Tuesday, October 27, 2015

Kei + Colin LI: Buße


Anatamo = (jap.) "Sie/Du auch." Hier: "Ich dich auch."
Omedetou = (jap.) Glückwunsch
Arigatou = (jap.) Danke


MONTAG, 2. JANUAR
Am Vormittag stand Kei auf. In der Küche fand er auf dem Tisch einen Zettel:
'Diesmal mache ich nichts dummes. Ich bin bald wieder da.'
Er seufzte leise, ehe er sein Handy nahm und draufsah. Es waren mehrere Nachrichten und einige Anrufe darauf.
Er wählte die letzte Nummer, eine ihm unbekannte. Dran ging eine junge Frau.
"Ich soll dir eine Nachricht ausrichten, Akaya," säuselte sie. "Schon mal was von Anrufbeantworter gehört?" fragte dieser sarkastisch.
"Ryuji lässt ausrichten, dass er dich sucht."
Kei lachte ironisch. "Was will der Wichser? Er hat sich seit gut zehn Jahren nicht blicken lassen."
Die Frau sagte ihm, dass sie das nicht wüsste. Gelogen.
Akaya legte einfach auf.
Er hörte die bis dato ignorierte Voicemailnachricht ab. Es war Akira. Entweder hatte die Leitung oder seine Stimme eine schwache, kratzige Qualität.
"Es dauert etwas länger als ich dachte. Ich weiß nicht, wie lange, aber es ist alles in Ordnung -" Hier machte er eine Denk- oder Atempause "- und ich stelle nichts an. Ich schwöre es. Und nur falls dus nicht mehr geglaubt hast: Ich liebe dich."
Kei hielt kurz inne, ehe er auf die unbekannte Nummer sah, die zweite in fünf Minuten. Er speicherte sie mit einem Fragezeichen ab, weil er nicht wusste, ob Akira ein neues Handy hatte, oder von sonstwo anrief.
Er schrieb einen Zettel.
'Hey, Wenn du wieder da bist, mach dich gleich auf den Weg. Ich bin in der Werkstatt, arbeiten. Wichtig.
Kei
Ach ja, danke.' Hinter die Nachricht kritzelte er die Adresse.

Ein paar Stunden später klingelte Keis Handy mit der Nummer, von der aus Akira ihm am Morgen seine Nachricht aufgezeichnet hatte.
Kei nahm ab. "Ja?" Davon, sich höflich am Telefon zu melden, hielt er so gar nichts.
"Hey," sagte Akira. "Ich muss noch länger hierbleiben. Aber es ist alles gut."
Keis skeptischer Blick war beinahe hörbar. "Okay. Falls ich nicht da bin, findest du ne Kleinigkeit in deiner Jackentasche."
"Ich hoffe, es ist kein Haustier. Die Verantwortung wäre mir zu groß," scherzte Akira. "Ich soll über Nacht hierbleiben, aber morgen kann ich wieder gehen," fügte er vorsichtig an.
"Wo bist du?" fragte Kei verwundert. "Und nein, es ist kein Haustier."
"Gut. Beim Roten Kreuz," sagte Akira schlicht. "In der Hauptstelle beim Bahnhof."
Kei war verwirrt. "Eh, okay. Was auch immer du da machst..."
"Kann ich dir das morgen erzählen? Die Schwestern brauchen das Telefon wieder."
"Ja, bis morgen. Anatamo," beantwortete er Akiras kleine Meldung vom Morgen.
"... Das ist... gut," sagte Akira leise. "Bis morgen." Er legte auf.
Kei steckte sein Handy wieder weg und arbeitete weiter. Erst sehr spät in der Nacht kam er nachhause, mit ein bisschen mehr Geld als vorher. Einiges davon hatte er an seinen Boss abgedrückt.

Am späten Morgen machte Akira sich auf den Weg zurück zu Keis Wohnung. In der U-Bahn betrachtete er die Verbände um seine Handgelenke und den Gips um seinen rechten Oberarm und musste sehr gerade stehen, damit es ihn nicht zu sehr in der Brust stach. Es wurde ihm zweimal ein Sitzplatz angeboten, doch er sollte nicht in der Bahn sitzen. Das Ruckeln würde schlechter als im Stehen abgefedert werden und wäre für seine gebrochene Rippe sehr ungesund.
So um zehn Uhr herum stand er vor Keis Haus und klingelte. Kei schälte sich aus dem Bett.
"Guck in die Innentasche deiner Jacke," rief er aus dem Fenster.
"Achso..." murmelte Akira und pulte zwei glänzende neue Schlüssel aus seiner Jacke. Mit einem sanften Lächeln schloss er die Tür auf.
Das Treppensteigen war etwas mühsam und er machte während des langsamen Aufstiegs eine Pause. Schließlich kam er nach langer Wanderung doch oben an. Er trug einen breiten Verband um den Hals, ein paar kleine Pflaster auf Augenbraue und Wangenknochen, Verbände um die Handgelenke und eine Schlinge für seinen rechten Arm, der vom Ellenbogen bis zur Schulter eingegipst war. Mit dem anderen Arm hielt er sich leicht die Seite.
Kei stand in der Schlafzimmertür, als Akira oben ankam. Vorsichtig betrachtete er den Verletzten.
"Hey."
"Hey." Akira lächelte. Mit den Füßen zog er sich nacheinander die Schuhe ab, ohne sich zu bücken. Kei ließ den dummen Kommentar, der ihm auf Anhieb einfiel, da wo er war und lächelte kaum merklich.
"Auf Scheißtage folgen schlechte Nachrichten," begann er.
"Kommen die bei uns nicht immer gleichzeitig?" Er popelte sich umständlich die Jacke herunter.
"Fast. Ryuji ist wieder da. Ein... sagen wir, alter Bekannter," erklärte er. "Das ist nicht besonders erfreulich, da der Kerl immer nur Stress im Gepäck hat. Stress und Krieg."
"Und wer ist er?" Akira lehnte sich mit dem Rücken an die Wand des Flurs.
"Ein mächtiger Wichser. Ein Vampir. Sein Ruf eilt ihm voraus. Er wurde nahe Tokyo gesehen. Yukio erzählte, dass er wohl eine ganze Truppe um sich hat. Was er genau hier will, weiß ich nicht. Urlaub machen aber bestimmt nicht."
Akira musste schlucken. Noch ein Vampir, und einer mit einer Bande?
"Äh... woher kennst du ihn?"
"Kennen ist zuviel gesagt. Ich sind uns ein paarmal begegnet, als ich klein war. Wenn er da ist, ist mein Vater auch nicht weit. Wenn er nicht tot ist. Das ist genauso schlecht..."
Akiras ernstes Gesicht wurde besorgter. Er ging auf Kei zu.
Kei schaute ihn an. So wie Akira aussah, würde er beim nächsten Windhauch auseinanderfallen.
Dicht vor Kei, schon den heileren Arm ausgestreckt, zögerte er und kratzte sich kurz verlegen am Hals. Es war bestimmt noch zu früh für Annäherungen, und außerdem konnte er sich nicht anmaßen, zu wissen, wie Kei sich bei dem Gedanken an seinen Vater fühlte. Dafür wusste er zuwenig. Schließlich legte er nur kurz und sehr sachte die Hand auf Keis Wange, zu beschämt um ihn dabei richtig anzusehen.
Kei legte seine Hand auf die von Akira und blieb eine Weile so stehen. Seine Gedanken rasten ein bisschen von A nach D, zurück zu A und weiter zu C.
Akira wagte es, Kei anzusehen.
Der erwiderte den Blick. Mit leichtem Lächeln, seine Gedanken waren nicht wirklich da, wo sie sein sollten. Akira lächelte warm zurück und küsste ihn.
Kei erwiderte den Kuss, aber nicht allzu lange. Akira nahm seine Hand zurück und machte einen Schritt rückwärts.
"Was passiert jetzt?"
"Ich tendiere zu Blutvergießen, Brutalität und vielen Toten," sagte Kei leise und behielt Akiras Hand in seiner.
"Ist das eine Prognose oder dein Vorhaben?" fragte Akira mit kurzem Blick zur Seite.
"Prognose und ein bisschen Vorhaben."
"Kann ich helfen?"
"Sicher. Ich weiß nur noch nicht wie."
Akira nickte. "Wenn ich mich kurz hinlegen darf, mache ich alles was nötig ist," kündigte er an.
Kei ließ das 'Du meinst, wenn du dich wieder bewegen kannst' in seinem Kopf. "Ja."
Im Schlafzimmer holte er seine Kiste vom Schrank. Akira folgte ihm hinein und kletterte vorsichtig auf das Bett, wo er sich erleichtert ausstreckte. Er fand sich zu jung, um laut aufzuseufzen, aber es war offensichtlich, was für eine Wohltat seine neue Position für ihn war. Er sah Kei zu. Der räumte die ganze Kiste aus und sortierte ihren Inhalt, lud die Waffen durch - alle. Das Maschinengewehr baute er erstmal zusammen, da er es zum Wegpacken in seine Einzelteule zerlegt hatte. Das Schauspiel fand Akira ungemein spannend. Und er spürte, wie ihm wärmer wurde.
Nachdem Kei mehrere Pistolen - sieben um genau zu sein - gereinigt und geladen, ein Maschinengewehr zusammengesetzt und geladen, neun Messer, neben dem, das er immer dabei hatte, sortiert, einige Wurfmesser und Wurfsterne in einer Tasche verstaut und hinter dem Kleiderschrank seine neueste Errungenschaft - ein Katana – hervorgezogen und alles vor sich ausgelegt hatte, schaute er zufrieden darauf. Unter dem Bett hatte er noch eine Kiste, in der noch ein Schnellfeuergewehr lag, das er ebenfalls dazusortierte.
"So. Das wär alles," verkündete er.
"... Ach..." sagte Akira trocken. Mehr brachte er nicht heraus. Wer soll das alles benutzen?
Kei schmunzelte ein bisschen. "Das hat sich angesammelt," erklärte er. Wobei das nur die halbe Erklärung dafür war, wie er an so viele Waffen gekommen war. Akira zeigte auf das schwere Gewehr von unter dem Bett.
"Kannst du etwa damit umgehen?"
"Ja."
Akira nickte langsam. Als ich damals dachte, 'Oh, wie cool, er ist so gefährlich,' hatte das eine etwas andere Dimension als all das hier...
"Weiß dieser Ryuji, wo du wohnst?"
"Ich hoffe nicht, ich würde ungern meine Wohnung zerlegen müssen."
"Hat er irgendwas mit deinen Leuten zu tun? Mit deinem Boss und so?"
"Nein. Wenn er was mit der Yakuza zu tun, nicht mit meinem Boss. Als ich ihn zuletzt sah, hatte er das nicht. Aber er hat das auch nicht nötig."
"Klingt ungemütlich."
Er setzte sich auf und begann, sich erst die Schlinge und dann vorsichtig das T-shirt auszuziehen. Das ging auch mit einem Arm ganz gut, wenn auch langsam und mit ein paar Grimassen. Kei beobachtete ihn dabei, als er sein Arsenal wieder wegräumte - geladen und zusammengebaut.
"Wenn es ein Erdbeben gibt, fällt der ganze Spaß vom Schrank und wir haben ne Party," schlug Akira vor. Er legte das T-shirt irgendwo neben sich und legte sich wieder hin. Unter dem Verband um seine Brust schauten ein paar große Blutergüsse an den Stellen hervor, die mit Keis Stiefeln Bekanntschaft gemacht hatten.
"Der Schrank fällt oben drauf und nichts passiert," machte Kei einen Gegenvorschlag.
"Waaas, ist der etwa nicht erdbebensicher?" fragte Akira ungläubig mit einem Schmunzeln. "Dafür aber kuuugelsicher?"
"Kleinere Erdbeben überlebt hier alles, kommt ja oft genug vor." Kei schmunzelte. "Bei einem großen möchte ich nicht hier sein."
"Sondern lieber bei all dem Futter draußen."
Akira hatte die Augen geschlossen. Seine Wunden pochten. Das fühlte sich gut an.
"Nur dem, das noch lebt."
"Die Tasche da oben hat an der Seite einen kleinen Reißverschluss."
Kei sah hoch. "Die hier?" Er deutete darauf. Es war nicht seine. Akira nickte, ohne hinzusehen.
"Da ist was für dich drin. In dem kleinen Fach."
Kei holte die Tasche vom Schrank und öffnete das kleine Fach. Seine Finger schlossen sich um eine Kette, er zog sie heraus und lächelte, als er das Plektron sah.
"Danke."
Akira lächelte ihn an. "Es sollte dein Geburtstagsgeschenk sein, aber jetzt wissen wir ja nicht, ob du den noch erlebst." Er schmunzelte. "Ich weiß auch gar nicht, ob du Eric Clapton überhaupt gut findest, aber das Ding da ist wertvoll für mich." Er zeigte dahin, wo das kleine signierte Plastikdreieck zwischen Keis Fingern herunterbaumelte. "Das war einer der guten Gründe, leichtsinnig ins Haus zurückzugehen."
"Ich werde gut darauf aufpassen. Und meinen Geburtstag überleben. Ist ja nicht mehr lang."
Kei lächelte, als er sich aufs Bett setzte. Akira setzte sich auf und wollte ihm die Kette abnehmen. Kei übergab sie ihm. Schaute ihn fragend an. Akira öffnete sie und wollte sie Kei umbinden. Kei beugte sich zu ihm hinüber, sodass Akira sich nicht so sehr verrenken musste.
Er befestigte sie und bemerkte: "Silber lässt dich nicht in Flammen aufgehen, das ist sehr praktisch."
Kei lachte ein bisschen. "Sonne tötet mich auch nicht," merkte er lächelnd an.
Akira schmunzelte.
"Omedetou."
"Arigatou."
Akira legte sich wieder hin. Kei legte sich daneben.
"Es tut mir Leid," sagte Akira leise und flach, als er die Decke ansah.
"Was?"
"Was ich getan habe."
Kei wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Vorsichtig nahm er Akiras heile Hand als Antwort und ließ seine Gedanken unausgesprochen.
Akira hielt Keis Hand fest und wandte sein Gesicht ab um zu versuchen, sich über die Wangen zu wischen, was sich mit dem eingegipsten Ellbogen als unmöglich herausstellte. Also gab er es auf und sah mit nasserem Gesicht wieder an die Decke.
Kei drehte sich mit geschlossenen Augen auf die Seite und hatte sein Gesicht nahe dem von Colin im Kissen vergraben.
Akira studierte Keis Gesicht. Er verstand immer noch kein bisschen, was der Vampir an ihm fand, und was er nun immer noch für ihn übrig hatte. Aber er hoffte, dass er seine Meinung nicht so bald ändern würde.
Er schloss die Augen und ließ das heiße Pochen und Kribbeln durch seinen ganzen Körper ziehen.


Tuesday, October 13, 2015

Kei + Colin L: Absturz







Kei ging Yukio besuchen.
"Yukio. Erinnerst du dich an den Tag, an dem wir uns begegnet sind?" fragte er ihn bei einer Tasse heißem Tee in dessen Haus. "Ja."
"Dieser Typ von dem Tag, du weißt, welchen ich meine. Er ist wieder da."
Yukio stutzte leicht. "Ich dachte, der wäre verschwunden, untergetaucht oder so."
Kei nickte. "Wo auch immer er die letzten Jahre war, jetzt ist er wieder da - aber was will er?"
Yukio wusste, von wem Kei sprach. "Hm, keine Ahnung. Er ist doch kurz nach deinem Vater verschwunden, vielleicht kennen sie sich und Kira ist nicht tot, wie alle glauben?"

Es begab sich, dass Akira nach relativ zielloser Bahnfahrt in Shinjuku auftauchte und sehr bald wieder Anschluss fand. Er hatte nichts zu tun und wollte nicht denken müssen, also versuchte er, sich in irgendeinen Nachtclub hineinzumogeln. Verflucht sei seine Jugend, es misslang ihm die ersten Male natürlich, bis er von einer Gruppe junger Männer mitgenommen wurde, der er eine plausible Geschichte von seinen Freunden in ebendiesem Laden auftischte - die ihm natürlich niemand glaubte, aber dennoch schleusten sie ihn mit ein. Drinnen zeigten sich die Jungs sogar noch spendabel und gaben ihm Getränke aus.
Nach kurzer Zeit, als sie zu fünft - inklusive Akira - auf einer runden Polsterbank um einen niedrigen Tisch herumsaßen, fragte einer mit einem süffisanten Grinsen, wo denn die Freunde seien, die Akira sich erlogen hatte. Der sah nur alle der Reihe nach an, um beruhigt festzustellen, dass dieser Watanabe, der ihn gefragt hatte, der einzige zu sein schien, den das interessierte, und zuckte gleichgültig mit den Schultern.
"So wie ich das sehe, sitzen die hier um uns herum." Das brachte ihm Gelächter und ein Schulterklopfen ein.

Kei erfuhr währenddessen, dass der Typ, den er damals unter dem Namen Ryuji gekannt hatte, definitiv wieder in der Stadt war. Das konnte nur Stress bedeuten.
"Kira hat man nicht gesehen, vielleicht stimmen die Gerüchte aber und er lebt noch. Was Ryuji betrifft, der lebt auf jeden Fall noch. Er wurde nahe Tokyo gesehen. Kei, wie viele Vampire gibt es ungefähr, weißt du das?"
Kei sah ihn ahnungslos an. "Nein. Ich kenne nur zwei außer mir selbst. Und 'kennen' ist schon eine Übertreibung."

Bald verabschiedete er sich von Yukio und machte sich mit vielen unliebsamen Informationen wieder auf den Heimweg, welchen er zu Fuß zurücklegte. Sehr lange brauchte er dennoch nicht. Am späten Abend war er in seiner Wohnung angekommen. Akira war nicht dort. Nur das Notenblatt, das er am Morgen auf dem Wohnzimmertisch hinterlassen hatte. Kei setzte sich - seine nassen Kleider hatte er bereits in die nächste Ecke geworfen - an den Tisch und nahm das Blatt zur Hand. Sah es an.
Ein Notenblatt? Er mochte Notenblätter seit dem von Colins Geigenlehrer am frühen Morgen nicht mehr so gern.
Kei las es sich durch.
Dein Herz... Und ich gebs auch nicht mehr zurück... dachte er beim Lesen und legte das Blatt auf den Verstärker seiner Gitarre. 'Ich hab auch nicht vor, es zurückzugeben,' schrieb er auf ein kleines Notizblatt, das er an die Stelle legte, an der das Notenblatt gelegen hatte.
Irgendwann ging Kei wieder nach draußen um sich Abendessen zu beschaffen.

Nach einer hastigen aber gründlichen Dusche schlich sich Akira irgendwann in der zweiten Nachthälfte eilig aus dem Stundenhotel und rannte und kletterte durch Seitengassen und möglichst dünn bevölkerte Straßen, bis er es in irgendeiner Wohngegend am Rand irgendeines kleinen Parks mit Spielplatz wagte, anzuhalten. Auf dem Spielplatz befand sich ein kleines Holzhäuschen mit Klettergerüst. Da kroch er hinein, um sich zusammenzurollen.

Kei ließ die blutleere Leiche auf einem Dach liegen und stürzte sich filmreif zurück in die Nacht. Er befand sich in einer ruhigen Wohngegend. Das Dach von dem er sich fallen ließ gehörte zu einem Supermarkt. Als er sich umsah, stand er am Rande eines kleinen Parks. Er schlenderte hindurch. An einer seiner Hände klebte Blut.

Akira schniefte und sang leise, um sich zu beruhigen. Es funktionierte nicht, aber es war zumindest eine kleine Ablenkung. Auch wenn ihn das Lied noch schlechter stimmte, weil es ein Volkslied war, das ihn an Colins Opa erinnerte.

Als Kei sich gerade auf eine Mauer nahe eines kleinen Spielplatzes setzen und rauchen wollte, hörte er eine Stimme. Die Zigarette rauchte er trotzdem. Nur ging er dem leisen Gesang nach, der an sein Ohr drang. Es war ruhig und langsam, in Englisch aber durchsetzt mit Vokabeln, die man nicht in der Schule lernte, und mit einem starken Akzent aus gerollten Rs und breiten Vokalen.
"Sing me a song of a lad that is gone, say, could that lad be I? Merry of soul he sailed on a day, over the sea to Skye."
Akira lag auf dem Rücken, die Füße aufgestellt und trotzdem aus der Tür des Minihäuschens herausragend, und hatte die Arme über die Augen gelegt.
"Many's the lad fought on that day, well the Claymore could wield, when the night came, silently lay dead on Culloden's field."
Kei ging zu dem kleinen Häuschen und sah hinein. Was er da sah, gefiel ihm nicht - ganz und gar nicht.
"Was ist passiert?"
Erschrocken setzte Akira sich auf.
"Ich bin's. Was machst du hier?" sagte Kei halbwegs ruhig. Da lässt man ihn mal allein und er schlittert in die nächste Katastrophe...
"Was machst du hier? Tokyo ist so groß, warum..." Er sah Kei nicht an, sondern blickte nur auf dem Boden herum und sortierte seine Beine, bis er sich an die Wand lehnte und die Kapuze über den Kopf zog. Seine Haare waren von der Dusche noch feucht und er roch nach Seife.
"Selbiges gilt für dich. Was ist passiert?"
"Äh..." Scheiße. "... Ich habe jemanden gegessen." Das stimmte zwar, war aber bei Weitem nicht alles. Er hoffte, dass Kei nicht weiter fragen würde und dass ihm nicht auffiel, wie sauber seine Kleider noch waren und dass er wie immer Fünfe gerade sein lassen würde. Damit das funktionierte, durfte er ihm aber nicht ins Gesicht sehen. Er würde seine Pupillen sehen und wusste es immer, wenn er log. Also kratzte er auf dem sandigen Holz zwischen seinen Beinen herum und sah auch nur dorthin.
"Das erklärt nicht, dass deine Klamotten sauber sind und du frisch geduscht hier herumliegst. Was ist noch passiert?"
"Was verhörst du mich hier, darf man sich nicht zwischendurch mal waschen? ... Könntest du auch mal tun, du bist voller Blut."
"Wenn du von einer Scheiße in die nächste schlitterst, werd ich das wohl dürfen, ja. Also. Klartext." Er sah Akira direkt an. Den Kommentar von wegen Blut überhörte er einfach.
"Ein paar Geheimnisse sollte man für sich behalten. Deine Worte." Seine Stimme kratzte. Immerhin weiß ich jetzt, dass Sex und Essen zusammengehören. Wieder was gelernt, dachte er grimmig bei sich.
"Sollte man, ja. Dazu zählt nicht die Sorte, die begründet, warum man berauscht auf nem Spielplatz herumliegt, also raus damit."
"Nein." Das kam aggressiver heraus, als er wollte. Hör auf. Das willst du nicht hören. Er zog sich die Kapuze noch weiter ins Gesicht und hielt sie dort fest, indem er die Ellenbogen auf die Knie stützte und sich die Hände auf den Kopf legte. Der Vampir verschränkte die Arme vor der Brust. Er wurde ungeduldig.
"Lass mich raten. Es ist etwas so schreckliches, dass es dich umbringt es mir erzählen," sagte er mehr als genervt. Akira musste lachen, aber sein Humor verflog sofort wieder.
"Wäre das witzig!" rief er aggressiv aus, "Wenn mich das umbringen würde! Lass es uns ausprobieren, vielleicht falle ich ja tot um!" Er funkelte Kei an.
"Wenn du eh nicht draufgehst, kannst du auch reden." Er stand vor dem Eingang des kleinen Stelzenhäuschens.
"Und wenn ich nicht davon sterbe, kannst du das erledigen," bot Akira giftig an. Er krabbelte auf allen Vieren zum Eingang, um Kei ganz dicht ins Gesicht zu sehen. Kei blickte ihn sauer und kalt an.
"Mit dem größten Vergnügen," erwiderte er.
"Abgemacht," sagte Akira leise und beugte sich vor, um Kei sanft ins Ohr zu flüstern. "Watanabe Michio war sehr gut im Bett. Er hatte einen sehr-"
Kei schlug ihm direkt in die Magengrube, und zwar hart.
"Gut zu wissen." erwiderte er.
Mit einem Ächzen krümmte Akira sich zusammen und schaffte es gerade noch, sich an dem kleinen Vorsprung festzuhalten, um nicht an Kei vorbei in den Sandkasten zu kippen. Er schluckte und konzentrierte sich darauf, seine Watanabemahlzeit drinzubehalten. Beim Keuchen fiel ihm wieder ein, dass er gar nicht atmen musste und ließ das dann auch bleiben. Es tat natürlich trotzdem weh und als er Kei ansehen wollte, kam ihm der Schmerz in die Quere und ließ ihn stattdessen den Kopf gesenkt und die Augen zugekniffen behalten.
Kei wartete und machte keine Anstalten ihn vom Umkippen oder Taumeln abzuhalten.
Nach viel zu langen Sekunden konnte er seinen Bauch loslassen und sah Kei wieder an. Er lächelte ein bisschen und hoffte, dass das eher gehässig als schmerzerfüllt aussah.
"Wars das schon?" Komm schon, bring mich um.
Kei schlug nochmal zu, härter als beim ersten Mal.
Akira keuchte und fiel diesmal wirklich von diesem Brett herunter in den Sand, wo er gleich auf allen Vieren ein paar kleine Stücke Watanabe ausspuckte. Das Blut, das mit herauskam, wurde im Sand zu kleinen schwarzen Knubbeln, die Akira fasziniert anstarrte.
"Er war aber nicht so gut wie du," keuchte er und erwartete den nächsten Schlag. Oder Tritt? Seine Hände und Füße kribbelten.
Kei trat ihn beinahe in sein Erbrochenes.
Akira rollte sich ächzend zur Seite und widerstand der Versuchung, sich zusammenzurollen. Der Schmerz war total okay. Und alles, was ihm jetzt passierte, würde entweder bald verschwunden sein oder ihn umbringen. Beides war gut. Besonders, weil es Kei war.
Er wischte sich mit dem Ärmel über den Mund und mit der Hand über die Augen. Irgendwie waren sie nass geworden und das behinderte seinen Blick auf Keis schöne Wut.
"Du bist viel... ernster und leidenschaftlicher," murmelte er.
Das ignorierte Kei völlig, er hörte ihn kaum, stattdessen trat er nochmal zu. Zweimal. Wieder schickte er den Kleineren auf den Boden.
Akira stöhnte zwar vor Schmerzen auf, hörte aber trotzdem deutlich das Knacken, dem noch ein weiterer, stechender Schmerz in der Brust folgte. Er lag auf dem Rücken.
"Es gibt noch mehr," röchelte er. Wenn du mich jetzt wirklich umbringst, muss ich das vorher gesagt haben.
Kei stand über ihn gebeugt. "Das da wäre?"
Er holte kratzend Luft und sah Kei schmerzerfüllt an.
"Das Foto, das du mir von dir geschickt hast, als du mir gedroht hast, weißt du? Das habe ich seit dem Abend immer als Wichsvorlage benutzt."
Und ich dachte, du hättest was wichtiges zu sagen. Kei trat nochmal richtig zu, diesmal hörte er das Knacken. Er hatte Akiras Arm voll erwischt.
"Hmf! Das wollte ich dir erzählen, aber dann kam was wichtigeres dazwischen -" Er kniff die Augen zusammen und hielt sich den gebrochenen Arm mit dem anderen. "Montagnacht nämlich, nach dem Hotel, als ich mich in dich verliebt habe. Arrh..." Er rollte sich auf die Seite und schloss nun doch ganz die tränenden Augen.
Kei stand noch immer mit kalten Blick etwas über ihn gebeugt, ließ ihn reden, wartete, dass er den Satz beenden würde.
"... und es tut mir Leid, dass ich dir das Leben schwer mache... hng... anstatt dir nützlich zu sein... obwohl du selbst nichts dafür kannst..." ächzte er in den Sand. "... Wir hätten einfach da an deiner Wand stehenbleiben sollen."
Kei hörte zu. Was er darauf erwidern sollte, wusste er nicht. Immerhin tat es ihm nicht Leid, Akira gerade in diesem Moment zu verprügeln.
"Vielleicht hätten wir das..." sagte er leise und ging.
Er ließ etwas fallen, so dass Akira es finden musste. Es war der Wohnungsschlüssel.
Als er selbst zuhause ankam, nahm er das Fenster, das er aufbrach und von drinnen wieder schloss. Er ging Duschen.

Akira nahm sich den Schlüssel, der neben ihm in den Sand gefallen war und lag noch ein bisschen weinend herum, bis seine Verletzungen wieder verschwunden waren. Das dauerte etwas länger als beim ersten Mal. Vielleicht lag das an ihrer Schwere oder an seinem Gemüt. Als er sie nicht mehr spürte und nur noch sein Arm so etwas ähnliches wie leichten Muskelkater aufwies, stand er langsam auf und schüttelte sich den Sand aus den Kleidern, so gut es ging. Dann machte er sich auch auf den Heimweg.
Mit dem Schlüssel betrat er Keis Wohnung auf konventionellem Weg. Unterwegs hatte er über Möglichkeiten der Entschuldigung oder Wiedergutmachung nachgedacht, aber die üblichen weltlichen Geschenke, die ihm so einfielen, würde Kei nicht zu schätzen wissen. Er selbst würde sie auch nicht schätzen. Vielleicht musste er sich jetzt einfach nur beweisen.
Als er den Flur betrat, die Tür hinter sich schloss und sich die Schuhe auszog, rauschte im Badezimmer Wasser. Kei bekam nicht mit, wie Akira nachhause kam und blieb lange unter dem heißen Wasserstrahl stehen. Er badete selten, ging aber umso häufiger Duschen.
Das Blut, das seine Hände und Arme geziert hatte, war verschwunden. Es lief Musik, die noch mehr dazu beitrug, dass Kei nichts mitbekam. Akira tauschte seine Kleider gegen frische aus, warf dabei einen flüchtigen Blick auf die Waffenkiste auf dem Schrank, und ging dann in Boxershorts und T-shirt ins Wohnzimmer, wo er sich das Booklet der laufenden CD nahm und im Schneidersitz bei der Anlage sitzend die Texte mitlas.
Kei dachte nicht daran, aus der Dusche herauszukommen.
Als die CD zuende war, legte Akira eine neue ein, von der er glaubte, sie habe die gleiche oder eine ähnliche Richtung und setzte sein Mitlesen fort.
Kei wunderte sich kurz, warum da was anderes lief, beließ es aber dabei.
Nach einer Ewigkeit kam er dann mal unter dem heißen Wasserstrahl hervor und ging leise ins Schlafzimmer um sich Klamotten zu suchen und anzuziehen. Eine Trainingshose und ein Tanktop, mehr nicht. Die nassen Haare trocknete er mit einem Handtuch notdürftig und begann sich zu fragen, ob Akira noch immer dort im Sand lag.
Der hatte sich in der Zwischenzeit die wilden roten Locken zusammengebunden und lag nun auf dem Rücken auf dem Boden herum. Diese Booklets waren nett gestaltet und die Texte interessant.
Kei lag auf dem Bett und lauschte der lauten Musik.
Als auch diese CD zuende war, ließ Akira noch ein Lied wiederholen, das er gut fand und legte sich das kleine Heftchen aufgeschlagen aufs Gesicht.
Als das Lied sich wiederholte stutzte er. Er hatte was anderes an der Anlage eingestellt. Das sollte sich nicht wiederholen. Leise ging er ins Wohnzimmer.
Als er Akira dort liegen sah, lächelte er kurz und kaum merklich und ging wieder ins Schlafzimmer. Selbst wenn er sich irgendwo freute, dass er da war - sehen wollte er ihn jetzt nicht wirklich.
Nachdem die CD wieder zuende gelaufen war, fiel Akira erst auf, dass das Wasserrauschen aus dem Badezimmer aufgehört hatte. Während er die CD aus der Maschine nahm und wegpackte, horchte er vergeblich auf Lebenszeichen. Wahrscheinlich war Kei eingeschlafen. Oder wieder gegangen.
Auf dem Weg aus dem Wohnzimmer fiel ihm der Zettel auf dem Sofatisch auf. Lächelnd kniete er sich davor.
Was für eine Sauklaue... Nach ein paar Minuten des Ansehens faltete er das Papier zusammen und steckte es in das Futter seines Geigenkastens. Dann schlich er ins Schlafzimmer. Dort lag Kei mit einem Kissen auf dem Gesicht auf dem Bett, auf der Decke - und schien zu schlafen.
Leise und vorsichtig - für menschliche Verhältnisse nahezu lautlos - hob Akira den vergilbten Zettel von Reuel Tyler auf, der noch neben dem Bett auf dem Boden lag. Kei tat, als bemerke er ihn nicht.
Er schlich sich wieder hinaus und ins Wohnzimmer, wo er vorsichtig das Fenster öffnete. Auf die Fensterbank stellte er Keis Aschenbecher. Dann zündete er das alte Papier an.
Nachdem Akira wieder weg war, schlief Kei tatsächlich ein, während er sich wunderte, was aus den Verletzungen des Anderen geworden war... Irgendetwas in ihm hoffte, dass es wenigstens richtig wehtat, wenn es schon nicht blieb.
Als Reuels Brief verbrannt und nur noch ein kleines Fitzelchen übrig war, das zwischen Akiras Fingern geklemmt hatte und kein Feuer fangen wollte, schloss er das Fenster wieder leise, stellte den Aschenbecher dahin zurück, wo er ihn hergeholt hatte, und legte sich auf das Sofa. Bis er einschlief, sah er aus dem Fenster.
Kei schlief lange und tief.



Kei + Colin XLIX: Karaoke






Der Vampir ließ eine hohe Getränkerechnung vermuten in dem, was er so verschwinden ließ. Trotzdem wirkte er noch nicht sturzbetrunken.
Nach einer Weile kam der Barmann zu ihm.
"Willst du den ganzen Tag nur zuschauen und dich betrinken, oder traust du dich auch auf die Bühne?"
Kei begann zu grinsen, ganz leicht. "Der letzte, der mich herausgefordert hat, auf die Bühne zu gehen, hat die Wette verloren," sagte er grinsend.
"Was war der Einsatz?" wollte der junge Mann wissen und staunte nicht schlecht, als Kei "Zeche," sagte. Er hatte etwa im Bilde, was Kei getrunken hatte, seit er hier war.

Da es hier drinnen ziemlich warm war, hatte Colin sich seinen Pullover um die Hüfte geknotet. Das Herumstehen und stille Zuschauen machten ihn unruhig. Er hätte gern ein Bier zum Festhalten und leicht Berauschen gehabt.
"Du guckst so ernst. Willst du singen und traust dich nicht?" fragte ihn ein unscheinbarer junger Mann mit Brille und Karohemd über dem Nintendo-T-shirt. Colin musterte ihn kurz und lächelte, als er feststellte, dass er mit einem Bein gewackelt hatte.
"Nein. Ich komme mir nur beim Nichtstun ein bisschen blöd vor," gestand er wahrheitsgemäß. Der Nintendojunge schmunzelte und nickte.
"Kenne ich. Willst du zu uns an den Tisch?"

Der Barmann, der Kei auf die Bühne schaffen wollte, stimmte zu.
"Na gut, ich zahl deine Rechnung, wenn du das gut machst. Das entscheidet das Publikum."
Kei grinste leicht. "Okay."
Das wäre die zweite hohe Rechnung in einer Nacht, die er sich sparen würde. Ein neuer Rekord.
Der Barmann sagte noch: "Ich such das Lied aus." Er musterte Kei. "Aber ich bin mir sicher, dass dus kennst."

Colin nickte und grinste.
"Gerne! Ich bin Akira."
Nintendo stutzte ein wenig. Ob wegen Akiras offensichtlich unasiatischen Gesichts oder weil er sich gleich mit Vornamen vorgestellt hatte, konnte Colin nicht feststellen. Er antwortete jedoch locker, während sie zu einem kleinen Tisch gingen, an dem zwei sehr offensichtliche Otaku saßen.
"Ich bin Kobayashi Yuuri." Sehr schlau. Offenbar wollte er sich nicht auf Vor- oder Nachnamen festlegen.

Kei leerte sein aktuelles Glas und machte sich zur Bühne auf. Den von seinem Freund ausgesuchten Titel kannte er zwar, aber gehört hatte er ihn nicht oft. Es war Suna no shiro von Mucc.
Der Vampir gab dem Barmann einen Mittelfinger, keinen sonderliche böse gemeinten und nahm das Mikro an sich. Er gab einen recht guten Sänger ab und seine etwas rauhe Stimme passte mit ihrer mäßigen Höhe zu dem Lied. Wenn er eines nicht tat, dann war das, nervös zu sein oder so zu wirken. Ab und zu sah er sich um. Meistens jedoch stand er still auf der Bühne. Es war kein Lied zum Herumlaufen.
Gerade als die förmliche Vorstellungsrunde beendet war und Akira sich zu den drei Otaku gesetzt hatte, begann diese Stimme in seine Ohren zu kriechen. Er drehte sich auf seinem Stuhl so, dass er seitwärts zum Tisch saß und sah Kei fasziniert zu.
Kei hatte sich nie ernsthaft als Sänger versucht. Er schaute nicht in die Runde des Publikums, sondern war ganz bei sich und dem Text des kurzen Liedes. Der Bühnenmensch sorgte noch für indirekte Beleuchtung auf Kei, während er dastand und mit geschlossenen Augen zum Besten gab, was vor ihm auf dem Bildschirm aufleuchtete. Sein Gesicht wirkte beim Singen beinahe traurig.
Die beiden professionellen Sänger, die immer dann einsprangen, wenn sich kein Gast fand oder jemand sich nicht traute, allein auf der Bühne zu stehen, hatten sich beide an den Rand gesetzt und sahen Kei warm lächelnd zu.
Akiras Herz, das er in den letzten Stunden ziemlich vergessen hatte, begann wieder zu schlagen und ihm Blut in die Wangen zu pumpen. Kei sah wie ein Mensch aus. Er sah auch nicht mehr genervt, sondern eher niedergeschlagen aus. Als das Lied zuende war und die Gäste zu klatschen zu jubeln begannen, fiel er verspätet in den Applaus ein. Dann sprang er auf und hastete zur Bar, um ein Lied zu bestellen. Er musste Kei trösten, irgendwie hatte er das dringende Bedürfnis dazu.
Kei bedankte sich artig und gab das Mikro an einen der umstehenden Menschen ab, um sich hinzusetzen.
Der Barmann schaue Akira an. "Welches möchtest du denn?" fragte er.
"Ashburn von Yano Maki," bestimmte er entschlossen. Der Barmann nickte und gab den Wunsch an den musikverantwortlichen Kollegen weiter.
"Stage is yours," sagte er zu Colin.
Er holte Luft - das hier war was anderes als da hinten in dem Privatzimmer. Das hier war nicht zum Herumalbern. Entschlossen marschierte er auf die Bühne, verbeugte sich vor den beiden Sängern, bat die Sängerin um Hilfe, nahm das Mikrofon an, drehte sich zum Publikum... und stellte dann mit Schrecken fest, dass die Musik schon angefangen hatte.
Als die Musik wieder anfing zu spielen, drehte Kei sich halb zur Bühne um und bemerkte Akira dort oben stehen. Damit hätte er nicht gerechnet. Mit vielem, aber nicht damit, ihm unterwegs zu begegnen, wenn er einfach nur durch die Gegend rannte.
Das Intro war sehr kurz und Akira stolperte fast über die ersten Verse des schnellen Textes, fing sich aber bald und entspannte sich. Er schien das Lied gut zu kennen und bereits mehrmals gesungen zu haben. Er musste nicht einmal auf den Monitor sehen. Die Sängerin fügte an einigen Stellen eine zweite Stimme hinzu, ließ Akira aber die meiste Zeit allein singen, dem man mit seiner kaum kratzenden und hohen Stimme seine Gesangserfahrung anhören konnte.
Er begann ernst und konzentriert - was bei dem anspruchsvollen Tempo durchaus entschuldbar war - und als er sich nach ein paar Sekunden akklimatisiert hatte, suchte er mit den Augen das Publikum nach Kei ab und als er ihn entdeckte, erlaubte er sich ein Lächeln.
Kei hob den Blick, als er Akiras Augen auf sich spürte und sah ihn eine Weile an. Langsam begann er zu lächeln, ganz leicht und kaum sichtbar.
Akira sang zu Kei und, abgesehen von den zwei, drei Stellen, an denen er in Konzentration die Augen schloss oder nach unten sah, sah er ihn dabei die ganze Zeit an. Am Schluss, als er nur noch "Lalala" singen musste, grinste er ein bisschen.
Keis Lächeln wurde etwas breiter, während er Akira auf der Bühne ansah. In seinen Augen spiegelte sich ein ganzer Haufen verschiedener Emotionen, die er am liebsten weggeworfen hätte. Er tat für den Moment so, als wäre das, was ihn dazu veranlasst hatte, sich hoffnunglos betrinken zu gehen - was nicht so ganz funktionierte - einfach nicht da.
Das letzte "Lalala" ging nahtlos in ein freudiges "Dankeschön" mit einer anschließenden eiligen Verbeugung über. Akira gab der Sängerin das Mikrofon zurück und hüpfte von der Bühne.
Kei beobachtete ihn und sagte: "Good job," als Akira bei ihm angekommen war. Er klatschte mit dem Rest des Publikums.
"You too," erwiderte Akira. Er griff nach Keis Hand.
Kei überließ ihm seine rechte Hand. Er blickte Colin direkt in die Augen. Akira hatte vorgehabt, ihn zu küssen, aber nun verließen sie ihn. Kei sah ihn so... an. Also konnte er sich nur auf der Lippe herumkauen. Du hast doch irgendwas.
Kei erhielt seinen Blick aufrecht, noch immer direkt in Colins gerichtet. Es war nichts bösartiges darin, dafür alles andere, was es so gab... Akiras Herz wurde langsamer und blieb allmählich wieder stehen. Er ließ Keis Hand los. Der Vampir hatte irgendein ernstes Problem und das konnte nur was mafiöses sein, dachte Akira stirnrunzelnd. Es sei denn er hatte, was sie beide betraf, irgendeine Sorge.
Da er scheinbar nicht auf Akira böse oder durch ihn gereizt war und nur irgendwie traurig und besorgt wirkte... hatte er etwas schreckliches erfahren? Eine unschöne Entscheidung getroffen?
Akira musterte ihn unsicher.
Kei merkte, dass Probleme wegtrinken unmöglich war, während er dasaß und Akira ansah. Er spürte, wie die Wärme aus Akiras Körper wieder verschwand.
Sag irgendwas, dachte Akira ungeduldig. Oder tu was. Sieh mich nicht nur so an. Sein Gesichtsausdruck spiegelte derweil nicht wider, wie unsicher er sich fühlte, sondern ließ ihn nur zunehmend genervt erscheinen.
Wenn Kei etwas nicht ausstehen konnte, dann war es, seine Probleme mit anderen als sich selbst auszumachen. Sein Blick wurde weniger fest in Akiras Augen. Er nahm dessen Hand und hielt sie fest.
"Es ist Scheiße passiert," sagte er leise. Nicht vorhabend, das in irgendeiner Weise näher zu erläutern.
"Das ist nichts neues," entgegnete Akira leicht ungeduldig. Neue Scheiße. Fantastisch. "Mir wurde schon fast langweilig," sagte er trocken, als er sich dichter heranstellte und Kei etwas über den Kopf strich.
"Nicht die Art von Scheiße, die wir bisher durchhaben," fügte er hinzu, leise.
"Was gibts denn noch? Menschenhandel und Vergewaltigung hatten wir noch nicht," bot Akira schnippisch an. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. Kei sagte nichts dazu. Eine ganze Weile blieb er stumm.
"Ich sags dir, wenn ich mehr weiß," gab er neutral von sich. Das hatte er nie vor, aber das musste Akira ja nicht wissen. Genausowenig wie er wissen musste, was zusätzlich zu großer Scheiße noch so alles in Keis Kopf zusammenprallte und sich nicht vertrug. Akira hatte in der Zwischenzeit wieder zur Bühne gesehen und andere Gäste beobachtet, bis Kei wieder sprach. Nun musterte er ihn.
"Wir können um Geheimnisse handeln," schlug er gleichgültig vor. Seine Hände hatte er gelassen gefaltet vor sich auf dem Tisch liegen. "Etwas, das du nicht weißt gegen etwas, das ich nicht weiß."
Kei lachte ein bisschen. "Manche Geheimnisse sollten gehütet und nicht vorschnell geteilt werden."
"Vorschnell? Und wenn es sich um alte Geheimnisse handelt?" Akira beugte sich über den Tisch zu Kei vor. "Und etwas, das mit dir zu tun hat?"
Kei wog das kurz ab. "Auch solche sind manchmal besser nicht geteilt. Das kommt ganz drauf an, was es ist." Langsam wurde er neugierig, was Colin ihm zu verheimlichen weismachte. Er wusste nicht, was das sein sollte, aber Möglichkeiten gab es viele.
Nun musste Akira grinsen. Er setzte sich wieder hin und sah zur Bühne zurück, wo eine Gruppe Spaßvögel gerade irgendein Animeopening sang und tanzte.
Kei sah ebenfalls zur Bühne und dachte nach.
Nach und nach drehte Akira sich auf dem Stuhl ganz zur Bühne um und als die Gruppe fertig war und einer noch eine Pirouette drehte, lachte und klatschte er mit den anderen Gästen Beifall.
Kei begnügte sich damit, die anderen und Akira ein bisschen zu beobachten. Beizeiten erfährst du's noch... dachte er.
Durch Alkohol und die vorangegangene Gruppe ermutigt, ging nun der Nintendojunge mit einem seiner dicken Kollegen auf die Bühne, um das Evangelionopening zu singen. Aus dem Publikum wurden sie mit Rufen und Pfiffen weiter aufgemuntert und Akira beteiligte sich auch daran, ehe er sich auf die Knie stützte und begeistert zuhörte.
Kei tat das ebenfalls und erhöhte seine Getränkerechnung noch ein wenig. Er blieb ruhig auf seinem Platz sitzen.
Als das Stück vorbei war und die beiden sich erleichtert verbeugten und etwas beschämt lachten obwohl sie sich kaum blamiert hatten, beteiligte sich Akira an den "Kobayashi-kun!"-Rufen, bevor er sich zum Tisch zurückdrehte. An dem Glas, das da plötzlich vor ihm stand, schnupperte er überrascht.
In dem Glas und dem, das vor Kei stand befand sich eine Mischung aus Whisky und Cola.
Akira hob das Glas und prostete Kei damit zu.
Der prostete zurück und nahm einen großzügigen Schluck, als ein Typ in lockerem Anzug zu ihrem Tisch kam.
"Akaya-kun. Auf ein Wort. Es gibt Neuigkeiten," sagte er leise.
"Ich bin gleich wieder da," sagte Akaya zu Akira und war kurz darauf mit dem Mann hinter der Bar in einem ruhigen Nebenzimmer verschwunden.
Die kurze Begegnung nahm Akira einigermaßen ausdruckslos zur Kenntnis und beobachtete die beiden beim Verschwinden.

Nachdem das kurze Gespräch beendet war, kam Akaya allein zum Tisch zurück und setzte sich, mit seinem nun beinahe leeren Glas in der Hand, wieder zu Akira.
Akira musterte Akaya stumm und trank langsam einen Schluck.
Der tat es ihm gleich. Ob Akira von ihm eine Erläuterung des Erfahrenen erwartete war ihm so ziemlich egal.
Also ist es wahr...
Akira trank fleißig weiter und setzte das große Glas gar nicht mehr ab, bis es endlich leer war. Dann stand er wortlos auf und ging zur Treppe in Richtung Klo.
Kei folgte ihm mit den Augen und wandte sich dann, sein Glas gemächlicher leerend, wieder dem Treiben um sich herum zu. Abwägend, ob es eine gute Idee sein könnte, mit Akira zu teilen, was er erfahren hatte. Er entschied sich dagegen.
Als Akira wenig später wieder heraufkam, schlich er sich hinter den Menschen in dem nun volleren Schankraum in Richtung Ausgang.
Das bekam Kei nicht mit, da sein Blick nicht auf den Kleineren oder die Tür gerichtet war.
Stattdessen blieb er noch eine Weile, ehe er sich seine Rechnung bezahlen ließ und etwa eine Viertelstunde später die Bar verließ.

Draußen hatte Akira sich den Pullover wieder an- und die Kapuze über den Kopf gezogen und war nur ein paar Dutzend Meter weit gegangen, ehe er sich auf das Stahlgeländer einer Brücke gesetzt hatte. Das hatte er sich zwar wegen der netten Aussicht ausgesucht, aber obwohl er an der Wasseroberfläche entlangstarrte, nahm er nur wenig davon wahr. Mit dem Kopf auf die Hände gestützt versuchte er, nachzudenken. Es ging nicht so gut.

Kei stand noch vor dem Laden und hatte sich eine Zigarette angezündet. Er trug eine Lederjacke mit Kapuze, die er sich ins Gesicht gezogen hatte um nicht allzu nass zu werden.
Er sah sich um. Es war noch hell.

Vage nahm Akira wahr, dass es ziemlich kalt war, aber er fror nicht. Sein Pullover wurde feucht, und das störte ihn auch nicht.
Er konnte zur Polizei gehen, so tun als sei sein Tod nur ein Fehler gewesen und alles erzählen. Aber was würde das bringen? Sein Leben würde dadurch nicht zurückkommen. Wahrscheinlich würde er nach Europa zurückmüssen.
Und wenn er sich weiter versteckte und eine andere Person wurde, dann was? Akira muss immer geheim bleiben.
Er wischte sich über das Gesicht.

Kei wurde großzügig beregnet. Da seine Jacke einigermaßen wasserdicht war, war ihm das jedoch völlig gleich. Er sah sich um, sich fragend, wo Akira steckte. Langsam ging er die Straße entlang, die Zigarette in der einen Hand, die andere in der Hosentasche.
Was will er hier...? dachte er bei sich.

Akira kletterte auf der Kanalseite vom Geländer herunter und setzte sich dort auf den schmalen Vorsprung. Er sah an seinen Beinen hinunter auf das Wasser.
Dann sollte ich es richtig machen und ganz verschwinden. Ich muss in irgendeine andere Stadt, oder noch besser, stadtstreichen, damit ich essen kann... Es wunderte ihn, dass er von sich selbst weder schockiert noch angeekelt darüber war, dass er nun scheinbar Menschen aß. Sauertöpfisch guckte er weiter ins trübe Wasser.

Kei ging rechts herum und ging weiter, ohne zu bemerken wohin genau, am Kanal entlang. Als er aufblickte, entdeckte er Akira über dem Wasser auf der Brücke sitzen.
"Hey," grüßte er ihn.
Durch die Regentropfen, die rauschend auf die Wasseroberfläche und den Gehweg prasselten, und durch seine Gedankenverlorenheit hörte Akira ihn nicht. Er fand einen Kronkorken neben sich liegen, den er ins Wasser warf.
Kei ging ein Stückchen dichter heran.
"Hey," wiederholte er, laut genug um gehört zu werden. Nun blickte Akira auf. Der Regen fiel ihm nun ins Gesicht, was ihm ganz recht war.
"Hey."
Musste er sich jetzt dafür entschuldigen, dass er einfach allein aus der Bar gegangen war? Colin hätte das getan.
Kei nicht.
Aber Akira?
Kei ging noch ein Stück dichter heran, bis ans äußerste Ende des Ufers, sodass er fast unter Akira stand.
Akira musterte ihn. Noch gehe ich ihm nicht auf den Sack.
"Ich muss noch weg," informierte Kei ihn.
Was heißt 'weg'? dachte Akira. Er wollte sowas nicht fragen. Das war Keis Sache. Ich bin doch kein nörgelndes Hausweib. Er nickte.
Kei sprang kurz auf den Mauerabsatz um Akira zu umarmen, ehe er wieder verschwand. Nachdem Kei gegangen war, blieb Akira noch ein Weilchen sitzen.
Als es kurz darauf allmählich dunkel wurde, hörte der Nieselregen auf. Der Junge stand auf, klopfte sich den Hosenboden ab, kletterte über das Geländer zurück auf die Brücke und ging gemächlich in die Fußgängerzone zurück.



Monday, October 12, 2015

The Biggest Birthday



A childrens' story.


When winter break started, Liam went to his great-uncle’s in Redfield for the holidays, because his parents were travelling for work. He was going to turn eleven on his first day there, and he wondered what that would be like with just his uncle.
The car ride to great-uncle John’s house was very long, and the man talked a great deal, so Liam fell asleep in the car.
When he woke up the next morning it was still dark, because it was winter, so he walked around the room blindly to find a lightswitch. First he found a chair and a wardrobe by hitting his feet on them. Then, after swearing loudly, he bumped into a wall and there was the switch. He turned on the light, blinked against it, and was amazed. This whole room was stuffed with books! It was a miracle that he hadn’t knocked over one of these tall stacks of hardbacks on his search for light. His bed was surrounded by them.
Awed and with his mouth hanging open he sat crosslegged in front of one of the piles and read the spines. A huge red one didn’t have writing on it so he pulled it out and opened it. It smelled dusty and mucky and the pages were yellow and crispy. There were pictures of landscapes in them, hills and forests and sometimes a castle or a hut in the background, all really dull, Liam thought. Then one picture showed a girl. About his age, with a dress like a fairytale princess and long braids. She stood on one side of the picture looking down at her feet, but there was nothing there.
Liam looked very hard to see what she was looking at, but only discovered that there were letters written all around the picture like a frame. He found the place where the line was broken and slowly read the word-frame aloud:
If your home is grey and dull
If you think you’ve seen it all
If you really want to go
Join the world you want to know
Find a lone and empty hall
Say the spell out loud – and fall!’
Suddenly his toes and fingers began to tingle, then his stomach, and he couldn’t take his eyes off the picture! Then everything around him flimmered and tinkled, it felt like he was being tickled from all sides! He couldn’t help himself and had to giggle as this strange feeling tightened around him like a net and pulled him in!
He couldn’t see anything but white lights but had the strong impression of falling, with this feeling like his insides were lifted out of their usual places! It was like riding on a bike down a steep hill very fast! He squeezed his eyes shut.
Then it stopped. He opened his eyes and stared. There was a pair of HUGE legs standing in front of him. He looked up and straight into the face of the girl from the picture in the red book. She was TALL! She didn’t look older than he, but she was taller than the tallest person Liam had ever seen!
Liam muttered: ‘Wow.’ The girl grinned and giggled.
You’re small!’ said she. Her voice was big too! It wasn’t deep or anything, it was just a girl’s voice, but sort of loud!
You’re big!’ said Liam. He stood up and saw that he didn’t even go up to her knees. ‘You’re a GIANT!’ he said and pointed at her. The girl sat down on the grass and laughed.
No, YOU’re a dwarf!’
Is everybody so tall around here?’
Of course!’
Then something occured to him that he had heard of:
Do you eat people?!’
The girl laughed again.
Of course not!’ She stroked his head lightly and said: ‘You’re funny. I will keep you as my pet.’
No way!’
The girl just laughed, picked him up under his arms and held him like a doll in her arms. Liam struggled but gave up soon because she was much stronger than he was. The giant girl carried him over the field towards the castle he had seen in some of the pictures in the book. They passed cattle and people that were all even bigger than the girl.
What’s your name? Do you have a name? I’m Jenny. My father is King Jonas. There,’ she pointed to the castle walls they were approaching. ‘You’re going to live there with us, I’ll get you a small bed, small clothes, a small bathtub, and everything! And I can bake you small cakes, too!’
I’m not small! You’re just too big, all of you!’
Giant Jenny brought him into a huge hall with long torches and much straw on the ground and big, long tables. She put him on one of the tables.
Father, look! I found a dwarf!’
The table started to shake and Liam crouched so he wouldn’t fall. The source of the shaking was a big hairy fist that had pounded on the table.
IT CAN’T BE! IT’S A REAL, LIVING DWARF!’ boomed a large voice. A large bushy face loomed over Liam and stared at him.
You’re not going to eat me, King Jonas!’ shouted Liam bravely. The king laughed.
May I keep him?’ asked Jenny.
He seems harmless. Yes, you may keep him. But he is your responsibility. You have to clean up is litter and feed him regularly,’ said King Jonas. Liam couldn’t believe his ears.
What?! Clean up my litter?!’ he yelled.
Jenny nodded and beamed at the king. Liam slumped against a cauldron that was standing on the table and groaned: ‘Now I’m a giant princess’ pet! And this was going to be my birthday.’
It’s your birthday?’ cried Jenny happily. Liam nodded. ‘Father, can we have a birthday party and a cake for him?’ The king smiled and nodded. Jenny cheered and picked Liam up to carry him into the kitchen.
We’re going to bake you a cake and write your name on it!’
When the cake was done she asked his name and Liam helped spell it correctly by kneeling on the cake and pushing the sugar letters into place.
When he looked at the result he was pleased. After all, this was the biggest birthday cake he ever had! So he didn’t mind being small so much right then. And if these giants ate cake they probably didn’t eat people, too. So Liam decided to believe Jenny and expected to not be gobbled up by one.
They actually had a great party then, great and big in every sense, and very loud, and Liam taught Jenny a few games he knew. By the end of the day he was so exhausted that he let Jenny carry him into her room and tuck him into a doll bed.
Before you sleep, I will read you a bedtime story, alright?’ said Jenny. Liam was too tired and too stuffed with giant cake to argue, so he just shrugged. Lying in his doll bed, he watched Jenny the giant princess pull a big red book from a shelf. She kneeled next to him and held the book open for him. It showed pictures of fields with poppies and a train station, and a black car in the background. It all looked like Redfield to Liam. Around one picture of a pile of books there was a line of writing, and Jenny read it to him:
At evening into bed you creep
Close your eyes, and go to sleep’
There Liam couldn’t keep his eyes open any longer, and heard Jenny’s voice read out the last words like whispers ...
Dream of having been a gnome
And then wake up and be at home.’
He drifted through a black mist and dreamed of running across a giant table, narrowly avoiding fists and cauldrons, and finally smashing into a soft cake. When he heaved himself out of it, he noticed that it wasn’t a cake at all, but his pillow, and that he was lying in great-uncle John’s guest bed again.