| Sergent Garcia - Acabar Mal | (beides Youtube)
* Gomen (ne) = (Jap.) Entschuldigung
Kei schlief die ganze Nacht durch und murmelte zwischendurch
Unverständliches. Er bewegte sich kaum, außer um sich mal ein wenig
zu drehen, allerdings nie so weit, dass er Akira hätte loslassen
müssen. Er wurde erst am nächsten Morgen wieder wach - oder eher am
frühen Vormittag - tat aber als schliefe er noch, um Akira nicht zu
wecken, als sich langsam aber sicher Hunger in seinen Eingeweiden
breitmachte.
Als Akira aufwachte und zum Fenster hinblinzelte, galt sein erster,
siedendheißer Gedanke seinem Terminkalender. Glücklicherweise war
dieser Vormittag wegen des Konzerts am vorigen Abend freigehalten
worden. Mit einem schläfrigen Schmunzeln streckte er sich ein
bisschen und drehte sich auf den Rücken, um Kei anzusehen.
Kei, der schon eine kleine Weile wach war, blieb liegen wie er war,
nahm aber zur Kenntnis, dass sein Freund aufgewacht war. Er hatte
einen sehr zufriedenen Ausdruck im Gesicht als er langsam die Augen
öffnete.
Akira rieb sich die Augen und legte dann mit einem Grinsen ein Bein
um Kei, um sich auf ihn zu knien. Dabei griff er nach dem Telefon und
legte es vor sich auf Keis Bauch. Der Vampir schaute ihn an.
„Was soll ich damit?“
„Nur stillhalten, sonst gar nichts,“ sagte Akira leise, aber
nicht mehr heiser, als er den Hörer abnahm und eine kurze Nummer von
dem kleinen Schildchen über der Tastatur eintippte. Er rutschte ein
bisschen herum. ... Um es sich gemütlicher zu machen. Wie sein
süffisantes Lächeln verriet.
Das tat Kei sogar. Also stillhalten.
„Bist du zu schwach um das selbst zu halten?“ Grinsend schaute er
Akira beim Tippen zu und wartete bei dem Versuch zu ignorieren, wie
Akira sich auf ihm bewegte.
Akiras Hand legte sich auf Keis Mund, während er auf Englisch
fragte, ob es noch Frühstück gebe, und kurz darauf etwas zum Zimmer
bestellte. Kei hielt die Fresse und biss dem Kleineren einfach in die
Hand, was aber nicht besonders fest ausfiel.
Akira bedankte sich brav und legte auf.
Kei legte das Telefon beiseite und küsste Akira.
Der konnte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen, während er den
Kuss erwiderte und Kei dabei ein klein wenig auf die Lippe biss.
Der Vampir biss zurück und brachte Akira damit zum Bluten. Das
erinnerte ihn daran, was sein Körper beim Aufwachen angemeldet
hatte. Blut. Viel davon. Gleich...
Ein leichtes Protestseufzen, das aber kaum Ärger ausdrückte, und
Akira flüsterte: „Trink von mir.“
Langsam vermutete Kei, dass sein Freund Gedanken lesen konnte. Aber
das war egal. Mit leichtem Lächeln, in etwa so als gäbe man einem
hungrigen Kind sein Lieblingsessen, vergrub der Vampir seine Zähne
in Akiras Halsbeuge und labte sich an dessen Blut.
Der erste Schmerz machte schnell dem warmen Rausch Platz, den Akira
monatelang vermisst hatte. Er packte die Haare an Keis Hinterkopf und
schloss behaglich die Augen.
Der Vampir ließ sich Zeit, eine Menge an Blut aus seinem Freund zu
saugen, die ihn nicht zum Zusammenbrechen bringen würde. Wenig war
es jedoch nicht.
Sobald ihm schwindlig wurde, packte Akira Keis Schulter etwas fester.
Er würde ihn nicht darum bitten, aufzuhören. Sterben konnte er
immerhin nicht - vermutete er.
Irgendwann hob Kei den Kopf und sah seinen Freund mit zufrieden
gesättigtem Gesichtsausdruck an. Dass er etwas mehr Blut aus Akiras
Kreislauf gezogen hatte, als er vorgehabt hatte, war ihm zum Großteil
egal. Immerhin war der Kleinere sowas wie untot. Da konnte nicht viel
passieren.
Akiras Gesicht lag auf Keis Schulter und er atmete vorsichtig aus.
Wenn er die Augen jetzt öffnete, würde er umfallen, oder sich so
vorkommen. Die Wunde in seinem Hals schloss sich allmählich.
Kei nahm ihn in den Arm und hielt ihn fest.
He's become so considerate... dümpelte es Akira durch den
Kopf.
Was Schwachsinn war, denn immerhin hatte er ihn gerade fast
leergetrunken, aber so etwas war normal und fiel Akira darum gar
nicht erst auf.
Kei ließ Akira bald los und legte ihn aufs Bett, sich daneben. Sein
Handy fing an zu plärren.
Akira lachte kurz und quiekte: „Kageyama-san, wo sind Sie? Wenn
Sie nicht in zehn Minuten hier sind, muss ich Sie feuern!“
Kei prustete beinahe los und angelte das Smartphone aus seiner
Hosentasche.
„Das wäre mal was ohne feste Arbeit,“ sagte er grinsend. Er
hatte keinen Schimmer, wer das sein konnte, nahm aber trotzdem ab. Es
war ein Typ, der nicht sagen wollte, wer er war und lediglich einen
Auftrag zu vergeben hatte. Kei schrieb sich den Namen des
Betreffenden auf und verabschiedete sich als alles geklärt war.
„Uh, dein nächster Kunde? Ich hätte nie gedacht, dass du unter
die Callboys gehst,“ sagte Akira, nachdem er neugierig auf die
Notiz gespinxt hatte.
Kei lachte. „Ja, wobei ich die Leute lieber umlege. Das macht denen
weniger Spaß als mir.“
„Mich legst du auch um. Und ich habe den leisen Verdacht, dass dir
das mehr Spaß macht als mir,“ bot Akira mit einem sehr
unschuldigen Blick an.
Kei grinste. „Das glaube ich nicht.“ Er war sich ziemlich sicher,
dass Akira sehr viel Spaß an dieser Variante von Umlegen hatte. „Der
Typ hier,“ er zeigte auf seine Notiz, „soll in drei Tagen tot und
am besten unauffindbar sein.“
Nach einer kurzen Pause, in der Akira entschied, ob er schockiert
sein wollte, zuckte er mit den Schultern und machte dazu das passende
gleichgültige Gesicht.
„Klingt immer noch nach nichts anderem als was du mit mir machst.“
Jetzt lachte Kei. „Ich hab dich nie erschossen.“
Akira legte den Kopf schief und blickte skeptisch zur Seite.
„... Nja... stimmt.“
„Siehst du? Nicht das gleiche.“ Kei legte sein Handy wieder weg.
„Na gut. Dafür bezahlt dich ja auch niemand.“ Er zuckte wieder
mit den Schultern und rutschte zum Fußende des Bettes. Kei setzte
sich auf und beobachtete Akira ein bisschen. Der kletterte aus dem
hohen, weichen Bett und ging ungeniert nackig zu der Tür, hinter der
er das Badezimmer vermutete, wobei er es meisterlich vermied, wie ein
Betrunkener zu wanken, obwohl er sich sehr danach fühlte.
Kei setzte sich an den Bettrand. Akiras geordertes Frühstück musste
jeden Moment da sein. Der Vampir saß unbekleidet auf der Decke und
entschied sich dazu seinem Freund ins Bad zu folgen. Die Duschkabine
von bescheidener Größe hatte eine klare, völlig durchsichtige
Plastikschiebetür. Hinter ihr stand Akira und hielt die Hände unter
das Wasser, das anscheinend noch nicht die richtige Temperatur hatte.
Kei betrachtete die Rückansicht seines Freundes kurz, ehe er ihn von
hinten umarmte.
„Noch nicht warm genug?“
„Heh... egal, mir wird gerade auch so warm.“
Der Vampir grinste ein wenig als er Akira kurz an sich drückte und
ihm leicht ins Ohr biss. Der strahlte bloß doof und stellte sich
unter das Wasser. Auf einer kleinen Ablage aus Metall standen kleine
Fläschchen. Akira nahm sie an sich, las die Aufschriften und stellte
zwei wieder zurück. Kei ließ ihn nicht wirklich los und stellte
sich einfach mit unter den warmen Wasserstrahl. Dass er das letzte
Mal die Temperatur seines Duschwassers gespürt hatte, war eine ganze
Weile her.
Der Inhalt der kleinen Shampooflasche füllte Akiras hohle Hand halb
aus. Die bot er Kei an.
„Ich weiß, dass hier drin nicht viel Platz ist, aber so eng
ist es nicht.“ Er schmunzelte.
Kei schmunzelte ebenfalls, als er Akira um einen Teil des Shampoos
erleichterte. Mittlerweile hatte er seinen Freund losgelassen.
„Nicht?“
„Nein,“ sagte Akira, als informiere er seinen Freund tatsächlich
über etwas neues. Er stellte die leere Flasche zurück und rubbelte
sich die Haare ein. Kei tat es ihm gleich, ließ ihm dabei aber mehr
Platz und grinste ein bisschen in sich hinein.
Als Akira fertig war, lehnte er sich ein bisschen in die Ecke, um Kei
mehr Platz unter dem Wasser zu lassen. Außerdem waren die kühlen
Fliesen eine Wohltat auf seiner Stirn.
Kei genoss das warme Wasser sichtlich und ließ sich Zeit damit,
seine Haare und sich zu säubern.
Plötzlich fiel Akira etwas ein.
„Wo bist du eigentlich gewesen? Wo bist du jetzt hergekommen?“
Kei hatte erwähnt, dass er sich eine Wohnung suchen müsse. Also
konnte er sich nicht länger in La Paz aufgehalten haben.
„Ich hab mir mit Drogengangs die Zeit vertrieben, aber die wurden
sauer und wollten mich umbringen. Ich bin angehauen und bei einem
Mann namens Jack untergekommen, von da hab ich ein bisschen Geld
verdient,“ erzählte Kei.
„...Und dieser Jack, wo wohnt der?“ fragte Akira die Wand.
„Nahe der Grenze zu Chile,“ sagte Kei, der den Namen von Jacks
Heimatstadt nicht aussprechen konnte. Das war auch egal, es war nicht
so weit weg, dass es unmöglich war, hier herzukommen und er wusste
den Weg.
„Und jetzt willst du hierbleiben?“ Akira drehte sich um.
„Ja.“ Keis produzierter Schaum war blau, als er an ihm
herunterlief.
„Weiß dieser Jack das?“
„Ja,“ Kei hatte mal erwähnt, dass er bei seinem Freund bleiben
würde, sofern er diesen denn wiederfände.
Ohne bestimmten Ausdruck nahm Akira Keis Gesicht in die Hände und
küsste ihn sanft.
Der Vampir nutze das aus um Akira mit blauem Schaum zu dekorieren und
erwiderte den Kuss.
Noch immer an dem anderen Mund hängend öffnete Akira die Tür und
stieg auf die Matte. Wenn er noch eine Sekunde länger so dicht vor
Kei stehengeblieben wäre, wäre noch etwas passiert, und mit dem
bestellten Zimmerservice bestand dabei die Gefahr, eine ähnliche
Szene wie letzte Nacht zu erleben. Das wollte er vermeiden.
Kei hielt ihn noch kurz fest, blieb aber unter dem warmen Wasser
stehen, weil seine Haare noch nicht schaumfrei waren. Mit einem
Schmunzeln zog Akira sich los und nahm sich ein Handtuch. Just in dem
Moment klopfte es an der Tür.
„Good morning! Room service!“
Noch nass auf dem Weg zur Tür band Akira sich das Handtuch um die
Hüfte. Kei duschte noch friedlich weiter und verließ die Dusche
erst ein paar Minuten später.
Da saß Akira im Schneidersitz auf dem Bett, mittlerweile mit
handtuchtrockenen Haaren aber dem Handtuch wieder umgebunden, und
trank Orangensaft. Er lächelte etwas ungläubig.
„Das war der Typ von gestern. Der wollte tatsächlich ein Autogramm
von mir.“ Er klang sehr überrascht. Kei lachte beinahe.
„Hat er eins bekommen?“ fragte er, während er sich im Handtuch
aufs Bett fallen ließ.
„Klar.“ Akira nahm einen Streifen Bratspeck vom Teller und hielt
ihn Kei hin. Der nahm ihn dankend an und ehe man sich versah, war der
Streifen auch schon weg. Kei hatte lange nichts meschenverständlich
Essbares mehr gegessen. Das war eine willkommene Abwechslung, auch
wenn die für ihn überhaupt keinen Nährwert hatte.
„Dieses Zimmer hast du noch bis morgen früh.“ Akira nahm sich
ein Stück Obst und kaute nachdenklich darauf herum, schien aber
nicht besonders viel daran zu finden.
„Ja und dann bin ich zwei Tage weg und komm dann wieder,“ sagte
Kei leise. Akira sah ihn an.
„Jack oder der Kunde?“
„Jack, Sachen holen.“ Kei lächelte ein kleines bisschen.
„... Darf ich heute abend herkommen?“ Akira schaute in sein
Saftglas.
„Klar.“ Erwiderte Kei und dachte kurz nach.
Mit seinen nicht gerade vielen Sachen, es war nicht mehr geworden
seit er bei Jack untergekommen war, und seinem Schwert auf dem Rücken
machte Kei sich auf den Weg zu der Adresse, die Akira ihm
aufgeschrieben hatte. Hin und wieder schaute er auf sein ziemlich
neues Handy, das fast immer lautlos lief. Nichts. Seit Akira sich
verabschiedet hatte, das war am frühen Vormittag des Vortages
gewesen, als er auschecken musste, hatte Kei nichts mehr von seinem
Freund gehört.
Jetzt war es Abend und Kei fast an der Adresse angekommen, dem
Wohnheim der Plattenfirma, wo Akira wohnte. Es wunderte den Vampir
eigentlich nicht, bisher nichts von ihm gehört zu haben, aber die
Tatsache, dass Akira sich gar nicht meldete, obwohl sie sich
verabredet hatten und Kei spät dran war, machte ihn ein wenig
stutzig.
‚Bin gleich da‘ schrieb er dem Jüngeren als er um die Ecke bog,
in die Straße in der sein Zielort lag.
Er bekam keine Antwort.
Das Wohnheim war ein richtiges Anwesen, wenn auch ein eher
bescheidenes und funktionales, das inmitten eines eigenen großen
Gartens lag und durch eine Mauer, dichte Hecken und ein großes
Eisentor von der Öffentlichkeit abgeschirmt war. Hinter dem Tor
führte eine breite Auffahrt zu ein paar Garagen und dem großen
Vordereingang.
Auf der beleuchteten Klingeltafel mit Sprechanlage gab es nur wenige
Knöpfe, und nur drei waren beschriftet. Der, neben dem das Logo der
Plattenfirma prangte, war nicht drückbar, neben dem darunter stand
‚Visitors / Reception‘, und neben dem alleruntersten stand
‚Deliveries / Correo / Suministradores‘.
An einem der Mauerpfeiler neben dem Tor hing unauffällig eine
Kamera.
Auf der anderen Straßenseite - die ein ganzes Stück weit entfernt
war - standen ein paar Vans mit ‚News‘- und ‚Tele‘-Aufschriften,
aus deren Fahrerfenstern gelangweilte Männer hingen und rauchten,
schliefen oder sich unterhielten. Ein Mann ging im Schatten umher und
trug seine Kamera auf der Schulter.
Kei, mit Lederjacke und Kapuze im Gesicht, ging zielstrebig auf das
Tor zu, nachdem er von Akira keine Antwort bekommen hatte. Diesmal
trug er keine Sonnenbrille. Nachdem er sich die Klingelschilder
angesehen hatte, drückte er neben ‚Visitors / Reception‘ den
Knopf und wartete. Die Menschen vom Fernsehen beachtete er gar nicht.
Die Sprechanlage knackte und fragte ihn etwas auf Spanisch.
Kei verdrehte nur die Augen. „Sorry?“ Er verstand kein Wort.
Die Sprechanlage machte eine Pause.
„... Can I help you?“ fragte die rauhe Stimme.
„Yeah, I wanted to meet Angel... Is he there?“ fragte Kei ruhig.
Die Sprechanlage knackte wieder und ging aus. Nach ein paar Sekunden
ging sie wieder an und die Stimme ertönte wieder und raunzte etwas
auf Spanisch, bevor sie gereizt auf Englisch weitersprach: „If you
people keep this up we will have you removed!“ Dann knisterte es in
der Leitung und die Anlage war aus.
Kei seufzte genervt. „I am none of the news people. My name is
Kageyama, Kaito.“ Er war noch immer ruhig, aber hörbar genervt.
Er bekam keine Antwort.
Der Vampir klingelte einfach nochmal.
Keine Reaktion.
„Fuck you, too. Motherfucker,“ gab Kei von sich und trat wütend
gegen das Eisentor, das daraufhin ein Stück nachgab. Auch das rief
abgesehen vom Quietschen der Scharniere und des sich verbiegenden
Eisens keine Reaktion hervor. Nun ja, und abgesehen von den Leuten
auf der anderen Straßenseite, die nun insgesamt etwas wacher
erschienen. Kei ließ einiges an Beleidigungen vom Stapel, trat die
Tür aber vorerst nicht ganz ein.
„Look at your damn camera, bitch...“ sagte er sauer, während er
sich vom Gebäude entfernte. Ein paar der Fernsehmenschen hatten sich
im Hintergrund leise unterhalten, und nun löste sich einer von ihnen
aus der Gruppe und joggte zu Kei, um ihn einzuholen. Kei drehte sich
um und sah ihn an.
„What the fuck do you want?“
Der Mann hielt überrascht inne, schien aber nicht besonders
eingeschüchtert zu sein. Er hob beschwichtigend die Hände und
fragte mit dickem Akzent: „You look for Angel?“ Er wartete auch
nicht auf eine Antwort, ehe er weiterfragte: „Are you Angel's
friend?“
„Why the fuck do you care?“ Kei traute Medienmenschen nicht. Er
traute generell Menschen kaum bis gar nicht. Gar nicht überwog.
„Everybody look for Angel,“ eröffnete ihm der Mann mit
ausgebreiteten Armen, skandalgeil geweiteten Augen und konspirativ
gesenkter Stimme. „He's kidnapped!“
Kei wurde hellhörig. „What else do you know?“ Er wusste nicht,
ob er dem Typen glauben konnte, oder sollte, aber wenn er was wusste,
war es gut das auch zu wissen.
„He went missing yesterday. Today they said they got a demand for
ransom,“ erklärte der Mann schulterzuckend. „They don't release
anything else.“
„You know who got him?“
„They won't say,“ bedauerte der Mann kopfschüttelnd. „If
you're a friend they may talk to you - or we can talk,“ schlug er
vor.
„I don't know anything. I gotta talk to them.“ Kei schlenderte
zum Gebäude zurück und ließ den Nachrichtenmann einfach mal
stehen, um sich einen Weg auf das Grundstück zu suchen. Der blieb
noch eine Weile unschlüssig stehen, bis seine Entscheidung darauf
fiel, zu seinen Kollegen zurückzulaufen. Das tat er wieder
joggenderweise, und kurz darauf waren einige Kameras auf Kei
gerichtet.
Kei drehte sich um. „Shut those down or you don't have them for
long.“ sagte Kei dunkel und ging auf die Männer zu. Sie machten
ein paar Schritte rückwärts und entfernten sich dabei auch
voneinander, hielten die Kameras aber weiter auf Kei gerichtet.
Da klingelte sein Telefon.
Kei ging dran und meldete sich auf Japanisch.
Er hörte Rumpeln, Rauschen, und gedämpfte Worte auf Spanisch. Die
wurden nach einem Rascheln etwas lauter, dann lachte jemand nervös
und es wurde aufgelegt.
Kei verstand nichts und steckte das Telefon wieder weg, aber auch so
wusste er wer das war. Auf der Anzeige hatte ‚Akira‘ gestanden.
Er ging wieder auf die Männer zu, zog eine Pistole und schoss
gezielt die Kameras so kaputt, dass sie unbrauchbar waren.
„I said shut them down...“ sagte er ruhig.
Die Männer ließen sich in die Hocke fallen oder duckten sich weg,
aber keiner ließ seine Schulterkamera gehen, die nach dem Angriff
allesamt besorgt untersucht wurden. In der allgemeinen Unruhe und
Panik stand hinter einem Van jemand dicht an die Schiebetür gedrückt
und sprach leise und drängend in ein Handy. Kei machte sich nichts
draus sie alle niederzuschießen und wandte sich wieder dem Tor
hinter sich zu. Während er die Pistole wieder wegsteckte, rechnete
er sich den besten Weg aus. Mit einem gezielten Schlag und einem
improvisierten Hochsprung, bei dem er darauf achtete, dass das
Schwert auf seinem Rücken nicht angekratzt wurde, verschaffte er
sich endlich Zutritt zu dem Gelände und lief eilig und geduckt um
eine Ecke des Hauses zu einem Fenster, das sich leicht würde öffnen
lassen.
Drinnen lehnte er das Fenster wieder an und machte sich leise auf die
Suche nach dem Büro.
In einem der paar Arbeitszimmer, die er im Erdgeschoss fand, saß
eine junge braune Frau mit einem sehr langen, dicken schwarzen Zopf
auf einem Schreibtisch, hinter dem Akiras Manager vornübergebeugt
saß. Sein Gesicht, das eben noch in seinen Händen vergraben gewesen
war, glotzte nun Kei entgeistert an.
„You did not want to let me in so I did that myself,“ sagte Kei
trocken und fügte hinzu: „Where's Angel?“
Der Mann stand auf. Dabei musste er sich auf den Tisch stützen. Er
sah sehr, sehr müde aus. Die junge Frau musterte Kei interessiert
mit ihren schwarzen Augen.
„We don't know. They have his cellphone, but we have to wait for
another call from them that's long enough for the police to
triangulate their position... or a call to another cellphone, then
with GPS... but that won't happen.“ Er rieb sich über das Gesicht.
„They called me. But I didn't understand them. You know who got
him?“ Kei lehnte sich an die Wand neben der er stand. Sie
schüttelten beide erschöpft die Köpfe.
„Give me the cell,“ sagte die Frau und hielt eine Hand auf.
„FUCK!“ Kei schlug wütend in die Wand... und hinterließ eine
bröckelnde Delle darin. „What do you want with it? They called
from his phone.“
Bei Keis Ausbruch zuckten beide entsetzt zusammen, doch der Herr
Manager besaß die Geistesgegenwart, ein Kabel von der Tischplatte
hochzuheben, das in einem alten Laptop steckte, und zu erklären:
„They gave us this in case we were called - he has our numbers -
then we have to plug this in... how did that go again?“
„Let me,“ sagte die Frau und rutschte vom Tisch, nahm das Kabel
und hielt Kei wieder ihre Hand für das Telefon entgegen. Der übergab
es ihr tatsächlich und wartete mit unfreundlichem Gesichtsausdruck.
Sie stöpselte das Kabel ein und ging um den Tisch herum, um
abwechselnd konzentriert am Handy und am Computer herumzuspielen.
Zwischendurch machte sie ein paar verärgerte Zischgeräusche, so als
ob sie sich gerade den Ellenbogen gestoßen hätte, und schüttelte
den Kopf.
„I think it only works during calls, not after,“ sagte sie und
sah auf.
Da klingelte das Telefon wieder.
Kei nahm es ihr sehr schnell ab und ging dran.
„English, fucker,“ sagte er genervt.
Es war wieder nur Rauschen und Rumpeln zu hören, und dieselben
gedämpften Stimmen wie zuvor. Diesmal aber lachte niemand, es wurde
nur scharf geflucht und dann aufgelegt.
„Fuck you!“ fluchte Kei und vergrößerte sein Loch in der Wand.
„Ha! Got them!“ rief die Frau aus, noch während der Manager
frustriert aufstöhnte.
„Where are they?!“
Sie winkte ihn heran und schaltete den Drucker an, den sie daraufhin
sofort aus dem Desktop-PC ausstöpselte um ihn in den Laptop zu
stecken. Kei ging zu ihr und schaute auf den Bildschirm. Da war ein
unsauberes Satellitenbild voller Grün zu sehen. In den Ecken des
Bildes standen Zahlen und ungefähr in der Mitte Koordinaten. Schräg
durch das Bild führte eine krakelige hellbraune Linie, auf der neben
der langen Zahlenkombination ein kleines weißes Rechteck prangte.
Als der Drucker angeschlossen war, ließ sie das Bild ausdrucken. Der
Manager stand nutzlos daneben und guckte auch auf den Bildschirm. Die
Frau griff nach einer Straßenkarte, die schon auf dem Schreibtisch
bereitlag, und verglich das Bild mit ihr.
„Die Adresse,“ forderte Kei ungeduldig. Sie sah ihn
verständnislos an. „Was?“
„I'm sorry, I don't know what you said,“ sagte sie, dann: „It
must be somewhere around here...“ und sie zeigte auf der Karte in
den Dschungel im Osten, außerhalb von La Paz.
„Thanks. How do I get there?“
„This is the biggest road east, to Santa Cruz. This road runs
parallel to it for a while, and then north. Drive towards Santa Cruz
and...“ Sie hing konzentriert über der Karte und folgte mit dem
Finger einige Kilometer der Hauptstraße, sah immer wieder auf das
Satellitenbild, hielt dann an und nahm sich eilig einen
Kugelschreiber. Damit kratzte sie ein kleines Kreuz auf eine
Abzweigung nach Norden. Die viel kleiner abgebildete Straße bekam
auch noch ein Kreuz. „This is where the call came from!“
„All right. Thanks.“ Kei wandte sich zum Gehen zum Fenster.
„Good luck!“ sagte sie. „We're calling the police, too.“
„They won't like me,“ rief Kei noch, während er aus dem Fenster
stieg und losrannte.
Vor einem der Männer, deren Kameras er geschrottet hatte, blieb er
kurz stehen. „No news for you, fucker,“ meldete er und weg war
er.
Die ‚kleinere‘ Nordstraße durch den Dschungel stellte sich als
eine breite, befestigte Landstraße heraus, die streckenweise
beleuchtet war und von der aus man bei Tag zwischen einigen
Kilometern kleinere Abfahrten zu kleinen Siedlungen, Höfen oder
kommerziellen Anlagen in einiger Entfernung sehen konnte.
An der auf dem Satellitenfoto markierten Stelle befand sich jedoch
nichts als Urwald auf beiden Seiten. Wenige Kilometer weiter jedoch
gab es wieder einmal Straßenbeleuchtung, und irgendwann ging nach
rechts eine kleinere Staubstraße ab, die leicht bergauf führte.
Diese war auch gut befestigt und ging noch mindestens einen Kilometer
bergauf, bis sich der Wald ein wenig lichtete und den Blick auf ein
recht modernes Anwesen mit einem Parkplatz und weniger modernen
Arbeits- und Lagergebäuden freigab. Hier war nur der Weg zum großen
Wohnhaus beleuchtet. Davor standen ein paar Fahrzeuge, ebenso auf dem
großen Asphaltplatz zwischen den Schuppen und Hallen. Hier und da
gingen in den Schatten Männer umher, von denen ungefähr die Hälfte
sichtbar bewaffnet war.
Kei hielt irgendwo mitten auf dem ersten Platz und marschierte
geradewegs auf die ersten Männer zu, die auf ihn aufmerksam wurden.
„Hey, fuckers!“
Sie entschulterten ihre Gewehre und richteten sie vorsichtig aber
locker auf Kei, während sie ihn näherkommen ließen. Zwei riefen
ihm etwas auf Spanish zu.
„Sorry? I don't understand you,“ sagte er ruhig aber bestimmt und
zog sein Schwert – grinsend.
Sie begannen zu lachen und einer spuckte amüsiert auf den Boden. In
der Ferne kamen noch mehr Rufe und eilige Schritte näher, die aber
einen großen Abstand hielten. Aus der Halle hinter zweien der Männer
kam ein unbewaffneter Weißer mit sehr faltigem, vernarbtem Gesicht
hervor, der sich gerade seine scheinbar nassen Unterarme abwischte.
Er fragte barsch etwas auf Spanisch, erblickte dann Kei und grinste.
Keis Grinsen verschwand nicht.
„Who of you wants to die first?“ Er stand da mit seinem Schwert
locker über der Schulter und schaute die Männer an.
Der faltige Mann sagte leiser etwas zu den zwei amüsierten
Gewehrträgern vor ihm, und die zielten und schossen sofort auf Keis
Beine. Kei wich den Kugeln einfach aus und nutzte diese Gelegenheit,
um sich gleichzeitig auf die Schützen zuzubewegen. Seine Bewegungen
wirkten gelassen, waren dabei aber schneller als jeder dieser Männer
hätte sprinten können. Er kam ihnen gefährlich nahe, so nahe, dass
er einem von ihnen seine Klinge näher vorstellte.
„Sayonara. Motherfucker,“ sagte er dem halb abgetrennten Kopf,
während etwas Blut auf sein Gesicht spritzte.
Er stand nun zwischen dem Alten und der anderen Schießbudenfigur.
„Who are you?“ fragte der Faltige, offensichtlich begeistert von
der Vorstellung, die er geboten bekam. Dass gerade einer seiner
Männer blutspritzend zu Boden gegangen war, schien ihn weder zu
überraschen noch zu stören. Er schubste den zweiten Schützen
beiseite, damit er nicht weiterschoss. Diese Geste hielt auch die
anderen Männer ab, die nun um den Platz herum angelegt hatten. Dabei
hielten sie einen größeren Abstand zu Kei als ihr unglücklicher
Kollege.
„That's none of your business, where's Angel?“ Kei sah ihn
eiskalt an.
Aus dem kleinen Spalt des Hallentores hinter dem Faltigen drang
Gitarrenmusik mit spanischem Gesang, aus einem Radio oder ähnlichem
irgendwo in der Halle, durch die jemand mit besonders gutem Gehör
noch grunzende und lachende Männerstimmen vernehmen konnte.
Der Faltige trocknete sich weiter lächelnd die nach Krankenhaus
riechenden Hände mit seinem Lappen ab. Er nickte über seine
Schulter.
„In there. Go have a look.“
Das tat Kei dann auch.
Nachdem er den Mann erstochen hatte.
Der sank überrascht zu Boden.
Die Wachen rund um den Parkplatz kamen nun dazugelaufen und schossen
gleichzeitig.
Kei ließ sie eine Weile schießen und schoss dann zurück. Deutlich
zielsicherer. Seine Ziele gingen zu Boden.
Die Hallentür wurde zugeworfen, doch bevor sie sich donnernd
schließen konnte, rammte Kei seine Schwertfaust dazwischen.
Aufgeregtes Rufen und Fluchen waren die Antwort, neben einem Schuss
in seine Hand. Kei öffnete die Tür gewaltsam ganz und betrachtete
die angeschossene Hand und hielt sie dem Schützen hin. Grinsend
schoss er dem Typen in die Hand. Er spürte nichts.
Er trat die Tür hinter sich zu und lud einhändig nach.
Aus verschiedenen Ecken der Halle wurde das Feuer auf ihn eröffnet.
Es war langsam, da nur Gewehre und Handpistolen benutzt wurden, aber
es waren viele. Die Musik lief immer noch.
Kei wurde komplett zerschossen und hinterließ Blut, wo er ging. Noch
mehr Blut hinterließen aber die ganzen Männer, die er mit Schwert
und Pistole hinrichtete. Immer mit einem mordlustigen, eiskalten
Grinsen im Gesicht. Er schoss um sich in Richtung der Musik, in der
Hoffnung sie damit ausschalten zu können.
Die Halle war mit Beton ausgegossen und entlang ihrer Wände standen
verschieden hohe Betonmauern die etwas an Stallboxen erinnern
mussten. In vielen dieser Abteilungen lagen nackte, schmutzige
Matratzen, und ein paar hatten metallene Gattertore. In der Halle
verstreut standen ein paar große Tapeziertische, Europaletten,
Stühle und große Plastikkisten. Nur die Männer, die sich die
niedrigeren Mauern als Deckung ausgesucht hatten und sie klug
ausnutzten, überlebten lang genug, um nachzuladen.
Das Radio spielte weiter.
Plötzlich brüllte jemand etwas.
„Stop shooting or he's dead!“
„Leave him be or YOU are dead!“ entgegnete Kei und drehte sich in
Richtung des Rufenden.
Ein nackter und an einigen Stellen irgendwie verschmiert glänzender
Akira kniete Kei zugewandt auf einer der Matratzen. Auf den zweiten
Blick war offensichtlich, dass er nicht selbst kniete, sondern ein
Arm um seinen Hals ihn festhielt. Seine eigenen Arme hingen schlaff
herunter und sein Kopf hätte das vermutlich auch getan, wenn er
nicht festgehalten worden wäre. Sein Mund und seine Augen hingen
halb offen und starrten glasig in Keis Richtung. Sein Körper war
nicht breit genug, um dem Mann hinter ihm volle Deckung zu geben,
auch wenn der sich schlau hinter ihm versteckte. Man konnte sogar
noch deutlich sehen, dass dem Mann die Hose in den Kniekehlen hing.
Unter einem von Akiras Armen schaute die Mündung einer Pistole
hervor.
„Oh you think using him prevents me from killing you? Let me think
about that... no.“
Kei ging einen Schritt auf den Mann zu, völlig durchlöchert und
blutend, und blieb direkt vor Akira stehen. Er hob seine Glock und
schoss dem Mann in die die Pistole haltende Hand, wobei er Akira
nicht mehr als lautes Ohrenklingeln und einen kleinen Kratzer
verpasste. „Gomen ne.“*
Er riss seinen Freund von dem Mann weg, dem er nun direkt in den Mund
schoss. Er wurde hintenüber zu Boden geworfen und landete in den
Spritzern seines eigenen Gehirns.
Akira sackte stumm starrend auf der Matratze zusammen.
„Du kommst mit.“ Er nahm Akira und warf ihn, nachdem er sich die
Mühe gemacht hatte, seine Hose zu finden und sie ihm anzuziehen und
alles, was sich bewegte zu Kleinholz und Hackfleisch zu verarbeiten,
über die Schulter, und verließ das Gebäude mit ihm.
Draußen war die Polizei mittlerweile eingetroffen.
Bolivien will Menschenhandel stärker bekämpfen (Latina Press)
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