Auch bei Beginn der nächsten Stunde klebten Colin und Shingo
aneinander. Shingo saß vor Colin auf dessen Schreibtisch und las
etwas auf einem Blatt, das Colin ihm vors Gesicht hielt, während er
seine Ellenbogen dafür auf Shingos Knien abstützte.
"Du kannst das eigentlich auch selber halten, weißt du?"
merkte Colin an. Shingo schmunzelte nur beim Weiterlesen und sagte
"Nö." Seine Hände schienen zu beschäftigt damit zu sein,
sich hinter ihm auf Colins Tisch abzustützen.
Kei hatte sich 'krank' gemeldet und erschien nicht zum Unterricht.
Auf dem Weg ins Krankenhaus schreib er Colin eine Nachricht, welche
ein Selbstporträt und einen kleinen Text beinhaltete.
'Hey, ich hab was zu tun, komme heute nicht mehr in den Unterricht.
Fang bloß nicht an, dir Sorgen zu machen, ehm... ich erklärs dir
nachher.'
Saki hatte Kei wiederholt den Kopf gewaschen und ihn zusammgefaltet,
nachdem Colin an ihnen vorbeigegangen war.
Jetzt tauchte er in Colins Klasse auf.
"Colin? Komm mal kurz raus, ich will mit dir reden."
Als Kei nicht zurückkam, war Colin zwar nicht sonderlich überrascht,
aber doch ziemlich genervt. Heimlich sah er auf sein Telefon,
eigentlich ohne große Hoffnung, irgendwas darauf zu sehen, und hatte
tatsächlich eine Nachricht von Ihm. Da stand plötzlich Saki an der
Tür und fragte nach ihm.
Colin war zu verwundert, um ein komisches Gesicht zu machen oder
etwas gewitztes zu sagen, und ging einfach zu Saki in den Flur.
Er versuchte, die Verlegenheit aus seinem Gesicht zu zwingen und Saki
direkt anzusehen. Zur Sicherheit zupfte er seinen Rollkragen etwas
hoch, damit auch ja alles verdeckt war, und konnte wieder mal nicht
anders, als sich seine Haare wiederholt hinter die Ohren zu stecken.
Saki lehnte an der Wand und sah Colin an.
"Es geht um Kei. Er ist ein Idiot," begann der Sänger und
lächelte milde. "Ich hab zwar keine Ahnung, wo der schon wieder
steckt, aber ich wollte dich nur bitten, ihm sein Verhalten nicht
übel zu nehmen. Ich glaube, er weiß einfach nicht, wie er damit
umgehen soll, dass er dich mag," erklärte er und wartete auf
Colins Reaktion.
Kei selbst war mittlerweile an seinem Ziel angekommen und hatte sich
zu dem Krankenzimmer des ominösen Nachbarn durchgefragt, in das er
einfach hineinmarschierte - mit der Begründung, der Mann sei ein
entfernter Verwandter nach dem er kurz sehen wolle. In dem Raum
schnitt er die Schläuche, die ihn am Leben erhielten, einfach durch,
nachdem er den EKG-Monitor ausgeschaltet hatte, damit der keinen
Alarm schlug. Danach war er eiligst verschwunden, ohne Spuren zu
hinterlassen.
Überrascht sah Colin, der beschämt immer wieder zu Boden geblickt
hatte auf, und Saki direkt an. Er mochte ihn, woher konnte der das
wissen?
Er räusperte sich, damit seine Stimme auch ja nicht peinlich hoch
klang. Tat sie wahrscheinlich trotzdem. "Er weiß wohl auch
nicht, wie man mit Leuten umgehen soll, die man... mag. Woher willst
du das überhaupt wissen?" fragte er stirnrunzelnd mit
hochgezogenen Schultern und den Händen in den Hosentaschen. "Redet
er mit dir über sowas?"
Er hoffte, dass er nicht aggressiv wirkte. Saki schien auf seiner
Seite zu sein.
Saki lachte. "Hast du ihn mal beobachtet? Das sieht ein Blinder.
Mich schlägt er wenigstens nicht zusammen, wenn ich versuche ihm den
Kopf geradezurücken. Und ja, ich hab mit ihm gesprochen und, du
wirst es kaum glauben, keine blöde Antwort bekommen." Saki
lächelte. "Kei ist weitgehend ohne Bezugspersonen aufgewachsen.
Vielleicht hat er deshalb keine Ahnung wie man sich gegenüber
anderen benimmt. Und er benimmt sich erst so merkwürdig seit er dich
kennt."
Saki machte eine Pause. "Und er kann's nicht haben, wenn du mit
Shingo zusammenklebst, hast du seinen Blick vorhin bemerkt als ihr an
uns vorbeigekommen seid?" Er lachte wieder. Der Sänger hatte
nie so einen beziehungsgestörten Typen wie Kei kennengelernt.
Colin ließ die Schultern fallen. "... Na das kann mir wohl kaum
aufgefallen sein... ich kenne ihn nur so," sagte er leise. Er
sah auf den Boden. "Danke." Saki kam ihm wie der Ritter in
strahlender Rüstung vor. Er musste Kei echt gern haben. "Ich
werde nachsichtiger sein," versprach Colin, während die
Schulglocke wieder zum Unterrichtsbeginn läutete.
Kei schrieb dem Kleineren wieder eine Nachricht. 'Das Problem, das du
mit diesem Perversen hattest, ist erledigt'
Als Colin sich drinnen hinsetzte, gab auch sein Telefon einen Ton von
sich. Keis Nachricht jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken.
Blass saß er einige Minuten herum, bevor er vor den verdutzten Augen
des Lehrers und seiner Mitschüler hinausstürzte, aus dem Gebäude
rannte und Kei anrief.
Kei ließ sein Handy lange klingeln ehe er dranging.
Er bleib stumm und wartete ab, was Colin ihm zu sagen hatte. Er
befürchtete einen Anschiss.
Colin war nicht wütend. Er hatte Angst. Dass er nervös war, konnte
man auch viel zu deutlich hören.
"Was ist passiert, was hast du getan?!"
Kei war ruhig und sprach ebenso gelassen. "Nur das, was getan
werden musste. Der perverse Kerl, du weißt schon, den dessen Haus
ich verwüstet habe. Ehm... Du wirst ihm wohl nicht mehr begegnen."
Colin blieb stehen und fragte leise: "Warum nicht?"
"Er ist erstickt," erklärte Kei ruhig.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Colin ruhig weiterfragte. "Warum?"
Er wollte, dass Kei es sagte, damit er es nicht auf seine
Fantasie schieben konnte, wenn er glaubte, dass er ihn umgebracht
hatte.
"Mir ist das Messer ausgerutscht." Es klang, als sagte er
'Mir ist der Kaffeebecher runtergefallen.'
Äh? "Er ist an deinem Messer erstickt?" Colin
fühlte sich so blöd wie diese Frage klang.
"Nein. Also ja, indirekt. Ich hab die Schläuche gekappt."
Kei ging gerade durch die Straßen. Relativ ziellos, da er nicht
wollte, dass Passanten sein Telefonat mithörten.
Colin war so verwirrt.
"Schläuche? Was für Schläuche?"
"Kyo hatte ihn doch verdroschen... nun er war ernster verletzt
als zu sehen, innerlich. Sie haben ihn wohl ins Koma versetzt und er
wurde von Schläuchen am Leben gehalten. Jetzt helfen die ihm nicht
mehr."
Angesichts dieses Wortschwalls war Kei beinahe über sich selbst
erstaunt.
Colin war wieder sekundenlang still.
"Warum jetzt?"
"Warun er tot ist?" Kei verstand gerade nicht, worauf Colin
genau hinauswollte.
"Nein, warum - ich meine ja, warum hast dus jetzt
gemacht?"
"Er wäre nicht mehr ohne Weiteres an seinen Verletzungen
gestorben," erklärte Kei möglichst kurz und - seiner Meinung
nach - auch sehr sinnig und nachvollziehbar.
"Du meinst, er wäre fast aufgewacht? Oder so..."
"Ehm, nein, noch nicht, aber er war außer akuter Lebensgefahr."
"Aber warum? Du hast doch gesagt - ich meine, er hätte doch
nichts gesagt? Ich meine - ... Es tut mir nicht Leid, dass er tot
ist. Aber - Ist das nicht -" Noch gefährlicher? Richtig
dumm? Ziemlich voreilig? Alles davon?
"Ich erzähl dir das allein, okay? Ich bin mitten in der Stadt."
Kei wollte nicht, dass jeder mitbekam, dass er entscheiden musste,
wer sterben musste. Mal ganz abgesehen davon, dass er gerade einen
Mord gestanden hatte, noch mehr davon mussten die Passanten, auch
wenn er nur an ihnen vorbeiging, nicht hören.
Kei war überraschend kommunikativ. Quasi umgänglich. So umgänglich,
dass Colin bereitwillig zustimmte.
"Okay. Wo kann ich dich treffen?"
Die letzten paar Stunden liefen gerade und der Schulschluss war nicht
mehr weit entfernt.
"Ich hol dich nachher ab..." Wenn du nichts dagegen
hast... Kei hatte nicht vor noch zur Schule zu gehen, er hatte
jetzt eh besseres zu tun.
Colin nickte langsam. Dann fiel ihm ein, dass Kei das nicht sehen
konnte, und entgegnete leise: "In Ordnung..." Weiter fiel
ihm nichts ein.
Kei ging, nachdem er Colin verabschiedet hatte, in eine Bar. Man
kannte ihn dort. Ohne Probleme bekam er einen Whiskey serviert als er
sich setzte. Irgendein schleimiger Kerl kam bei ihm an, setzte sich
neben ihn. Der Vampir musterte ihn eine Weile. "Was willst du
alter Sack?" erkundigte er sich.
Colin trottete in die Schule und in den Unterricht zurück, wo er
sich entschuldigte, er habe sich plötzlich übergeben müssen. Er
war eigentlich ein miserabler Lügner, doch da offensichtlich etwas
nicht stimmte, und ihn offenbar niemand draußen gesehen hatte,
schickte ihn Herr Tawada zum Krankenzimmer. Colin nahm seine Sachen
und taperte zur Krankenschwester, der er nur sagte, dass ihm übel
sei. Sie zeigte auf die Pritsche und fragte ihn über seine
Mahlzeiten des Tages aus. Er erfand einen tagealten Hühnersalat, um
seiner ausgedachten Magenverstimmung Glaubwürdigkeit zu verleihen.
Was für Umstände...
Es ging ihm gut, aber er musste sein überstürztes Verlassen des
Unterrichts irgendwie plausibel rechtfertigen. Vorzugsweise mit etwas
anderem als "Ich musste dringend herausfinden, ob der Mann, der
mich zum Sex nötigen wollte, von Keisuke umgebracht wurde."
Also lag er noch eine halbe Ewigkeit lang im Krankenzimmer herum und
versuchte, schwach und krank auszusehen.
Nachdem Kei dem Kerl erst schöne Augen gemacht und ihn dann, man
kann sagen abserviert hatte, setzte er sich wieder an die Bar und
übertünchte den Blutgeruch mit Alkohol.
Als die Schulglocke ertönte, zuckte Colin ein bisschen zusammen. Er
war tatsächlich eingedöst. Als er sich aufsetzte und die Beine von
der Pritsche schwang, fühlte er sich wirklich etwas merkwürdig.
Sie könnte mich ja mal auf Blutarmut untersuchen, ha.
Er rutschte langsam von der Pritsche und stand auf.
"Wie fühlst du dich?"
"Schwindlig," sagte er, wahrheitsgemäß. Er zog sich das
Jackett wieder an und hängte sich seine Tasche um. "Zuhause
schlafe ich bestimmt sofort wieder ein," fügte er zum Spaß
hinzu.
"Pass auf dem Heimweg gut auf, ja?"
"Ja. Danke."
Colin verbeugte sich und ging seine Schuhe wechseln. Die Mitschüler
waren zum Glück zum größten Teil schon weg. Draußen am Tor lehnte
er sich ans Gitter, um auf Kei zu warten.
Kei kam mit seinem illegalen Motorrad zur Schule, das sogar ein
gefälschtes amtliches Kennzeichen besaß, weil das weniger auffiel
als gar keins zu haben. Er hielt am Schultor und nahm den
verspiegelten Helm ab.
"Taxi gefällig?"
Colins Gesicht hellte sich auf. Nicht mit Absicht. Er trat näher und
zeigte auf das Motorrad.
"... schön... das," steuerte er eloquent bei. Keisuke.
Fuhr Motorrad. Keisuke. Holte ihn auf einem Motorrad ab. Colin war
daran gewöhnt, denken zu können. Diese Fähigkeit entglitt ihm in
letzter Zeit immer wieder.
Er nickte also nur doof und hängte sich seine Tasche so um, dass sie
nicht herunterrutschen konnte. Kei setzte den Helm wieder auf und
rutschte noch ein Stückchen nach vorn, damit Colin hinter ihm Platz
nehmen konnte. Vor sich hatte er eine Tasche liegen, aus der er einen
zweiten Helm zog.
"Hier. Ich wollte gern noch einen Führerschein machen, ich
kanns mir also nicht leisten, erwischt zu werden." Er lächelte
leicht unter dem schwarz-silbernen Helm. Colin zögerte kurz, als er
erfuhr, dass Kei offiziell gar nicht fahren konnte. Er setzte den
Helm auf und stieg hinter Keisuke auf. Er fand die Stangen für seine
Füße ohne Probleme, aber stellte dabei fest, dass es auch
Haltegriffe für die Hände gab. Wenn er die benutzte, wäre das
sicherer für seine Würde als Kei von hinten zu umarmen, dachte er,
er würde nicht so verlegen und err- äh... er würde nicht so
verlegen werden. Allerdings könnte Kei das auch als abweisende
Beleidigung auffassen. Außerdem wollte er lieber Kei - aber wenn er
sich an ihm festhielte, wüsste Kei sofort - denn es gab ja diese
Griffe... Colin dachte etwas zu lange nach.
Kei fing an zu grinsen und stieß das Motorrad einmal mit den Füßen
nach vorne, um Colin zu bedeuten, dass er losfahren wollte.
"Festhalten!" kommentierte er das und blickte in Richtung
Straße.
"Äh, ja!" Colin legte nun doch die Arme um Kei und atmete
tief durch.
Kei nahm den Fuß vom Boden und befand die Wärme von hinten als
angenehm. Schließlich fuhr er los. Die eingeschlagene Richtung
führte die beiden über Umwege in das Viertel, in dem Kei wohnte.
Als Colin die Gegend wiedererkannte, fragte er sich, wozu der Umweg
dienen sollte und schmunzelte ein wenig. Zwischendurch ließ er sein
Handgelenk los und legte seine Hände flach auf Keis Bauch und Brust.
Vor der Garage hielt Kei an und nahm seinem Helm ab. "Da wären
wir."
Colin nahm seinen geliehenen Helm ab und reichte ihn nach vorn. Er
pustete einige Haarsträhnen von seiner Nase weg. Kei hängte seinen
Helm an den Lenker und steckte den anderen wieder in die Tasche.
Langsam stieg er von seinem Motorrad ab und öffnete das Garagentor.
"Musstest du schon mal unschöne Entscheidungen fällen?"
Colin rutschte vom Sitz und hätte sofort Ja gesagt, wenn er nicht
gewusst hätte, worauf Kei hinauswollte. Er sah ihn ernst an und
antwortete nicht.
"Man bringt eigentlich keine Mafiosi um, aber Freunde auch
nicht. Es war meine Entscheidung. Einer von beiden musste sterben."
Er sprach ruhig. Gelassen.
Colin wurde kalt. Mafiosi umbringen?
"Der war ein Yakuza?" fragte er leise.
"Ja, aber er hat sich mit dem Falschen angelegt." Kei
verschwieg, dass er selbst für die gleiche Gruppe aktiv war und der
Mann aufgrund von Keis Verbindung zu Kyo hatte sterben müssen. Der
Kerl hätte die ganze Gruppe auffliegen lassen können, wenn er
wieder aufgewacht wäre und das nur, weil es ihm nicht passte, dass
Kei es nicht leiden konnte, wenn irgendwer außer ihm selbst daran
teilhatte, was an Colins Geburtstag passiert war.
"Die Alternative wäre gewesen, Kyo umzubringen?" Colin
stand noch da, wo er abgestiegen war, sprach leise und sah Kei
relativ bestürzt an.
"Ja. Je nach Laune des Wichsers hättest du auch dran glauben
müssen." Kei sprach ebenso leise. Ich lass mir nicht nehmen,
was mir gehört. Er sah dem Kleineren in die Augen.
"Du gehörst zur Yakuza?" flüsterte Colin fassungslos, und
genauso verloren sah er ihn auch an.
"Ich kenn da ein paar Leute. Und mit den meisten ist nicht so
gut Kirschen essen," umschrieb Kei das ein wenig. Er mochte
Colins Blick nicht besonders, er wusste nie, wie er mit verloren
dreinschauenden Menschen umgehen sollte. Er tat einfach nichts, hielt
den Blickkontakt aber aufrecht.
Dass Keisuke ein freizügig herummordender Vampir war, ein Sadist und
jemand der ihn gern demütigte, hatte Colin irgendwie einfach
hingenommen. Das war etwas privates und besonderes.
Er starrte Kei an.
Die Yakuza kam ihm irgendwie wirklicher vor. Und das mit dem
Kirschenessen war eine Untertreibung. Keisuke war brutal, aber er
vertraute ihm irgendwie, aber organisiertes Verbrechen war noch ein
paar Nummern gefährlicher. Sein Blick wurde mit Stirnrunzeln und
sorgenvollen Fragezeichen in den Augen noch unsicherer. Bestimmt
machte Kei das alles nichts aus. Er war stark und schnell und weit
weg von seiner Familie - wenn er überhaupt eine hatte. Ihm konnte
fast nichts passieren.
Colin dachte schon wieder zu lange nach.
"Du wolltest wissen, was passiert ist. Jetzt weißt du's,"
kam die Erinnerung von Kei Richtung Colin. Trotzdem schaute er nun
etwas freundlicher, da er Colins Blick einfach nicht so ganz
einordnen konnte. Colin musterte Keis Gesicht vorsichtig und nickte
langsam.
"Entschuldigung," flüsterte er erschrocken.
Kei wurde nicht schlau aus dem Kleineren. Wofür...? Er
behielt seinen Gedanken für sich und blickte Colin einfach weiter in
die Augen.
"Du bekommst jetzt noch richtig - richtige, mächtige Probleme,
oder?" Er flüsterte immer noch, und begegnete Keis Blick starr
und ängstlich.
"Ich denke nicht. Kyo wird anständig die Fresse halten, er war
eh unbeteiligt - und ich hab meinen Problemquell beseitigt. Sei
einfach so gut und sag Bescheid, wenn noch ein dubioser Wichser
auftaucht." Er lächelte jetzt sogar ganz leicht.
"Das heißt, sie wissen gar nicht Bescheid?" Keis seltsame
blaue Augen waren so hypnotisierend.
"Naja, Kyo wusste nicht Bescheid. Und die wissen nicht, dass du
etwas weißt, sie denken bisher, ich habe überreagiert, weil der
Penner mich gefilmt hat," erklärte er Colin, dass der so
ziemlich aus dem Schneider war.
Colin entspannte sich etwas. Sie wussten fast nichts. Gut.
"Und wenn sein -" Er überlegte. "Seine Ermordung
offensichtlich wird? Du wirst dermaßen fertiggemacht..." Colin
schüttelte langsam den Kopf. Er flüsterte immer noch fast und sah
Kei weiter fest in die Augen.
"Du solltest wissen, dass ich auf mich aufpassen - äh, mich
wehren kann." Kei wurde beim Sprechen bewusst, dass er eben
nicht aufpassen konnte, aber das auch irgendwie nicht wollte.
Immerhin hatte man ohne ein bisschen Risiko keinen Spaß.
Was für ein Idiot. Colin
wollte ihn küssen. Aber reden kannst du nicht von selbst.
Er wollte ihn wirklich küssen.
Vergaß aber, sich dafür zu bewegen und sah nur zwischen Keis
geisterhaften Augen und seinem Mund hin und her.
"Ich will noch was anderes wissen," brachte er heraus.
Kei konnte sich nicht vorstellen, was Colin noch wissen wollen
könnte, hatte er doch schon fast alles herausgefunden, von dem Kei
nicht wollte, dass er es wusste.
"Ja?" Kei folgte Colins Blick mit seinem.
"Worüber hast du mit Saki geredet?"
Saki... Du bist sowas von tot... "Ich mit ihm oder er mit
mir?"
Colin starrte fassungslos, schloss dann den Mund um sein Schmunzeln
zu verbergen, musste aber fast loslachen und drehte sich dafür mit
einer Hand vor dem Mund zur Seite.
"Ernsthaft?" fragte er ungläubig.
"Geredet kann man das auch nicht nennen, er hat mich
zusammengefaltet, wenn dus genau wissen willst." Er schaute
Colins Gesicht an und unterdrückte ein Schmunzeln. Saki... du
bist doppelt tot... allein dafür, dass du unter Umständen recht
haben könntest...
Colin knuffte ihn.
"Und wofür? Sags doch einfach." Er sah immer noch
fassungslos amüsiert aus, und ein winzigkleines bisschen genervt.
"Du weißt doch, was er mir gesagt hat, oder?"
"Nein, aber ich denke, dass er mit dir geredet hat." Und
ich kann mir denken über was... dieser kleine Penner... Keis
Blick sprach Bände.
Nun starrte Colin ihn fast entrüstet an.
"Ich falte dich auch gleich zusammen, wenn dus mir nicht ins
Gesicht sagst. Es geht mich was an, was du anderen Leuten über mich
erzählst, weißt du?" Er fing an zu gestikulieren. "Du
hättest jetzt einfach sagen können, was du ihm gesagt hast, ganz
ohne Gesichtsverlust, ich habe dich doch direkt danach gefragt -"
Kei dachte eine Weile nach, nur eine kleine.
"Ich habe ihm nichts erzählt, was man gegen dich verwenden
könnte," begann der Vampir, dem seine Pubertätsprobleme
wirklich zu schaffen machten, gerade weil er nicht damit umzugehen
wusste. Er wurde mit allem fertig, außer seinen Hormonen. "Ich
habe nur versucht ihm zu erklären, weshalb ich laut seiner Aussage
'der größte Idiot unter der Sonne' bin. Mehr nicht. Es kann schon
sein, dass dein Name dabei gefallen ist..."
VERDAMMT, KEI... Er schlug sich mental selbst ins Gesicht für
seine indirekte Andeutung und das Unvermögen sein Problem klar zu
formulieren.
Colin musste sich an die Stirn fassen.
"Was man gegen mich verwenden könnte... Was bist du denn fürn
Vollidiot, davon rede ich doch gar nicht!"
Kei verstand nicht, weshalb Colin dann so einen Wind daraus machte,
dass er mit Saki über seine 'Probleme' sprach.
"Warum interessiert es dich dann so brennend, wenn du eh nicht
davon ausgehst, dass ich ihm irgendwelche Geschichten erzähle, die
außer uns beiden wirklich niemanden was angehen?" Du machst
mich fertig...
Colin stöhnte frustriert auf und drehte sich händeringend im Kreis.
"Ach, vergiss es! Ich gehe einfach! Ich gehe einfach nach
Hause!" Er warf die Arme hoch und marschierte in Richtung
Straße.
Irgendwann fängt er an mich zu vermissen, oder wenigstens sein
Schwanz, und dann fällt ihm ein, was ich hören will, so! dachte
er, grimmig entschlossen.
Kei verfluchte seine Unfähigkeit und Colins Sturheit gleichermaßen
in Gedanken und stellte sein Motorrad in die Garage und schlug einige
Sekunden auf die Wand ein.
Er verfluchte diesen Tag auch ein wenig und lief schließlich in die
Richtung in die Colin gegangen war. "Warte mal..."
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