DIENSTAG
Am nächsten Morgen wurde Colin wieder von Hiroki abgesetzt. Es war
kälter als gestern und regnete wieder.
Kei hatte die Kapuze ins Gesicht gezogen und kam gerade über den
Schulhof gelaufen.
Colin nahm sich etwas mehr Zeit und beeilte sich nicht so sehr wie
die meisten anderen schirmlosen Schüler, ins Gebäude zu kommen, und
brauchte auch ziemlich lang dabei, seine Schuhe zu wechseln und
langsam zum Klassenraum zu gehen. Er sah weniger gut gelaunt aus als
gestern, nur genauso nachdenklich und entrückt, dafür so kühl wie
am ersten Tag oder so niedergeschlagen wie vor ein paar Tagen. Er
achtete auf nichts um ihn herum.
Kei machte, dass er ins Gebäude kam und zog sich dort die nasse
Jacke aus unter der er nur ein Tanktop trug. Die Jacke hielt er am
Kragen fest und hängte sie, kaum in der Klasse angekommen, über
seinen Stuhl. Als er Colin auf dem Gang sah, nahm er zwar dessen
offensichtlich miese Laune wahr, machte sich aber nichts daraus und
setzte sich auf die Fensterbank.
Colins gedrückte Stimmung hielt mehr oder weniger bis zum Wochenende
an. Er starrte in die Luft und sprach wenig, obwohl er die Pausen
weiter mit Shingo und den anderen verbrachte.
SAMSTAG
Am Samstagnachmittag schließlich fuhr er mit derselben ernsten
Stimmung mit seinem Geigenkasten durch die halbe Stadt zu einem
größeren Park als dem in seiner Nachbarschaft. Es war sehr bedeckt
und es war starker Regen angesagt worden, weswegen nun nicht viele
Menschen hier unterwegs waren. Der Himmel war grau und es war etwas
windig und kalt, aber bis jetzt hatte es noch nicht geregnet.
Colin ging gemächlich durch den fast menschenleeren Park, bis er
einen Pavillion inmitten eines Teiches fand. Er überquerte die
hölzerne Hängebrücke, während der Wind stärker wurde und es zu
nieseln begann.
Unter dem Dach packte er langsam seine Violine aus. Er hielt
zwischendurch inne, um die grauen Wolkenberge anzusehen und
begutachtete sie weiter, während er in aller Ruhe die Geige stimmte
und dann zu spielen begann.
Kei vertrieb sich die Woche mit Gitarre spielen und Freizeit in
Nachtclubs zu verschwenden, wo er ein paar langeweilebedingte
Trinkeskapaden feierte, die ihn nicht wirklich betrunken machten.
Menschen abzuschleppen war aber viel einfacher, wenn die dachten, er
wäre besoffen – schließlich war er erst siebzehn Jahre alt und
viele Menschen wohl der Meinung, man müsse Minderjährige erst
abfüllen, bevor man versucht, sie abzuschleppen. Dass sie den
Versuch bei Kei nicht überleben würden, konnten sie ja nicht
wissen.
Der Vampir spielte sehr viel auf seiner Gitarre, wenn er zuhause war.
Am Samstagmittag ging er nach draußen um sich mit ein paar Freunden
zu treffen. In irgendeinem Park am anderen Ende der Stadt.
Es wurde schnell zwielichtig und die dichten grauen Wolken schoben
sich brummend ineinander, ohne sich ganz auszuschütten.
Colin beobachtete das von seinem kleinen überdachten Aussichtspunkt
auf dem Teich aus mit melancholischer Genugtuung und fand, dass
dieses Wetter sein Gemüt angemessen widerspiegelte. Möglicherweise.
So genau wollte er darüber gar nicht nachdenken, und er versuchte,
sich ganz aufs Spielen zu konzentrieren. Er improvisierte etwas und
ließ seine Geige in schrägen Melodien langgezogen kreischen und
weinen.
Den Kasten hatte er zugeklappt auf der Holzbank liegen, die auf der
Innenseite des Geländers die Holzplattform säumte und seinen Schal
hatte er um eine der Säulen geknotet, damit er nicht wegfliegen
konnte.
Kei, inzwischen an dem Treffpunkt angekommen und nicht mehr allein,
ging mit seinen Leuten ein Weilchen durch den Park, an dem sich auch
ein Skateplatz befand und ließ sich auf eben jenem nieder.
Irgendwann hörte einer aus der kleinen Gruppe ein schräges
Kreischgeräusch und entschloss sich nachsehen zu gehen.
Der Vampir hatte es schon längst gehört, aber nichts gesagt, stumm
zugehört. Mehr nicht.
Da Colin auf dem Weg hierhin niemandem begegnet war, nahm er an, der
Park sei so gut wie verlassen und fühlte sich völlig unbeobachtet.
Er spielte, als wollte er sein Instrument zersägen, und
zwischendurch streute er bekannte Melodien aus klassischen Stücken
ein, durch die er hetzte als habe er nur fünf Minuten Zeit um durch
eine ganze Symphonie zu jagen. Er spielte auf mehreren Saiten
gleichzeitig, damit es dreckiger und wütender klang und war beinahe
so laut wie in einem Amphitheater.
Zwischendurch trat er einmal heftig gegen die Säule in der Mitte des
Pavillions.
Kei und die anderen - sein Kollege war inzwischen zurückgekehrt -
hörten dem noch nicht erratenen eine ganze Weile zu. Das klingt
mir nach Colin... dachte er und befand, dass es ziemlich gut zu
der Stimmung passte, die der Schotte in den letzten Tagen gezeigt
hatte. Durchgehend. Er hatte keine Ahnung, was mit ihm los sein
mochte, es ging ihn auch nichts an. In der Schule waren mehrere Ideen
zu den Ursprüngen seiner Laune in Umlauf - eindeutig von den ganzen
Weibern, die den Kleinen irgendwie toll zu finden schienen.
Er wurde allmählich langsamer und die Noten sauberer, dann leiser,
bis er sich hinsetzte und aufhörte. Er legte sich auf den Boden und
die Geige und den Bogen neben sich.
Kei fand es fast schon schade, dass das Spiel aufgehört hatte,
mochte er es doch sehr gern anhören. Er lief mit den anderen auf dem
Skateplatz herum. Sprang von Rampe zu Rampe und lauschte
gelegentlich, ob die Musik nicht doch wieder anfangen würde.
Das tat sie nach ein paar Minuten.
Diesmal
spielte Colin erst zart und traurig aber laut, und wurde allmählich
wieder schnell und hart. Das brach dann aber abrupt ab, als eine
Saite mit einem blechernen Zupfen auseinanderriss.
Colin fluchte leise und wischte sich über die Stelle auf seinem
linken Wangenknochen, wo der Draht einen kleinen Kratzer hinterlassen
hatte.
Wieder der Musik lauschend und irgendwo hoch oben an einem Flutlicht
sitzend schaute Kei sich um und fand schließlich, wo die Musik in
etwa herkommen musste. Hingehen tat er nicht. Nur zuhören.
Zwischendurch mischte er sich in das am Boden zuhörende Gespräch
seiner Freunde ein, die rätselten, wie Kei da oben hoch gekommen
war. Immerhin war die Stange ziemlich nass.
Als die Musik endete sprang Kei wieder nach unten.
Colin wischte sich mit dem Ärmel über die Augen - vorsorglich - und
drehte sich zur Bank um, wo sein Geigenkasten lag. Den öffnete er.
Er legte die Geige und den Bogen steif hinein und starrte in den
Deckel. Aus der kleinen Tasche im Futter fummelte er einen vergilbten
Zettel, den er erstmal mit einer Mischung aus Hass und Enttäuschung
anstarrte.
Während Kei sich den neugierigen Fragen seiner Begleiter stellen
musste, wo er bitte gelernt hatte, aus vier Metern Höhe unversehrt
auf dem Boden zu landen, war er gedanklich woanders.
Warum er mit seinen Gedanken zu Colin abschweifte, konnte er sich
nicht erklären. Jemand anderes konnte auch nicht für die Musik
verantwortlich sein. Schließlich hatte der Schotte wohl ein Faible
für Regenwetter.
"Jungs,
ich bin kurz weg. Ich komme gleich wieder, ich will wissen, wer da
gerade Geige gespielt hat." Er schlenderte durch den Park in die
Richtung, aus der die Musik gekommen war.
Sehr bald fand er Colin in beinahe völliger Dunkelheit.
An dem Dach, unter dem Colin stand, hing eine hübsche Laterne, die
warmes gelbes Licht auf den Holzpavillon warf. Das war ein starker
Kontrast zu den Flutlichtern auf dem Skatepark.
Er beobachete den Kleineren eine kurze Weile aus der Dunkelheit
heraus.
Colin wandte sich dem Licht der Laterne mehr zu und faltete das
vergilbte Papier auf. Als er es gerade mit nur einer Hand festhielt
um seine Haare zurückzustreichen, die ihm über das Gesicht geweht
wurden, wurde es ebenfalls vom Wind erfasst und flatterte über seine
Schulter auf das Wasser.
Er drehte sich abrupt um und suchte hastig danach, sich die Haare für
bessere Sicht aus dem Gesicht haltend, sah das Papier einige Meter
entfernt auf dem Wasser landen und kletterte sofort über das
Geländer. Er sprang ohne Zögern ins Wasser, das ihm bis zu den
Oberschenkeln reichte, und watete eilig darauf zu.
Kei beobachtete ihn eine Weile und beäugte den unmöglichen Versuch
an das Blatt zu kommen. Als er sah, wie der Kleinere ins Wasser
sprang verkniff er sich das Lachen um den anderen nicht auf sich
aufmerksam zu machen. Er wüsste gern, was auf dem Blatt stand, dass
es ihm so wichtig war, es vor dem kompletten Durchweichen zu
bewahren.
Kei spielte mit seiner Münze herum und sah ein bisschen
gedankenversunken in Richtung Colin.
Endlich erreichte Colin das nasse Blatt, nahm es schnell aber
vorsichtig hoch und starrte es prüfend an, bevor er zurückwatete,
langsam. Dabei hielt er den Zettel mit einem Arm an seine Brust wie
ein Buch oder ein Kuscheltier oder sowas.
Als er wieder am Pavillion ankam, steckte er es sich zum Festhalten
in den Mund und kletterte erst auf die hölzerne Plattform und dann
wieder über das Geländer. Darauf blieb er sitzen, nachdem er die
Füße auf der Sitzfläche auf der Innenseite abgestellt hatte und
nahm das Blatt wieder in die Hand um es weiter zu betrachten. Er
wischte sich wieder mit dem Ärmel über die Augen.
Kei beobachtete ihn wie er dasaß und machte sich irgendwann wieder
auf den Rückweg zu seinen Freunden. Denen berichtete er, dass er
wisse, wer der Geiger war und dass es vor allem wirklich eine Geige
gewesen war, woran die anderen noch gezweifelt hatten. Mehr behielt
er allerdings für sich und schlug vor, irgendwo etwas zu essen zu
besorgen und dann wieder zurückzukommen.
Kei und die anderen waren ein Weilchen unterwegs, ehe sie wieder in
den Park kamen und sich unweit des Pavillions niederließen um die
mitgebrachte Mahlzeit zu verzehren. Keis Blick wanderte ab und zu in
Richtung des äußerst ansehnlichen Gebäudes.
Colin war noch da, aber zwischen den Stäben des Holzgeländers
hindurch nur als Bündel zu erkennen, das mit dem Rücken zum
Geländer auf der Bank lag. Ein Stück weiter weg lag der
Geigenkasten auf der Sitzfläche.
Kei, an ein paar Hähnchennuggets knabbernd, beobachtete den
Schotten, während er sich nicht allzu laut mit seinen Freunden
unterhielt.
Mit einer Hand suchte er nach seiner Zigarettenschachtel. Obwohl er
aß, hatte er Hunger. Er mochte den Geschmack von menschlichem Essen,
auch wenn es ihm eigentlich nichts brachte.
"Was findest du an dem Typen da?" drang von links an sein
Ohr.
Darufhin
drehte er sich leicht um und antwortete: "Er ist einfach
interessant," als ob er von einem Buch spräche.
"Wer ist
das?" fragte Kyo, den er von seinen Touren durch die
Vergnügungsviertel kannte.
"'n
Schulkollege von mir." Kei kümmerte sich nicht groß darum, was
die anderen sich nun dachten. Höchstwahrscheinlich sogar das
richtige, daran wollte er aber jetzt nicht denken.
Nach einer Weile regte sich das Bündel und setzte sich auf.
Colin wischte sich über das weiße Gesicht, als habe er geschlafen
und holte sein Instrument wieder heraus. Er fummelte etwas daran
herum und entfernte den gerissenen Draht so gut es ging, bevor er
sich die Geige im Sitzen auf die Schulter klemmte und den Bogen neu
spannte.
Er probierte die drei übrigen Saiten aus.
Da er der Stelle, an der die Jungs saßen, nicht direkt zugewandt
war, nahm er sie nicht wahr und wähnte sich immer noch allein. Also
spielte er auf drei Saiten, wieder improvisiert aber nicht so hart
und verwegen wie zuvor.
Kei musste schmunzeln. Das hatte er nicht erwartet. Es klang anders,
aber nicht so schlecht.
Kyo hingegegen verurteilte es als Verkehrsunfall und widmete sich
weiter dem Essen, das Kei gegen eine Kippe eingetauscht hatte, als
das Spiel begann.
Es war langsam und erinnerte vielleicht an die Begleitung zu uralten
Gespensterfilmen oder die musikalische Untermalung einer
Dokumentation über das alte Europa. Es klang in seiner Langsamkeit
jedenfalls geisterhaft und antik, und Colin schaffte es nach einer
Weile tatsächlich, auf die eine kaputte Saite zu verzichten. Er
stand irgendwann auf aber bemerkte die Jungen am Ufer weiterhin
nicht, weil sie erstens im Dunkeln saßen und er zweitens die Augen
geschlossen hatte.
Kei hörte der Musik zu und unterhielt sich nebenbei mit seinen
beiden Begleitern, die nicht ganz nachvollziehen konnten, was er an
der Musik oder dem jungen Musiker selbst fand.
Der Vampir ging nicht darauf ein. Stattdessen spielte er mit der
blutverkrusteten Münze herum, die ihm um den Hals hing.
Colin produzierte weiter seine akustische Melancholie, während er
mit halb geschlossenen Augen langsam auf der kleinen Plattform
umherging.
Kei driftete ein wenig weg, als er Colin zuhörte.
"Verlieb dich nicht," stichelte Kyo, der den in Gedanken
versunkenen Vampir betrachete, wie der den Geiger betrachtete, der
den anderen beiden Jungen vollkommen unbekannt war.
Kei betrachtete den Kleineren aus der Ferne und der tiefen Dunkelheit
in der er saß. Die Melodie klang traurig, melancholisch. Irgendwie
schien sie die Stimmung des Schotten in den letzen Tagen
widerzuspiegeln.
Kyo und Yuu, so der Name des zweiten Kollegen, planten, einfach zu
dem Unbekannten zu gehen und ihm zu sagen, dass Kei damit beschäftigt
war, ihn die ganze Zeit anzustarren. Jedoch ließen sie es bleiben,
da sie Keis manchmal unkontrollierten Aggressionen kannten.
Plötzlich kletterte Colin auf die Bank und ging auf ihr rundherum
entlang, während er ein widerlich heiteres Kinderlied spielte.
Als Colin auf die Bank kletterte, fiel Kei auf, dass dessen Wangen
feucht waren und Tränen an ihnen herunterliefen. Er sah ihm einfach
nur beim Spielen zu und lauschte. Das Kinderlied, dass er von sich
gab, klang angesichts der Situation einfach nur falsch und irgendwie
eklig. Kei sah ihn aus strahlend blauen Augen an. Irgendwas in ihm
wollte sich in die Richtung begeben aus der die Musik kam, etwas
anderes hielt ihn an seinem Platz.
Als Colin einmal die Runde gemacht hatte, hörte er auf - einerseits,
weil das Lied zuende war, andererseits, weil die Bank zuende war, und
wie der Zufall es wollte, blickte er genau in die Richtung, in der
die drei saßen. Ausdruckslos.
Die Laterne schien ihm fast direkt ins Gesicht. Kei blickte ihm
direkt in die Augen, ohne von ihm gesehen zu werden. Das Licht schien
ihn zu blenden.
Er stieg von der Bank und legte die Geige hin, zog seine Jacke aus
und legte sie dazu, und zog sich dann noch das Sweatshirt über den
Kopf. Als Colin sich seiner Kleidung entledigte, wunderte Kei sich,
warum, immerhin schien es nicht gerade besonders warm zu sein und die
Hose des Jungen war nass. Dem musste doch kalt sein.
Colin war kalt. Er war leichenblass und zitterte ein bisschen.
Aber pellte sich noch die klebende Jeans von den Beinen, nachdem er
sich die Turnschuhe ähnlich mühsam aber eilig abgezogen hatte, und
ließ nur seine Boxershorts an. Er stopfte seine Kleider mit der
Geige unter die Bank, für den Fall dass der aufgeregte Wind von
vorhin wieder aufkommen sollte, und kletterte dort wo er stand auf
das Geländer.
Kei beobachtete ihn wie gebannt. Er betrachtete und musterte ihn
ausgiebig, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Er malträtierte
sein Piercing, während er dasaß und seine Gedanken drohten in nicht
mehr so ganz passende Gefilde abzudriften.
Etwas zögerlich kletterte der Junge auf der Wasserseite herunter und
stand erstmal vor dem Geländer und sah auf die jetzt fast stille
Wasseroberfläche. Er ließ das Geländer los und breitete die Arme
aus. Er holte tief und langsam Luft und ließ sich langsam wie ein
Brett nach vorn ins Wasser fallen.
Etwas verwirrt beobachete der Vampir das sich ihm bietende
Schauspiel. Was sollte das? Hatte ihm nicht gereicht, dass er eine
halbe Woche lang in der Schule gefehlt hatte?
Kei verstand das nicht und sah einfach nur zu.
Nachdem er gelandet war und sich das Wasser wieder beruhigt hatte,
trieb Colin in der gleichen Pose auf dem Rücken. Er sah nach oben.
Und dann hielt er es für eine brilliante Idee, "HAPPY BIRTHDAY,
MOTHERFUCKER!" nach oben zu brüllen.
"OOOMEEEDEETOO," sang er.
Kei sah ihm einfach nur stumm zu. Er erschrak beinahe als er den
Kleineren rufen hörte. Was zum?! war alles, was er sich dazu
denken konnte. Zumal sein Kopf eher damit beschäftigt war, sich den
Jungen anzusehen und zu betrachten, wie das Wasser dessen Körper
umspielte.
Colin schien weiter zu singen oder Selbstgespräche zu führen, aber
zu leise, selbst für Kei, um Worte ausmachen zu können und stand
dabei auf. Er stand fast bis zum Schritt im Wasser und wusch sich
langsam das Gesicht, zitternd.
Die dunkle Hose klebte fest und seine Haare lockten sich in Strähnen.
Kei war mit nichts anderem beschäftigt als Colin zu betrachten und
nicht jugendfreie Dinge zu denken, für die er sich auch hätte
ohrfeigen können, da der Kleinere nicht wirklich danach aussah...
Seinem Verstand war das aber gekonnt egal. Seinen offensichtlich in
zu großer Menge vorhandenen Hormonen noch egaler.
Kyo und Yuu schauten zu ihrem Kollegen und stellten fest, dass der
total abwesend war.
Sie flüsterten leise.
Kei selbst konnte ein undefinierbares Flüstern von Colin vernehmen,
dem er keinen Inhalt entlocken konnte.
Nachdem er sich gerade mit dem Teichwasser über das Gesicht gewischt
hatte, zog sich sein Gesicht wie vor Schmerz zusammen und er beugte
sich mit einem Schluchzen wieder vor. Er schlug ein paarmal mit der
Faust auf das Wasser ein.
Noch immer betrachtete Kei das Schauspiel im Wasser. Die beiden
anderen folgtem dem Blick des Vampirs und fingen an zu grinsen. Sie
sahen nicht so viel, nur, dass eine kleine Gestalt, die wohl nicht
allzuviel anhatte, im Wasser stand.
Kei zündete sich eine Zigarette an und zog abwesend daran.
Irgendetwas in ihm wollte herausfinden, was mit Colin los war, ein
anderer - größerer - Teil allerdings, war mit Ausmalereien
beschäftigt. Yuu war kurz davor, Kei mit einem Schlag auf den Rücken
wieder in die reale Welt zurückzuholen.
Colin schluchzte und wischte sich wieder über das Gesicht, und
machte sich dann auf den Rückweg zum Pavillion. Er zog sich am
Geländer hoch und kletterte darüber, nicht besonders geschmeidig
allerdings, da er offenbar fror.
Triefend und weiß stand er halb im Schein der Laterne, als er sich
zitternd wieder anzog. Nachdem er auch seine Geige wieder verstaut
hatte, setzte er sich unter der Laterne auf die Bank und blickte auf
etwas in seiner Hand.
Kurz darauf bekam Kei eine SMS.
'Du bist gut.
Auch mit der Gitarre.'
Wenige Sekunden später noch eine.
'Willst du mich immer noch flachlegen?'
Colin legte das Telefon zwischen seinen Beinen ab, als er im
Schneidersitz auf der Bank saß und blickte mit gegen die Kälte
verschränkten Armen über den schwarzen Teich auf den nun
nächtlichen Park.
Kei sah immer noch gebannt in die Richtung, in der Colin das
vermutlich eiskalte Wasser verlassen hatte, als etwas in seiner
Hosentasche einen leisen Ton von sich gab. Sein Handy. Der Kleine saß
anscheinend in Gedanken auf einer Bank und hatte sein Zeug verstaut.
Immer noch den Blick an ihn geheftet, nahm Kei das Gerät zur Hand
und blickte aus dem Augenwinkel drauf.
Ein undefinierbares Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als
er die erste SMS las und gleichzeitig den Absender eben jener
beobachtete. Gerade, als er daran dachte, ihm zu antworten, klingelte
das Handy ein zweites Mal.
Er setzte zu einer Antwort an, dachte kurz nach.
'Dreh dich um.' schrieb er und war mit dem Abschicken der Nachricht
direkt hinter Colin auf dem Geländer gelandet, geräuschlos saß er
da und wartete.
Colin nahm das brummende Telefon, las die Nachricht, sah dabei länger
auf das Display als nötig, bevor er es sinken ließ. Er hatte seine
Kapuze gegen die Kälte über seine nassen, lockigen Haare gezogen.
Er zog die Schultern etwas hoch, als er sagte:
"Irgendwie bin ich nicht überrascht." Er flüsterte
eigentlich bloß. Dann drehte er seinen Oberkörper um über die
Schulter zu sehen.
Seine Augen waren gerötet, aber sein Gesicht und Hals waren
leuchtend weiß.
"Du hast merkwürdige Augen," merkte er an, mit einem Ton
in der Stimme, der abschätzig wirken sollte aber eigentlich nur
nervös klang.
Kei sah Colin direkt in die Augen. Er wirkte als ob er auf
irgendetwas wartete. "Warum so nervös?" war seine einzige
Reaktion auf Colins Feststellung. Die Worte waren leise, aber
deutlich mit einem beinahe freundlich anmutenden Unterton. Wenn man
denn darauf erpicht war, Freundlichkeit in seine Stimme zu
interpretieren. Kei musterte den Kleineren, wie er so weiß und
durchgefroren vor ihm saß. Stellte aber immer wieder den direkten
Blickkontakt her.
Colin stand langsam auf, wandte sich Kei dabei zu und steckte die
Hände in die Bauchtasche seines Sweatshirts. Er stand knapp
außerhalb Keis direkter Reichweite. Sein Sweatshirt und die ohnehin
nicht besonders weiten Jeans klebten ihm ein bisschen am Körper. Er
trug weder Schuhe noch Socken.
"Es wäre eher seltsam, nicht nervös zu sein," sagte er
leise. Er war offensichtlich sehr verlegen aber schaffte es, Kei hin
und wieder direkt anzusehen. Wie kann so ein Arschloch so... gut
aussehen? dachte Colin grimmig bei sich, während er sich mit
einem leichten Stirnrunzeln auf der Zunge herumkaute.
Kei sah ihn an. "Findest du? Ich dachte wir kennen uns
mittlerweile," er klang beinahe beleidigt, wie er dasaß und
Colin halbwegs vorwurfsvoll aus den tiefblauen Augen ansah. Die Hände
hatte der Vampir in die Taschen seiner engen, schwarzen Jeans
geschoben, von wo er die Zigarettenschachtel hervorzog, sich eine
Kippe anzündete und das Sturmfeuerzeug dann in seine Jackentasche
gleiten ließ.
"Eben," sagte Colin leise. "Weil ich dich nun etwas
kenne..."
Er konnte nicht anders, als Kei vorsichtig anzustarren. Er machte
einen Schritt auf ihn zu, in seinen Augen sammelte sich etwas Wasser
und er drehte sich schnell um, um sich mit dem Ärmel
darüberzuwischen, ehe er sich wieder Kei zuwandte. Dabei rutschte
die Kapuze etwas herunter.
"Warum hast du mich eigentlich nicht umgebracht?"
Keis Antwort war ein Grinsen, gefolgt von dem Satz: "Wäre
schade drum."
Er musterte den Kleinen, sah dessen Tränen, auch wenn er sich Mühe
zu geben versuchte, diese zu verbergen. Eher noch fand er es
unsinning sich dafür wegzudrehen, wenn es doch sowieso schon
offensichtlich war. Er musste das nicht verstehen. Versuchte es nicht
einmal. Lieber beschäftigte er sich damit, Colins Anblick zu
genießen. Der hatte was. Innerlich amüsierte Kei sich etwas über
Colins vorsichtige Blicke, und erwiderte sie. Colin fistete wieder
seine Bauchtasche und sah Kei direkt an.
"Warum?"
"Willst du unbedingt sterben?" fragte Kei ihn und besah
sich sein Gesicht, das von nassen dunkelblonden Haaren umspielt
wurde. Colins Augen weiteten sich ein wenig, ehe sein Blick wieder
trauriger wurde und er die Schultern zuckte. Er sprach leise weiter,
beinahe flüsternd.
"Nein. Die Alternative ist aber auch nicht besonders schön."
Er setzte sich unterhalb von Kei neben ihn auf die Bank. "Die
Menschen fallen überall tot um als wärs ne Mode. Wie gut kann das
Leben sein?" Er schob die Kapuze zurück und strich sich die
Haare aus dem Gesicht. Er sammelte sie zu einem Zopf und drückte ihn
aus. Das Wasser tropfte auf sein Sweatshirt und seine Hose. "Und
wie kann man leben, wenn man der einzige ist?"
"Es gibt Milliarden Menschen auf der Welt, allein ist man nie,"
meinte Kei dazu und sah Colin an. Dass es auch viele Vampire gab,
musste der Kleine nicht wissen. Es wäre vielleicht nicht so gut,
wenn das überhaupt jemand wüsste. Dass Colin von Kei wusste, war
eigentlich schon gefährlich genug. Auch wenn das kleine Geheimnis
bei ihm sicher schien. Nun, Kei hatte kein Interesse an einem
tiefgründigen Gespräch, er wollte etwas bestimmtes wissen.
"Was meintest du mit der Frage, ob ich dich noch immer vögeln
wollte?" In Gedanken fügte er Glaubst du ich änder meine
Meinung? an.
Colin sah aus dem Augenwinkel zu Kei hoch. Beschämt senkte er den
Blick und stand auf. "Nichts," brummte er. Er würde sich
nicht die Blöße geben, nicht vor dem da und bestimmt nicht in
diesem Zustand. Er ging dahin, wo seine Socken und Turnschuhe unter
der Bank verstaut waren und hockte sich davor hin, um sie sich
anzuziehen. Sein Telefon hatte er allerdings auf der Bank
liegenlassen. Mittlerweile war die Anzeige der SMS ausgegangen.
Ein leichtes Grinsen begann Keis Lippen zu zieren. Nichts...
Jaja... dachte er bei sich. Er beobachtete Colin beim Anziehen.
Als der mit einem Schuh zugange war stand er auf und hockte sich
hinter ihn.
"Das glaub ich dir aber nicht," hauchte er Colin ins Ohr
und legte die Arme um seinen Oberkörper. Colin hielt inne und atmete
schaudernd aus. Sein Herz schlug ziemlich schnell. Er meinte fast, es
hören zu können.
"Hm," sagte er. Wieder sollte es gleichgültig klingen, kam
aber nur als kleines Geräusch der ultimativen, aufgeregten
Schüchternheit heraus.
Kei grinste, hob den Kleineren hoch, nur um ihn umzudrehen und
rücklings gegen das Geländer zu drücken. Mit einem durchdringenden
Blick sah er ihm tief in die Augen und machte sich daran, das nicht
wirklich trockene Sweatshirt von Colins Körper zu pellen.
Colin starrte zurück und hob bereitwillig die Arme. Der Pullover war
weit und darum nicht schwer zu entfernen. Darunter war seine weiße
Haut noch sehr klamm. Er sah unsicher aus.
"Du bist sehr schnell hier gewesen," sagte er. Ablenkung,
dachte er. Ablenkung.
Kei legte Colins Shirt beiseite, er legte es auf die Bank. "Ich
war nicht weit weg," entgegnete er wahrheitsgemäß. Die
durchaus interessante Mischung aus Unsicherheit und dem mehr als
deutlichen Einverständnis mit dem, was Kei vorhatte, machte den
Kleineren für den Vampir nur noch faszinierender.
Grinsend begann er damit, sich an Colins Hals zu schaffen zu machen
und ziemlich schnell blau-lilawerdende Spuren daran zu hinterlassen.
Ohne darüber nachzudenken, öffnete Colin die Knie, um Kei Platz zu
machen. Er schaffte es, über sein tiefes Atmen hinaus keine
peinlichen Geräusche von sich zu geben, indem er konzentriert auf
seiner Unterlippe kaute, während der Vampir auf seinem Hals
herumbiss und saugte.
Es erschien ihm richtig und nur gerecht, Kei auch halb auszuziehen,
also schob er Kei seine Jacke über die Schultern und versuchte sie
ihm auszuziehen.
Kei grinste leicht. Ließ sich tatsächlich von Colin der Jacke
entledigen, die ihn auf kurz oder lang ohnehin nur gestört hätte
und wanderte an Colin halbwegs vorsichtig aber etwas schmerzhaft
beißend ein Stück nach unten um sich dessen Brustwarzen zuzuwenden.
Mit einer Hand begann er, Colins Hose zu öffnen, ließ sich dabei
mehr Zeit als nötig - er hatte immerhin genug davon.
Colin konnte nun ein, zwei kleine Seufzer nicht mehr unterdrücken
und hob unwillkürlich die Hüften ein wenig, als er Keis Hand an
seiner Hose dort spürte, wo sie sich gerade deutlich zu wölben
begann. Er hatte eine Hand in den Haaren an Keis Hinterkopf und zog
mit der anderen dessen T-Shirt hoch.
"Stalker," murmelte Colin.
Nachdem Kei an Colins Körpermitte mehr Platz geschaffen hatte,
sorgte er dafür, dass die sich dort befindliche Wölbung ein wenig
größer wurde, während er Colins Hand an seinem Shirt einfach mal
ignorierte. Er antwortete nicht auf Colins Kommentar, immerhin war er
anderweitig beschäftigt.
Colin schaffte es nicht, Kei das T-Shirt auszuziehen, also schob er
nur die Hand vorn darunter und erkundete seinen Oberkörper. Das ließ
ihn nun erröten. Colin wurde merklich wärmer. Er schaffte es auch
nicht mehr, seine peinlichen Laute herunterzuschlucken oder
stillzuhalten. Er stieß unwillkürlich gegen Keis Hand und
versuchte, ihn dichter zu sich heranzuziehen.
Die Bewegung von Keis Hand wurde schneller und er verringerte den
Abstand zwischen sich und Colin ein wenig. Mit den Händen zog er die
Hosen des Kleineren ein Stück nach unten. Immer noch leicht grinsend
wendete er sich der anderen Brustwarze Colins zu, wobei er ziemlich
sicher einen blauen Fleck hinterlassen würde.
Jeder festere und etwas schmerzhafte Biss erzeugte noch ein neues
verhasstes, stöhnendes Seufzen und ließ Colin noch eifriger Keis
Handbewegungen begegnen. Indem er nicht einfach stillsaß, machte er
es Kei automatisch leichter, ihm die Hosen herunterzuziehen. Kei
machte noch eine Weile weiter und genoss Colins Geräusche, bevor er
noch ein gutes Stück weiter nach unten wanderte, nun vor Colin
kniete. Er ließ die Zungenspitze über Colins bestes Stück wandern.
Absichtlich langsam.
Colin starrte ihn erst etwas ungläubig mit leicht geöffnetem Mund
an, und legte dann mit geschlossenen Augen und einem zitternden
Seufzen den Kopf zurück auf das Geländer.
"Oh fu- ... get on with it..." flüsterte er zu sich
selbst.
Kei setzte sein Tun fort, nicht gerade eilig, ehe er anfing an Colins
Penispitze zu knabbern - etwas vorsichtig. Nebenbei versuchte er
vorerst zu ignorieren, dass ihm seine eigene Hose gerade etwas zu eng
wurde. Colin hob mit einem frustrierten Stöhnen die Arme und hielt
sich die Hände vors Gesicht.
"Mach hin... Komm schon." Kei grinste, wurde etwas
schneller - nur um kurz darauf die Geschwindigkeit auf quälend
langsam zu reduzieren. Dieses Spielchen trieb er eine ganze Weile.
Schließlich war das sein Spiel. Auch wenn Colin es bereitwillig
mitspielte. Dieser packte Kei nun beim T-Shirt an den Schultern und
machte noch ein frustriertes Geräusch, als der wieder langsamer
wurde. Er packte Kei beim Hinterkopf und versuchte, ihn auf sich
herunterzudrücken. Unsicherheit war nun keine mehr in seinem
Gesicht, nur aggressive Lust. Er war offenbar sehr, sehr, sehr kurz
davor.
Kei ließ bald darauf von ihm ab. Nicht aber um unverrichteter Dinge
zu verschwinden. Er erhob sich, woran Colins Griff ihn nicht im
Geringsten hinderte, während er an seiner eigenen Hose herumnestelte
um diese zu öffnen. Mit einer schnellen Bewegung hatte er Colin
herumgedreht, sodass der nun mit dem Rücken zu ihm vor der Bank
stand und biss ihm in den Hals um von seinem eigentlichen Vorhaben
ein wenig abzulenken. Dieses begann er damit, vorsichtig zwei Finger
der rechten Hand in Colins Körper zu versenken, seine Reaktion genau
beobachtend.
Fasziniert sah Colin Kei erst dabei zu, wie er seine eigene Hose
öffnete und war zu überrascht um sich zu wehren oder sonstwie zu
reagieren, als Kei ihn mit Leichtigkeit herumdrehte, als wiege er
nichts. Er brachte es gerade noch fertig, sich auf die Bank und das
Geländer zu stützen, bevor Kei ihn zu befingern begann.
"Was sol-" begann er, als ihm plötzlich selbst klar wurde,
was das sollte und er sich schrecklich blöd vorkam, dass er nicht
daran gedacht hatte. Auf einmal kam ihm das alles hier wie eine
richtig schlechte Idee vor.
"Warte-" Colin biss sich auf die Lippe - Das fühlt sich
komisch an/ PEINLICH/ Warum macht er das/ OH MEIN GOTT - schossen
durch seinen Kopf, aber er legte nur die Stirn auf den Holzbalken des
Geländers hinter der Bank und kniff die Augen zusammen. Er atmete so
wenig wie möglich und schluckte jeden peinlichen Laut hinunter.
Warten kam dem Vampir nicht in den Sinn. Stattdessen führte er fort,
was er begonnen hatte und tauschte nicht allzu bald seine Finger
gegen seine Erregung aus. Er war vorsichtig, schließlich wollte er
Colin nicht unnötig wehtun. Langsam begann er mit nicht ganz so
vorsichtigen Stoßbewegungen. Hielt den Kleineren dabei eng an sich
gedrückt.
"Ah fu- no, warte, nicht-" Colin zog an Keis Armen um sie
loszuwerden, und wankte als seine Knie weich wurden - diese Position
war so - er konnte sich nicht aufrecht halten. Die Luft anhalten ging
nicht mehr, und es tat weh. Er wollte weiter protestieren aber
schaffte es nur, zwischen zusammengebissenen Zähnen unterdrückt zu
stöhnen, als Kei sich zu bewegen begann. "Hng - lass los..."
Kei dachte gar nicht daran, zu tun, was Colin von ihm wollte.
Jedenfalls nicht das, was dieser verbal forderte. Er bewegte sich ein
wenig schneller und lauschte dabei den Geräuschen, die der Kleinere
von sich gab. Hielt ihn weiterhin fest, stützte ihn so ein wenig und
hinderte ihn daran, zu Boden zu sinken oder sich anderweitig
großartig zu bewegen. Die Atmung des Vampirs ging mit den Bewegungen
einher.
Als Keis Arme nicht nachgaben sondern ihn an jeder eigenen Bewegung
hinderten, griff Colin nach dem Geländer und versuchte, sich daran
nach vorn zu ziehen. Das Gefühl wurde nicht angenehmer, er wurde nur
heißer und wunder. Er stöhnte nun mehr aus Bedrängnis als allem
anderen, und der Gedanke, dass es der wahnsinnige Vampir war, der ihn
da so eiskalt von hinten nahm, half nur wenig. Derselbe Gedanke, und
dass der wahnsinnige Vampir ihn so festhielt und scheinbar trotz
seines Schmerzes kaum an sich halten konnte - oder das bildete Colin
sich ein - hatte aber auch noch einen ganz anderen Effekt.
Colin stützte ein Knie auf die Bank vor sich und versuchte immer
noch, sich weiter vorzubeugen. "Lass los, verdammt nochmal!"
Kei dachte gar nicht daran dem Wunsch des Kleineren nachzukommen. Er
würde nur seinem eigenen nachkommen. Was er auch tat. Er setzte sein
Tun fort, ließ Colin tatsächlich minimal mehr Bewegungsfreiheit,
als er bis zu diesem Moment gehabt hatte, aber nur, weil das auch ihm
mehr Bewegungsfreiheit verschaffte.
Colin stützte sich vorn mit den Armen ab und schnappte nach Luft.
Das war nicht das, was er sich vorgestellt hatte. Es tat weh
und weh und war erniedrigend, aber seinem Körper schien das
mehr zu gefallen, als er je zugeben würde. Dass seine Knie auf der
Holzbank durch die harten Bewegungen aufgeschürft wurden und dass
Kei ihn wie etwas anderes als einen Menschen behandelte, machte ihm
nicht nichts aus, es fühlte sich gut an. Aber Kei durfte das
nicht merken. Ums Verrecken nicht. Also schluckte Colin weiter sein
Stöhnen hinunter, soweit es ging, und biss sich dann in den
Unterarm, wenn er es nicht zurückhalten konnte und es wie Schluchzen
unkontrollierbar herausdrang.
Er vergaß fast, aber nur fast, sich selbst einen runterzuholen.
Colin konnte so tun, als gefiele ihm nicht, was Kei mit ihm
anstellte, so viel er wollte. Es funktionierte nicht - und selbst
wenn... es würde nichts ändern.
Kei beendete sein Attentat auf Colins Körper, nachdem er diesen noch
eine Weile penetriert hatte, mit einigen harten Stößen, die
rücksichtsloser nicht hätten sein können. Als er kam, stöhnte er
beinahe direkt in Colins Ohr, bevor er schließlich von ihm abließ
und sich keuchend an das Geländer zu seiner Rechten lehnte.
Colin hielt zitternd und schwer atmend still, als Kei fertig war, und
wartete mit geschlossenen Augen auf seinem Arm kurz ab. Er selbst war
längst gekommen, oder vermutete es, immerhin war seine Hand seit
einer kleinen Weile glitschig, aber eigentlich war das egal. Der
Wahnsinnige war so nah und es war so warm...
Er atmete schaudernd ein und hob den Kopf, um Kei benebelt anzusehen.
Kei hatte sich schnell wieder gefasst und gesäubert, während er
Colins Blick erwiderte, weniger benebelt - aber auch eindeutig ein
bisschen mehr hormondurchflutet.
Er richtete seine Hose und beförderte das Taschentuch aus seiner
Hand in den Teich, ehe er seine Jacke aufhob und wieder anzog.
"Danke für den schönen Abend, Colin," raunte er ihm ins
Ohr, noch immer ziemlich dicht hinter ihm stehend.
Colin schauderte wieder. Er setzte sich vorsichtig auf, weiter auf
der Bank kniend, so zögerlich wie jemand, der in zu heißes
Badewasser steigen wollte. Er zog die Schultern etwas zusammen und
sah Kei direkt an.
"Danke für das aufmerksame Geschenk," gab er flüsternd
zurück. Nicht ganz gewollt.
"Gern geschehen," erwiderte Kei und schloss seine Jacke. Er
schenkte dem Kleineren den Hauch eines Lächelns und machte Anstalten
sich umzudrehen um zu gehen. "Bye bye," sagte er als er
sich auf den Weg machte.
Colin begann wieder zu frieren, während er Kei nachsah. Er suchte
seine Kleider zusammen und wurde sich währenddessen vage bewusst,
dass er weinte. Irgendwann muss ich doch leer sein.
Er zog sich an, suchte seinen Krempel zusammen und verließ
gemächlich den Pavillon und den Park.
No comments:
Post a Comment