Thursday, April 7, 2016

Kei + Colin LXXIII: Noch mehr Familie

[In diesem Kapitel gibt es viel englischen Dialog.]

Colin sah kurz ernst zu Kei, griff dann beherzt in die Tüte, die er mitgebracht hatte und begann eilig damit, sich die Sachen daraus anzuziehen. Kei sprang auch auf und schulterte seinen Rucksack mitsamt Schwert. Es war einfacher einen zu töten als viele. Vielleicht würde der Typ aber auch sein Wort halten und sie nicht umlegen wollen.
„Gut. Lasst uns gehen. Dich zu töten ist einfacher als die da draußen.“
Der Japaner besaß die Stirn, leise zu lachen.
In Windeseile hatte Colin das Sweatshirt und die Hose angezogen und seine Schuhe folgen lassen. Auf dem Weg zur Treppe neben der Tür, die dort hinaufführte, zog er sich seinen Rucksack mit der Geige auf.
Kei hatte keine Lust, mit dem Japaner darüber zu diskutieren, wer wen besser killen konnte und schwieg. Er folgte ihm und Colin die Treppe hinauf. „Wohin gehen wir?“
„Kann ich jetzt nicht sagen. Vielleicht hören sie zu,“ sagte der Japaner und nickte zu der Öffnung in der Decke, als sie darunter ankamen. „Bleibt geduckt, wenn ihr oben seid.“
Colin griff sich eine Kupferleitung, die in der Wand befestigt war, und nutzte die Räuberleiter, die ihm der Typ anbot, um sich hinaufzuziehen. Kei nutzte seine eigene Sprungkraft, um dort hochzukommen und sah sich vorsichtig um. Zu sehen war niemand, aber das hieß gar nichts. Es konnten genausogut überall Vampire sein. Sich extrem leise bewegend, ging er ein paar Schritte - immer auf Unsichtbarkeit bedacht.
Colin sah sich auch um und blieb stumm, hatte das mit dem lautlos Bewegen aber nicht so raus wie Kei und der andere Japaner, und so knirschten seine Schritte auf dem kiesigen Untergrund des Daches.
„Dahinten die Leiter runter, da gibt es Motorräder. Das blaue nimmst du,“ sagte der Japaner leise, während er gebeugt neben Kei zur gegenüberliegenden Brüstung eilte. „Sie müssten -“
„Mumf!“ gab Colin hinter ihnen von sich. Kei drehte sich um.
Ein großer, sehr rothaariger Mann in der Uniform eines Sicherheitsdienstes - oder zumindest etwas, das sehr danach aussah - hielt Colin den Mund zu und hielt ihm mit dem anderen Arm die Arme fest, während er ihn rückwärts zog. Aus der Luke, aus der sie gekommen waren, kletterten gerade weitere Personen, alle in Stiefeln, Cargohosen und praktischen Jacken mit vielen Taschen und Gurten, und sie kamen stumm und ernst auf sie zugelaufen. Einer von ihnen packte sich Colins Beine, damit das Wegtragen schneller ging.
Mit erschrockenem Blick packte der Japaner Kei beim Oberarm und zerrte ihn zur Brüstung.
„Schnell runter!“
„Fuck! Soll er sterben oder wie?“ Kei war im Begriff auf die Typen loszugehen.
„Sie bringen ihn nicht um! Wenn du dich jetzt auch schnappen lässt, kriegen wir ihn nie wieder raus, also komm runter!“ Er hielt Kei weiter fest, mit stahlhartem Griff, und zog noch einmal, um ihn mitzunehmen, während er vom Dach sprang.
Kei folgte ihm. Mehr gezwungen als freiwillig. Hat er auch nur einen Kratzer, seid ihr alle tot.
Unten standen zwischen Stapeln von Europaletten, Containern mit Bauschutt, Plastiktonnen und knorrigen Sträuchern tatsächlich Motorräder, vier Stück, und zwei davon waren besetzt. Die zwei Leute trugen die gleiche anonyme, schwarze Motorradkleidung und Helme. Sie hielten ihnen drei weitere, identische Helme entgegen und starteten ihre Räder.
Der Japaner war wie Kei elegant auf den Füßen gelandet und sofort losgesprintet. Er griff sich einen der Helme, setzte ihn sich auf und sprang auf das silberne Motorrad.
„Sie haben den anderen!“ rief er.
Nicht lange. Kei wusste, dass er gegen viele Vampire chancenlos war, wenn er sich ihnen allein entgegenwarf. Mit einem Helm schwang er sich auf das andere Motorrad und startete es umgehend. Den dritten, nun überflüssigen Helm schnallte der Fahrer irgendwie an seinen Tank, während er schon losfuhr.
„Sakai!“ rief der Japaner, „du folgst dem anderen silbernen. Viel Glück!“
Schon erschienen wie durch Teleportation mehrere der martialisch gekleideten Personen hinter ihnen an der Mauer, einer auf einem mit Schrott gefüllten Baucontainer, und zwei waren in der Ausfahrt erschienen und schnitten ihnen den Weg ab. Der Fahrer, dem Kei folgen sollte, beschleunigte einhändig, während er direkt auf die beiden zuhielt, und zog gleichzeitig eine Pistole von irgendwo an seinem rechten Bein, mit der er wahllos vor sich feuerte. Der Japaner und der Fahrer auf dem anderen blauen Motorrad teilten sich rechts und links von ihnen auf und rasten ebenfalls einfach auf die Straße zu – von der sie noch ein leichter, aber hoher Bauzaun trennte. Die Ausfahrt bot die einzige Lücke in besagtem Drahtzaun.
Die beiden Vampire, die dort auf sie warteten, wichen den Schüssen lässig aus und einer kam nah genug heran, um Keis Vordermann im Vorbeifahren zu streifen. Er bekam ihn aber nicht ganz zu fassen, denn der Rückstoß eines Schusses, der zufällig genau im Hals des zweiten landete, ließ seinen Arm unerwartet zur Seite zucken. Zwei Sekunden später war er auch schon auf der Straße und raste geradeaus weiter.
Währenddessen waren der Japaner und der mit Colins Helm am blauen Tank auch herausgekommen. Einer hatte den Zaun vor sich einfach umgefahren und der andere ihn mit seiner Geschwindigkeit aufgeschoben. Der Japaner drehte, beschleunigte und fuhr rechts die Straße hinunter. Der andere driftete auch in eine Kurve, aber nach links, und war nach wenigen Sekunden bereits hinter einigen geparkten Lastern verschwunden.
Kei blieb mit etwas Mühe, was den schießenden Vampiren geschuldet war, hinter dem Fahrer, dem er folgen sollte. Als derjenige, der Keis Vordermann zu Fall bringen wollte, erfolglos blieb, zog Kei eine Waffe aus dem Hosenbund und schoss dem Kerl in den Helm, wich ihm aus und verfolgte das blaue Motorrad weiterhin. Sein Vordermann schien keine Rücksicht auf ihn zu nehmen oder darauf zu achten, dass er hinter ihm blieb, und fuhr einfach hakenschlagend weiter. Er behielt die ursprüngliche Richtung weitestgehend bei, bog jedoch in mehrere Quer- und danach Parallelstraßen ein und wurde zwischendurch langsamer. Nach etwa zwanzig Minuten kamen sie in eine ländlichere Gegend, die Gebäude dünnten aus, und während der Himmel dunkler wurde, wurden die Straßen ruhiger. Keis Vordermann hielt sich nun an die Verkehrsregeln. Sobald es beinahe nachtdunkel war, winkte er einmal mit dem linken Arm und bog dann links auf einen kleinen, leeren Rastplatz ein.
Kei hatte, als sie nicht mehr verfolgt wurden, keine Schwierigkeiten damit, dem Vordermann zu folgen. Er bog auf den leeren Rastplatz ein und hielt direkt neben ihm.
„Wer sind die Typen und wer seid ihr?“ fragte er fordernd. Die Person stieg ab und nun war ziemlich offensichtlich, dass es sich hierbei um eine Frau handelte. Doch sie nahm ihren Helm nicht ab, öffnete ihn auch nicht, sondern zog nur eine Plastiktüte hinter einer Schnalle an ihrem Sattel hervor und nahm wortlos ein paar Nummernschilder und einen kleinen Akkuschrauber heraus.
„Hey! Ich hab dich was gefragt! Was wird hier gespielt?“ Kei wollte Antworten und er würde erst Ruhe geben, wenn er wusste, was los war. Doch sie antwortete nicht, sondern machte sich sofort daran, die Nummernschilder an beiden Motorrädern auszutauschen. Dafür brauchte sie keine ganze Minute. Die abgeschraubten Schilder wanderten zusammen mit dem winzigen Schrauber in die Tüte und wurden darin an den Sitz geklemmt.
„Verdammte Scheiße!“ Kei packte sie am Handgelenk und drehte sie mühelos herum. „Jetzt rede endlich!“
Die Frau ließ ein paar Sekunden verstreichen und betrachtete Kei durch ihr in der Dunkelheit beinahe undurchsichtiges Visier mit ausdruckslosen Augen. Dann riss sie ihren Arm plötzlich nach hinten und zog Kei so auf sich zu und von seinem Motorrad herunter, und duckte sich dabei mit einer leichten Drehung unter ihn, um ihn über die Schulter zu werfen. Kei behielt sein Gleichgewicht, nutzte den Schritt, den er machen musste um nicht zu fallen, um Schwung zu holen und drehte sich beim über die Schulter geworfen Werden so, ihr den Am verdrehend, dass er stehend hinter ihr landete. In einer flüssigen Bewegung drehte sie sich mit, um sich ihren Arm nicht auskugeln zu lassen, und richtete sich wieder auf. Sie hatte immer noch keinen Laut von sich gegeben. Sie sah Kei wieder neutral an. Nun öffnete sie mit der freien Hand ihr Visier und blickte pointiert auf ihr umklammertes Handgelenk.
„What the bloody hell is going on here?!“ versuchte Kei es noch einmal mit Worten und sah ihr eiskalt in die Augen. Sie rollte leicht mit den Augen, sah ihn dann mit gehobenen Augenbrauen streng an und tippte sich mit einem Finger auf das freie Handgelenk. Dann nickte sie zweimal seitwärts und sah dabei auf das Motorrad hinter ihm.
„You are not goin‘ to tell me anything, are you?“ Kei ließ sie mit verächtlichem Blick los, da er so nicht weiterkommen würde. Entweder verstand sie ihn wirklich nicht, oder sie war eine gute Schauspielerin. „Do you understand me?“
Mit ungeduldigem, strengem Blick gewährte sie ihm ein langsames, ernstes Senken des Kopfes, das möglicherweise so etwas wie ‚Ja, du brüllst ja laut genug‘ oder vielleicht ‚Beweg dich, wir haben nicht den ganzen Abend Zeit‘ bedeutete. Es schien jedenfalls eine Antwort zu sein, und sie bestieg daraufhin sofort wieder ihr Gefährt. Nachdem sie ihr Visier wieder heruntergezogen hatte, vollführte sie mit der Hand eine kompliziert ausschauende Geste vor der Brust und zeigte dann auf die Straße, ehe sie den Motor startete und das Licht einschaltete.
Kei stieg ebenfalls wieder auf und startete den Motor. Er hoffte für sie, dass es dort wo sie ihn hinzubringen gedachte, irgendjemanden gab, der Japanisch sprach und dass der Typ, der Colin und ihn aus der Halle geholt hatte, nicht der einzige war.
Wieder in dem Gesetz angemessener Geschwindigkeit fuhren sie weiter. Dabei wechselten sie nach langen Strecken gelegentlich die Richtung, sodass sich der Mond jede halbe Stunde woanders über ihren Köpfen befand. Schließlich, mitten in der Nacht, fuhren sie etwas um eine Ortschaft namens Lancaster herum, und irgendwann über eine schmale und unbeleuchtete, aber gut gepflegte Landstraße, auf ein zwischen Feldern und einem Park sitzendes Anwesen zu, das den Hinweisschildern nach zu urteilen ‚Lancaster Castle‘ sein musste. Die Gebäude lagen im Dunkeln, aber gegen den dunkelblauen Himmel hob sich genug von der Silhouette ab, um zwei viereckige Burgtürme zu erkennen.
Was wollen wir in einem abgelegenen Schloss? Kei fuhr bis fast vor die Tür und stellte das Motorrad dort ab. Nachdem er den Helm abgenommen und an den Lenker gehängt hatte, sah er sich um und wartete auf seine stumme Begleitung. Diese stellte ihr Motorrad unzeremoniös neben seinem ab und nahm auch den Helm ab. Beim Heranfahren war über der grün gestrichenen Holztür mit Klopfer, die in einem Seitenflügel dieses moderneren Teils des Schlosses saß, eine Laterne angegangen. Nun konnte man der Frau nicht nur überdeutlich ihre asiatische Herkunft ansehen, sondern auch eine starke Ähnlichkeit mit dem Japaner vom Nachmittag, sowie mit jemand anderem...
Sie lächelte ein wenig, nur angedeutet und ansatzweise, und zeigte auf die Tür, auf die sie zutrat, um sie einfach aufzudrücken.
Kei stockte als er erkannte, wen er da vor sich hatte. „Du erklärst mir jetzt, was hier los ist.“
Sie blickte auf ihn zurück und gestikulierte wieder mit einer Hand, ehe sie in den Flur trat, in dem ebenfalls automatisch sanftes gelbes Licht anging. Sie sah nach oben an die Decke und zeigte hoch. Kei folgte ihr und sah nach oben. Sie nickte zu einem Ausgang in eine Art Halle, die zum Teil holzgetäfelt und mit Wandteppichen behängt war. Dort befand sich auch eine breite Treppe, zu der sie nickte. Ihre Schritte hallten. Hier war es, abgesehen von dem dünnen Schein durch die hohen schmalen Fenster in der Wand hinter der Treppe, dunkel.
Während in Kei die Aggressionen anwuchsen, da man ihm nichts erzählen wollte, ging er den ihm gewiesenen Weg.
Als sie den zweiten Teil der Treppe hinter sich gebracht hatten und auf einer kurzen Galerie ankamen, von der aus man in vier Richtungen zu verschiedenen Räumen gelangen konnte, konnte man wieder warmes Licht sehen. In zweien der Flure brannten kleine Lampen, die elektrisch waren aber grüne Glasschirme hatten, die an Gaslampen des neunzehnten Jahrhunderts erinnerten. Außerdem fielen aus ein paar Räumen schwache Lichtstreifen unter den Türen hindurch auf den Dielenboden. Auf eine dieser Türen steuerten sie gelassen zu.
Kei zog sein Schwert sehr leise und tippte Ms. ‚Ich-rede-nicht-mit-dir‘ damit an. „Was wird hier gespielt?“ Er sprach sehr ruhig.
Sie hielt gerade vor der Tür und hatte eine Hand auf die Klinke gelegt. Ihr eben noch so gelassener Gesichtsausdruck versteinerte wieder zu einer eiskalten Maske. Mit hochgezogender Augenbraue blickte sie auf die blanke Klinge, und dann in Keis Gesicht. Langsam hob sie ihre freie Hand und zeigte damit auf die Tür. Dann formte sie die Hand zu einer lockeren Faust und klopfte in die Luft.
„You can come in,“ tönte es von drinnen.
Kei betrat den Raum und ließ sein Schwert sinken, behielt es aber in der Hand. „Tell me what the bloody fuck is going on.“
Auf einem großen, antiken Schreibtisch aus dunklem Holz in diesem großen, antiken Raum aus dunklem Holz, Teppichen, Büchern und einem großen Kamin saß ein dünner, faltiger Mann mittleren Alters mit ausdünnendem Haar und der gleichen Motorradmontur die Keis Begleiterin trug. Nur hatte er seine Jacke auf dem hohen Schreibtischstuhl abgelegt und hatte nun über der Hose nur doch ein olivgrünes T-shirt an. Er hatte scheinbar mit einer Zigarette herumgespielt, die er sich nun hinter ein Ohr steckte. Er hielt inne und musterte Kei mit dem Schwert.
„Okay... Welcome... We will. But could you put that away first? Is Dennis with you?“
Die Frau schüttelte den Kopf.
„Why should I?“ fragte Kei gelassen und musterte den Mann. Er hatte ihn noch nie gesehen.
„Because that is the polite thing to do when you're in somebody's house. I'm afraid I'm not very good at sharing information when I've got pointy steel stuck up my nose. So if you want to know what's going on, it would be wise to stop threatening me.“
„I could stick this up your arse if that's making you talk faster.“ Kei machte keine Anstalten sein Schwert wegzustecken, blieb aber ein Stück vom Tisch entfernt stehen. Der Mann schmunzelte und steckte sich gemächlich die Zigarette an.
„It's not. Sorry.“
Die junge Frau schnaubte kurz und schloss die Tür, ehe sie ihre Jacke öffnete, über die Armlehne eines Sessels am Kamin warf und sich auf ebendiesen Sessel setzte. Sie sah dezent genervt aus.
„I thought the Japanese were all manners, but you are more insolent than any five-year-old I've ever seen.“
„I must apologise. I have never been raised accordingly to Japanese standards.“ Keis Stimme war purer Sarkasmus, trotzdem steckte er sein Schwert weg. Seine Kleidung war bestückt mit vielen Waffen, die im Notfall reichen würden. Die Frau schnaubte wieder, diesmal mit einem eindeutigen Blick an die Decke. Der Mann schmunzelte wieder.
„Please, have a seat. I'll answer your questions.“ Er nickte und deutete auf den Sessel, der dem besetzten vor dem Kamin gegenüberstand. Vom Schreibtisch neben sich angelte er sich einen Kristallaschenbecher, den er sich auf einen Oberschenkel setzte. Kei ließ sich in den Sessel fallen.
„Who are you and why am I here?“ Er hatte sehr viele Fragen.
„My name is Rupert Ingram. I am not a vampire.“ Er deutete auf die junge Frau, die Kei halb liegend und weiterhin ohne nennenswerten Gesichtsausdruck musterte. „This young lady here is Delilah Sakai. She is a vampire. ... As you may have guessed.“
Sie nickte kurz.
„Oh great. Yes. Another lovely family member of mine. Go on.“ Kei zündete sich ebenfalls eine Zigarette an.
„There's an ashtray on the mantelpiece.“ Rupert Ingram nickte zum Kaminsims. „She and Dennis are your siblings. You are here because we don't want them to capture you. ‚They‘ meaning our respective parents and grandparents.“
Kei nahm sich den Aschenbecher. „I know about my parents wanting to capture me. One is dead.“
„Yes, we know. It caused quite a stir. You and your friend did good work on them. Do you know why they want you?“
„No. Where is Colin now?“
„Probably in a transporter, or already in some cellar, hidden away from eyes and ears... I reckon they don't really want him. He's human, after all.“
„Since when? He was killed, undead, feeding on human flesh. It is new that he acts human again.“
Rupert neigte interessiert den Kopf, aber ging nicht darauf ein.
„You do know that vampires have an obscenely long lifespan, don't you?“
„Well no but I assumed that. No one ever told me anything of what it means to be a vampire. Except for the blood.“
„Well, as far as anyone knows, they might well be immortal, like lobsters. However, they have an uncanny knack for killing each other off. And they usually have very few offspring. It is unusual for them to breed as well as your family does. In short, vampires are slowly going extinct. They are desperate to bolster their numbers.“ Rupert popelte eine neue Zigarette aus seiner Hosentasche und zündete sie sich an.
„Then they should have more sex. That's how offspring is made. Vampire offspring, too.“ Für Kei war diese Idee sehr naheliegend, dafür musste es ausreichend Vampire geben - genug heterosexuelle. Rupert lachte. Delilah grinste.
„Well, that doesn't work as well as with humans, I'm afraid. But vampires are very libidinous creatures. They fuck like rabbits-“ Delilah rollte mit den Augen und Rupert grinste sie an. „Well, it doesn't seem to be enough. They get killed faster than they are born. And because of that...“
„They should make a plan to stop the killing for a few hundred years.“
„How very mature of you. That would seem to be the logical response, but no. That won't happen. Instead, what they've been doing in the last few hundred years, is try and find a way to expand their lives beyond death.“
„Oh yeah I forgot. I am a living dead vampire. We are bloody hard to kill and I am an even harder challenge. What happened to me?“
„They did. We don't know what exactly it is they did to you. But it was deliberate. They did it to Colin, too.“
„He was or still is human. Or is again. He turned into himself again after arriving here but still needs flesh and is shocked to do so. It affected him differently.“
„Yes. They are going to study that. Apparently it only works in pairs. They need pairs. Like siblings, long time lovers, close friends... like you and Colin. Our guess is that they paired you with him because there was no suitable vampire to attach you to. Whatever it is they do, it has to happen from very early on, from the moment of birth, or even before that.“
„So everything is planned... Seems like vampires often turn out gay. Well, they won't get what they want. And they won't have Colin to watch for a long time.“
Rupert lächelte amüsiert.
„You're very spirited. Very determined. That is good. That's very good. We might get him back that way.“
Auf dem Flur waren zügige Schritte zu hören. Delilah stand auf und ging zur Tür, um sie zu öffnen.
„If they want him dead they must kill me first and I seem to be immortal. That is kind of a challenge.“ Kei drehte sich in Richtung Tür. „Next question. Why don't you want to kill me?“
Rupert lachte leise.
„Because we're not assholes. We're trying to bring them down. We've all been victims of their insanity in one way or another. As far as we're concerned, you're one of us.“
Der Japaner kam in den Raum marschiert, sah sich eilig um, und sein Blick blieb auf Delilah hängen. Er schnippte sie auf die Stirn.
„You didn't take the foils off!“
Sie blinzelte und rieb sich die Stirn, zeigte dann anklagend auf Kei, und gestikulierte wieder in Gebärdensprache. Rupert lachte und Dennis starrte Kei an.
„Sie sagt, du hast sie abgelenkt.“
„Wenn die sich ablenken lässt, kann ich da nichts für,“ sagte Kei zu dem Japaner und drehte sich wieder um. „I am not part of anyone's group. I am interested in killing those fuckers and in living.“
„Good, then we have a common goal! And a common enemy. No one's asking you to join us permanently,“ sagte Rupert. Delilah ging zu ihrem Sessel zurück und legte sich wieder quer auf ihn. Dennis schloss die Tür und gesellte sich zu Rupert an den Schreibtisch, gegen den er sich lehnte.
„I didn't plan to do so. So those two are parts of my family...“ sagte er mehr zu sich selbst. „Are you as fucked up as the rest of them?“
Alle lachten. Bei Delilah wuchs sich das zu nicht mehr als ein bisschen lauterem Atmen aus.
„Probably. But we're not experimenting on people and torturing them,“ sagte Dennis. Er musterte Kei nun interessiert.
Delilah setzte sich auf und gestikulierte hastig. Ihr Gesicht war nur ein klein wenig belebter. Dennis und Rupert nickten zustimmend.
„I guess that's good.“ It appears to me that I am the most fucked up of the Sakai offspring. But I can live with that. Kei formulierte den Satz in Gedanken, ließ ihn aber auch dort. „What's she saying?“
„Sie hat gesagt, dass wir ein Teil - dass wir verstehen, dass wir ein Teil dieser Welt sind und dass wir Menschen nicht nur als Vieh sehen, von dem wir uns ernähren. Wir müssen mit ihnen leben,“ erklärte Dennis.
„Ich tue beides,“ sagte Kei.
Dennis lächelte.
„Wir ernähren uns auch von Menschen. Aber sie sind auch Personen. Wie er hier.“ Er nickte zu Rupert neben sich, der den Kopf hob und die Augenbrauen hochzog.
„What?“
„I said, you're people!“ sagte Dennis laut.
„Crikey, no need to shout!“
„I don't mind killing people. No matter if they are human or not.“
Sie sahen Kei ernst an. Dennis blickte zu Rupert, der ihm ganz sachte zunickte.
„I did not say that I am going to kill you...“ Jedenfalls nicht heute.
Delilah sah ihn müde an.
„You know, you don't have to kill a person to feed on them,“ sagte Dennis.
„I do. But I like them dying.“
Stille.
„Well... I take that back. Delilah and I are not as fucked up as the rest of the family. You are, though,“ gab Dennis müde zurück.
„I never denied that. I am my father's son after all. Even if he's an arsehole.“
„I'm my father's son, too. And I'd like to think I'm not that much of an arsehole.“ Dennis klang etwas eisig. Rupert zündete sich in betretener Zurückhaltung eine dritte Zigarette an.
Delilah gestikulierte etwas, zögerlich, und Rupert musste leise lachen.
„You are a little bit,“ übersetzte er.
„So what kind of like Kira looking siblings are you?“
Delilah legte den Kopf etwas schief.
„He's our father,“ sagte Dennis.
„And you say vampires don't breed well? Kira has many children it seems. At least four.“
„Yes, and with him you and your friend took down the best breeding machine our enemy's ever had. Well done,“ sagte Rupert. Er besaß die Stirn, ein paarmal zu klatschen.
„We took him down for a different reason.“
„Doesn't matter,“ sagte Dennis, „You took him down.“
Delilah gestikulierte.
„She says that gives us hope that we might have a chance at getting your friend back,“ übersetzte Dennis.
„What was his part in all this? Oh and I guess you know why my mother really had to die. ... I'll get him back anyway.“
„Kira murdered her because she didn't want you to be a part of the experiment. When Masako found out about it she was going to join up with us. We had an escape plan and everything, but it was ruined when he killed her, and we couldn't get to you anymore,“ erklärte Dennis. „Kira and Ryuji are one of the pairs, too.“
Kei nickte. „They are both dead. I guess they will stay that way.“
„Yes, we heard. Well done,“ wiederholte Rupert.
Delilah gestikulierte und Rupert nickte daraufhin.
„Wir haben Zimmer für - ein Zimmer für dich,“ sagte Dennis.
„Why did they choose Colin? He is not a vampire.“ Kei neigte dazu, Delilah nicht zu beachten, Weil er nicht darauf warten wollte, dass die fertig wurde mit der Gestikuliererei.
„Uhm...“ Rupert schien kurz zu überlegen. „They needed a partner for you, and as I said, we think there was no suitable vampire, so they took a human baby. We found out that his father is somehow involved in all this, despite being human. He offered him up before he was born.“
„It was a little hurried, I think, because you were already there and slowly getting too old for the process... whatever it is. They needed someone quickly,“ steuerte Dennis bei. „So they used him, prepared you for each other, and then let you two meet.“
Kei nickte. Das ergab alles Sinn. Irgendwie. Auf eine perverse Art. Es war aber zugleich erschreckend. Dass er Colin überhaupt nicht aus Versehen begegnet war, schmeckte ihm nicht, änderte aber nichts. Er wollte Colin da rausholen. Dass diese Wichser wohl noch mehr Experimente an ihm durchführen würden, passte ihm gar nicht.
Delilah, die ihn die ganze Zeit still beobachtete, schien sich einen Reim auf seine unausgesprochenen Gedanken zu machen. Sie sagte etwas mit ihren Händen.
„I already said, they're probably not interested in him that much. They want you. It's not humans they want to make immortal, but vampires,“ übersetzte Rupert.
„I think they're going to use him as bait,“ fiel Dennis ein. „To lure you out of hiding.“
Delilah setzte sich auf und gestikulierte hastig.
„Yeah,“ sagte Rupert, „that's how we can find him.“
„They're going to dangle him in front of our noses to get you to come and then capture you.“
„Except they won't capture me.“
„Why is that?“ fragte Dennis.
„Because! He's not going to come out. We are,“ sagte Rupert mit einem aufgeregten Lächeln. „Keisuke will stay safely hidden away while we rescue his friend.“ Er sprach ‚Keisuke‘ sehr englisch aus.
„I will not miss that party! And Rupert...“ Er sprach das sehr japanisch aus, „Call me Kei.“
Rupert schmunzelte. „Alright. Keh.“
„Bedtime,“ verkündete Dennis, nachdem Delilah wieder gestikuliert und eine universelle Schlafgeste in Form von an einer Wange zusammengelegten Händen vollführt hatte. „Let me show you to your room.“
Schlafenszeit für Kei bedeutete wach im Bett liegen und warten bis es wieder hell wurde. „Okay.“
Delilah und Rupert standen langsam auf und Dennis ging zur Tür.
„Neben dem Bett gibt es eine Kordel. Wenn du Blut brauchst, oder irgendetwas anderes, zieh dran und du bekommst es,“ erklärte Dennis ihm auf dem Weg durch den Flur.
Ihr könnt Colin nicht herzaubern... Kei nickte und ging ihm nach.
Delilah und Rupert winkten und gingen in eine andere Richtung, während Dennis an einem sehr nahen Zimmer haltmachte. Der Raum war nicht besonders groß, aber sehr edel und antik eingerichtet. Der Parkettboden war mit dicken Teppichen ausgelegt und zwischen zwei hohen Fenstern stand ein großes Himmelbett mit verdammt vielen Kissen darauf. Es gab noch andere Einrichtungsgegenstände, wie einen kleinen Schreibtisch, einen Kleiderschrank, ein Bücherregal und eine Kommode mit Spiegel, vor der ein gepolsterter Stuhl stand. Durch die Fenster blickte man auf den riesigen Park und konnte links ein paar Lichter der kleinen Stadt Lancaster sehen.
„Wir halten ab sofort Ausschau nach allem, was auf Colin hindeuten könnte,“ versicherte Dennis ihm. „Direkt nebenan ist ein Badezimmer. Durch diese Tür hier. Das hast du für dich allein.“
Kei ließ den Rucksack auf den Boden fallen, sich aufs Bett und bedankte sich für den Badhinweis. Duschen. Und das lange. Das hatte er vermisst.
„Mein Schwert macht euch nicht nervös genug um es mir wegzunehmen zu versuchen, oder?“
Dennis lachte leise. „Nein, es beruhigt mich eher, dass du wehrhaft bist.“ Er wandte sich zum Kleiderschrank. „Die Sachen da drin kannst du auch benutzen. ... Ach. Falls du darauf angespielt hast, dass wir uns vor dir fürchten sollen...“ Er schmunzelte Kei enigmatisch an. „Was hättest du für einen Grund, deine einzigen Verbündeten umzubringen?“
„Ich habe noch keinen, aber ihr könntet einen Grund haben, mich zu entwaffnen.“
„Der da wäre?“
„Ich kann keine Gedanken lesen. Ich weiß nicht, ob das, was ihr erzählt alles so wahr ist. Auch, wenn es schlüssig ist.“ Mir wurde schon zu viel Scheiße erzählt um euch zu vertrauen.
‚Es ist wahr. Aber es ist vernünftig, misstrauisch zu bleiben,‘ tönte Dennis‘ Stimme. Er lächelte. Sein Mund hatte sich nicht bewegt. Kei stutzte und schaute für einen kleinen Moment verwirrt drein. Ich muss mich dringend ausruhen...
Dennis grinste. „Gute Nacht!“
„Oyasumi.“
Dennis verließ das Zimmer und schloss die Tür. Seine Schritte entfernten sich. Kei zog seine Kleidung fast ganz aus und legte sich dann wieder hin.
Die nächsten Stunden verbrachte er damit, die Decke anzustarren.


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