Friday, July 14, 2017

Kei + Colin XCI: Zum zweiten ersten Mal



Kei schlenderte zurück zu Colin. Bei ihm angekommen sagte er ruhig: „Ich darf nicht mitkommen.“
Colin war nun angezogen, also in Schlafanzughose und T-shirt, und saß im Schneidersitz auf dem Bett. Er musterte Kei, soweit ihm das in der Dunkelheit möglich war. Bis auf drei Stück auf dem Nachttisch waren alle Kerzen aus, aber die ruhige Musik lief noch.
Er nickte.
„Dennis sagt, er braucht mich hier. Aber ich werde von mir hören lassen.“ Kei ließ sich vor Colin auf den Boden fallen, sodass er saß und schaute zu ihm hoch. Colin zuckte mit den Schultern.
„In ein paar Wochen bin ich wieder da,“ sagte er leise.
„Ich weiß. Ich kriege die Zeit schon rum.“
Colin hielt sichtlich ein Schmunzeln zurück. Relativ erfolglos.
„Jaja, lach mich aus.“ Kei lächelte leicht. Es machte ihm nicht groß was aus, Colin anlügen zu müssen. Er würde das früh genug richtig stellen.
Nun grinste Colin unverhohlen. „Ich lache dich nicht aus,“ sagte er leise. Er war wirklich nicht belustigt. Sondern sehr, auf eine interessante neue Art, gerührt und verzückt. Dieses prickelnde Schwindelgefühl meldete sich zurück.
„Schon klar.“ Kei musterte Colin vom Boden aus. Der sah ihn weiter scheinbar amüsiert an, aber mit einem sehr warmen Blick, und stützte das Kinn auf eine Hand, die er sich dabei ein bisschen vor den Mund hielt, indem er auf seinen Daumen biss. Kei musterte ihn weiter. „Wann fährst du jetzt eigentlich?“
Schulterzucken.
„Übermorgen wahrscheinlich. Oder den Tag danach. Ich brauche ja erst die Uniform und Bücher und so.“
„Okay.“ Nicht viel Zeit 'ne Wohnung zu finden.
„Warum sitzt du da auf dem Boden? Müffel ich?“ Nun schmunzelte Colin wirklich.
Kei lachte. „Soll ich mich lieber auf dich werfen?“
Noch ein Schulterzucken, diesmal elegant gekünstelt. „Du bist eh kurz davor. Warum also noch mehr Zeit verschwenden?“
Kei grinste. Er stand auf und ließ sich auf Colin fallen. „So besser?“ Colin fiel lachend zurück.
„Au. Du bist kantig.“
„Dafür entschuldige ich mich nicht.“
„Warum nicht? Ich habe mich an dir geschnitten, da!“ Er hielt einen Arm hoch und zeigte auf eine völlig unversehrte Stelle über der Armbeuge.
„Lügner, da ist gar nichts,“ sagte Kei schmunzelnd, nachdem er die Stelle begutachtet hatte.
„Du siehst nur, was du sehen willst,“ sagte Colin seufzend und ließ den Arm fallen. „Du hast mich tief verletzt,“ schmachtete er affektiert und drehte mit leidendem Ausdruck den Kopf zur Seite. Kei musste sich das Lachen verkneifen. Grinsend biss er Colin eine kleine Wunde in die Halsbeuge.
„Jetzt ist da was.“
„Ah, spinnst du? Das tat wirklich weh.“ Stirnrunzelnd wischte Colin sich über die Stelle. Es blutete nur ein bisschen.
„Ach was, das ist nur ein Kratzer.“
„Das hat richtig geknackt, Mann,“ beschwerte er sich. Sein prüfender Finger hatte nur einen winzigen Blutschmier, aber er stirnrunzelte Kei beleidigt an, während sich die Wunde schon wieder schloss. Kei lachte.
„Das muss ich überhört haben.“ Er küsste Colin.
Bevor er darüber nachdenken konnte, erwiderte Colin den Kuss gierig und schlang die Arme um Keis Nacken.
Die zwei Tage, die er noch mit Colin hatte, mussten bestens ausgenutzt werden. Kei erhielt den Kuss aufrecht und setzte sich vernünftig auf den Kleineren, was bequemer war als halb auf ihm zu liegen. So musste er feststellen, dass Colins Körper nicht begriffen hatte, dass sein Besitzer eine gewisse Sache eigentlich noch aufschieben wollte. Er wand sich unter Kei und rutschte unwillkürlich ein wenig so herum, dass aus der Bequemlichkeit etwas drängenderes wurde, während er sich eigentlich nur voll auf Keis Lippen und Zunge konzentrierte. Kei grinste ein bisschen und schob Colins T-shirt nach oben. Der schien darauf gar nicht zu reagieren, sondern saugte nur weiter an Keis Lippe und dem Ring darin. Das war dem Vampir für den Moment ganz recht. Er biss Colin auf die Unterlippe und erkundete dessen Oberkörper mit einer Hand, ohne dabei Anstalten zu machen, ihm das Shirt ganz auszuziehen. Mit einem privaten Lächeln ließ Colin ihn los, um das gleiche zu tun. Praktischerweise hatte Kei ja nichts als ein Paar zerfetzte Jeans an. Er hörte aber nicht auf, ihn zu küssen. Er wollte dabei langsam sein, aber es ging nicht.
Das konnte noch eine Weile so weitergehen. Absichtlich bewegte Kei sich ein bisschen. Colins Atmung wurde hastiger und als er feststellte, wie offensichtlich er mit seinen eigenen Beckenbewegungen auf Kei reagierte, murmelte er wie betrunken: „Das haben wir bestimmt schon hundertmal gemacht,“ gegen Keis Lippen.
„Ich hab nicht mitgezählt,“ entgegnete der grinsend.
Wenn sich das Blut in Colins Körper nicht gerade woanders konzentriert hätte, wäre er vermutlich sehr rot geworden. Er hielt Kei irgendwo am Rücken fest.
„Kannst du so tun...“ murmelte er heiser und sah zu, dass sein Gesicht dicht genug an Keis lag, dass der ihn nicht direkt ansehen konnte. Er schien Schwierigkeiten zu haben, den Satz zu beenden.
Kei schaute erst fragend, dann fragte er: “So tun, als was?“
Colin sah an Kei und sich hinunter und dann, als ihn das zu stark am Denken hinderte, ein bisschen zur Seite.
„... Als ob... wir nicht... Ich habe nämlich nicht...“
Kei musste ein bisschen schmunzeln. Was auch immer Colin wollte, es würde nichts ändern. Der Vampir wusste, dass Colin sich nicht mehr daran erinnern konnte, was sie beide gehabt hatten bevor Dennis sein Gedächtnis gelöscht hatte. Er wartete darauf, dass Colin den Satz beenden würde.
Tat er aber nicht. Er ließ Kei nur los, um sich die Hände vors Gesicht zu halten und sich frustriert ächzend auf die Seite zu drehen, soweit das unter Kei eben ging, ohne diesen köstlichen Druck auf seinen Schritt wegzuschieben. Jemandem, mit dem man schlafen wollte, zu beichten, dass man Jungfrau war und bitte auch mit Samthandschuhen angefasst werden wollte weil man anscheinend bescheuerte Märchenvorstellungen von Sex und so weiter hatte, wäre schon schlimm und peinlich genug, aber gleichzeitig zu wissen, dass man eben schon bestimmt zigmal keine Jungfrau mehr war, und mit eben genau derselben Person...
„This is so messed up,“ stöhnte er in seine Hände.
„Nur, weil du dir den Kopf zerbrichst.“ Kei lächelte und blieb auf Colin sitzen. Das Umdrehen dürfte dem Kleineren nicht schwer gefallen sein, angesichts der Tatsache, dass Kei nicht schwer war.
Kopf zerbrechen... Die Alternative wäre, richtig peinlich zu sein, wenn ich einfach alles sagen würde, was mir einfällt... Er sah Kei an, ein bisschen niedergeschlagen oder genervt vielleicht. Aber das würde dir nichts ausmachen, oder? Er hatte ja eigentlich nichts zu verlieren. Er wusste schon, dass Kei in ihn verliebt war und riskierte wohl nichts, wenn er einfach direkt wäre.
Er musterte Kei angestrengt.
Aber wenn ich in der verlorenen Zeit anders war, also wie ich wirklich bin, dann werde ich zu einer anderen Person wenn ich mich jetzt anders verhalte, weil ich mich sicher wähne-
„Du kannst mich nicht schockieren. Egal, was du sagst – oder was du denkst das ich nicht weiß,“ kommentierte Kei Colins Gedanken und musterte ihn. Colin guckte ihn verwirrt an.
„Was?“
„Denk halt nicht so laut.“
Colin riss die Augen auf und holte Luft. „Telepathie ist - nicht - erlaubt!“ rief er, indem er Kei dreimal schubste. Kei lachte.
„'Tschuldigung.“ Das meinte er nicht wirklich ernst. Er fand es gut, Colins Gedanken mitzubekommen. Auch wenn er das nicht immer absichtlich machte. Colin setzte sich auf und rutschte dabei weit genug zurück, um sich nicht selbst eine Kopfnuss mit Keis Kinn zu verpassen.
„Wenn du weißt, was ich gedacht habe, weißt du ja auch, was ich sagen wollte, also frag nicht so scheinheilig.“ Er wirkte ein wenig genervt und ziemlich peinlich berührt, aber nicht wirklich wütend. Kei schmunzelte bloß. Colins Gedanken auszublenden musste er noch lernen. Das wollte er zwar nicht unbedingt, aber lernen musste er es trotzdem.
„Hilft es, dass ich gefragt habe, bevor ich das wusste?“
Vor lauter Verlegenheit sah Colin jetzt doch fast wütend aus und konnte nichts sagen, sondern schubste Kei nur wieder.
Lach nicht, du Arsch.
Kei ließ sich nach hinten fallen. So sah Colin sein amüsiertes Gesicht wenigstens nicht. Colin wartete ein bisschen und guckte unschlüssig herum, ehe er wieder etwas sagen konnte. Nachdem er sich geräuspert hatte.
„... Ähm, und... willst du noch?“ Ohne Kei anzusehen. Kei, der seine unbequem aussehende Position nicht änderte, nickte, was Colin nicht sehen konnte.
„Ja.“ Colin konnte man fast als niedlich beschreiben, wenn Kei das Konzept von Niedlichkeit geläufig wäre.
„Und, ähm... räusper ... du kannst - würdest du... ja?“
Kei schmunzelte immer noch. „Okay.“
Colin musste verlegen grinsen und wischte sich über das Gesicht. „... Tut mir Leid...“
„Du kannst nichts dafür.“
„Doch. Ich bin sehr umständlich. Entschuldige. Das muss für dich so lästig sein.“
„Wieso? Ich bin doch schuld daran. Lästig wären ganz andere Sachen.“
„Woran bist du schuld? Reden wir von derselben Sache?“ Colin beugte sich vor, um Kei anzusehen.
„Ich bin schuld daran, dass du dein Gedächtnis los bist.“ Keis Blick lag zwischen Colins Gesicht und der Zimmerdecke.
„Wie meinst du das?“ Colin zog sich das T-shirt aus und warf es auf eine Ecke des Bettes. „Dennis hat gesagt, dass ich gefährlich war und er es darum machen musste.“
„Weil ich gesagt habe, dass er's tun soll.“
„Und warum hast du das getan?“ fragte Colin im Konversationston.
„Weil das die einzige Möglichkeit war, dass du nicht völlig durchdrehst... oder draufgehst.“
„Dann ist es doch unnötig, von Schuld zu sprechen, oder?“ sagte Colin mit einem sanften Lächeln und öffnete Keis Hose. Der Knopf war sowieso offen gewesen, also zog er nur ohne Umschweife den Reißverschluss auf. „Dann muss ich dir ja dankbar sein. Und trotzdem mache ich dir jetzt Umstände.“ Schulterzucken.
„Das nennst du Umstände.“ Kei lächelte.
Wieder zuckte Colin mit den Schultern. „Wenn ich mich plötzlich ziere, obwohl du schon hundertmal mit mir geschlafen hast, das ist... das würde mich an deiner Stelle vielleicht nerven. Das sollte alles vielleicht einfacher machen, aber es ist irgendwie doppelt peinlich... weil ich mir jetzt selbst Konkurrenz machen muss oder so.“ Stirnrunzelnd und nachdenklich kroch er über Kei, um ihn ernst anzusehen. „Ich verstehe das hier nicht ganz. Du?“
„Nein. Ich glaube, das ist auch nicht nötig.“ Kei musterte Colin, da ihm das jetzt wieder möglich war. „Wieso sollte mich das nerven, ich hab doch Zeit genug.“ Wenn er irgendetwas hatte, dann war es Zeit.
Colins Gesicht entspannte sich merklich.
„... Ich frage mich nur, ob ich jetzt anders bin. Ich weiß nicht, ob ich mich genauso verhalte wie du mich kennst. Wenn nicht - das könnte - also, sollte ich versuchen, der gleiche zu sein-“
„Du bist wie du. Nur ohne die ganzen Dinge, die passiert sind.“
„Ja. Und das macht dir nichts aus?“
„Es ist schade, dass du dich an einiges nicht erinnerst, aber da ich das nun nicht ändern kann, wieso sollte ich daran verzweifeln?“
„Nicht verzweifeln.“ Colin legte eine Faust sachte auf Keis Brust, wie in einem sanften Zeitlupenschlag. „Du könntest nur sehr enttäuscht sein, oder... irgendwie... abgetörnt.“
„Frustriert vielleicht. Manchmal.“ Kei sortierte seine Beine etwas um, da es allmählich unbequem wurde drauf zu liegen. Colin machte ihm Platz dafür und kniete nun zwischen seinen Beinen. Er richtete sich wieder auf. Er nickte.
„Wenn das alles ist... ist es gut,“ sagte er und kam sich dabei lahm vor. Ich habe das Gefühl, als müsste ich dich irgendwie trösten oder bei der Stange halten.
Bloß nicht. Das wäre merkwürdig. Kei lächelte und zog Colin wieder zu sich herunter um ihn zu küssen. Der machte es sich dankbar lächelnd auf und teilweise neben Kei gemütlich, um seinem neuen Hobby genüsslich nachzugehen. Er mochte, wie vertraut Keis Körper seinem eigenen vorkam, obwohl er ihn gerade noch kennenlernte. Kei hielt den Kleineren fest und vertiefte den Kuss.
Breathe. Breathe. Stop huffing. Breathe. Don't moan. Just breathe normally. Shit. I'm passing out.
„... you dizzy...?“ murmelte Colin sachte.
„Nope,“ entgegnete Kei leise.
„Really... but it's really good...“
Kei musterte Colin. „Nicht bewusstlos werden.“
Er schüttelte langsam und sehr high lächelnd den Kopf, ehe er Kei wieder küsste, und zwar langsam und sehr genüsslich. Leicht grinsend erwiderte Kei den Kuss. Colins Oberschenkel lag auf und auch in Keis Schritt und hielt wie der Rest von ihm nicht gerade still, obwohl er seine Lage nicht wechselte. Scheinbar versuchte er, sich durch Osmose in Kei hineinzuschmelzen oder ihn in die Bettdecke zu drücken. Zwischen dem Einsatz von Zungenspitze und Zähnen flüsterte er irgendwann: „Jetzt wirklich.“
„Ich weiß.“ Mit der freien Hand machte Kei sich daran, Colin seiner Hose zu entledigen. Eilig hatte er es damit nicht. Nach einem kurzen, wohligen Schaudern half Colin mit. Er hatte es eigentlich eilig, aber versuchte, sich zurückzuhalten. Der Weg ist das Ziel. Was Kei gerade machte, musste ausgekostet werden. Er machte bisher genau das, worum Colin gebeten hatte und irgendwie kitzelte das überall unter seiner Haut.
Während er Kei weiter gemächlich und innig küsste, kratzte er sachte mit einer Hand auf seinem Bauch entlang und schob sie dann unter Keis Hosenbund, um ihm die Jeans hinunterzuschieben. Das war allerdings etwas schwieriger, weil er selbst halb darauf lag und die Hose außerdem ziemlich eng war. Kei war so frei, sein Becken etwas anzuheben, damit Colin es mit seiner Hose leichter hatte, während er dem Kleineren die Schlafanzughose so weit herunter schob, wie ihm das gerade möglich war, ohne seine Position großartig zu ändern. Colin setzte sich auf und trat dabei seine Hose weg. Dann zog er Keis Jeans herunter. Er wirkte weniger schüchtern als vorher, dafür hauptsächlich entschlossen, wie er Kei fasziniert musterte. Kei entledigte sich seiner Hose mit einem Tritt in die Luft und küsste Colin wieder, nachdem er sich leicht aufgesetzt hatte.
Plötzlich musste Colin grinsen. „You can kiss me in the moonlight, on the rooftop under the sky, oh,“ sang er leise, „you can kiss me with the windows open while the rain comes pouring inside, oh, kiss me in sweet slow motion, let's let everything slide...“
Das brachte auch Kei zum Grinsen. Mit der rechten Hand hielt er Colin im Nacken fest und vertiefte den Kuss ein wenig.
„You've got mfl-“ Der Rest wurde weggeküsst und versickerte im Nirvana. Colins Hände strichen von Keis Hals ziellos über seine Schultern, Rücken, Brust und Bauch und er wagte sich noch zwischen seine Beine. Er befühlte und rieb Keis Halbständer sanft und war auf dessen Reaktion gespannt. Diese war ein Gefallen bekundendes Geräusch, ein nicht allzu lautes. Er biss Colin leicht grinsend auf die Unterlippe.
„Hm.“ Das war genug Ermutigung. Colin machte selbstsicherer damit weiter, nachdem er noch dichter herangerutscht war. Das ist Multitasking, dachte er abwesend, als Keis Zunge ihn wieder ablenkte. Und er fühlte sich so besoffen.
Kei verlagerte sein Gewicht so, dass er den linken Arm nicht mehr zum Aufstützen brauchte um es dem Kleineren gleichzutun. Den Kuss hielt er dabei aufrecht.
Oh my god, fuhr es dem Jungen halbschockiert durch den Kopf, und unnötigerweise You sure you wanna touch me there? Das war so merkwürdig und er musste verzückt seufzen und sich gierig gegen Keis Hand bewegen.
Yeah. Kei sprach diesen Kommentar nicht laut aus. Colin würde ihn nur schlagen dafür. Das musste jetzt nicht sein. Er bewegte seine Hand ein wenig schneller. Der Vampir war auch nicht wirklich gut darin, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun und so ließ er Colins Gesicht erst einmal in Ruhe. Es klebte trotzdem weiter auf seinem. Colin konnte sich zwar auf nichts anderes konzentrieren als das, was seine und Keis Hände da taten, aber Keis Lippen brauchte er dennoch, auch wenn sein Atem und sein Puls unregelmäßig rasten und er nichts mit ihnen anfangen konnte.
„Hm, wait,“ flüsterte er und ließ Kei los. Der ließ ihn auch gehen, etwas widerwillig, und sah fragend in dessen Gesicht. Um sie herum war es so ruhig, dass er den Herzschlag des Kleineren hören konnte.
Colin nahm nicht wahr, dass nach dem Lied von Faith Hill, das er kurz leise mitgesungen hatte, die Musik ausgegangen war. Er kroch über das riesige Bett zum Nachtschrank, um die Kondomschachtel und die Gleitgeltube aus der Schublade zu nehmen, die er während Keis kurzer Abwesenheit darin verstaut hatte. Die Schachtel warf er achtlos neben sich auf das Kissen.
In der Zeit, die Colin brauchte um das Zeug aus der Schublade zu nehmen, machte Kei die Musik wieder an und war so frei, die Zufallswiedergabe einzuschalten, damit sie nicht wieder einfach ausging. Colin fummelte ein Kondompäckchen heraus und schnupperte an dem Gel, während er da kniete und gespannt wie ein Flitzebogen wartete, Tube in der Hand und Kei erwartungsvoll anstarrend.
Kei kehrte, als er mit der Stereoanlage zufrieden war, zu Colin zurück und begegnete dessen Starren mit einem Blick, der eine Mischung aus einem freundlichen Lächeln und einem leicht dreckigen Grinsen war. Er wollte gar nicht wissen, was Colin erwartete. Im Augenblick fand er es gut, dass die Gedanken seines Freundes nicht ständig in seinem Kopf herumschwirrten. Der Vampir setzte sich neben dem Kleineren aufs Bett und küsste ihn, wobei er ihm Kondom und Gleitgelpackung abnahm.
„Oh, gu-“ -ut, mach du das... Colin erwiderte den Kuss begeistert, mit einem schaumigen Wohlgefühl überall.
Kei ließ die Gleitgeltube neben sich fallen, nachdem er festgestellt hatte, dass Kondompackungen öffnen mit einer Hand doch etwas mehr Geschick erforderte als er fähig war aufzubringen und drückte Colin leicht aber bestimmt nach hinten, ohne von ihm abzulassen. Der lehnte sich zurück, auf seine Hände, sodass er immer noch saß, und zog den Kopf zurück, um Kei zuzusehen.
Kei betrachtete Colin mit einem Blick, der vermuten ließ, dass er Colin entweder auffressen wollte, oder er ein Junkie war, dem man gerade Stoff für den nächsten Trip gegeben hatte. Dieser wilde Raubtierblick war Colin zwar unheimlich, weshalb er noch ein Stück zurückrutschte, aber er machte ihn auch zu sehr an, um ihm wirklich Furcht einzujagen. Er begegnete ihm mit einem eigenen entschlossenen Blick, der allerdings dadurch etwas an Wirkung verlor, dass er schwer atmete und auf seiner Lippe kaute.
Kei grinste leicht und beobachtete Colin. Eigentlich könnte er das den ganzen Tag machen, weil es amüsant war, ihm dabei zuzusehen. Nur jetzt gerade wollte er das nicht ewig. Er öffnete die Plastikhülle des Kondoms und küsste den Kleineren grinsend.
Mit einem brennenden Gefühl hinter den Augen erwiderte Colin den Kuss hastig und fiel beinahe rückwärts aufs Bett, weil er Kei wieder anfassen wollte und sich so nicht mehr aufstützen konnte. Mit einer ungeduldigen Hand strich er über Keis Wange und Hals, während die andere fast zitternd unter ihm nachgab.
Kei legte das Gummi zur Seite um mit einer Hand die Gleitgeltube zu befingern - mit dem Zweck sie zu öffnen. Erfolg. Er öffnete die Tube ohne wieder von Colin ablassen zu müssen und lehnte sich über ihn. Die freie Hand benutzte er zum Abstützen um nicht auf ihn zu fallen, doch Colin legte beide Arme um seinen Nacken und ließ sich selbst nach hinten fallen. Was dazu führte, dass Kei nicht viel anderes übrig blieb als auf Colin zu landen. Der küsste ihn bloß gierig weiter mit Zunge und Zähnen und hakte seine Beine um Keis, damit der blieb wo er war und Colins Beckenbewegungen nicht ins Leere stießen. Grinsend beschmierte Kei einhändig seine rechte Hand mit dem durchsichtigen, glitschigen Zeug. Das war etwas umständlich, aber machbar, sogar ohne Colins Bettzeug damit zu versauen - nicht dass ihm sonderlich daran gelegen wäre, Colins Bett sauber zu lassen. Er kam Colins kurzen, hastigen Stößen mit eigenen entgegen, während derer er mit zwei Fingern in den Kleineren eindrang.
Oh, really now- Colin wusste, dass ihn das nicht so überraschen sollte. Er hielt trotzdem stirnrunzelnd die Luft an. Körperlich war es nur leicht unangenehm. Die Peinlichkeit dieser ganzen Geschichte überwog einfach. Er hielt Kei fest bei sich, damit er ihm nicht ins Gesicht sehen musste. Anstatt ihn weiter zu küssen, leckte er sich jedoch nur selbst verlegen die Lippen. Kei grinste und bewegte seine Hand ein bisschen, nebenbei hinterließ er leichte Bissspuren an Colins Hals. Die Bisse ließen Colin leise aufstöhnen, oder er konnte es gut darauf schieben, in seinem eigenen Kopf, ohne sich einzugestehen, dass Keis Finger schuld waren. Er kratzte sanft auf Keis bunten Schultern und Rücken herum. Mit den Beinen konnte er ihn jetzt nicht mehr festhalten.
Kei führte sein Tun noch eine kleine Weile fort, man konnte meinen, er hätte ein Muster aus kleinen Verletzungen auf Colins Hals hinterlassen wollen. Doch kaum dass er damit fertig war, waren die ersten auch schon wieder verheilt. Leise stöhnend stemmte Colin sich in die dicke, weiche Decke, Keis Hand entgegen. Er hatte ihn losgelassen und krallte sich nun in die Decke. Zwischen ihnen wurde es ein wenig glitschig, als Colins Eichel etwas zu tropfen begann. Kei küsste den Kleineren und biss ihm beinahe zärtlich auf die Unterlippe der daraufhin mit einem leisen Geräusch seufzte, das ihm peinlich gewesen wäre, wenn er noch geradeaus hätte denken können. Die Musik und Kei auf ihm lenkten ihn davon ab, während er langsam zurückküsste und sich unter ihm wand. Vor seinem inneren Auge erschien ein bescheuertes Gänseblümchen, das Blütenblätter fallenließ.
He loves me, he loves me not, he loves me, he loves me not, he loves me-
Kei ließ von Colin ab, um sich des Gummis anzunehmen. Im ersten Moment entfuhr Colin noch ein hilfloses Seufzen vor verzweifelter Enttäuschung, dann versuchte er, sich aufzurichten um zu sehen, was Kei machte, gab das aber gleich wieder auf und ließ sich wieder zurückfallen. Er wischte sich über das Gesicht. Seine Hände waren etwas kühler als seine brennenden Wangen. Seine Beine bewegten sich von selbst, um möglichst viel von Kei zu berühren, der da zwischen ihnen kniete und er musste so dringend angefasst werden.
Kei ließ Colin nicht lange Zeit enttäuscht zu sein, was überhaupt nur der Tatsache geschuldet war, dass man Kondome nicht einhändig aus der Verpackung nehmen konnte. Nach dem Überziehen beugte er sich wieder über den Kleineren, küsste ihn und ersetzte seine Finger nicht besonders vorsichtig durch sein Geschlecht.
Holy shit it's happening now- fuhr es Colin zuerst siedendheiß durch den Kopf. Doch weil Kei sich und ihm kein bisschen Zeit ließ, trieb ihm ein stechender, rauher Schmerz und schließlich ein merkwürdiges Schwindelgefühl alle Gedanken aus und er zitterte nur stöhnend und biss Kei versehentlich auf die Lippe. HOLY SHIT. Das war besser als – besser als – Geigespielen.
Es wäre zwar genug Zeit vorhanden gewesen um vorsichtig zu sein, nur kam Kei das nicht in den Sinn. Wenn er irgendetwas gerade nicht brauchte - Colin offensichtlich auch nicht - war das vorsichtiges Zögern. Ohne Colin sich an dieses Ausgefülltsein gewöhnen zu lassen, begann er sich zu bewegen. Gierig bewegte er sich etwas schneller, wobei seine Stöße zunehmend härter wurden.
Ow, fuck- Der rauhe Schmerz blieb und nahm zu. Das andere, gute Gefühl aber auch. Um Kei nicht den Rücken oder die Arme zu zerkratzen, raufte Colin sich Teile der Decke über seinem Kopf zusammen, den er schluchzend darin vergrub. Er hatte Schwierigkeiten zu atmen. Immer wenn er Luft holte, trieb Kei sie ihm wieder aus. Und er hoffte abwesend, dass Kei ihm nicht genau ins Gesicht sah, denn er wusste, dass er weinte, wollte aber nicht, dass Kei aufhörte.
Eigentlich schon, aber eigentlich nicht.
Kei hatte die Augen halb geschlossen und führte eher mehr als weniger rücksichtslos fort, was er tat. Colin dabei anzusehen gelang ihm nicht wirklich. War ihm auch egal.
Colin konnte sein Zucken und Zittern nicht kontrollieren, oder sein Stöhnen, das allmählich zu leisen Schreien wurde, also rupfte er sich die Decke über das Gesicht, um hineinzubeißen. Er merkte nicht einmal, wie er kam. Nur, dass er sich wie in einer perversen Version von Elektroschocktherapie vorkam.
Kei kam stöhnend eine kleine Weile nach Colin, dessen Gesicht er nun doch gern gesehen hätte. Zu hören, was der Kleinere verlauten ließ, war allerdings ebenso gut. Sein Kopf war nicht weit von Colins Schutzschilddecke entfernt. Berauscht lächelnd und schwer atmend ließ er sich auf Colin sinken und zog sie ihm vom Gesicht.
Der zuckte und zitterte noch und atmete schwer. Er verlor seinen Griff in das feuchte Bündel auf seinem Gesicht aber ließ es einfach wegrutschen. Luft war auch gut, und jetzt da Kei stillhielt, konnte er vielleicht aufatmen und aufhören, so unkontrolliert zu schluchzen. Kraftlos wischte er sich mit einem Unterarm über das nasse Gesicht, weil der gerade so praktisch da in der Nähe war, und ließ ihn dann auch über seinem Kopf liegen. Kei vergrub sein Gesicht in Colins Halsbeuge und blieb luftholend auf ihm liegen. Mit einer Hand strich er ihm leicht übers Gesicht.
„Du - hast - Das war - nicht - nett,“ schluchzte Colin atemlos. Er schien aber bloß erschöpft zu sein. Immerhin weinte er nicht mehr. Right. Anything else I'd like to embarrass myself with?
„Sag bloß, du hast Nettigkeiten von mir erwartet,“ nuschelte Kei leise in Colins Halsbeuge.
Ja, habe ich! rief er in Gedanken, weil er seiner Stimme jetzt nichts mehr zutraute, und hoffte, dass das bei Kei ankam. Das hat wehgetan! Er wollte Kei von sich runterschubsen, fand aber nicht einmal die Energie, seine Arme überhaupt zu heben.
„Klang nicht danach, als hätte dich das groß gestört.“ Keis Gesicht zierte ein leichtes Grinsen.
„Are you - fucking - kidding - Get off!“ Nun schaffte Colin es, Keis Schulter zu schlagen. Der blieb einfach unbeeindruckt liegen und schmunzelte. Colin gab sich die Zeit, um seine Atmung noch etwas zu beruhigen. „Haben wir das immer so gemacht?“ fragte er schließlich heiser.
„Weniger romantisch,“ kommentierte Kei. Colin machte ein säuerliches Gesicht, das Kei nicht sehen konnte.
„Das war nicht romantisch,“ brummte er. „Das war brutal.“
„Ich meinte die Umgebung.“ Er machte eine kleine Pause. Im Vergleich zu Colins wirklichem ersten Mal und Sex neben der Leiche seines Vaters war das schon romantisch. Mit Kerzen und Musik. „Es hat dir gefallen.“
„... Am Anfang. Ja...“ gab Colin leise zu. „Danach... Das machen wir nicht nochmal,“ murmelte er. Dass es vielleicht etwas leichtsinnig war, das jetzt zu sagen, während Kei noch wie ein heißer, nasser Baumstamm in ihm steckte, fiel ihm zu spät ein. Kei schmunzelte bloß.
Das klang ganz anders. Du kannst mir erzählen, was du willst.
Als Kei nicht zu reagieren schien, fragte Colin zaghaft: „War ich ein Masochist?“ und schämte sich gleich für die bescheuert klingende Frage.
„Scheinst du immer noch zu sein.“ Kei grinste ein bisschen.
„... Du kannst mich mal,“ sagte Colin matt. Ihm fiel nichts besseres ein.
„Immer gerne,“ entgegnete Kei leise.
Nur weil er immer noch in dieser Hormonsuppe schwamm, traute Colin sich, folgendes laut auszusprechen: „Wann habe ich gesagt, dass ich gut finde, was du machst? 'Oh yeah baby fick mich, härter, tiefer, schneller' - Habe ich das irgendwann gesagt, huh?“ sagte er heiser. Herausfordernd. Des Nachdrucks wegen schlug er Kei nochmal auf den Oberarm.
„Nicht wörtlich.“ Kei grinste. Hast du, nur nicht heute.
„Also habe ichs nicht gesagt!“
Kei lachte ein bisschen. „Und wenn du wieder laufen kannst, kommst du an und sagst 'Mach das nochmal'.“
Colin rutschte herum und schob Kei halb von sich herunter - sodass er aus ihm herausrutschte - um ihn zu ohrfeigen. Kei fing seine Hand grinsend ab. „Zu langsam.“
Colin holte Luft und funkelte Kei wütend an. „Raus,“ sagte er heiser.
„Bist du sauer? Ich wollte nicht, dass du sauer wirst.“
„Bin ich-“ Er starrte Kei ungläubig an und vergaß darüber, seine Hand zurückzuziehen. „Das hat scheißewehgetan und du machst bloß Witze! Ich dachte du hättest kapiert, was ich von dir will und dann machst du – SOWAS! Ist ja kein Wunder, dass ich wahnsinnig geworden bin!“
„'Tschuldigung.“ Hey! das war nicht meine Schuld!
„'Entschuldigung'?! Ernsthaft?“ Er schubste Kei. „Ich war so kurz davor -“ Er zeigte 'ein bisschen' mit Daumen und Zeigefinger und sah Kei dann wieder böse an, nur um sich auf die Zunge zu beißen, damit er den Satz nicht beenden musste. Er schien vergessen zu haben dass 'sozial' oder 'Menschen verstehen' nicht zu Keis Qualitäten gehörten.
Mir eine zu scheuern? Mich gern zu haben? Mich aus dem Fenster zu schmeißen? Kei musterte den Kleineren.
Mich in dich zu verlieben.
Kei musterte Colin weiterhin. Einfach mal den Mund halten zu können würde ihn aus einer Menge Mist heraushalten. Colin sah ihn nicht direkt an und guckte dafür schamvoll irgendwo unter seinem Gesicht herum. Nackter Kei war aber nicht sehr hilfreich beim Nicht-verlegen-werden, und so kaute er sich nur weiter auf der Zunge herum und hoffte, dass seine sehr warmen Wangen nicht so rot waren wie sie sich anfühlten. Er steckte sich eine Locke hinters Ohr.
„... Ich werde nicht sagen 'Mach das nochmal',“ murmelte er. „'Mach das anders' vielleicht.“
Kei rollte sich auf die Seite. Er lächelte leicht und nahm die Hand mit der Colin ihn gerade noch hatte schlagen wollen. Colin ließ ihn, aber konnte ihn nicht direkt ansehen. Kei schloss die Augen und behielt Colins Hand in seiner. Colin drehte sich auf die Seite, auf Kei zu, und musterte ihn stumm.
Der lächelte und schien fast zu schlafen.
Nach einer Weile machte auch Colin die Augen zu und driftete weg.

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