Die beiden schienen das zu akzeptieren, wenn vielleicht auch nicht zu
glauben.
"Wo wohnst du denn?" fragte Fumie.
"Ich weiß n- wo sind wir hier?" fragte Colin. Nun stand
er, ohne gestützt werden zu müssen. Er hätte auch ohne Hilfe
aufstehen können, dachte er bei sich.
"In unserer Wohnung," sagte Fumie unnötigerweise.
"Mein Freund sitzt noch draußen auf dem Flur und schläft,"
informierte ihn die andere. Sie war etwas misstrauischer. Gute
Frau. Sehr vernünftig, dachte Colin.
Es stellte sich heraus, dass diese Adresse mit Keis identisch war. Er
war also im selben Haus.
Kei warf den Zigarettenstummel nach unten und ging wieder nach
drinnen. Nahm seine Gitarre und beschloss nach Colin zu sehen, wenn
der bis zum Abend nicht wieder da war, schließlich durfte der auch
durch die Gegend laufen, wie er wollte. Nur hätte Kei gern gewusst,
wo.
Colin musste etwas darüber nachdenken, wie er ihnen sagen konnte, wo
er hingehörte, ohne Details preiszugeben. Er wusste zwar nicht,
warum, aber hatte den vagen Eindruck, als würde Kei das so wollen -
und es war schließlich seine Wohnung. Oder... wie konnte er sich von
diesen beiden hilfsbereiten Frauen verabschieden, ohne ihnen zu
sagen, wohin er gehen würde und ohne ihnen Sorgen zu machen?
"Ich... dann weiß ich, wo ich hinmuss..." Er wankte zur
Zimmertür.
"Warte-" Fumie ging ihm hinterher. "Geht es dir
wirklich gut?"
Er öffnete die Tür und stolperte beinahe über den davor
schlafenden Mann in seiner Wolldecke.
"Danke, dass ihr mich aufgelesen habt..." flüsterte Colin,
während er den Mann anstarrte. "Das war sehr gut von euch-"
Shit. Er spürte neue Tränen sich anbahnen.
"Du musst jetzt Vitamine nehmen und viel Gemüse essen,"
flüsterte Fumie eindringlich. "Du warst sehr unterkühlt,
Akira."
Kei schloss seine Gitarre an den Verstärker an und ging seinen
Nachbarn mit lauter, guter und etwas trauriger Musik auf die Nerven.
Endlich in den anonymen Hausflur entlassen, mit Fumies Apartmenttür
sicher hinter ihm geschlossen, orientierte Colin sich mit einem Blick
den Treppenschacht hinunter und einem weiteren nach oben. Er ging
langsam hinunter. Als er den ersten kalten Treppenabsatz hinter sich
hatte, hörte er die Gitarre und hielt inne.
Kei spielte eine ganze Weile. Ohne, dass er das eigentlich wollte,
produzierte seine Gitarre das, was er dachte und die Gefühle, die er
nicht fähig war auszusprechen oder zuzugeben. Er saß mittlerweile
im Wohnzimmer neben dem Verstärker und hatte das Denken für eine
Weile mal sein lassen.
Leise und langsam, damit er ihr zuhören konnte, war Colin der Musik
bis zu Keis geschlossener Tür gefolgt, vor der er stehengeblieben
war. Nach ein paar Minuten setzte er sich vorsichtig hin und lehnte
sich mit geschlossenen Augen an die Tür. Das wollte er nicht
unterbrechen. Und er war froh darüber, dass er hier draußen war und
sie ganz allein und geheim hören konnte. Abgesehen vom
gelegentlichen Tränenabwischen bewegte Colin sich nicht und hatte
die Arme schlapp zwischen seinen Beinen liegen.
In seinem Kopf herrschte dafür reges Treiben. Er stellte sich eine
Schlacht vor, in der die bunten Lichter, die durch die Tür in seinen
Schädel drangen, gegen faulig stinkende Blutseen kämpften, die
langsam wütend gurgelnd zurückgeschlagen wurden. Sie wollten sich
nicht auflösen und existierten einfach weiter, aber nach und nach
wurden die herumschießenden Lichter immer zahlreicher und
aggressiver, sodass es schwer war, außer ihnen überhaupt noch etwas
wahrzunehmen. Dankbar gab Colin ihnen nach.
Kei vergaß die Zeit und spielte einfach weiter. Es konnten Stunden
gewesen sein. Ab und an veränderte er mal die Einstellungen seines
Verstärkers, aber ansonsten unterbrach er sein Spiel nicht. Er hatte
keine Ahnung, dass Colin es hören konnte und genau das tat.
Irgendwas in ihm wollte das sogar. Sein Spiel wurde bunter. Mal
melancholisch, mal euphorisch. Mal alles dazwischen.
Colin nahm nicht war, wie ein-, zweimal jemand an ihm vorbeiging,
anhielt, vielleicht etwas sagte, ihn dann ihn Ruhe ließ - vielleicht
reagierte er sogar mit Abwinken oder einem abwesenden Nicken mit
geschlossenen Augen, aber wenn er das tat, war er sich dessen nicht
bewusst. Nur einmal schauderte er und öffnete die Augen, um sie
sofort wieder zuzukneifen, als ihm einfiel, dass sie ohne dies und
das und vor allem ohne ihn bald geheiratet hätten. Seine Mutter und
Hiroki. Seine Mutter. Seine Mutter. Blutsee. Seine Mutter. Blutsee.
Seine Mutter...
Er gab ein frustriertes, knurrendes Schluchzen von sich, das er
sofort wieder wegzwang, weil er die Musik nicht stören wollte.
Kei hatte den Verstärker noch mehr aufgedreht, weil er nichts
mitbekommen wollte. Dass seine Nachbarn das eventuell als störend
empfanden war ihm herzlich egal. Er spielte einfach weiter.
Vielleicht war er zwischendurch wieder eingeschlafen oder sowas
ähnliches. Die Gitarre war sehr gute Medizin, fand Colin. Er legte
die Arme um seine Knie und legte den Kopf darauf. Die Musik
besänftigte oder befriedigte auch irgendwie seinen Hunger nach
diesen Sachen, die ihn an den beschissensten Alptraum seines Lebens
erinnerten und diese Lichterarmee, die er sich zu den Klängen
vorstellte, schien sogar zu verhindern, dass ihm davon übel wurde.
Er war selbst von diesem Blut und dem Gestank und dem Terror
verseucht und bestand aus ihnen, oder so kam er sich vor, und
die Armee musste ihn entweder heilen oder vernichten. Sie fühlte
sich gut an.
Da er nicht gestört wurde und die Nachbarn auch die Fresse hielten,
spielte Kei weiter. Einfach weiter. Sein Kopf klärte sich ein wenig.
Noch immer weiter spielend stand Kei auf und setzte sich auf den
Verstärker.
Draußen vor der Tür schlief Colin wieder richtig ein.
Sein Frieden währte jedoch nicht lang, denn er wurde unsanft
wachgerüttelt.
"Sach ma, was is hier eigentlich los? Solln wir den da drin
wegen Ruhestörung anzeigen?" raunzte ihn irgendein Fremder im
Morgenmantel an.
Was?
Der Mann begann zu klingeln und wild zu klopfen.
Kei wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als es sturmklingelte,
was er nicht hörte. Es hämmerte an der Tür. Der Vampir überhörte
das gekonnt...
Er spielte weiter.
Benebelt – Hunger - sah Colin dem Mann beim Zornigsein zu.
"Das können Sie - hören Sie auf," protestierte er
schwach. Die Musik war noch nicht zuende. Der Mann sah ihn irritiert
an und schlug dann weiter auf die Tür.
"Hör mal, du wohnst hier nicht alleine, es gibt Leute, die
frühmorgens in ihrem Urlaub ihre Ruhe haben wollen!" rief der
Kerl.
"Psst," sagte Colin hilflos da unten auf dem Boden mit dem
Zeigefinger auf den Lippen.
"Außerdem will ich in meinem Haus keine Junkies im Hausflur
sitzen haben - vertick deinen Müll gefälligst am Bahnhof und zieh
am besten gleich selbst dahin um!"
"Seien Sie ruhig!" brachte Colin mühsam in leicht
gehobener Lautstärke heraus.
Irgendwann ging Kei mit Gitarrengurt um die Schulter und Instrument
in einer Hand - langem Kabel sei Dank - zur Tür. Genervt.
"Was hast du fürn Problem?"
Er erblickte Colin, sah ihn an.
"Du sitzt hier schon länger, stimmt's?" fragte er ruhig.
Er begann zu lächeln. "That was yours."
Den Mann bedachte er mit einem Todesblick, er hatte nicht das Spiel
unterbrechen wollen, aber der Typ brachte ihn aus dem Konzept mit
seinem Gezeter.
Colin sah Kei halb überrascht von unten an. Er saß halb zur Tür
gewandt auf dem Boden und hatte noch den Finger auf den Lippen, als
der zornige Mann einen angewiderten Blick auf seinen mit blauen
Flecken übersähten Rücken warf.
"Der Lärm und solche Geschichten hier sind mein Problem. Mach
deine widerlichen Geschäfte woanders!" Er holte halbherzig zum
Tritt auf Colin aus.
Kei fing den Tritt in Richtung Colin ab. Er schaute den Mann mit
Blicken an, die er nicht überlebt hätte, könnte er Menschen zu
Tode starren.
"Mein Freund schläft vor der Tür ein, weil er keinen Schlüssel
hat und ich's nicht bemerke. Super Drogengeschäft." Kei
verspottete den Mann. "Versuch das nochmal und du bist tot."
Sein Ton war dunkel und er sah dem Nachbarn, der ihn nie hatte leiden
können (Das beruhte aber auf Gegenseitigkeit) tief und tödlich in
die Augen.
Er stand nun zwischen Colin und dem Typen. Der sah seinerseits so
aus, als könne er Gift spucken und war zurückgewichen, als Kei sich
so dicht herangedrängt hatte. Er schien noch etwas erwidern zu
wollen, entschied sich aber dagegen und schloss stattdessen seinen
Morgenmantel, dessen Gurt sich in der Zwischenzeit gelöst hatte.
Darunter trug er ein T-shirt und eine Art Bermudahose, die ihm
offenbar als Schlafanzug dienten.
Colins beinahe abwesender Blick war zwischen Kei und den Beinen des
Nachbarn hin- und hergeflackert. Als sich der dicke, dunkelblaue
Stoff des Mantels darüberlegte, runzelte er die Stirn und griff nach
einem Schienbein. Hart biss er dem Mann in die Wade und ließ nicht
wieder los.
Kei schaute nach unten, als der Mann zu schreien begann und sah, dass
Akira der Grund dafür war.
"Nur anfallen und bluten lassen is nich," sagte er ihm.
Meinend, dass er ihn, wenn er ihn schon angriff, auch ganz umbringen
sollte. Er zupfte auf seiner Gitarre, als er einen Schritt rückwärts
machte. Das klang jetzt mehr nach fröhlichem Rock als dem, was er
zuvor gespielt hatte. Der neue Klang zog Akiras Aufmerksamkeit auf
sich, der aufhörte, auf das Bein einzubeißen und sich nun bewusst
wurde, was Kei gesagt hatte. Das gab dem Mann die Gelegenheit, seinen
Knöchel aus Akiras Griff zu ziehen und ihm brutal ins Gesicht zu
treten. Immerhin trug er nur Gummischlappen. Trotzdem musste der
Junge vor Überraschung und Schmerz ächzen und hielt sich Wange und
Nase.
"Bist du denn wahnsinnig!" brüllte der Mann im nun wieder
offenen Morgenmantel. Kei betrachtete die Szene und versetzte dem
Mann einen Tritt.
"Schreien Sie nicht so laut, da kriegt man ja Kopfschmerzen."
Irgendwo im Hausflur gingen ein paar Türen auf.
"Das reicht, ich rufe die Polizei!" kündigte der Nachbar
lautstark an. Colin, der noch immer vor ihm saß beziehungsweise
hockte, und dem nun Blut unter den Fingern hervortropfte, sah ihn
erschrocken an.
Kei amüsierte sich ein bisschen. "Tun Sie das. Was wolln Sie
denen erzählen?"
"Alles was hier gerade passiert ist, alles!" keifte der
Nachbar, indem er mit dem Finger auf Kei zeigte. "Dann wirst du
mindestens rausgeschmissen, ich zeige euch beide wegen
Körperverletzung an und du und der Junkie hier kommt beide hinter
Gitter, wo ihr hingehört!"
"Was ist denn da los?" tönte es von unten.
"Was soll das Geschrei?"
Kei lachte nur. "Alles klar. Sie wollen denen erzählen, dass
sie zu dumm sind auf ihr Bein aufzupassen, und meinen Freund dafür
verantwortlich machen? Viel Spaß."
Nach unten rief Kei, dass sein Nachbar gerade mal wieder am
Durchdrehen sei, weil ihm die Musik nicht gefiel.
"Ist mir egal!" kam von unten zurück, "ihr seid alle
beide zu laut!"
"Fresse halten!" kam aus irgendeinem anderen Stockwerk
hilfsbereit dazu.
Colin hatte sich weit genug gefangen, um hastig in Keis Flur zu
krabbeln und da hinter Kei aufzustehen. Er hielt sich noch die
blutende Nase und beobachtete das Geschehen mit vor Schreck
geweiteten Augen.
"Ihr habt mich beide tätlich angegriffen und dafür werdet ihr
zahlen!" drohte der Mann, doch er hatte schon etwas Abstand
gewonnen und war ein paar Schritte zu seiner eigenen Wohnungstür
hinter sich zurückgewichen. "Und wenn ich jetzt AIDS kriege,
zahlst du für den Rest deines wertlosen Daseins!" spuckte er
mit einem giftigen Blick auf Colin.
Kei lachte ein wenig mehr. "Viel Spaß dabei," sagte er
etwas leiser und ging selbst nach drinnen, wo er die Wohnungstür
schloss.
Kurz darauf krachte die Tür gegenüber auch in ihr Schloss und Colin
zuckte zusammen.
"Da wird nichts nachkommen und wenn doch, nichts gegen uns,"
sagte Kei.
Colin glaubte ihm sofort, aber trotzdem schossen ihm Tränen in die
Augen.
"Irgendwann hat dein Boss keine Geduld mehr für diese Sachen,"
sagte er mit zitternder Stimme hinter seiner blutnassen Hand.
"Ich kann nichts für durchdrehende Nachbarn." Kei dachte
kurz nach. "Es kann passieren, das wir umziehen müssen. Aber
eigentlich sind wir vor dem Typen und den Bullen sicher. Was können
wir dafür, wenn er nicht mit seinem Fleischermesser aufpassen kann..
Das einzige was er mir kann ist Ruhestörung und das gibt nicht
viel."
Colin gab ein kurzes, hohes, nervöses Lachen von sich und wischte
sich mit der freien Hand über die Augen.
"Es tut mir leid!"
Kei nahm ihn einfach in den Arm. Er war nicht gut darin, ihm zu
sagen, dass nichts hiervon seine Schuld war. Er war sich nicht
sicher, dass es allein sein und nicht auch noch Colins Mist war und
es war ihm ziemlich egal.
Jetzt musste Colin richtig weinen. Er ließ seine Nase nicht los und
erwiderte die Umarmung nicht, lehnte sich aber hinein und war dafür
besonders dankbar, weil er glaubte, dass der Vampir mit dieser Geste
etwas über seinen Schatten sprang. Er konnte ja noch nicht einmal
wissen, was es mit Colins Verhalten auf sich hatte, wenn noch nicht
mal er selbst es wusste. Kei hielt ihn einfach fest. In seinem Kopf
waren noch dieselben Fragen wie schon seit einiger Zeit -
unbeantwortet. Aber, wenn Kei eins hatte, dann war es Zeit.
"Das war alles keine Absicht," sagte Colin gedämpft und
verschluckt.
"Du wärst schon tot, wenn's Absicht gewesen wäre,"
erwiderte Kei leise.
"Es tut - wie meinst du das?"
Kei drückte ihn ein bisschen fester. "Ich hätte dich nie mein
Leben so durcheinander bringen lassen, wenn alles deine Absicht
gewesen wäre, was passiert ist."
"Es tut mir leid! Ich wollte nichts durcheinander bringen!"
schluchzte Colin. "Wenn ich den Perversen ignoriert hätte,
wären jetzt noch alle am Leben!"
"Sei dir da mal nicht so sicher."
Colin ließ sein blutiges Gesicht los und umarmte Kei.
Kei hielt ihn fest. "Ich bin froh, dich getroffen zu haben."
"Warum?! Ich mache nur Probleme! Seit du mich getroffen hast
bist du durchlöchert worden-" Mehr fiel Colin spontan nicht
ein, denn mit '... hast du gemordet' konnte man den Vampir kaum
beeindrucken. Oder mit den Dingen, die Colin selbst seitdem passiert
waren.
"Ich wurd schon öfter durchlöchert, aber mir hat noch keiner
die Kugeln in einem Teehaus rausgezogen."
Colin schauderte noch einmal mit einem Schluchzen und hielt seine
Stirn weiterhin auf Keis Brust gedrückt.
"Aber es ist so viel Scheiße passiert. Ständig rettest du mir
den Arsch. Und weil du darin so gut bist... " den Rest wollte er
nicht zuende denken, geschweige denn aussprechen. Das Bild vom
Wohnzimmer, an das er sich in der Nacht erinnert hatte und das ihn
über die Feuerleiter hinausgetrieben hatte, konnte man nicht in
Worte fassen.
Er wusste nicht, ob das Nasse in Keis Hemd Tränen, Rotz oder Blut
war und es war ihm auch egal.
"Ja, ich bin gut darin. Die Scheiße passiert nicht, weil ich
dir den Arsch rette, sondern weil sie meinen nicht kriegen. Werden
sie auch nicht. Deinen auch nicht."
Colin sah blut- und tränenverschmiert zu ihm auf.
"Hast du darum mit Absicht keine Freunde?"
"Kann man so sagen. Es ist ziemlich ungesund, sich länger in
meiner Nähe aufzuhalten."
Colin musste kurz lachen und weinte dann wieder. Kei umarmte ihn
immer noch.
"... Darf ich mitkommen, wenn du das nächste Mal... rausgehst?"
"Klar."
"Gehst du heute nacht?"
"Ja, aber erst muss ich noch mal in die Werkstatt. Ich brauch
neue Kennzeichen."
Colin ließ los und wischte sich schniefend über das Gesicht.
"Warum?"
"Weil ich nicht bei der nächsten Polizeikontrolle den
Führerschein, der illegal ist, und das Motorrad abgeben möchte."
"Wechselst du dein Nummernschild immer wieder aus?"
"Nein, das ist das erste Mal, aber nach den Verfolgungsjagden
der letzten Tage ist es nötig."
"Verf-" Colin runzelte skeptisch die Stirn. "Was für
Ver- Wieso-" Vielleicht war es besser, diese Frage nicht zuende
zu formulieren. Sie hatte schon nicht besonders intelligent
angefangen.
"Ich war ein bisschen zu schnell, sie haben mich gesehen... Ich
war zu schnell. Sie haben mich nicht erwischt."
Damit war Colin zufrieden. Nun, er war alles andere als zufrieden,
aber ein leichtsinniger Fahrstil war nicht gerade das größte ihrer
Probleme. Colin sah auf den Fleck auf Keis T-shirt und dann nach
unten.
"Es tut mir Leid, dass ich so... dass ich so Umstände mache,"
brummte er. Dann beschloss er, dass es ganz klug wäre, ins
Badezimmer zu flüchten, um sein Gesicht aufzuräumen. Er hatte auch
Grasflecken auf den Ellenbogen.
"Noch nicht dramatisch," meinte Kei lächelnd.
Colin hielt inne.
"Wenn das hier nicht dramatisch ist, dann will ich 'dramatisch'
nie erleben."
"Wirst du noch. Irgendwann mal." Kei lächelte.
"Ich hoffe nicht." Gebannt sah er Keis Gesicht an.
"Ich versuch's zu vermeiden."
Colin lächelte sanft und drehte sich schnell zum Badezimmer um, ehe
er zu verlegen werden konnte. Kei ließ ihn auch los, damit er gehen
konnte und legte seine Gitarre weg. Er machte es sich auf dem Sofa
gemütlich und wartete noch auf die klingelnden Polizisten.
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