Monday, April 18, 2016

Kei + Colin LXXIV: Ich hol ihn da raus


Es waren einige Tage vergangen. Kei war meist schlecht gelaunt und saß, wenn er nicht mit Dennis und co. trainierte, meist auf dem Dach des gigantischen Hauses. Es war ihm nicht gestattet worden, das Gelände zu verlassen und wenn er es versuchte, wurde er aufgehalten. Den Tisch in seinem Zimmer gab es mittlerweile nicht mehr. Nur die Trümmer zierten noch den Boden. Dennis hatte ihm vor Tagen versichert, dass sie nach Colin Ausschau halten würden - mehr hat man ihm nicht gesagt.
Seit drei Tagen ließ ihn jeder weitestgehend in Ruhe, wenn er nicht trainieren sollte. Auslöser war eine brutale Schlägerei gewesen, die Kei sich mit einem Vampir geliefert hatte, nachdem der ihn am Verlassen des Geländes gehindert hatte.
Wie jeden Abend saß der junge Vampir nun auf dem Dach, eingehüllt in seine Lederjacke, deren Kapuze er sich tief ins Gesicht gezogen hatte.
Als es bereits nachtdunkel war, blitzten zwischen den Bäumen und Hecken, die die schmale Landstraße säumten, über die er mit Delilah hier angekommen war, winzige Lichter, die stetig näherkamen. Sie bogen auf den Weg ein, der zum Schloss führte und stellten sich als die Scheinwerfer eines silbernen Vauxhall heraus. Er kurvte um den trockenen Springbrunnen herum, der auf dem kiesigen Platz zwischen Haupthaus und Ostflügel stand, sodass er zum Herausfahren nicht mehr rangieren musste. Ein junger Mann in Geschäftsanzug stieg aus und ging gelassen, aber zielstrebig auf die Doppeltür zu. Kei beobachtete ihn dabei und wartete bis der Mann im Haus war, ehe er beinahe lautlos auf das Vordach sprang und sich kurz hinter ihm vor die Eingangstreppe fallen ließ um ihm nachzugehen - sehr leise.
Als die Tür hinter ihm hallend ins Schloss fiel, drehte sich der Mann, der bereits in der Mitte der Halle stand, zu ihm um. Es war der Japaner, dem er in Brasilien begegnet war. Der Mann musterte ihn freundlich. Keis Miene hellte sich nicht auf. Er nickte dem Mann lediglich zu. Der Mann erwiderte den stummen Gruß, als Rupert von der Galerie aus zu ihnen herunterrief: "You come alone?"
"Yeah," rief der Mann zurück und begann, die Treppe hinaufzugehen. "The others are taking a detour."
Kei schlenderte die Treppe hinauf. Er wollte endlich wissen was los war und wo sein Freund steckte. Er hatte das Hingehaltenwerden satt.
"Wir haben deinen Freund gefunden," teilte ihm der Mann auf dem Weg nach oben mit. Er steuerte das Arbeitszimmer an, in dem Kei bei seiner Ankunft aufgeklärt worden war. Rupert war schon hineingegangen und hatte die Tür für sie offen stehengelassen. Dennis kam ihnen auf der Galerie entgegen und machte ein erfreutes Gesicht, als er die Nachricht hörte.
"Das wurde auch Zeit. Lebt er noch?" Keis Gesicht zeigte keinerlei Emotionen, wenn man mal davon absah, dass er ständig angepisst aussah.
Der Mann zögerte. Vielleicht auch deswegen, weil sie nun gleichzeitig mit Dennis in den Raum eintraten und Dennis stark nach frischem Blut roch. Er sah Dennis kurz an und setzte sich dann auf einen der Sessel vor dem Kamin.
"Ja. Kann man so sagen." In seinem Ton schwang eine unsichere Zweitbedeutung mit.
Dennis schloss hinter ihnen die Tür. Rupert saß hinter dem Schreibtisch.
"Kann man so sagen?!" Kei wurde leicht sauer und ging auf den mit ihm Eingetretenen zu. Der blickte zu ihm auf, blieb aber unbeeindruckt. Er nickte.
"Ja. Er ist am Leben." Etwas in seinem Gesicht verriet allerdings, dass ihm dieser Ausdruck nicht ganz passend erschien. "Kommt noch jemand?" fragte er Dennis, der sich an den Schreibtisch lehnte, wie es seine Art war, und den Kopf schüttelte.
Rupert sah ratlos zwischen den Japanischsprechenden hin und her und senkte dann resigniert den Blick auf ein Schriftstück, das vor ihm lag.
"Du bist auch tot, wenn wir ihn da zu spät rausholen," versicherte Kei dem Mann mit finsterem Blick.
Der Japaner sah Kei beinahe mitleidig an. Oder vielleicht war er nur selbst etwas mitgenommen. Immerhin sah er ziemlich blass aus. Er sah zu Dennis.
"Das irritiert mich gerade wirklich... ich hab solchen Hunger..." murmelte er.
Dennis deutete mit einem Daumen über seine Schulter auf Rupert, der von dem Gespräch keine Notiz zu nehmen schien.
"Du kannst gleich trinken. Rede erst."
Der Japaner lehnte sich erschöpft zurück und lockerte seine Krawatte. "Er ist in London. Oder sie bringen ihn immer wieder dahin. Kennst du noch den Club in Camden?"
Dennis' ernster Blick sah bestätigend aus.
"Nein. Sagt mir nichts," gab Kei von sich.
"Du warst auch noch nie da," sagte der Mann verwirrt. Er wandte sich wieder an Dennis. "Ich habe ihn in den Grubenkämpfen gesehen. Heute mittag. Das soll schon sein drittes Mal da gewesen sein."
Dennis sah etwas bestürzt aus und runzelte dann verwirrt die Stirn.
"Aber er ist doch ein Mensch - und er lebt noch?!"
Der Japaner nickte ungläubig.
Kei stutzte. "Was?! London, ja? Ich hol ihn da raus." Er sah die Leute im Raum an, wütend darüber, dass Colin erst jetzt gefunden worden war.
"Nein nein nein, halt, warte mal." Dennis hielt eine Hand hoch. "Das ist doch offensichtlich eine Falle. Sie würden ihn doch nicht öffentlich vorführen, wenn sie dich nicht damit anlocken wollten."
"Aber er ist -" Der Japaner setzte sich auf und rutschte auf dem Sitz vor. "Nächstes Mal schicken sie ihn gegen das Konstrukt. Von MacPherson." Er sah Dennis mit großen Augen an, als könne er nicht glauben, was er eben selbst gesagt hatte. Dennis' Augen wurden ebenso groß.
"Ist mir scheißegal! Die können mich nicht fangen, wenn sie tot sind. Wenn er draufgeht, weil ihr nicht wollt, dass ich verrecke, dann seid ihr alle tot - dann habe ich einen Grund dazu." Jetzt seid ihr zu weit gegangen...
Alle sahen ihn erschrocken an, sogar Rupert. Dessen Blick drückte aber mehr ahnungsloses Interesse als Schrecken aus.
"Wir holen ihn raus," versicherte Dennis ihm, wenn auch mit großer Unsicherheit in der Stimme.
"Spinnst du?! Morgen mittag ist das Konstrukt dran und MacPherson ist bestimmt auch selber da!" sagte der Japaner und stand auf.
"Gut. Dann kriegt er mein Schwert zu fressen!"
Dennis schüttelte warnend den Kopf. "Das hilft nicht. Wir brauchen einen ordentlichen Plan, also beruhige dich."
"Mein Freund ist halb tot und in der Gewalt von skrupellosen Wichsern und du sagst mir, ich soll mich beruhigen!? Haha." Kei sah den Japaner tödlich an.
'Setz dich hin,' befahl Dennis' Stimme in seinem Kopf.
"Warum sollte ich?" entgegnete Kei laut und blieb stehen, die Arme vor der Brust verschränkt. Er hasste Dennis' Telepathiespielchen - wenn er ihm damit auf den Sack ging.
"Weil du so keine Hilfe bist, sondern ein Rotzbalg mit dem keiner was anfangen kann!" gab Dennis aufgebracht zurück, was für ihn äußerst untypisch war. "Wenn du Colin retten willst, müssen wir das vernünftig planen, sonst gehen er und du und wir alle hier dabei drauf! Motoki. Wer ist mit dir zurückgekommen?"
Der Japaner setzte sich wieder.
"Delilah, Jane und Brian. Aber die werden da nicht mitmachen."
"Delilah schon. Und mehr brauchen wir auch nicht." Dennis klang nun wieder gefasst und musterte Kei nachdenklich.
Hinter Dennis lehnte Rupert sich zurück und krempelte sich einen Ärmel seines Flanellhemdes hoch.
Motoki starrte derweil auf Ruperts Unterarm, bis er zum Schreibtisch stürzte, sich vor Rupert auf die Knie fallen ließ und herzhaft in das dargebotene Handgelenk biss.
Damit das noch länger dauert? Kei blieb weiterhin stehen und entgegnete nichts weiter.
'Wir wissen nicht, wo sie ihn festhalten, wenn er nicht im Club ist, und das ist erst morgen mittag wieder der Fall!' entgegnete Dennis ihm in ärgerlichem Gedankenton. Er stieß sich vom Schreibtisch ab und ging nachdenklich zum Kamin, dann zurück und setzte sich auf einen der Sessel.
"Delilah und ich... Delilah, du und ich... vielleicht Jane... Pass auf..." Er sah Kei an.
Kei drehte sich blitzschnell um.
"Was ist? Tick jetzt nicht wieder aus. Ich versuche hier einen Plan auszutüfteln. Also pass auf: Wir müssen uns unkenntlich machen. Uns drei kennt man."
Kei hätte beinahe den Türrahmen zertrümmert. Ließ das aber und richtete seine Aggressionen gegen sich selbst. Schnelle Heilungskräfte waren sehr praktisch, wenn man seine Wut nicht gegen andere richten durfte, weil man sie noch brauchte. Stattdessen landete das Messer aus seiner Hand in seinem Bein.
Dennis sah mit missbilligendem Blick zu. Motoki und Rupert nahmen die beiden nicht mehr wahr. Rupert hatte die Augen geschlossen und den Kopf auf die Stuhllehne zurückgelegt, während Motoki sich genüsslich an seinem Blut labte.
"Ganz toll. Hast dus jetzt? Konzentrier dich. Colin muss sich auf dich verlassen können," sagte Dennis ruhig.
Kei setzte sich auf den Boden und sah ihn etwas ruhiger an.
Dennis rieb sich die Augen.
"Danke. Also hör zu. Du, Delilah und ich gehen morgen mittag dahin. Wir müssen überzeugend verkleidet sein, denn jeder weiß, wer wir sind. Und diese Grubenkämpfe sind voll von den Leuten, die wir vernichten wollen. Und die uns vernichten wollen. Kannst du mir folgen?"
Hinter dem Schreibtisch ließ Motoki von Rupert ab und atmete erleichtert durch. Indem er noch einmal über die Wunde leckte, hörte sie auf zu bluten und er stand langsam auf. Rupert blieb noch etwas in seinem Stuhl liegen.
"Ich bin nicht bescheuert. Red weiter."
"Mit voll von ihnen meine ich voll. Der Laden wird von der Instanz und ihren Sympathisanten und Handlangern bevölkert sein. Also keine Ausraster bitte."
"Ich kann nichts versprechen." Wenn ich durchdrehe, dann gründlich... keine Sorge...
"Dann können wir uns nicht auf dich verlassen. Und Colin auch nicht."
"Colin ja. Du nicht."
Dennis sah auf. "Delilah und Jane sind zurück."
Kei hob den Kopf ein wenig und zog dabei das Messer aus seinem Bein. Nach einer kurzen Pause sah Dennis ihn wieder an. "Delilah ist dabei. Aber nicht, wenn du mitkommst," informierte er ihn mit einem neutralen Blick auf den blutenden Schlitz in Keis Hose.
"Dann wird sie wohl hierbleiben müssen," informierte Kei Dennis gleichgültig. Er würde Colin da nicht hängen lassen.
Dennis betrachtete ihn ernst.
"Willst du das allein machen? Du spielst genau in ihre Hände und machst das was sie wollen, wenn du da hingehst. Und die Chance, Colin rauszuholen, ist verschwindend gering, wenn wir nicht dabei sind."
"Du willst mir nicht erzählen, dass ich hier bleiben soll, während ihr versucht ihn da rauszuholen."
"Genau das erzähle ich dir. Du bist unberechenbar und unvorsichtig. Ohne dich haben wir eine Chance. Mit dir kann man nicht arbeiten, also wärst du gezwungen, allein hinzugehen. Ich würde dich mitnehmen, aber zu zweit ist das ein Selbstmordkommando."
Kei hörte ihm kaum noch zu.
Auf einmal tönte eine unbekannte weibliche Stimme in Keis Kopf:
'174 Camden High Street in Regent's Park.'
"Also, was sagst du? Willst dus allein machen und dich umbringen lassen? Oder können wir uns auf dich verlassen?" fragte Dennis.
'Go through the Underworld Club, out the back door and down the stairs,' sagte die monotone weibliche Stimme.
Kei überlegte. Er hatte die Adresse, nur was machte er jetzt damit? Das allein zu machen war Selbstmord, das wusste er, aber er würde auf keinen Fall rumsitzen und warten. Das ging einfach nicht. "Ich komme mit und mir ist egal, was du davon hältst."
"Du folgst meinen Anweisungen," sagte Dennis bestimmt, mit eindringlichem Blick.
"Nur, wenn sie nicht 'Warte draußen' sind," entgegnete Kei.
Dennis atmete auf. "Nein. Keine Angst, du wirst arbeiten." Er stand auf und ging zügig zur Tür. "Komm mit, es geht los."
Kei folgte ihm.
"Hol dein Zeug, wir treffen uns vor der Garage." Ohne eine Entgegnung abzuwarten, eilte Dennis die große Treppe hinunter.

Kei ging in sein Zimmer und packte seine Waffen zusammen. Mithilfe seiner Jacke und Stiefel verstaute er sie so, dass er fast unbewaffnet aussah, als er zur Garage kam.
Delilah und eine knochige Frau mit blondem Kurzhaarschnitt standen in Motorradmontur bei Dennis, der sich gerade seine Lederjacke überzog. Er schien unbewaffnet zu sein. Delilah hatte jedoch ihre Pistole am Oberschenkel und die andere Frau, die aussah als wäre sie vielleicht Mitte dreißig bis vierzig, trug mehrere Messer und weitere schmale Gerätschaften an Riemen an den Oberschenkeln und im Kreuz. Sie setzten sich alle ihre Helme wieder auf.
"Jane und Delilah bringen uns hin und übernehmen das 'Draußen Warten'," sagte Dennis und stieg auf. "Sie holen auch das Fluchtauto."
Kei nahm sich ein weiteres Motorrad und einen Helm. Er hatte sein Schwert dabei. "Gut."
Ohne weitere Umschweife fuhren sie los. Delilah übernahm die Führung und Jane bildete die Nachhut.
'This time we'll take the direct route, because we have too little time,' sagte die monotone Stimme in Keis Kopf, 'but we'll stop at a safehouse to get your clothes. We're there in under three hours.' Delilah hielt vorn drei lederumhüllte Finger hoch, damit alle hinter ihr sie sehen konnten.

Nach wenigen Stunden Fahrt hatten sie in einem Vorort bei einem Reihenhaus haltgemacht, wo Dennis und Kei sich Anzüge mit Krawatten und edle schwarze Lederschuhe anziehen sollten. Die alte Frau in dem Haus gab ihnen beiden auch noch schwarze Sonnenbrillen, nachdem sie ihre leuchtend blauen Augen stirnrunzelnd begutachtet hatte. Zu guter Letzt kam sie noch mit einer Schiebermütze und machte Anstalten, sie Kei aufzusetzen. Dabei quakte sie etwas in einer asiatischen Sprache.
Kei, der sich schon wie ein Clown vorkam, lehnte winkend ab und verwies darauf, dass seine Haare ganz schwarz seien wie für einen Japaner nicht ungewöhnlich. In den letzen Wochen war er nicht dazu gekommen, sich die Haare wieder bunter zu machen, weshalb die Farbe seit ein paar Tagen komplett herausgeschnitten war. Im Anzug sah er, seiner Meinung nach, seriös genug aus.
Die Frau ließ sich davon kaum beirren. Sie nahm zwar die Mütze zurück und zwang sie dafür Dennis auf den Kopf, gestikulierte aber weiter auf Keis Gesicht und sah dabei auf seinen Lippenring. Kei schaute sie unbegeistert an. Da war ja was. Er nahm den Ring nur sehr widerwillig ab und steckte ihn in sein Portemonnaie, das in seiner eigenen Hosentasche steckte. Ihre Kleider würden sie hier lassen können. Der Vampir ging davon aus, dass hier nichts wegkam. Die Frau sah er mit einem 'Jetzt zufrieden?'-Blick an.
Sie musterte ihn mit einem sehr strengen, skeptischen Blick, hielt dabei aber wenigstens den Mund und brummte schließlich. Dennis musste den gleichen Blick über sich ergehen lassen. Endlich winkte die Frau sie davon und sammelte ihre beiden Kleiderhaufen ein.
Dennis deutete zur Tür und schritt zügig voran.
Kei ging ihm nach. "Was kommt jetzt? Ne stilechte Limousine?" kommentierte Kei seinen Aufzug, der nicht zu einer Rettungsaktion und eigentlich auch nicht zu ihm passte.
Wie auf ein Stichwort warf Delilah, die am Straßenrand auf ihrem Motorrad saß, Dennis einen Schlüssel zu, den er im Vorbeigehen lässig auffing. Mit einem gedämpften Klicken leuchteten ein paar Meter weiter die Scheinwerfer eines schwarzen Mercedes mit getönten Scheiben auf.
"Waffen sind im Kofferraum."
Kei fühlte sich gleich besser. Das war ein realer Gangsterfilm. Japan war so lange her!
"Ich fahre!" Er wollte immer mal mit so einem Auto vorfahren, auch, wenn er Motorräder besser fand - das musste man gemacht haben.
"Pff, niemals." Dennis lachte ein bisschen und stieg ohne Umschweife auf der Fahrerseite ein. Aus der engen Gasse neben dem Haus kam Jane herausgeschlüpft und verriegelte das kleine Holztor mit einem Vorhängeschloss. Sie begab sich wieder zu ihrem Motorrad.
"Ich hab 'nen Führerschein!" protestierte der Vampir leise, stieg auf der Beifahrerseite ein und verbannte damit eventuelle Mitfahrer auf die Rückbank. Ob seine südamerikanische Fahrerlaubnis hier überhaupt gültig war, interessierte ihn nicht besonders.
Dennis schmunzelte etwas und stellte seinen Sitz und die Spiegel ein. Er schaltete das Auto aber noch nicht ein, sondern sah Kei ernst an.
"Bevor wir das hier machen..."
"Was is jetzt schon wieder?" fragte Kei und sah nach draußen.
"... muss ich etwas wissen."
"Was?"
"Warum ist dir der Mensch so wichtig?"
"Weiß ich nicht. Er ist es einfach."
Die Antwort schien Dennis nicht zu gefallen.
"Hast du begriffen, dass ihr konditioniert wurdet? Dass ihr beide dazu manipuliert wurdet, Freunde zu werden?"
"Ist doch egal, warum. Das ändert nichts daran, dass er mir wichtig ist."
"Dein Vertrauen in allen Ehren, aber genau das könnte etwas daran ändern. Sofern wir wissen, könntet ihr im Handumdrehen wieder umgedreht werden." Dennis schnippte mit den Fingern. "Wir wissen schon, dass das hier eine Falle ist, aber vielleicht ist sie noch viel ausgeklügelter als wir denken. Vielleicht braucht es nur den richtigen Auslöser, um diese künstliche Verbindung aufzulösen."
Kei zweifelte daran, dass all das, was er mit Colin durchgemacht hatte nur auf einer künstlichen Verbindung beruhte. Der Anfang von allem, okay. Aber nicht alles. Das war einfach unmöglich.
Dennis sah ihn ernst an und schien sein Gesicht genau zu studieren.
Kei erwiderte den Blick.
"Sie werden ihn trotz Allem nicht umbringen. Ich hab ihm versprochen, dass ich der einzige bin, der das jemals machen wird."
Dennis' Gesicht verzog sich zu einem beinahe komischen, schockierten Ausdruck.
"Na, das ist ja beruhigend. Aber sei dir bewusst, dass Colin sich mittlerweile geändert haben kann. Vielleicht will er gar nicht mitkommen, wenn wir tatsächlich die Chance bekommen, ihn da rauszuholen. Wenn das passiert, müssen wir ihn dalassen und verschwinden. Unser Leben hängt davon ab, dass du das verstehst."
"Ich werde ihn schon überreden. Mach dir darum keine Sorgen."
"Er ist irgendwie zu einer Killermaschine geworden. Das hast du mitgekriegt, oder?"
"Das wäre nicht das erste Mal. Bisher bin ich immer mit ihm fertig geworden, und wenn ich ihn K.O. schlagen musste."
Dennis sah nach vorn und schien nachzudenken. Er sah nicht glücklich aus.
"Wenn du einen dämlichen Alleingang startest, sind wir weg. Verstanden?"
"Ja. Du erwähntest sowas bereits."
"Gut." Grimmig startete Dennis den Motor und fuhr langsam los. Kei lehnte sich zurück und schloss die Augen.
Wehe du stirbst. Ich prügel dich zurück ins Leben...


No comments:

Post a Comment