„Nein? Wie nennt man das dann?“
„Was?“ Darin, sich ahnungslos zu geben, war Akira immer noch
Meister. Er sah Kei offen an.
„Mich solange anzuschauen, dass man nicht bemerkt, dass die Kippe
runterbrennt,“ entgegnete der ruhig grinsend.
„Pff...“ Mit einem beinahe verlegenen Schmunzeln wandte Akira
seinen Blick auf den Fußboden. Dann zuckte er mit den Schultern. „Du
hast da was kleben.“
Kei schaute hin. „Wo?“
Akira beugte sich zu ihm und biss ihm kurz sachte in den Unterarm.
„Spucke. Da.“ Er zeigte drauf. Kei grinste wieder.
„Wie konnte ich das nur übersehen.“
Mit einem grinsenden ‚Wenn ich das nur wüsste‘-Ausdruck hob
Akira die Hände. Kei schaute ihn mit einem ‚Ja ne, is
klar‘-Ausdruck an.
„Soll ich‘s wegmachen?“ bot Akira hilfsbereit an.
„Ja.“
Akira beugte sich nochmal hinüber und leckte die Stelle ab.
„So.“
„Danke.“ Kei zog ihn ein Stück hoch und küsste ihn.
Selbstgefällig lächelnd erwiderte Akira den Kuss. Kei vertiefte ihn
und drückte Akira ein Stück Richtung Matratze. Der lehnte sich
bereitwillig zurück, aber nur weit genug, um sich bequem auf die
Hände zu stützen. Weiter wollte Kei ihn auch gar nicht haben, das
reichte völlig.
Akira zog den Kopf leicht zurück. Kei ließ ihn und schaute ihn
daraufhin einfach nur abwartend an.
„Du hast da noch was,“ sagte Akira leise und küsste seinen Hals.
„Dann machs weg,“ kommentierte Kei grinsend und stützte sich mit
einer Hand auf den Boden.
„Geht nicht,“ murmelte Akira auf Keis Haut und küsste sie
weiter. Sie war noch voller Meersalz. Keis Grinsen wollte nicht mehr
wirklich verschwinden.
„Da bin ich mir noch nicht sicher.“
„Ich aber. Das geht nicht weg,“ erklärte Akira Keis Kehle.
„So'n Mist.“
„Och, ich glaub nicht, dass dir das was ausmacht.“ Die weiche
Stelle unter Keis Ohr schien richtig lecker zu sein. „Das hast du
da schon eine ganze Weile hängen.“
„Du hast mich ertappt. Was?“
„Mich,“ antwortete Akira, während er zärtlich zubiss.
Daraufhin grinste Kei genüsslich. „Das stört mich wirklich
nicht.“
„Gut. Es geht nämlich wirklich nicht ab.“ Akira zog den Kopf
zurück und sah Kei bierernst an. „Ich habe alles versucht,“
sagte er mit einem hilflosen Schulterzucken.
„Jetzt ist es weg,“ sagte Kei und klang dabei absichtlich beinahe
schon traurig.
Akira lachte. Mit der Zungenspitze zwischen den Zähnen ließ er eine
Hand unter Keis T-shirt kriechen.
„Oh guck, es ist nur verrutscht.“
Kei lachte daraufhin etwas. „Du hast Recht, wie geht das?“
„Ich habe keine Ahnung,“ flüsterte Akira mit geweiteten Augen.
Seine Hand kratzte leicht und langsam über Keis Bauch.
„Du musst es aber wissen,“ entgegnete der mit
zufrieden-genüsslichem Gesichtsausdruck.
„Warum?“ lachte Akira. „Also ich weiß ja, dass ich hier das
Superbrain bin, aber alles weiß ich auch nicht.“ Das süffisante
Grinsen war keine Absicht, es kam von ganz allein. Kei grinste noch
immer leicht.
„Du bist Schuld daran, also musst du wissen, warum.“
Akira lachte leise. Seine Hand wanderte gemächlich auf Keis Rücken.
„So ein Quatsch. Du bist Schuld.“
„Ich? Wieso ich jetzt auf einmal?“ Kei lachte immer noch ein
bisschen.
„Wer hat sich wem an den Hals geworfen?“ entgegnete Akira mit
hochgezogener Augenbraue. Keis T-shirt wanderte etwas weiter nach
oben.
„Geworfen würde ich das jetzt nicht nennen.“
Akira lachte. Puh, gut dass er
nicht ‚Na du dich mir‘ gesagt hat.
Kei lachte ebenfalls.
„Du hast dir das hier trotzdem selbst zuzuschreiben,“ sagte Akira
herablassend nickend. Er kratzte langsam über Keis Brust.
„Schuldig im Sinne der Anklage.“ Kei küsste ihn auf die Stirn.
„Na toll, jetzt hab ichs im Gesicht kleben.“ Er zog seine
Hand zurück, um sich damit demonstrativ über die Stirn zu wischen.
Kei gab ein leises Lachen von sich.
„Gern geschehen.“
Akira wechselte seine Stützhand und fuhr damit fort, Kei zu
befummeln. Der tat mit seiner freien Hand ähnliches und machte sich
an Akiras Kleidern zu schaffen. Akiras Hand kroch unterdessen zu Keis
Hosenbund und öffnete den Knopf. Kei saß so, dass es gar nicht
schwer war, ihn seiner Sachen zu entledigen. Geschickt öffnete er
mit links Akiras Hose, ihm einhändig das Hemd über den Kopf zu
ziehen, war zu umständlich. Dafür setzte Akira sich wieder auf, was
ihn unweigerlich Kei verdammt nahe brachte. Er zog sich das T-shirt
aus, ließ es einfach fallen und schob dann Keis Hemd hoch. Keis Mund
war ihm zu nah. Den küsste er, zärtlich aber weniger geduldig als
zuvor. Kei erwiderte den Kuss und hockte da ziemlich unbequem, aber
das störte ihn momentan nicht sehr. Nachdem er Akiras Hosen beiseite
gelegt/geworfen hatte, beugte Kei sich ein Stück runter und widmete
sich wieder den Lippen seines Freundes.
Zuerst hielt Akira ihn beim Nacken, dann strich seine Hand über
seinen Hals und er schien sich nicht entscheiden zu können, was und
wie lange und wie er ihn wo anfassen wollte, bis er schließlich
wieder bei Keis Hosenbund angelangt war, unter den er seine Hand
schob. Kei positionierte sich bequemer, sodass zum einen Akiras Hand
mehr Platz in seiner Hose hatte, und er zum anderen nicht mehr
zusammengeknüllt dasaß. Das sorgte auch dafür, dass er mit der
freien Hand, die er nicht zum Abstützen gebrauchte, besser an Akiras
Oberkörper herankam, über den er seine Hand wandern ließ. Akira
brach den Kuss ab um sich hinzulegen und öffnete eilig Keis Hose.
Mit Händen und Knien schob er sie herunter. Der Vampir war so
freundlich ihm dabei zu helfen und schob seine Hose nach dem
Ausziehen woanders hin. Danach küsste er ihn wieder.
Akira versuchte, sich wieder etwas aufzusetzen und schob an Keis
Schulter. Kei schaute ihn beim langsamen Zurückfallen fragend an.
That I could be on top doesn't even cross his mind, dachte
Akira amüsiert, während er sich mit einem ebensolchen Lächeln
aufsetzte und nun mit beiden flachen Händen nachdrücklicher wurde.
Kei grinste leicht und gab dem Kleineren nach einem Weilchen nach,
zog ihn aber mit sich nach unten und küsste ihn. Akira kroch
rittlings auf ihn und sorgte für möglichst viel Körperkontakt,
während er weiter genüsslich an Keis Lippen nagte und saugte.
I wanted to stay here much longer...
Kei vertiefte den Kuss weiter, während er Akira im Nacken festhielt.
Sein Kopf lag auf seinem T-shirt, aber das bemerkte er gar nicht. Mit
der freien Hand hinterließ er Kratzspuren auf Akiras Rücken. Leise
stöhnte Akira in den Kuss, biss Kei etwas auf die Lippe und begann
unwillkürlich damit, sich an ihm zu reiben. Kei war selber nicht
besonders geduldig, wo doch sein Gehirn nicht mehr gut genug
durchblutet war, um ihn darauf zu bringen, Akira noch länger warten
zu lassen. Grinsend biss Kei dem Kleineren auf die Lippe, während er
in ihn eindrang. Zwischen ein paar der Bretter des Schuppens fiel ein
bisschen Mondlicht, was den Raum aber nicht wirklich erhellte.
Langsam und vorsichtig setzte Akira sich auf, nachdem er Kei noch
einmal unsauber geküsst hatte. Auf Keis Gesicht war ein leicht
versautes Grinsen und nur leicht geöffnete blaue Augen zu sehen,
eigentlich sah man fast nur das Blau, da das Mondlicht nicht
besonders stark war.
Dem Vampir schien seine Lage zu gefallen. Er begann damit, sich
leicht gegen den Kleineren zu bewegen und beobachtete ihn mehr oder
weniger unauffällig. Akira hatte die Augen geschlossen und nahm
außer Kei in ihm, Keis Händen auf ihm und der kratzenden Musik aus
dem Radio nichts wahr.
Keis Bewegungen wurden allmählich schneller, drängender. Die Musik
hörte er kaum, er beachtete sie auch nicht. Mittlerweile schämte
Akira sich nicht mehr für sein Stöhnen in solchen Momenten. Er war
sich sicher, dass es seinem Wahnsinnigen mindestens egal war, wenn
nicht sogar gefiel. Mit beiden Händen stützte er sich auf ihn, und
er hob sich auf den Knien ein bisschen, um Kei unten zu halten und
seine Stöße abzumildern. Das funktionierte sogar, wenn auch nur ein
bisschen.
Kei war nicht egal, was sein Freund von sich gab, er nahm es eher mit
Freuden wahr. Er selbst war nicht besonders laut, trotzdem würde man
sie beide hören, wenn man sich denn in ihre Nähe verlaufen würde.
Als Kei etwas ruhiger zu werden schien, ließ Akira ihn wieder los.
„Heh...“ Er musste benebelt lächeln, als er im Zwielicht den
blauen Schimmer aus Keis Augen sah.
Kei hatte mehr ein Grinsen im Gesicht als ein Lächeln und blickte in
etwa so drein wie ein Heroinjunkie nach einem Schuss. Etwas langsamer
und sanfter bewegte er sich weiter gegen Akira und ließ es nicht
bleiben, ihn anzusehen. Akira kämpfte gegen den Drang an, die Augen
wieder zu schließen, und sah Kei weiter berauscht an. Schwer atmend
begegnete er seinen Bewegungen. Er war angespannt, aber schien es
nicht eilig zu haben, fertig zu werden.
Kei auch nicht. Immerhin war dies wahrscheinlich ihre letzte Nacht in
Brasilien und die musste ausgenutzt werden.
Mal erwiderte der Vampir Akiras Blick, mal hatte er die Augen zu, was
blieb war der Rauschausdruck in seinem Gesicht. Allmählich wurden
seine Stöße wieder schneller und härter, wenn auch nur ein
bisschen.
Nun wurde Akira sich selbst doch etwas zu laut - er begann auf seiner
Unterlippe zu kauen, um dem entgegenzuwirken, während er sich nun
selbst anfasste. Der Vampir wurde noch etwas schneller, seine rechte
Hand krallte sich dabei in Akiras Hüfte.
„Hng - wait, no - slow down...“
Einen Moment später kam Kei seines Freundes Begehren nach und wurde
wieder etwas langsamer, er sah ihn aus halb geöffneten Augen an.
„Hah... hast du dein Messer?“ Was Akira meinte, war, ob das
Messer in Reichweite war.
„Hosentasche...“ mit der nicht Akira festhaltenden Hand griff er
nach seiner Hose. „Wofür?“ fragte er leise, als er das Messer
aus der Tasche zog um es dem Kleineren zu geben. Der nahm es, ließ
es aufschnappen und hielt es wieder Kei hin, mit dem Griff voran.
Dabei deutete er mit dem Zeigefinger auf seine Brust.
Das brachte ihm ein versaut-tödliches Grinsen seitens Kei ein, der
das Messer wieder an sich nahm. Er hielt es fast wie einen Stift und
begann damit, im Rythmus seiner Stöße, seinem Freund
Schnittwundenmuster zuzufügen.
Bei den ersten Malen zuckte Akira noch zusammen und stöhnte leise
auf, aber bald wandelten sich sein Gesichtsausdruck und seine Stimme
wieder in Rausch und Erregung und er vergaß schnell, bei seinen
Bewegungen gegen Kei darauf zu achten, dass ihm vielleicht die Klinge
ausrutschen könnte. Er fasste sich wieder an, diesmal sehr
ungeduldig, und stützte sich mit der freien Hand wieder auf Keis
Brust, wo er sich mit den Fingernägeln festkrallte.
Kei wurde ebenfalls langsam ungeduldig und seine messerführende Hand
achtete auch nicht mehr darauf was sie tat, und so wurden die
Schnitte tiefer und das Muster unordentlich. Seine Stöße wurden
noch etwas härter und seine andere Hand krallte sich tiefer in das
Fleisch an Akiras Hüfte.
„Hah...“ Akiras Stöhnen klang nun etwas verzweifelter. Plötzlich
beugte er sich ohne Vorwarnung hinunter.
Keis Messer stach in Akiras Oberkörper, was Blut fließen ließ. Der
Vampir merkte das kaum. Nur seine Hand wurde warm. Doch stören tat
ihn das nicht, er wurde noch ein wenig schneller und vergaß fast,
dass er gerade seinen Freund eigentlich abgestochen haben müsste.
Akira zuckte zusammen und machte ein ersticktes, schmerzerfülltes
Geräusch, packte dann Keis Messerhand und drückte sie weg, um sich
tiefer zu ihm hinunterzubeugen. Kei ließ das Messer los, sodass es
herunterfiel und küsste den Kleineren grinsend. Der erwiderte den
Kuss nur kurz, bevor er sich Keis Ohr zuwandte.
„Come,“ flüsterte er schwer atmend und biss zu.
Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Nach nicht allzu vielen
Sekunden kam er mit völlig benebeltem Gesicht und lautem Stöhnen,
das bald darauf zu schwerem Atmen wurde. Akira küsste seinen Hals
und leckte etwas von seinem eigenen Blut auf, das dort entlangrann.
Er behielt sein Gesicht dort vergraben und hielt Kei bei den Haaren,
an denen er unwillkürlich etwas zog, als ihm seine letzten harten
Stöße den Rest gaben. Was auch immer er dabei unartikuliertes von
sich gab, dämpfte er ab indem er in Keis Hals biss.
Kei legte einen Arm um ihn und hielt ihn im Nacken fest, damit er
blieb, wo er war. Sein Gesicht zuckte etwas zusammen, als Akira ihn
biss.
Schmerzen. Da war ja was. Die spürte er zwar nicht besonders stark,
aber er nahm sie wahr. Akira ließ seinen Hals kurz darauf wieder
gehen. Heiß und feucht atmete er schwer auf Keis nassen Hals und
blieb auf ihm liegen.
Kei blieb, nachdem er sich beruhigt hatte, liegen wie er war und
hielt seinen Freund weiterhin fest. Dessen Herz schlug schnell und
pumpte hastig weiter kleine Schlucke Blut zwischen sie.
„Wehe dir du gehst jetzt drauf,“ gab Kei leise von sich und
machte keine Anstalten, Akira loszulassen.
„Warum sollte ich jetzt draufgehen?“ flüsterte Akira unter
seinem Ohr.
„Weil du verdammt viel Blut verlierst.“
Akira lachte leise und biss ihm sachte ins Ohr.
„Wenn du von mir trinkst, ist das gefährlicher.“
„Nur bedingt.“ Kei lachte ebenfalls, während er ihn weiter
festhielt. Er hatte nicht wirklich vor, ihn loszulassen. Abhauen, was
sie ja eigentlich vorhatten, konnten sie ein bisschen später auch
noch.
„Ach was... wir können nicht mehr sterben. Hey-“ Akira hob ein
bisschen den Kopf. Keis Griff ließ nicht viel mehr zu, als ihn ein
bisschen zu drehen.
„Ach ja. Naja, das wissen wir nicht, ich hab's noch nicht wieder
versucht.“ Der Vampir küsste Akira kurz.
„Hm-“ Akira zog den Kopf weg und sah Kei ernst an. „Was, wenn
wir doch noch sterben können, aber nur wenn wir‘s selber machen?
Oder gegenseitig?“
Kei lachte. „Dann bringen wir uns halt nicht um.“
„Aye, sir. Ich versuch‘s. Seit Chile ist es jedenfalls nicht mehr
vorgekommen.“
„Ich hinder dich eh daran.“
Akira nickte. „Dann fessel mich zum Schlafen am besten. Dann musst
du mich nicht die ganze Zeit bewachen.“ Er schmunzelte dreckig.
„Das lässt sich einrichten, aber ich bin mir nicht sicher, ob du
dann wirklich viel Schlaf bekommst.“ Auch der Vampir grinste.
„Warum? Bin ich ein Schlafarmwedler?“
„Nein.“ Kei grinste dreckig. „Das erfährst du dann.“
Akira hob die Augenbrauen. „Ach, du willst es machen?“
„Mach mir doch die Überraschung nicht kaputt.“ Jetzt schmollte
Kei ein wenig. Akira lachte leise.
„Es gibt nicht mehr viel, das mich überraschen könnte.“
So behauptete Akira, und so dachte er auch, bis ihm plötzlich der
Gedanke kam, wie Kei mit Blumenstrauß und Ringschachtel in den
Händen vor ihm kniete. Er vergrub das Gesicht wieder an Keis
blutbeschmiertem Hals und lachte.
In diesem Moment wünschte Kei einmal mehr, dass er Gedanken lesen
könnte.
„Woran denkst du?“ wollte er wissen.
Bald würden sie hier los müssen, sehr bald sogar.
„Haha, etwas, das mich überraschen könnte,“ erwiderte Akira
belustigt und gab Keis Hals noch einen Kuss. Er hatte nicht die
geringste Absicht, sich zu bewegen. Noch nicht.
„Das muss ja was Irrsinniges sein.“ Kei schmunzelte amüsiert und
nahm Akira in den Arm. „Wir sollten bald aufbrechen.“
„Ja...“
Gemächlich leckte Akira Keis Hals sauber. Mittlerweile blutete er
nicht mehr. Der Stich war nun vermutlich längst verheilt, ohne eine
Narbe zu hinterlassen. Diese Regenerationsfähigkeit war zwar
ungemein praktisch, doch Akira fand es dennoch manchmal schade, dass
es nie bleibende Spuren gab.
Kei ging es da ähnlich, wollte er doch, dass er sehen konnte, was er
angestellt hatte. So blieb ihm nichts anderes übrig als seine Spuren
häufiger mal zu erneuern. Nur hielten die auch nicht lange. Das war
das einzige, was ihm am Untotsein nicht gefiel... Und Akiras
Selbstmordanfälle, die aber seit einer ganzen Weile nicht mehr
auftraten. Kei machte keine Anstalten, sich zu bewegen, aber das
musste er bald, denn es wäre besser, vor dem Sonnenaufgang
verschwunden zu sein.
Als Akira nach geraumer Zeit endlich meinte, sich genug an seinem
eigenen trocknenden Blut auf Kei gütlich getan zu haben, stützte er
sich auf die Hände und kletterte von dem Vampir herunter, bis er
neben ihm auf der Seite lag. Er selbst war noch vom Nabel bis zum
Hals verschmiert und verkrustet.
Was Kei änderte. Er half dem Kleineren zu gern dabei, das Blut vom
Körper zu kriegen, indem er es ableckte, wo es noch nicht getrocknet
war.
Wir haben noch ein bisschen Zeit... Es ist noch nicht morgens...
Jetzt müsste man schnurren können, dümpelte es in Akiras
Kopf, während er auf einen Ellenbogen gestützt seinem Wahnsinnigen
dabei zusah, wie er sich sein Blut schmecken ließ. Zwischendurch
konnte er das geisterhafte Leuchten der blauen Augen sehen. Mit der
freien Hand strich er ihm langsam durch die Haare. Kei ließ sich
Zeit dabei, Akira von dessen Blut zu befreien, während in seinen
Gedanken alles mögliche und wieder nichts vor sich ging.
„Hm,“ gab Akira schmunzelnd von sich. Wenn der so
weitermacht... „Gut, dass wir‘s überhaupt nicht eilig
haben...“ murmelte er und küsste Kei mitten auf den Scheitel.
„Bis zum Morgengrauen kann‘s noch eine Weile dauern,“
entgegnete Kei grinsend, wohl wissend, dass dem nicht so war.
„That's our deadline? I didn't know.“ Akira lächelte warm und
rutschte etwas hinunter, um Kei richtig zu küssen.
„Yeah.“ Kei hatte diese Deadline sehr kurzfristig festgelegt,
weil er es für sinnvoll hielt, morgens früh aufzubrechen, wenn die
Welt noch am Schlafen war. Das war ein Vorteil eines verschlafenen
Ferienörtchens gegenüber der Großstadt. Er erwiderte den Kuss
lächelnd.
Trotz seiner um Kei geschlungenen Arme und Beine versuchte Akira zu
ignorieren, wie sein Körper nach einer zweiten Runde schrie. Er
küsste Kei nur wahnsinnig langsam und hielt dafür sein glückliches
Grinsen in Schach, das der Anblick von Keis Gesicht und besonders
seiner Augen verursachte. Das leichte Zwielicht in den Zwischenräumen
der Bretter ihres Verschlags bemerkte er nicht.
Kei ignorierte das leichte kaum wahrnehmbare Dämmern nicht. Einen
Moment erhielt der Vampir den Moment noch aufrecht, ehe er sich
aufsetzte.
„Wir müssen gleich los.“
Genervt stöhnend ließ Akira sich zurückfallen. Das brachte Kei
fast zum Lachen. Betont langsam und schwerfällig erhob Akira sich
ebenfalls und stand gleich ganz auf. Dabei streckte er sich
ausgiebig. Der Vampir tat es ihm gleich, wobei er dabei etwas
verdreht aussah, da er beim Aufstehen nach seinen Kleidungsstücken
angelte. Akira pickte sich seine Cargoshorts und das T-shirt aus dem
Betthaufen, zog sie an und stopfte dann das meiste Übrige in seinen
Rucksack, auf dem er zu guter Letzt noch den Geigenkasten
festschnallte. Danach zog er sich Socken und Schuhe an.
Kei zog sich ebenfalls wieder an und hängte sich das Schwert um. Er
hatte es lieber bei sich als am Rucksack. Nachdem er seine Stiefel
geschnürt und die Kapuze ins Gesicht gezogen hatte, ging er zur Tür.
„Ich mochte es hier.“
„Ich auch. Es war friedlich,“ stimmte Akira zu, während er das
Taschenradio ausschaltete und in eine Seitentasche seines Rucksacks
schob. Seine buntgestrickte Mütze aufsetzend, ging er hinter Kei
hinaus.
Friedlich war eine ganz neue Erfahrung für den jungen Vampir
gewesen. Aber auch eine, von der er nicht wollte, dass sie ewig
andauerte. Er mochte Aufregung lieber.
Ruhe mit Akira war gut.
Aufregung mit Akira war allerdings entschieden besser, so war er auch
froh, bald wieder unterwegs zu sein.
Die Reise dauerte Wochen.
Wie lang genau, war beiden egal, und sie nahmen die Zeit auch nicht
wahr. Nachdem sie lange zu Fuß durch Surinam gewandert waren –
wahrscheinlich kreuz und quer – hatten sie irgendwann das Glück,
auf einen Aussteiger zu treffen, der scheinbar als eine Art
Tagelöhner und Wilderer durch den Dschungel reiste. In Begleitung
eines jungen Japaners, bemerkenswerterweise. Dieser überredete
seinen Muskelberg von Kumpan, der nach eigenen Angaben
fahnenflüchtiger US-Soldat war, die beiden Jungs mitzunehmen. So
durften sie die Landschaft von Guyana und Venezuela von einem Jeep
aus betrachten, mussten ihr Gepäck nicht weiter selbst schleppen und
mussten dafür nichts weiter tun, als ihre beiden Gönner Tashio und
Ryan mit ihren jeweiligen Muttersprachen und etwas Musik zu
unterhalten.
Vor zwei Tagen waren sie auf Kuba angekommen. Die Insel war voll mit
Menschen, Touristen und Einheimischen, die den bald enden Sommer
genossen und häufig bis in die Morgenstunden feierten. Für Kei war
das ein schöner Ort. Der Vampir mochte ein pulsierendes Nachtleben.
Aber es war nicht Tokyo. Sein Spanisch war kaum besser geworden, aber
auf Kuba kam er mit Englisch weiter als in Südamerika, wie er an der
Grenze feststellen konnte.
Akira und er waren vorerst in einer kleinen Herberge abgestiegen, die
etwas außerhalb des Stadtzentrums lag. So würden sie nicht so viel
Aufmerksamkeit auf sich ziehen, die ungebetene Besucher anlockt –
Polizisten zum Beispiel.
Am Abend saß Kei auf dem großen Bett in dem ansonsten nicht sehr
großen Raum und sah aus dem Fenster. Er wartete auf Akiras Rückkehr,
der mit seinem kaukasischen Erscheinungsbild und US-Pass deutlich
weniger auffiel als er selbst und damit auch besser dazu geeignet
war, ihre Tabak- und Spirituoseneinkäufe zu erledigen. Außerdem
konnte er besser Spanisch, was auch nicht schadete.
Die eben erstandene eiskalte Tequilaflasche wanderte zu den frischen
Zitronen in Akiras bunten Strickbeutel, der ihm quer über die
Schultern hing, und die Zigarillopackung wurde an Ort und Stelle
aufgerissen, während der Händler ihn noch grinsend verabschiedete.
Akira erwiderte den Gruß freundlich und rückte seine Strickmütze
zurecht, ehe er sich abwandte und sich einen Zigarillo zwischen die
Lippen klemmte. Gerade pulte er ein Streichholzbriefchen aus seiner
Hosentasche, als er von einem asiatisch aussehenden Mann Mitte
vierzig angesprochen wurde.
„Du bist nicht zufällig mit einem jungen Japaner unterwegs?“
fragte der Fremde direkt, blickte dabei freundlich-neutral drein. Er
sprach Japanisch. Auf der Straße waren auch zu später Stunde noch
viele Menschen unterwegs. Aus Reflex sah Akira sich um, ehe er den
Mann genauer musterte und sich betont desinteressiert den Zigarillo
anzündete. Oder er versuchte es zumindest, doch die lappenartigen
dünnen Streichhölzer wollten nicht so recht mitmachen. Das
ruinierte seinen Auftritt ein wenig.
„I'm sorry, I don't understand what you're saying,“ probierte er.
Das Lügen hatte er immer noch nicht gelernt, aber immerhin war
Englisch seine Muttersprache und wirkte so vielleicht überzeugend
genug. Er zuckte mit einem gekonnt unschuldigen Lächeln mit den
Schultern. Der Mann reichte ihm ein Feuerzeug und antwortete:
„Ich weiß, dass du Japanisch kannst, ich habe euch gesehen. Ich
wollte dich lediglich warnen. Du weißt nicht, mit wem du deine Zeit
verbringst.“ Er sprach ruhig und es klang so, als hätte er Akira
gerade das Wetter der kommenden Tage mitgeteilt. Auf Akiras Gesicht
wurden nun zartes Misstrauen und ein bisschen Neugier sichtbar, als
er den Mann weiter musterte.
Einer von Ryujis Leuten?
„Was meinst du damit?“ Trotz des Alters des Mannes hielt er sich
nicht mit Höflichkeit auf.
„Ich nehme an, du weißt nicht, was er gemacht hat, bevor ihr euch
begegnet seid?“
„Du weißt doch gar nicht, wann wir uns begegnet sind,“
entgegnete der Junge mit einem amüsierten Stirnrunzeln. Er zündete
sich den Zigarillo an und reichte dem Mann sein Feuerzeug zurück.
„Ich weiß, wann ich ihn das letzte Mal gesehen habe und das ist
schon sehr lange her. Dich kann er erst später getroffen haben,
nachdem er ein halbes Yakuzasyndikat zerfetzt hat – mit vierzehn
Jahren,“ erklärte der Fremde, nachdem er sein Feuerzeug wieder an
sich genommen hatte und musterte den Jungen daraufhin.
Akira blinzelte erstaunt und musste dann grinsen. Er wandte sich zum
Gehen, aber so, dass es offensichtlich war, dass er das Gespräch
noch nicht als beendet betrachtete.
„Und wer bist du?“ fragte er den Mann.
„Ein alter Bekannter von Sakai. Kein besonders guter. Ein damaliger
Mitarbeiter von mir ist für dieses Bild verantwortlich.“ Er zeigte
dem Jungen neben ihm hergehend ein Foto, auf dem ein Junge mit blauen
Augen zu sehen war – nicht älter als zwölf Jahre. Er hatte Blut
am ganzen Körper kleben und trug keine Kleidung. „Vielleicht
erkennst du ihn wieder. Er sieht weniger gefährlich aus.“
Akira nahm das Bild. Seine Schritte verlangsamten sich, als er es
genau betrachtete.
Wo sieht er weniger gefährlich aus – Jetzt oder auf dem Foto?
Aber noch viel wichtiger -
„Warum ist er nackt?“ fragte er ernst.
„Dieses Bild ist unter unschönen Umständen enstanden. Einige
Jahre zuvor hatte ihn jemand aufgesammelt und befand es als eine gute
Idee, ihn als Spielzeug zu benutzen.“
Der Blick des Jungen auf dem Bild war absolut leer und ließ keine
Spur von irgendeinem Gefühl vermuten, nicht einmal von körperlichen
Schmerzen, die er gehabt haben musste. Akira sah das Bild genauer an.
War das Blut auf ihm Keis eigenes?
Stirnrunzelnd sah er zu dem Mann auf.
Ein Mitarbeiter von ihm, ‚jemand‘ hielt es für eine gute Idee
ihn als ‚Spielzeug‘ zu benutzen... Dieser Mann musste etwas
damit zu tun gehabt haben.
„Was hast du damals davon gewusst?“ Akira schob sich das Foto in
die Hosentasche.
„Teilweise... Ich wusste, dass er den Jungen bei sich hatte und ich
wusste, dass er merkwürdige Neigungen hatte. Was er mit Sakai
angestellt hat, war ein offenes Geheimnis,“ teilte der Mann Akira
mit. Er würde ihm nicht alles erzählen, das er wusste.
Und was er erzählt hatte, reichte Akira schon beinahe. Er bog in
einen schwach beleuchteten Pfad zwischen hoch umzäunten Hinterhöfen
und Gärten ein, durch den man zu einer Parallelstraße kam.
„Und wovor genau willst du mich jetzt warnen? Vor dem kleinen
missbrauchten Jungen, der es geschafft hat, sich zu wehren?“
„Ich wollte nur sichergehen, dass du weißt mit wem du deine Zeit
verbringst, der Junge ist mit Vorsicht zu genießen. Richte ihm Grüße
aus. Es gibt viele, die seinen Kopf rollen sehen wollen. Oh, und sag
ihm, dass er besser seine Schulden zahlen sollte, wenn er an seinem
verdammten Leben hängt... oder an deinem.“
Mit diesen Worten ging der Mann wieder seiner Wege und ließ Akira
allein.
Kei vertrieb sich die Zeit des Wartens mit einer ausgiebigen Dusche.
An deren Ende gesellte Akira sich zu ihm. Das tat er, indem er stumm
eintrat, leise die Tür schloss, den Beutel auf den Tisch legte und
auf dem Weg zur Dusche, die sich im selben Zimmer wie alles andere
befand, nacheinander seine Sandalen, Mütze, T-shirt und Hose auf den
Boden fallenließ. Er tastete nach der Öffnung im Duschvorhang und
trat mit blutverschmiertem Gesicht und Armen hindurch.
„Du hast ‘ne interessante Definition von Alkohol kaufen,“
kommentierte Kei das blutige Eintreten seines Freundes. Akira trat
dicht genug an ihn heran, um unter den Wasserstrahl zu gelangen.
„Ich habe Alkohol gekauft.“ Er wischte sich über das Gesicht und
sah Kei an. Dann dachte er an das Foto in seiner Hosentasche. Und
dann musste er unwillkürlich daran denken, wie sonderbar es war,
dass selbstgerechte, sadistische Schwerkriminelle im mittleren Alter
haargenauso schmeckten wie brave Bürger.
„Und auf dem Rückweg hast du dir ‘nen Imbiss genehmigt.“ Kei
erwiderte Akiras Blick gelassen und betrachtete das an ihm
herunterlaufende Blut. Akira zuckte mit den Schultern.
„Was soll ich sagen, er hat sich mir praktisch angeboten... Sag
mal, erinnerst du dich an meine Entführung? Die in La Paz meine
ich.“ Er musterte Kei weiter, dicht genug vor ihm stehend, dass er
ihn bequem hätte umarmen können. Er selbst sah etwas nachdenklich
und sehr ernst aus.
Bilder von den verschiedenen Männern, die er einfach wie am
Fließband getötet hatte, gingen ihm durch den Kopf, und die Bilder,
die Kei eigentlich vergessen wollte. Die meisten davon.
„Ja, warum?“
„Wie habe ich da ausgesehen?“ Akira drehte sich um und tapste
nass zu seiner Hose.
„Blutverschmiert und unter Drogen.“
Mit spitzen Fingern zog Akira das Foto des kleinen Kei aus der
Hosentasche, ließ die Hose wieder fallen und hielt es Kei entgegen.
„Ich war nicht ganz beisammen, also bin ich mir nicht sicher wie
viele es waren, aber die ersten sechs habe ich mitgezählt.“
Wie viele was? Er weiß doch gar nicht, wovon du redest!
Doch. Der letzte steckte noch fast in mir drin als die Schießerei
losging. Er wird ihn gesehen haben.
Akira klang wirklich gelassen. Ruhig und gefasst. Er musterte Kei
weiter.
Das wollte Kei nicht wissen, er konnte es sich denken und das reichte
ihm. Überrascht strarrte er auf das Foto. Nach einer Pause fragte er
leise:
„Wo hast du das her?“
Niemals hätte er damit gerechnet, noch einmal mit diesem Bild
konfrontiert zu werden. Nicht, nachdem er mit zwei Schusswaffen und
einem Messer jeden lebenden Menschen, den er in diesem Haus gefunden
hatte, umgebracht hatte.
„Von einem Japaner, der mich gerade draußen angesprochen hat. Er
sagte, er wolle mich vor dir warnen. Du seist mit Vorsicht zu
genießen, sagte er. Ich soll dir auch Grüße ausrichten und dir
sagen, dass du irgendwas bezahlen sollst, wenn du deinen Kopf
behalten willst. Und meinen,“ fügte Akira mit einem kleinen
Seitwärtsnicken hinzu. „Das war mein Imbiss.“
Als Kei das Bild nicht anfasste, legte Akira es hinter sich auf den
Tisch. „Du musst nicht alles für dich behalten,“ sagte er leise.
„Ich war eigentlich der Meinung, dass von denen keiner mehr übrig
ist,“ sagte Kei leise.
Er wollte einiges für sich behalten, aber das schien nicht immer
eine gute Idee.
Die können ja versuchen, sich ihr Geld zu holen... Oder mich...
Dann ergeht es ihnen wie ihren Freunden damals.
Der Vampir ging nicht weiter auf das Bild ein.
Sie haben eine Drogenparty gefeiert... Viele bewaffnete Männer in
einer dunklen Wohnung... Kei wusste nicht mehr, ob es Tag oder
Nacht gewesen war oder wie viele Menschen damals wirklich auf dieser
Feier waren. Relativ bald nach dieser Aufnahme waren alle von ihnen
tot gewesen. Kei hatte an Bargeld alles mitgenommen, was er hatte
finden können und einige teure Gegenstände zu Geld gemacht. Die
Leichen hatte er einfach liegen lassen.
„Kei.“ Akira sah ihn an. Er drückte seine triefenden Haare aus,
ohne seinen Blick abzuwenden.
Der Angesprochene sah Akira direkt an und wartete. Akira wartete
auch. Mittlerweile fiel es ihm nicht mehr schwer, diesem außerirdisch
blauen Blick standzuhalten, aber verlegen machte er ihn immer. Und
sie waren beide nackt und nass.
Egal.
Nicht daran denken.
Irgendwann musste er doch den Mund aufmachen.
Der Vampir stand noch unter dem warmen fließenden Wasser und sah
seinen Freund an, nicht musternd sondern eher leicht überfordert.
Auch wenn er nicht wollte, dass Akira das mitbekam.
„Verbrenn das Bild,“ sagte er ruhig.
Ohne zu zögern, drehte Akira sich um und zog den Aschenbecher heran,
zerriss das Foto und legte die Schnipsel hinein. Dann holte er das
unzuverlässige Streichholzbriefchen aus seiner Hosentasche, zündete
es an und legte es dazu.
„Du willst mir nichts erzählen?“ fragte er ruhig, während er
beobachtete, wie der kleine Papierhaufen Feuer fing.
„Wenn er tot ist, wird er dir genug erzählt haben.“ Auch Kei
sprach ruhig.
Und du hast das Bild gesehen... das erzählt genug...
Nachdenklich sah Akira dem Feuer zu und tropfte dabei noch ein
bisschen.
Er ist nicht wahnsinnig, weil er ein Vampir ist.
Kei machte nach einer Weile das Wasser aus und nahm sich ein Handtuch
um nicht Akiras Beispiel zu folgen und den ganzen Boden
vollzutropfen. Aus der Dusche getreten nahm er sich eine Zigarette
und zündete sie an.
„Das ist lange her,“ fügte er ruhig hinzu und setzte sich aufs
Bett.
So acht, neun Jahre.
Akira setzte sich daneben und nahm sich auch eine Zigarette.
Rauchend sah Kei aus dem Fenster, während er sich fragte, warum der
Typ noch bis vorhin am Leben gewesen war und ob noch mehr Yakuza von
damals immer noch hinter ihm her waren.
„Was meinte er damit? Damit, dass du deine Schulden begleichen
sollst?“ versuchte Akira, als Kei nicht weitersprach. Er setzte den
Aschenbecher, in dem die letzten Reste des Fotos glommen, zwischen
sie auf die Bettdecke.
„Ich hab‘ diese Penner um einiges Geld erleichtert... was anderes
kann ich mir nicht vorstellen...“
„Du hast sie bestohlen? Wie? Warst du nicht gerade mal zehn oder
so?“
„Ich war zwölf, aber Tote zu bestehlen ist einfach.“
„Ich kam mir gerade so einfühlsam vor...“ Akira rollte die
Augen. Plötzlich kam ihm ein Gedanke. „Glaubst du, dass du -“
Nein, das sollte ich nicht – scheiß drauf. „Glaubst du,
dass du darum so brutal bist? Weil sie‘s dir so beigebracht haben?“
Beibringen war eine gute Formulierung, denn erzogen worden war Kei
niemals wirklich.
„Möglich.“
Kurz entschlossen nahm Akira Kei die halbe Zigarette aus der Hand und
drückte sie zusammen mit seiner aus.
„Hey!“ Kei sah Akira fragend an. Der setzte den Aschenbecher auf
den Tisch zurück und rutschte näher.
Kei betrachtete das Gespräch einfach als beendet als von Akira
nichts mehr kam und war diesem Umstand tatsächlich dankbar. Er legte
einen Arm um Akira und zog ihn an sich. Akira küsste ihn, sanft und
langsam.
Der Vampir erwiderte den Kuss wie der andere ihn begonnen hatte.
Akiras Hand wanderte langsam und leicht Keis Arm und Schulter hinauf.
Er fragte sich, ob Kei auch Blümchensex konnte.
Wahrscheinlich nicht. Mal sehen.
Er streichelte Keis Wange und durch seine nassen Haare. Sie waren
mittlerweile schwarz-blond. Das Blau war komplett ausgewaschen. Der
Japaner lächelte ein bisschen und zog den Kleineren leicht noch ein
Stückchen zu sich. Mit einem warmen Lächeln legte Akira locker die
Beine um Kei und zog ihm das Handtuch ab, ehe er ihn wieder küsste,
kurz und keusch.
Zwei Jahre. Nach zwei Jahren muss mich ein Fremder auf der Straße
anquatschen, damit ich davon erfahre.
Kei vergrub sein Gesicht in Akiras Halsbeuge und rutschte so aufs
Bett, dass er ganz darauf saß. Seinen Freund zog er dabei ein
bisschen mit.