Friday, October 2, 2015

Kei + Colin XXXVII: Nightmare before christmas


| Maximum the Hormone - Zetsubou Billy |
| Michael Andrews - Burn it to the ground |


Erfolglos versuchte Colin, aus ihren leeren Gläsern noch ein paar Tropfen herauszubekommen. Sie wurden ihm ein willkommener Vorwand, um sich und seinen kochenden Hormonhaushalt von dem Vampir abzulenken, und er brachte sie zur Bar zurück. Mit den Gläsern in den Händen musste er auch nicht besonders drängeln. Die Frau dort hatte so viel zu tun, dass sie Colin kaum einen Blick schenkte und ihm ohne Umschweife das gab, was er bestellte. Dabei stellte er fest, dass diese Getränke viel teurer waren, als der grimmige Schnelltrinker behauptet hatte.
Um weit über tausend Yen erleichtert, trug Colin die neuen Getränke zur Bühne zurück. Kei hatte kurz in seine Richtung geschaut und kam ihm dann entgegen um ihm eines der Gläser abzunehmen. Colin lehnte sich zu ihm.
"Willst du von mir trinken?" Sein Ton und sein Blick machten offensichtlich, dass er nicht von seiner Rum-Cola sprach. Kei grinste leicht. Sein Glas stellte er hinter sich auf der Bühne ab.
"Mit dem größten Vergnügen," sagte er. Dass sie von nicht gerade wenigen Menschen umgeben waren, war ihm völlig egal. Colin trank und stellte sein Glas ebenfalls ab.
"Später," sagte er, "zuhause." Er griff in Keis Gürtel und küsste ihn. Kei grinste in den Kuss als er ihn erwiderte und murmelte irgendetwas unverständliches, das ein "Ich nehm dich beim Wort" werden sollte. Seine rechte Hand hielt Colin an der Hüfte fest.
Um sie herum wurde in ihre Richtung kommentiert, gepfiffen oder weiter Spaß gehabt.
Colin versuchte, selbst nicht zu breit zu grinsen, weil sein Gesicht noch wehtat. Der Alkohol hatte schon der Abstumpfung gedient, aber auf der anderen Seite war da Kei mit seinen Händen und der machte alles zunichte. Wenigstens machte es ihm mittlerweile nichts aus, dass Kei etwas Gewisses bemerken musste, als er sich an ihn drückte, während er ihn gierig weiterküsste. Dem Vampir entging keineswegs, dass der Jüngere auf Halbmast stand. Kei selbst hatte zwar ordentlich was an Alkohol intus, jedoch war er noch sehr weit davon entfernt, betrunken zu sein. Geschickt manövrierte er Colin rückwärts in Richtung Bühne, nur um etwas zu haben, wo er ihn gegendrücken konnte. Den Kuss dafür zu unterbrechen kam ihm nicht in den Sinn. Beim Rückwärtsstolpern musste Colin fast lachen. Dabei riss seine Lippe weiter auf.
"Au..."
Kei leckte über die Wunde und kommentierte das nur mit: "Das verheilt wieder."
"Battle scars are good to have, though." Er vergrub eine Hand in Keis Haaren. "Danke übrigens," sagte er in Keis Ohr.
"Gern geschehen," sagte Kei und küsste Colin wieder.
Colin bemerkte nicht, wie Shin sich schräg hinter ihn stellte und sich auf ein Bein kniete, oder wie einige der Umstehenden und Umspringenden sich darüber amüsierten. Kei bekam Shins Anwesenheit durchaus mit, ignorierte seinen Kumpel aber einfach und widmete sich weiter Colin. Kurz darauf gesellte sich noch der Sänger hinzu, der einen Fuß auf die Box neben ihnen stellte und zu ihnen herunter in sein Mikrofon brüllte. Kei zeigte ihm den Mittelfinger und ließ sich nicht von seinem Tun abbringen. Das brachte den Sänger kurz zum Lachen, er sprang auf die Box und wieder herunter, Shin stand auch wieder auf und lachte dann erst herzhaft (aber für die meisten fast unhörbar), als der Sänger sich vor ihn kniete und während eines kurzen Basssolos sowas wie einen Blowjob andeutete, indem er Shins Beine hielt und so tat, als würde er seine Gitarre lecken. Shin machte mit einer eindeutigen Hüftbewegung mit, ehe er seinen Part als Gitarrist wieder aufnahm.
Kei lachte, als er die beiden sah. Er war sich ziemlich sicher, dass diese Show nicht nur auf ihn und Colin gemünzt war und sie tatsächlich was miteinander hatten, so oft, wie sie solche Andeutungen auf der Bühne machten. Wieder küsste er Colin und hielt diesen mit einer Hand dicht bei sich. Breit und glücklich lächelte Colin dabei, trotz schmerzenden Gesichts. Für einen Schluck aus seinem Glas wandte er den Kopf kurz ab. Seine Hand ließ er aber auf Kei.
Nachdem er das Glas wieder abgestellt hatte, zog er Keis Hemd etwas hoch. Kei grinste, während er eine Hand unter Colins Shirt schob und ihm mehr oder weniger zärtlich in den Hals biss, allerdings ohne ihm Wunden zuzufügen. Das einzige, was er hinterließ, waren blaue Flecken.
Mit der freien Hand nahm er das Glas, trank einen Schluck und stellte es wieder ab.
"Wann hast du Geburtstag? Ich schenke dir einen Maulkorb."
"Erst nächstes Jahr, das dauert noch," grinste Kei.
Colin lachte. "Nächstes Jahr ist in einer Woche." Er grinste dreckig. "Soll ich das Lederband abmachen, damit du besser drankommst?" Sein Ton war ein wenig herablassend.
"Damit ich mir wieder anhören kann, dass du Geschlechtskrankheiten hast?" Kei grinste. "Mein Geburtstag ist etwas später."
"Wann denn?" Nun war Colin wirklich interessiert. Seine Hände fühlten sich ziellose Schleifen über Keis Haut. Es war so etwas wie eine Forschungsexpedition für sie.
"Neunundzwanzigster Erster," sagte Kei. Das war gar nicht mehr so lange hin, wie ihm auffiel. Er mochte das Gefühl von Colins Händen auf seinem Körper, hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen.
"Oh. Das ist ja bald. Soll ich dir einen Kuchen backen?" fragte Colin unernst. Ebenso unernst, was für ihn völlig ungewöhnlich war, erwiderte Kei: "Ja, einen dunkelroten."
"Klingt aufwendig. Ich glaube ich lass es." Er küsste Keis Kehle.
Kei lachte ein bisschen, grinste dann und ließ seine freie Hand in Colins Hosenbund verschwinden. Colin zog an Keis Arm.
"Du bist irre. Lass das."
Kei erwiderte darauf bloß: "Warum?"
Colin dachte kurz nach, während er Keis Arm weiter festhielt.
"Du wirst dir den Appetit verderben," sagte er scherzhaft. Dass ihm das hier so in der Öffentlichkeit nun doch peinlich wurde, wollte er Kei nicht auf die Nase binden. "Wenn die Vorspeise schon sattmacht, hast du keine Lust mehr auf den Hauptgang." Er zuckte mit den Schultern.
"Ach was," grinste Kei, ließ seine Hand, wo sie war, machte aber sonst nichts - für den Moment. Das lag allerdings mehr daran, dass Shin und seine Kollegen wieder ankamen und versuchten ihn dazu zu animieren, wieder herumzuspringen anstatt an Colin zu kleben. Colin selbst versuchte das nun auch, denn nach der Parkepisode mit dem gefährlichen Nachspiel der Widerlichkeit war er nicht darauf erpicht, ein noch öffentlicheres Spektakel aus sich zu machen. Wieder zog er an Keis Arm.
Kei nahm seine Hand aus Colins Hose, grinste aber immer noch. Seine andere Hand ließ er da, wo sie war und hielt den Kleineren weiterhin fest.
Shin bekam einen Mittelfinger und Colin einen Kuss, bevor er seinen Freund endgültig losließ. Schließlich waren sie eigentlich wegen der Musik hierher gekommen. Gleichzeitig enttäuscht und erleichtert atmete Colin auf und trank noch mehr. Kei widmete sich etwas mehr der Musik und war bald darauf wieder am Herumspringen und gestikulierte ein wenig mit dem Gitarristen der versuchte, weiterhin seiner Arbeit nachzugehen.
Colin war nun auch abgestumpft genug, um seinen misshandelten Körper ohne Zucken und Wimmern weiter zu quälen und drängte sich in die Menge, um mitzumachen. Mit einem Augenrollen nahm er den Austausch zwischen Shin und Kei zur Kenntnis. Der Junge musste echt immer nerven. Lass ihn seine Arbeit machen, meine Güte.
Kei, ein wenig angetrunken, sprang herum und hatte bald den Gefallen daran verloren, Shin zu ärgern, weshalb er nun ein wenig mehr herumsprang, sein Glas leerte und einem Typen an den Kopf trat, der ihn im Herumspringen angegrapscht hatte. Der Typ flog ein wenig durch den Raum, während Kei sich benahm, als wäre überhaupt nichts gewesen. Tatsächlich schien so gut wie niemand etwas bemerkt zu haben, und wer auch immer zugesehen hatte, dachte sich nichts dabei oder hielt sich aus Selbstschutz zurück.
Kurz darauf trank der Sänger aus einer Plastikflasche und schüttete sich ihren restlichen Inhalt über den Kopf. Dann schüttelte er die Haare, während die Band das Lied ausklingen ließ und kündigte das letzte Lied an.
Kei feierte ein wenig weiter, als der nächste Song losging. Der Typ, der etwas mehr als seine Nase gebrochen hatte, wurde von irgendwem aus der Halle gezogen.
Während der ersten Takte, die ein furioses Finale versprachen, brüllte jemand im Publikum plötzlich: "WALL OF DEAAATH!"
Andere nahmen den Ruf auf und die Menge teilte sich in der Mitte. Auf beiden Seiten der Kluft stellten sich Leute auf, einige Mädchen beeilten sich, an den Rand des Geschehens zu wechseln oder wurden von jemandem dahin gezogen, und Colin machte selbst große Augen. Davon hatte er heute genug gehabt, außerdem mochte er seine Nase und Finger ungebrochen, also eilte er hinterher.
Kei war mitten im Gesehen irgendwo in der Mitte der ersten Reihe fand er sich schnell im Zentrum des lustigen Treibens wieder. Colin zog sich auf die Bühne und setzte sich auf den Bühnenrand. Als sie alle brüllend aufeinander losstürmten, zog er zur Sicherheit noch die Füße hoch und stellte sie vor sich auf die Kante. Dabei nippte er am Rest seiner Rum-Cola. Was für Vollidioten.
Dann entdeckte er Kei in der Masse. War ja klar.
Kei war einer der ersten, der in die anderen hineinsprang und Ellenbogen im Gesicht hatte. Er hatte sichtlich Spaß dabei und konnte sich - für seine Verhältnisse - sogar benehmen. Colin stellte auch fest, dass sein Wahnsinniger sich sogar zurückzunehmen schien. Er mochte Gewalt, war aber anscheinend sportlich eingestellt. Jedenfalls fiel nicht auf, dass er eigentlich dazu in der Lage war, noch viel mehr Schaden anzurichten.
Sein Glas war leer. Er stellte es ab.
Jemand packte ihn an der Schulter. Erschrocken sah er zum Sänger auf, der ihn am Arm packte und auf die Beine zog. Er führte ihn zur Mitte der Bühne, stellte da wieder einen Fuß auf einer Box ab und beugte sich vor, um etwas ins Mikro zu brüllen. Dann hielt er dem verdutzten Colin das Mikrofon hin. Dem fiel nichts besseres ein, als das Gebrüllte zu wiederholen. Seine Stimme war nicht ganz für diese Art Gesang gemacht, aber war ausreichend kratzig, fand er erleichtert, und der Sänger schien auch damit zufrieden zu sein, so wie er lächelte. Er setzte den Refrain fort und ließ Colin jeden Vers wiederholen.
Kei sprang weiter in die Menschenmenge, als er feststellte, was seine Freunde angezettelt hatten. Er grinste ein wenig, als er Colin hörte und fand, dass er sich nicht schlecht machte. Spaßeshalber sprang Kei nun mehr auf die Menschen drauf, was denen nicht allzuviel ausmachte, immerhin war Kei alles andere als schwer.
Beim zweiten Durchgang des Refrains war Colin textsicher genug, um gleichzeitig mitzusingen. Der Sänger ließ ihn. Seine Stimme war in den letzten Minuten ziemlich heiser geworden und er schien erleichtert zu sein, dass sein spontaner Einfall tatsächlich funktionierte. Er schüttelte die Haare während Colin sang. Nach dem Refrain ließ er sich das Mikrofon zurückgeben und machte mit seinem Job weiter. Colin zog sich wieder zurück, grinsend, und setzte sich wieder an den Bühnenrand.
Kei war mal auf mal unter mal zwischen Menschen zu finden und machte alles außer Anstalten damit aufzuhören. Während er herumsprang und genausoviele Ellenbogen austeilte, wie er abbekam, klang der letzte Song bald aus und die Masse wurde wieder ruhiger. Der Drummer und der Bassist machten noch kurz weiter, während der Sänger sich bedankte und verabschiedete.
Colin pfiff laut.
Kei schlenderte zu Bühne und lehnte sich dagegen, ehe er sich auf dem Rand niederließ.
"Du solltest daran arbeiten, das war gar nicht schlecht," sagte er zu Colin.
"Gut genug für den Kirchenchor?" gab Colin schmunzelnd zurück. Mit den Augen suchte er Kei nach Blessuren ab.
"Gerade so eben," gab Kei mit ähnlichem Gesichtsausdruck zurück.
Tatsächlich hatte der Vampir einiges abbekommen und sah etwas lädiert aus. Colin beugte sich zu ihm und küsste ihn. Kei erwiderte den Kuss und lächelte ein wenig.
"Jetzt, wo du dich für mich schick gemacht hast," sagte er in Keis Ohr, "lass uns gehen."
"Der ganze Aufwand umsonst, so ein Mist," sagte Kei leise und drehte sich um, während er aufstand. Er nahm sein Glas zur Hand und schaute Colin an, musterte ihn kurz. Seine Haare waren schon lang nicht mehr hübsch gekämmt und der Riss in seiner Lippe war offen. Er war gut angetrunken. Neben Kei sprang er von der Bühne, nahm sein eigenes Glas und ging auf die Bar zu. Kei folgte ihm und stellte sein Glas, an der Bar angekommen, auf eben jener ab. In seinem Kopf herrschte eine Mischung aus Euphorie, dem Verlangen nach Blut, Colin und Alkohol.
Colin ging zur Treppe zurück und kletterte wieder auf die Plattform mit dem Sofa. Kei ging ihm nach, nahm aber die Abkürzung über das Geländer, auf dem er sitzenblieb und Colin ansah.
"Ich war schneller," grinste er.
Colin schnaubte nur sanft. "Leck mich," entgegnete er, während er seine Jacke vom Sofa aufsammelte.
Kei grinste noch immer. "Aber nicht hier," kommentierte er das und nahm sich ebenfalls seine Jacke.
Colin wurde etwas rot und er wandte den Blick ab. Zurück auf dem Boden ging er schnurstracks in Richtung Eingang.
Kei folgte ihm, verabschiedete sich auf dem Weg von Shin und dem Barmann und legte draußen einen Arm locker um Colin. Der hatte sich auf dem Weg seine Jacke angezogen und die Kapuze aufgesetzt. Er hatte nichts dagegen, von Kei gehalten zu werden, aber er stellte sich vor, dass es ihnen diese Nähe schwer machen würde, zügig zuhause anzukommen. Also reagierte er darauf kaum - also sehr, aber nicht mit Absicht - und steckte seine Hände demonstrativ in die Jackentaschen und ging los. Kei hatte keine Mühe mit Colin mitzuhalten, auch, wenn sein Arm um dessen Schulter lag.
Zügig steuerte er die U-Bahnstation an, die ihnen am nächsten lag.
Auf dem Weg, beim Warten und in der Bahn selbst vermied Colin es weitgehend, Kei direkt ins Gesicht zu sehen. Er wusste nicht genau, warum er jetzt so verlegen war, schließlich war er jetzt schon vier- bis fünfmal keine Jungfrau mehr. Vielleicht, weil er sich bisher noch nie mit ihm zusammen auf dem Weg dahin befunden hatte. Das war neu. Es war ihm peinlich.
Der Vampir machte sich gar keine Gedanken über irgendwas in diesem Moment. Seine Gedanken, wenn man das Wirrwarr in seinem Kopf so nennen konnte, schrien eh immer das gleiche, besonders, wenn er viel Alkohol im Blut hatte. Er war zwar nicht sonderlich betrunken, aber das klar Denken funktionierte nicht mehr so besonders gut.
Als sie an seiner Heimhaltestelle ausstiegen und auf die Straße gingen, ohne auch nur ein Wort gewechselt zu haben, musste Colin sich daran erinnern, zu atmen.
Auf dem Weg kroch Kei ein mit schrumpfender Entfernung zum Haus der Hammerers stärker werdender Blutgeruch in die Nase.
In einiger Entfernung zum Haus blieb Kei stehen.
"Colin, irgendwer ist an oder in eurem Haus am verbluten," informierte er den Kleineren, den er am Arm festgehalten hatte, um ihn zum Stehenbleiben zu animieren. Aus Reflex und Überraschung hielt der Junge an und sah Kei an.
"Was?"
In dem Haus lag eine Menge Blut offen herum. Frisch und viel.
Kei kletterte über den Zaun und ging zum Haus, nachdem er Colin bedeutet hatte, zu warten, und sah durch ein Fenster hinein.
"Hier ist alles voll Blut," sagte er, laut genug, dass Colin es hören konnte. Seinem ohnehin schon nebligen Verstand tat das nicht gerde gut.
Colin stürzte zu dem verschlossenen Tor, das für Kei kein Hindernis dargestellt hatte und öffnete es hastig.
Kei trat ein und sah sich um. Er versuchte, dem inneren Drang durchzudrehen zu widerstehen. Im Flur boten sich ihm großzügige Schleifspuren aus Blut, die am Fuß der Treppe begannen, wo die Wand mit Blutspritzern verziert war und einige Bilderrahmen heruntergefallen und zerbrochen waren. Sie führten durch einen türlosen Türrahmen ins Wohnzimmer.
Colin lief eilig zur Haustür.
Kei sah sich weiter im Haus um. Folgte den Blutspuren.
Im Wohnzimmer hing Hiroki im Smoking quer über dem ersten Sessel. Seine Arme, sein Bauch und seine Kehle waren geöffnet, und sein Kopf hing knapp über dem Boden. Aus seiner Kehle tropfte es noch auf den dunklen, nassen Fleck auf dem Teppich.
Ein anderer Teil der Blutspur führte vor den Fernsehtisch, wo Frau Hammerer mit in merkwürdigen Winkeln verdrehten Armen und Beinen auf dem Bauch lag. Ihr Abendkleid und die Unterwäsche darunter waren zerrissen, die Haut darunter voller Blutergüsse und um sie herum hatte sich ein dunkel glänzender Blutsee auf dem Parkett ausgebreitet. Ihre Augen starrten blind auf das Sofa und ihre Haare lagen zerzaust um ihren Kopf. Sie war offenbar daran gezogen worden.
Hinter dem Sofa begann es leise zu wimmern.
Sich mit Mühe nicht auf das ganze Blut um sich herum konzentrierend, ging Kei zum Sofa hinter dem das Wimmern erklang und wusste noch nicht, ob er wollte, dass Colin das hier sah.
Hinter dem Sofa lagen die Doggen. Die ältere war tot, voller Dellen und Blutergüsse. Die andere lag auf der Seite und hatte auf der Flanke einen großen dunklen Fleck unter der Haut sowie zertrümmerte, blutende Hinterbeine. Mit den Vorderpfoten versuchte der Hund, sich unter schmerzerfülltem Fiepen auf dem rutschigen Boden voranzuziehen.
Kei erledigte den Rest und ging zurück zu Colin.
"Du solltest da vielleicht nicht reingehen," sagte er.
Colin war schon in den Flur gelaufen und starrte auf den Boden. Ohne auf Kei zu hören, ging er auf das Wohnzimmer zu.
Kei ließ ihn. Blieb selbst im Türrahmen stehen.
Hinter dem Sessel mit Hirokis Leiche blieb Colin stehen und glotzte mit leerem Gesicht. Er blieb eine Minute oder länger so stehen und sah Hiroki, die Hunde und seine Mutter stumm an, bevor er sich zitternd hinkniete und auf den Boden kotzte.
Kei besah sich das eine Weile, sagte aber nichts. Er ahnte zwar, was in Colin vorgehen mochte, hielt aber dezent den Mund und wartete.
Da Colin in den letzten Stunden außer Cola mit Alkohol und ein bisschen Bier nichts zu sich genommen hatte, gab es nicht viel zu erbrechen, aber er blieb lange auf allen Vieren hocken, bis sein Würgen zu einer Art fassungslosem Schluchzen geworden war.
Der Vampir blieb ruhig, gesellte sich aber zu Colin. Seine Gedanken waren ganz andere als die, von denen er wusste, dass sie angebracht wären. Zumindest unter Menschen.
Als Colin sich mit einem Ärmel über den Mund und die Nase wischte und aufblickte, sah er erst zu den Hunden und dann hastig zu seiner Mutter. Halb ging, halb kroch er zu ihr und tat, als würde er ihr eine Hand auf den Rücken legen wollen, zog sie aber wieder zurück.
"Mum?" Sie war noch warm.
Kei wollte sagen: "Sie wird dir nicht antworten." Ließ es aber.
Vorsichtig ging er zu Colin hinüber und spürte die schwindende Wärme. Das ist noch nicht lange her....
Colin setzte sich auf seine Fersen, zog sich abwesend die Jackenärmel über die Hände und starrte weiter fassungslos auf die Leiche.
Kei sah sich weiter um, fand aber außer noch mehr Blut, nichts wirklich verwertbares. Hirokis Leiche war auch noch warm und die Tatwaffen waren wohl mehrere gewesen. Mindestens ein Schwert war dabeigewesen, wenn das wohl auch nur dazu dienen sollte, die Wunden möglichst groß werden zu lassen. Kei hatte eine Ahnung, wer dahinter stecken konnte, aber so ganz ohne Beweise behielt er seine Vermutung für sich.
Colin tat nichts außer seine Mutter anzustarren und dabei an seinen Ärmeln herumzuziehen.
Irgendwann reichte Kei das Herumgestehe mit leerem Magen.
"Willst du sie begraben lassen?" fragte er daher einfach in den Raum.
Langsam wandte Colin den Blick zu ihm. Sein Mund formte "Warum?" mit sehr wenig Stimme. Er glotzte verständnislos.
Kei wusste darauf keine Antwort. Es gab viele Gründe, aber keiner schien ihm wirklich richtig zu sein.
Wozu begraben? fragte Colin sich. Die Idee kam ihm irgendwie falsch vor. Er sah wieder die Leiche seiner Mutter an und versuchte, sie herumzudrehen.
Kei stand daneben, die Hände in den Hosentaschen und hing der Frage nach, wer das gewesen war, und viel wichtiger: Warum?
Er konnte sich vorstellen, dass das was mit dem Massaker im Garten zu tun hatte, dass er veranstaltet hatte, aber wirklich glauben konnte er das nicht, außer das war dazu gedacht Colin und damit ihm so richtig wehzutun, nur traf das nicht so ganz zu...
Als er es geschafft hatte, seine Mutter auf den Rücken zu drehen, wobei sich ihre verrenkten Gliedmaßen etwas um sie herumschlangen, nahm Colin ihre Arme hoch und legte seinen Kopf auf sie, und ihre Arme um sich.
Kei betrachtete das nur wortlos, nicht lange. Stattdessen ging er nach draußen, um nicht noch durchzudrehen und nachzusehen, ob die Täter irgendwas hinterlassen hatten, was eine Andeutung auf ihre Identität sein könnte.


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