*Keikogi = Trainingskleidung für verschiedene Kampfsportarten
Kei war mit Colin in einen eher abgelegenen, gepflegten Teil der
Stadt gefahren, wo er vor einem Haus im traditionellen japanischen
Stil anhielt und vom Motorrad stieg. "Da wären wir."
"Nett hier," ließ Colin verlauten, als er den Helm
abgenommen hatte und Kei reichte. Kei hängte den Helm neben seinen
eigenen an den Lenker.
"Ja, nett und ruhig. Warte, bis du Yukios Grundstück siehst."
Er klopfte an die Tür. "Yukio, ich bin's," rief er.
Ein junger Mann, Mitte zwanzig, öffnete die Tür und grüßte Kei
höflich. Der erwiderte den Gruß. Colin lächelte und verbeugte
sich. Yukio begrüßte auch ihn und lächelte freundlich.
Kei erklärte ihm, dass Colin ein wenig Selbstverteidigung und Umgang
mit Waffen lernen sollte. Der schwarzhaarige Japaner in schwarzem
Keikogi* grinste und ließ verlauten, dass er sich dessen gerne
annehmen werde und auch Kei mal wieder öfter vorbeikommen solle,
immerhin solle er seine Fähigkeiten mit dem Schwert verbessern.
Bei der Schwertbemerkung fiel Colin der Vorfall in seinem alten
Garten ein und er blickte süffisant zur Seite. Seine Manieren waren
nicht mit ihm gestorben, also verkniff er sich jeglichen Kommentar.
Ohnehin war ihm Yukios Grinsen auf ihr Anliegen hin ein bisschen
suspekt, sodass es wohl am klügsten war, nicht schnippisch zu
werden.
Kei ließ ein "Ich kann ja später mal vorbeikommen"
verlauten und fügte hinzu: "Ich weiß, Gemetzel ist dir nicht
elegant genug. Verdammter Perfektionist."
Er ließ Colin in Yukios Händen. "Ich muss jetzt los, sei so
gut und nimm ihn mir nicht auseinander."
"Würde ich nie."
Kei verabschiedete sich von Colin mit einer kurzen Umarmung und einem
"Bis nachher," ehe er auf sein Motorrad stieg, Yukio Colins
Helm zuwarf - der ihn mühelos auffing - und davonfuhr.
Jetzt wurde Colin ein bisschen nervös. Nicht nervös genug, um sein
Herz zum Pumpen zu bringen, aber dieser Kämpfer war der erste
Mensch, mit dem Colin seit seinem offiziellen Tod richtig Kontakt
hatte. Die Verkäuferinnen gestern abend zählte er nicht mit.
Er zog sich schon einmal die Turnschuhe aus.
"Komm mit," sagte Yukio gut gelaunt und führte Colin ein
bisschen durchs Haus zu einem großen Raum, der starke Ähnlichkeit
mit einem gut ausgestatteten Dojo hatte. Seine ganz private
Trainigshalle.
"Darf ich dir mein Allerheiligstes vorstellen?"
"Es ist sehr geräumig," bot Colin an. "Ich hoffe, ich
entweihe es dir nicht." Er band sich die Haare zu einem engen
Pferdeschwanz und fragte sich, ob Yukio von ihm erwartete, dass er
sich die Armbänder und das Halsband auszog.
In der Zwischenzeit fuhr Kei zu seinem Boss, um zu erfahren, dass
dieser stolz auf ihn war, wegen seiner Verdienste in der letzten
Zeit. Auch, wenn diese nicht immer abgesprochen gewesen waren.
"Entweihen? Nein. Ich hatte Kei hier, der hat's mir fast
auseinaderergenommen. Wir fangen mit was einfachem an."
Yukio zeigte Colin viele einfache Techniken von Fallen über
Verteidigung bis Angriff, alle unbewaffnet, bevor er ihm nach guten
drei Stunden ein Übungsmesser in die Hand gab. Colin stellte sich
zwar nicht besonders ungeschickt an, fand er, aber er war sich
sicher, dass Yukio anderer Meinung sein musste. Und er war schwach.
Er war mit Aufpassen und Imitieren zu beschäftigt, zu konzentriert,
um zu bemerken, dass er weder atmete noch schwitzte.
Yukio achtete da nicht drauf, er war der einzige weitere Mensch außer
Colin, der Kei besser kannte und von seinem Geheimnis wusste und
hatte aufgehört Fragen zu stellen. Er hatte die gleichen
Verbindungen in den Untergrund, kannte Kei aber länger, hatte ihn
dort hinein gebracht, als Kei um die vierzehn gewesen war und ihn
seitdem in Kampfkünsten unterrichtet.
"Du bist zu langsam," sagte er zu Colin, als er ihn zum
wiederholten Male auf die Matte legte.
Colin grunzte frustriert und legte den Kopf zurück, ehe er sich
aufrappelte. Als er wieder stand, sorgte er sofort für Abstand
zwischen sich und Yukio und nahm dabei mittlerweile automatisch eine
Verteidigungshaltung ein.
Yukio setzte zu einem kopfhohen Tritt an, ohne den Abstand zwischen
sich und Colin großartig zu verringern. Er wusste genau, wie lang
seine Arme und Beine waren und wie viel Abstand er brauchte, um zu
treffen.
Colin hatte dazugelernt und nahm den Kopf nur etwas zurück.
Gleichzeitig griff er nach Yukios Fußknöchel, um ihn zur Seite zu
ziehen.
Yukio stand fest auf dem anderen Bein und nutze den Zug von Colin aus
um einen Schlag in Colins ungeschütztem Bauch zu plazieren, indem er
den Oberkörper nach innen drehte.
"Ugh, fuck!" Es war kein sehr harter Schlag gewesen, wusste
Colin. Aber er fühlte es nicht. Er ließ Yukios Fuß los und bewegte
sich zur Seite, hinter ihn, um ihn mit einer Faust ins Kreuz zu
schlagen. Yukio wich ihm aus und zog ihm mit einem Fuß die Beine
weg. Colin stolperte, fing sich langsam - Yukio war so gut, nicht
nochmal einen draufzusetzen und ließ Colin sich fangen. "Immer
gut auf deine Deckung achten."
"Gut, ich besorg mir einen Turmschild." Colin wich einige
Schritte zurück und band sich den Pferdeschwanz neu, ehe er in seine
Abwehrhaltung zurückging.
"Der wäre viel zu schwer." Yukio lachte ein bisschen.
"Deine Arme reichen. Und deine Augen." Yukio richtete sich
die Jacke seines Trainingsanzugs.
Währenddessen bekam Kei die Anfänge einer komplizierten Tätowierung
verpasst, die er sich laut seinem Boss wirklich verdient hatte. Es
war ein traditionelles Geishamotiv, dass sich über Keis gesamten
Rücken und die Schultern erstrecken würde, wenn es einmal fertig
wäre. Nach etwa fünf Stunden waren die Konturen fertig. Die gesamte
Fertigstellung würde einige Zeit dauern.
Nach einem kurzen, prüfenden Rundumblick sagte Colin entschlossen:
"Greif mich wieder an."
"Gern." Yukio setzte dieses Mal zu einem Flugangriff an und
sprang mit einem Tritt direkt auf ihn zu. Colin drehte um und rannte
zur Tür. Yukio landete da wo Colin gestanden hatte.
Colin lief in den Hauseingang zurück, setzte sich den Motorradhelm
auf und rannte sofort zurück. Yukio lachte ein bisschen.
"Der schränkt dein Sichtfeld ein."
Ohne auf ihn zu hören oder anzuhalten, rannte Colin mit gesenktem
Kopf auf Yukio zu.
"GRAAAAAAH!"
Yukio trat genau einen Schritt zur Seite und ließ Colin ins Leere
rennen. Er hielt kurz vor der Wand an und nahm sich den Helm wieder
ab. Yukio schaute mit freundlichem Gesicht drein.
"Gut. Nächster Versuch," meldete Colin mit erhobenem
Zeigefinger an und joggte zur Tür zurück.
"Okay," sagte Yukio, der nach mehreren Stunden Arbeit gern
auch mal herumalberte und stellte sich wieder in die Mitte des
Raumes.
Diesmal kehrte Colin mit einem langen Regenschirm anstelle des Helms
zurück. Er war offen, aber nicht aufgespannt. Er stemmte eine Hand
in die Hüfte und lehnte sich mit der anderen etwas auf den Schirm,
aber nicht mit seinem vollen Gewicht. Das wäre schlecht für die
Matte gewesen. Er nickte Yukio herausfordernd zu.
"So. Ich bin bereit."
Yukio machte ein leicht amüsiertes Gesicht.
"Ein Regenschirm, nettes Ding, wenn man's benutzen kann."
Yukio konnte aus so ziemlich allem, was er im Haus hatte, eine Waffe
machen. Er war mit Kampfkunst groß geworden und hatte früh gelernt,
mit allem umzugehen, was man so dahatte.
Er ging lässig auf Colin zu und blieb anderthalb Meter vor ihm
stehen, nur um dann schnell zur Seite auf den Boden auszuweichen und
zu einem Tritt in Colins Beine anzusetzen. Dem wich Colin aus, indem
er sich um den Regenschirm drehte, mit dem er daraufhin in Richtung
Yukios Hals zu stechen versuchte. Mit einem Arm schlug Yukio dem
Schirm beiseite, der ihm gefährlich nahe kam. Mit der Hand umfasste
er den Schirm und zog einmal kräftig daran, um Colin das
Gleichgewicht zu entreißen. Colin ließ den Schirm los und stellte
sich mit einem Bein auf das Knie von Yukios zum Tritt ausgestrecktem
Bein. Mittlerweile hatte er keine Angst mehr, Yukio zu verletzen,
denn er hatte festgestellt, dass ihm das so gut wie unmöglich war.
Kei, fertig verziert und nachdem er noch einige Zeit mit seinem Boss
gesprochen hatte, machte sich auf den Weg zu Yukio und Colin.
Yukio trat ihm mit dem anderen das Bein weg, das auf seinem stand.
Das beförderte Colin auf seinen Hosenboden, zum gefühlten
millionsten Mal an diesem Tag. Er kroch aber schnell auf Yukios Bein
zurück, setzte sich mit dem Hintern darauf fest, klemmte es mit den
Knien ein und passte dabei auf Yukios zweites Bein auf. Doch Yukio
hatte immer noch zwei Arme. Er stützte sich auf eben diese, zog sein
anderes Bein einfach an und stand auf. Fassungslos musste Colin
miterleben, wie seine mangelnde Größe und Gewicht ihm zum
Verhängnis wurden, als er einfach mit hochgezogen wurde. Er biss
Yukio in den Oberschenkel. Yukio schlug ihm dafür auf den Kopf und
musste etwas lachen, auch wenn er Schmerzen hatte. Colin hatte auf
mehr Stoff als Bein gebissen, also tat das nicht allzu sehr weh, war
aber deutlich zu merken und würde einen blauen Fleck hinterlassen.
"Aua, warum schlägst du mich?" Colin setzte sich hin und
ließ los, um sich den Kopf zu halten.
In diesem Moment klopfte es an der Tür.
Colin sah auf.
Yukio entschuldigte sich und ging nachsehen. Er wusste, dass das
eigentlich nur Kei sein konnte.
Er öffnete und kam mit dem Vampir zurück zu Colin.
Kei grüßte Colin. "Na, lebst du noch?"
Colin musste lachen. Er stand auf. "Ich bin tot, aber Akira lebt
noch."
"Das ist gut -" Kei wurde ein scharfes Schwert zugeworfen,
das er auch auffing. Sofort wich er ein bisschen zurück.
"Ich hoffe du hast nicht alles schleifen lassen," sagte
Yukio.
Colin sammelte schnell den Regenschirm auf und ging zur Seite.
"Nicht alles." Kei ließ seine Jacke fallen, trat sie zur
Seite und wurde sehr kurz darauf in einen gefährlichen
Trainingskampf verwickelt. Yukio kannte bei Kei keine Gnade. Sie
waren etwa gleich schnell, da Kei sein vampirisches Talent für
besonders hohe Geschwindigkeit nicht ausnutzte.
Aus einigem Abstand sah Colin gespannt zu, den Regenschirm mit beiden
Händen festhaltend. Er musste sich ein paarmal daran erinnern, den
Mund wieder zu schließen. Yukio hatte so Recht gehabt. Er war ja
erbärmlich langsam gewesen. Und er fürchtete nun fast ein bisschen
um ihn, denn das waren keine Holzschwerter, mit denen sie kämpften,
und Kei konnte übermenschlich schnell sein.
Yukio und Kei lieferten sich einen fast ebenbürtigen Kampf, in dem
Yukio den Jüngeren immer mal wieder korrigierte. Beide hatten am
Ende des etwa zehnminütigen Trainings Schnittwunden.
Colin glotzte.
"Das war ja reinste Poesie," sagte er abschließend.
Yukio sagte dazu, dass das noch ausbaufähig wäre, als er sah, dass
Kei mehrfach getroffen worden war. Da er selbst auch was abbekommen
hatte, beließ er es aber dabei und bedankte sich bei Colin für das
Kompliment und das gute Training. Er sagte ihm auch, dass er sich für
das erste Mal gar nicht schlecht angestellt hatte.
Obwohl Colin sicher war, dass Yukio nur höflich war, machte ihn sein
Lob ziemlich stolz. Er verbeugte sich und bedankte sich sehr höflich.
"Ich würde mich freuen, euch beide hier mal wieder zu sehen,"
sagte Yukio, als er sich von ihnen verabschiedete und Colin den Helm
reichte, der noch herumgelegen hatte.
Kei verabschiedete sich höflich von seinem alten Freund.
Colin rieb sich noch einmal vorsichtig den Kopf, als sie vor dem
Motorrad standen. Er mochte gar nicht daran denken, wie viele blaue
Flecken er nun haben musste. Oder an den Muskelkater, den er morgen
haben würde.
"Was wollte dein Boss?"
"Mir was mitteilen und was mitgeben," sagte Kei.
"Was denn?" Colin zog das Haargummi heraus und setzte den
Helm auf. Kei drehte sich um, sodass Colin seinen Rücken sah und zog
sein T-shirt ein wenig hoch. Darunter hervor schauten schwarze
Linien, die beinahe direkt über dem Hosenbund der auf den
Hüftknochen sitzenden Hose begannen. Er zog das Hemd noch ein wenig
höher, damit Colin sehen konnte, was das mal werden sollte. Colin
nahm den Helm wieder ab und hielt Keis T-shirt hoch.
"Eh?" Etwas mitgeben, was? Das erste, was Colin dazu
einfiel, war Jetzt kannst du nie wieder in ein Schwimmbad. Er
strich leicht über eine der glänzenden Linien und legte das Hemd
wieder darüber. Es war schön und groß, aber... wozu?
"Was hat es damit auf sich?"
Kei führte nur ganz kurz aus, was es mit der Tätowierung auf sich
hatte. Der Hauptgrund war die Zugehörigkeit zur Organisation. Keis
eigenes Motiv war eher, dass er es schön fand. Nebenher erklärte er
Colin kurz, dass das Motiv nicht seine Wahl gewesen war und
ausgleichend zu seinem Charakter fungierte.
"Ausgleichend zu deinem Charakter? Was bedeutet das? Dass du ein
so brutaler Macho bist, dass eine graziöse Frau auf deinen Rücken
gemalt werden muss?" Er setzte sich den Helm auf.
"Wenn du so willst, ja." Kei setzte ebenfalls seinen Helm
auf.
"Das kann ich total nachvollziehen." Colin überlegte, was
ihm als Motiv aufgebrummt werden müsste, als er aufstieg. Ein
asketischer Mönch vielleicht. Oder gleich ein Buddha, ausgeglichen
und grinsend im Glück schwelgend.
Kei startete das Motorrad. "Wer weiß, vielleicht stimmt das ja
sogar, dass es die Persönlichkeit ausgleicht, ich zweifel aber
dran."
"Ist das nicht nur symbolisch gemeint?" Colin hielt sich
unnötigerweise an Kei fest.
"Ja, aber es gibt viele, die daran glauben. Auch wenn sie sich
nie so benehmen."
"Sie vertrauen blind darauf, dass ihre Tattoos ihren Job selbst
machen und ihr Karma auf mystische Weise ausgleichen."
Kei musste lachen. "Natürlich." Er fuhr los.
"Woher kennst du Yukio?" fragte Colin, als sie bei Keis
Garage angekommen waren.
"Er ist ein alter Freund. Er hat mich aufgesammelt, als ich
abgehauen bin. Ich war so dreizehn, vierzehn."
Interessant. "Hast du bei ihm gewohnt?" Er gab Kei
den Helm.
"Nur kurz. Ein paar Tage vielleicht." Kei nahm den Helm,
hängte ihn an den Lenker und nahm den eigenen ab.
"Er ist interessant. Weiß er, dass du dich gerade
zurückgehalten hast?"
"Ja. Er sagt, wenn ich was lernen will, muss ichs vernünftig
lernen. Metzeln kann jeder."
"Das sehe ich anders. Nicht jeder kann metzeln." Mit den
Händen in den Hosentaschen ging er neben Kei her.
"Nicht?"
"Nein. Ich kann nicht metzeln. Ich kann reden." Colin
schmunzelte.
"Das ist fast genauso tödlich."
Colin lachte. Er haute sich mit der Faust in die Handfläche. "Mist,
warum habe ich das nicht versucht? Ich hätte eine Chance gegen ihn
gehabt."
"Versuchs beim nächsten Mal, ich verrats nicht." Kei
grinste.
Colin wurde ernst. "Ob er genervt wäre, wenn ich das ernsthaft
probieren würde? Einen Kampf mit meinem Mund abzuwenden, wenn wir
doch zum Kämpfen da sind? Würde er das zu schätzen wissen? In
einer echten Konfrontation könnte das funktionieren, aber darum geht
es beim Üben ja nicht."
"Höchstwahrscheinlich würde er dir genau das sagen,"
erwiderte Kei.
"Und dann würde ich sagen: Und schon hat es funktioniert. Du
greifst mich nicht an, sondern antwortest mir."
"Ich hab nie versucht mit ihm zu diskutieren. Ich weiß nicht,
wie das enden würde, aber ich gehe von blauen Flecken aus."
"Die habe ich auch so bekommen. Diskutieren hat bei dir
jedenfalls immer gut funktioniert." Er streifte sich zwinkernd
die Schuhe ab und warf seine Jacke darüber. Kei hängte seine Jacke
an einen in die Wand gesteckten Wurfstern.
"Er hat noch nicht zugeschlagen, wenn du noch laufen kannst."
Kei schmunzelte. "Ich bin nicht Yukio," fügte er an.
"Willst du damit sagen, dass du leichter zu beeinflussen bist?"
"Vielleicht von dir, aber sonst. Nein."
Erstaunt hielt Colin inne. Er war gerade im Begriff gewesen, sein
T-shirt auszuziehen. Er schmunzelte wieder, süffisant.
"Hast du das gerade wirklich gesagt? Hast du zugegeben, dass ich
dich manipulieren kann?"
"Ich sagte 'vielleicht'." Nun grinste auch Kei ein
bisschen.
Schmunzelnd drehte Colin sich weg und ging ins Badezimmer, wobei er
sich auszog. Eine Dusche war nach der Tortur nötig, fand er.
Kei verfrachtete seine Klamotten ins Schlafzimmer.
"Gesellschaft gefällig?" rief er durch die von ihm
geöffnete Badezimmertür.
Colin wollte 'Nein' sagen, traute sich aber nicht richtig, also sagte
er erst gar nichts und tat so, als hätte er durch das Rauschen des
Wassers nichts gehört.
Kei dachte sich, dass keine Antwort auch eine sei und warf sich aufs
Bett, wo er die Augen schloss und einfach ein bisschen herumlag. Das
war ganz gemütlich nach dem stundenlangen unbequemen
Gestochenwerden.
Colin brauchte nur ein paar Minuten. Seine Haare hatte er nicht
einmal benetzt. Mit blauen Flecken übersäht schlich er barfuß und
nackt, seine Kleider an sich gedrückt vor sich hertragend, ins
Schlafzimmer, warf einen verstohlenen Blick auf Kei und machte sich
vorsichtig und leise daran, sich von den neuen Kleidern welche zu
nehmen, um sie anzuziehen. Kei beobachtete ihn eine Weile dabei, als
er hörte, wie Colin in den Raum kam. Den Kopf hatte er auf ein
Kissen gelegt und zur Seite gedreht. Als Colin sich Boxershorts und
ein frisches T-shirt angezogen hatte und sah, dass Kei wach war,
kletterte er aufs Bett und kniete sich auf ihn. Er schob Keis T-shirt
hoch. Kei gab ein leises Gemurmel von sich, das mal so etwas wie ein
'Hi' oder dergleichen werden wollte. Colin schob das Hemd bis zu Keis
Nacken hoch und betrachtete die Umrisse und Schattierungen der
farblosen Geisha.
"Sie ist noch nicht fertig, oder?"
"Nein, das dauert noch. Es wird aber nicht sonderlich bunt."
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