“
„Ich meinte dein Japanisch. Ich wette, du kannst noch nicht mal die
Kanji für ‚Bildungsministerium‘.“ Das dreckige Schmunzeln
wollte nicht verschwinden.
„Du bist ein kleines Arschloch, weißt du das?“ Kei wünschte
sich gerade einen Filzstift, um Colin das Gegenteil zu beweisen. Er
grinste. Colin lachte und nickte fröhlich. Kei küsste ihn. Einen
Stift hatte er gerade nicht zur Hand, also ließ er seinen Streich
erstmal bleiben. Begeistert erwiderte Colin den Kuss, aber nur kurz.
„Aber die Umarmung war kitschig, ja?“ Er musste beinahe wieder
lachen.
„Ja.“ Kei grinste.
„Ja, war sie. Aber das hier auch.“ Colin küsste Kei, eilig aber
sanft.
„Ich hab nichts anderes behauptet.“
„Komm mit nach Inverness,“ sagte Colin, während er mit den
Zähnen an Keis Lippenring zog - als sei ihm das gerade selbst
eingefallen. Seine Hände lagen auf Keis Nacken.
„Du klaust meine Ideen,“ entgegnete Kei und küsste den Kleineren
wieder.
„Leg doch Beschwerde ein.“ Colins Hände wanderten über Keis
Schultern hinunter, tastend.
„Ich fürchte das wird nicht fruchten.“
„Vielleicht doch. Wenn du den richtigen Antrag ausfüllst...“
Colins Hände machten nun das, was er Keis vorhin noch verboten
hatte, und rutschten gemächlich seinen Bauch hinunter und unter Keis
T-shirt. Kei ließ das Antworten bleiben und schob stattdessen eine
Hand unter Colins Shirt.
Unter seinen Händen spürte Colin Keis Haut wärmer werden, oder es
kam ihm nur so vor. Er selbst kam sich nun auch wärmer vor als
sonst, und dort, wo Kei ihn berührte, wurde er zu Wasser, das mit
jedem Fingerstrich in sanften Wellen vibrierte. Er sog zitternd Luft
ein. Anders ging Atmen nicht mehr. Kei erkundete Colins Körper
seinerseits. Auch, wenn er ihn schon in- und auswendig kannte. Das
war egal. Das hier konnte man häufiger machen. Er küsste den
Kleineren weiter, der nun gieriger geworden war und seine Zähne zur
Hilfe nahm. Er ließ von Keis drahtigen Muskeln ab und stützte sich
dafür auf seine Oberschenkel, um sich ihm entgegenzulehnen. Er
musste etwas Druck von seinem Schritt nehmen.
Kei schob Colins Shirt etwas nach oben um mehr Platz zu haben.Zieh
mich doch gleich ganz aus, schlug Colin in Gedanken vor und zog
den Kopf zurück.
„Eine gute Idee.“ Kei entgegnete Colins Gedanken gerne laut. Nur
um zu sehen, wie der Kleinere darauf reagierte.
Mit leichtem Schrecken, so reagierte er darauf.
„... Telepathie ist unfair,“ murmelte Colin und nahm schnell die
Hände von Keis Beinen.
„Ich hab mir nicht ausgesucht, deine Gedanken im Kopf zu haben.“
Obwohl es schön ist, zu wissen, was du denkst.
„Kannst du das nicht abschalten?“ fragte Colin und kratzte sich
am Arm, den er mit Absicht so vor sich hielt, dass er damit
hoffentlich die Wölbung in seiner Hose verdeckte.
„Nein.“ Konnte er wirklich nicht. Colins Gedanken tauchten meist
ohne, dass er es wollte, in seinem Kopf auf. Nicht, dass er ernsthaft
etwas dagegen hätte.
„Kriegst du alles mit, was um dich herum so gedacht wird?“
„Nein.“
„Warum dann die Sachen, die ich denke?“
„Das passiert ja nicht immer. Das klappt nur aus Versehen, wenn ich
nicht abgelenkt bin.“
„... das ist gruselig.“
„Ein bisschen.“
Colin schaute ein bisschen um sich, rieb sich auf den Knien herum und
rutschte dann zur Seite, um die Beine vom Tisch zu schwingen. Kei
musterte ihn ein wenig. „Delilah kann was viel gruseligeres,“
erwähnte er nebenbei.
Colin sah ihn wieder an. „Was denn?“
„Sie kann per Telepathie kommunizieren. Stell dir vor, du hörst
plötzlich jemandes Stimme in deinem Kopf, die ganz normal mit dir
spricht.“
Seine Verlegenheit vergessen, staunte Colin ihn unverhohlen an. „Wie
klingt sie?“
Kei versuchte, Delilahs Stimme zu erklären. „Ich weiß nicht, wie
viele Sprachen sie kann. Sie klingt total unmenschlich, also eher
roboterhaft.“
„Und ich?“ Interessiert drehte Colin sich wieder zu Kei um.
„Du gar nicht. Du klingst immer noch nach Stimmbruch.“
„Ey,“ sagte Colin im Beschwerdeton, mit beleidigtem Gesicht und
absichtlich quietschender Stimme.
Kei lachte. „Isso.“
„Der Stimmbruch war mal Popstar, dass das klar ist.“
„Ich weiß, dass du gut klingst, Angeber.“
„Angeber, ich?!“
„Ja, manchmal.“ Kei grinste.
„Und was ist mit dir?!“
„Ich bin ein großer Angeber.“
„Ah...“ Colin musste grinsen und errötete ein bisschen, als er
an das falsche dachte, und schüttelte leise lachend den Kopf.
„Stimmt. Du gibst schon an, bevor du überhaupt den Mund
aufmachst.“
„Ich kann nichts für mein Aussehen,“ lachte Kei.
„Schnauze,“ sagte Colin verlegen grinsend.
„Na gut.“ Kei zog sich Colin wieder dichter heran und küsste
ihn. Diesmal drückte Colin ihn weg, oder versuchte es zumindest.
„Hast du keine Angst, dass ich nur darum auf dich stehe?“ Er
schmunzelte.
„Nein.“ Und da war sich Kei sogar sicher. Colin zuckte mit den
Schultern und drehte sich wieder weg, um vom Tisch zu klettern. „Für
wann ist der Internatsausflug eigentlich geplant?“ fragte Kei.
„Sobald ich zustimme,“ sagte Colin, indem er vom Tisch stieg und
sich das T-shirt wieder hinunterzog.
„Wenn ich wieder zur Schule gehe, musst du mir helfen. Zumindest
ein bisschen.“
„Klar. Mach dir da keine Sorgen. Ich werde dich Shakespeare
rezitieren lassen,“ sagte Colin mit einem gemeinen Lächeln. „Und
du wirst eine komplette Uniform tragen.“ Er ging um den Tisch herum
auf die Tür zu.
„Hast du Uniform gesagt?“ Kei stand auf und folgte Colin. Der
nickte langsam.
„Mit Krawatte... und Jackett... und schwarzen Schuhen...“ Er
wartete auf Kei, ehe er die Tür öffnete und hinausging.
„Rate mal, wie lange die ordentlich aussehen wird.“ Wenn es
irgendetwas gab, das Kei nicht gerne trug, dann waren es Uniformen.
Er folgte dem Kleineren und schloss die Tür hinter sich.
„So lange, bis du rausgeschmissen wirst? Jedenfalls wirst du
peinlich genau darauf achtgeben, solange du unentdeckt bleiben
möchtest.“ In gemächlichem Tempo schlenderte Colin auf ihre
Zimmer zu, bis zu Keis Tür.
„Ich hatte nicht vor, sie zu zerfetzen.“ Kei öffnete seine Tür.
„Sie überhaupt erst vollständig anzuziehen wird für dich die
größere Herausforderung,“ sagte Colin grinsend und trat ein.
„Hemd und Jackett sollten eigentlich auch reichen.“ Kei ließ
sich auf sein Bett fallen nachdem er das Fenster geöffnet hatte.
„An einer britischen Privatschule? Du bist süß.“ Er trat ans
Bett und lehnte sich an einen der Pfosten am Fußende.
„Ich komm damit durch.“ Kei schien sich dessen ziemlich sicher zu
sein. Klar, er konnte hypnotisieren. Natürlich kam er damit durch.
Zumindest war er sich ziemlich sicher, dass das funktionieren würde.
Colin zuckte nur mit den Schultern und sah sich betont gelassen um.
Er hatte die Arme locker verschränkt und einen Fuß über den
anderen gestellt. „Man sollte meinen, du kennst dich hier schon
aus,“ kommentierte Kei Colins Umseherei grinsend.
„Willst du mit mir schlafen?“ fragte Colin unverblümt.
Kei blinzelte.
„Ja.“
Als er und Colin das erste Mal aufeinander getroffen waren, war das
ganz anders verlaufen. Schade, dass Colin das nicht mehr wusste. Dass
das eigentlich eine ziemlich überflüssige Frage gewesen war, wusste
Colin natürlich auch nicht mehr. Colin schluckte und biss sich
entschlossen auf die Zunge.
„Hast du ein Gummi?“ murmelte er heiser.
„Eh, nope.“
Mit einem ‚Oh, Mist‘-Gesicht blickte Colin zu Boden.
„Tja...“ Er stieß sich vom Pfosten ab.
„Das hat dich sonst auch nicht interessiert,“ informierte Kei
seinen Freund grinsend. Colins vorsichtiger Blick war schwer zu
lesen. Nur Verlegenheit war darin deutlich zu sehen. Als ihm keine
Entgegnung einfiel, kratzte er sich am Kopf. Kei musterte ihn leicht
grinsend. „Wenn du noch ‘n paar Minuten Zeit hast, könnte ich
mich nach draußen begeben und welche holen.“ Oder es ist dir
egal.
„... Ich habe Zeit,“ sagte Colin leise, ohne Kei direkt
anzusehen. Er widerstand dem Drang, sich die Hände vors Gesicht zu
halten. Das hier wurde mit jeder Minute peinlicher.
„Bin gleich wieder da.“ Kei zog sich nur seine Stiefel über,
ohne sie zuzumachen, auf eine Jacke verzichtete er auch und
verschwand dann nach draußen, um mit dem Motorrad in den nächsten
Ort zu fahren.
„Und Gleit-!“ sagte Colin noch, während Kei aus dem Fenster
kletterte, doch machte den Mund verlegen wieder zu, als Kei ihn
ansah, bevor er hinuntersprang. So peinlich, brummte er in
Gedanken. Dann fiel ihm etwas ein, siedendheiß, und er rannte
schnell ins Badezimmer, um gründlicher zu duschen als jemals zuvor.
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