[...]
Kyo, der von Kei eine SMS bekam, dass alles klar war, lauschte an der
Tür. Eigentlich reichte ihm schon, was er da hörte um den Raum zu
stürmen. Mit Messer bewaffnet betrat er den Raum, er wusste schon,
was der Mann vorhatte und Kei hatte unversehrt gesagt.
Der Mann trug
nichts als seine Unterhosen und stand über den blonden Jungen
gebeugt, der auf einem Sessel saß, mit freiem Oberkörper und
erhobenen Händen. Der Mann hielt seine Handgelenke fest. Sie sahen
den Eindringling überrascht an.
Mit einem
gezielten Schlag in die Schläfe befreite er Colin von dem Kerl, dem
er noch einen Schlag zum Abendessen servierte.
"Nimm dein Zeug und warte unten," gab Kyo dem Kleinen zu
verstehen.
Colin war rasch aufgestanden und zurückgewichen, als der Mann ihn
losgelassen hatte und starrte Kyo an.
"Wie bitte was? Wer zur Hölle bist du?" Er machte keine
Anstalten, ihm Folge zu leisten. Er musterte ihn aus einigem Abstand
in misstrauischer Abwehrhaltung.
Dem auf dem Boden Liegenden schenkte er keine Beachtung.
"Ich heiße Kyo und bin ein Freund von Kei. Du kennst ihn. Er
teilt nicht gern. Ich hab ihm nur einen Gefallen getan." Er
verpasste dem Typen auf dem Boden einen Tritt in die Eier und ließ
das Messer über sein Gesicht baumeln. "So. Und nun zu dir. Wenn
du es noch einmal wagst, einen Minderjährigen anzupacken oder auch
nur daran denkst, dann denk lieber an mich." Mit dem Satz
schlitzte er das Gesicht des Mannes der Länge nach auf. Er führte
den Schnitt auf dessen Oberkörper weiter und hörte ihm grinsend
beim Schreien zu.
Colins Unterkiefer klappte gepflegt herunter. Fasziniert sah er dabei
zu, wie Kyo das Arschloch aufschnitt und tastete blind nach seinen
Kleidern und dem Handy des Erpressers. Das fand er in dessen
Jacketttasche auf dem Sessel und steckte es sich in die Fronttasche
seines Sweatshirts, das er in Windeseile wieder übergezogen hatte.
Danach stellte er sich dazu, stellte einen Fuß auf das blutende
Gesicht des Mannes und lehnte sich darauf.
Kyo grinste. "Du kannst mir natürlich auch zur Hand gehen."
Nachdem Kyo den Körper, aus dem einiges Leben gewichen war fertig
zugerichtet hatte, wendete er sich Colin zu. "Lass uns abhauen.
Wenn die uns hier noch finden, wenn die hier reinkommen und das
werden sie, dann haben wir ein Problem." Er wandte sich zur Tür
und wartete, dass Colin ihm folgte.
Colin eilte ihm zur Tür nach und setzte sich dabei die Kapuze auf.
Er wartete nicht auf Kyo, sondern schlüpfte geschmeidig auf den Flur
hinaus und lief zum Treppenhaus.
Kyo wählte den gleichen Weg und schrieb dabei eine SMS an Kei, dass
alles gut gelaufen sei und der Kerl wohl keinen Jungen mehr anfassen
würde.
Kei schreib Colin eine SMS. 'Auftrag erledigt. ;D'
Kyo machte sich draußen auf zu seinem Motorrad. "Willst du
mitfahren?" fragte er Colin, der ebenfalls gerade auf die Straße
herausgetreten war.
Colin ließ sich nicht weiter bitten und antwortete auch nicht,
sondern stieg einfach hinter ihm auf und legte die Arme um Kyo, um
sich festzuhalten. "Fahr schon!"
Kyo gab Vollgas. "Wo soll's hingehen?"
Kei war mittlerweile zuhause und lag Gitarre spielend auf dem Bett.
"Zu Keisuke. Weißt du, wo der jetzt ist?" rief Colin gegen
den Fahrtwind.
"Ja. Weiß ich!" rief Kyo zurück und schlug den Weg zu
Keis Wohnung ein. Kei wohnte in der Nähe einer Bahnstation in einem
der weniger noblen Viertel der Stadt, das für die Dinge, die dort
andauernd passierten, ziemlich berüchtigt war. Keine angenehme
Gegend, wenn man sich nicht behaupten konnte.
Als sie da waren, hielt Kyo am Straßenrand. "Hier wohnt Kei.
Ich lass dich dann alleine. Bis dann."
Colin blieb einfach sitzen. "Nein, warte. Hat Keisuke dir echt
gesagt, dass du den Typen fertigmachen sollst? Das war das
dämlichste, das man hätte tun können. Was glaubst du wie lange es
dauert, bis die Bullen bei mir anklingeln, bis morgen früh, oder
kommen sie noch heute nacht?!"
"Entspann dich. Die kommen nicht zu dir. Gern geschehen
übrigens."
"Spinnst du? Ich bin mit dem Kerl da reingegangen, was glaubst
du also, nach wem sie suchen werden eh?" Er stieg ab, aber nicht
ohne Kyos Helm halbherzig von hinten eine mit der flachen Hand
überzubraten. "Nett dich kennenzulernen," fügte er
trocken genervt hinzu. "Ich bin Colin. Und danke. Vollidiot."
"Alter. Reg dich ab. Die werden ne Kamera für Notfälle haben
und wenn sich rausstellt, dass du's nicht warst, werden sie nach mir
suchen. Ich bin mit Sicherheit auf den Bildern drauf. Schnellmerker."
Kyo startete den Motor. "War mir eine Freude," sagte er
noch, ehe er sich davonmachte.
Kei ahnte von dem Trubel unten nichts und lag weiterhin
gitarrespielend auf dem Bett. Er vernahm das Klingeln beim zweiten
Mal und legte die Gitarre weg. Er ging zur Tür und betätigte den
Öffner. Er öffnete die Wohnungstür und fragte sich, wer so spät
noch vorbeischauen würde. Wenigstens war die Wohnung ordentlich und
vorzeigbar.
Da Colin nicht wusste, in welchem Stockwerk der Wahnsinnige wohnte,
musterte er jede Wohnungstür im Vorbeigehen, bis er zur geöffneten
kam. Er lächelte Kei unwillkürlich an, und zwar so als sei er
freudig überrascht, ihn zu sehen. Er nahm die letzten Stufen doppelt
und eilte zur Tür.
Kei wunderte sich ein wenig als er den späten Besucher sah. "Was
machst n du hier?" fragte er, freundlich, und öffnete die Tür
weiter um den Heraneilenden hineinzulassen. "Machs dir
gemütlich. Das Wohnzimmer ist geradeaus," teilte er ihm mit.
"Ist sonst niemand da?" fragte Colin leise, als er an Kei
vorbeiging und seine Kapuze abnahm. Er roch interessant. Nach Ruß.
"Nein. Ich wohn hier alleine," erklärte Kei und schloss
die Tür. Während er hinter Colin herging, fügte er hinzu: "Die
Wohnung wäre für eine Familie ein bisschen sehr klein." Er
lächelte kaum merklich.
"Allein?" Colin staunte. Das hielt ihn aber nicht davon ab,
sich vor Kei hinzuknien und gut erzogen seine Schuhe auszuziehen.
"Was hast du genau gemacht?" fragte er dabei
hochinteressiert.
"Ich habe sämtliche Gegenstände genommen, die als
Speichermedium verwendbar sein könnten - und das waren viele - und
hab sie mit einem Brenner geschmort. Einzeln," erklärte der
Vampir, wobei er noch "Er hat jetzt ein ruiniertes
Wohnzimmer..." hinzufügte.
Colin sah auf und stand langsam auf.
Er starrte Kei an und küsste ihn.
Kei war etwas verblüfft, damit hatte er nicht gerechnet. Dieser
Zustand hielt aber nur Sekundenbruchteile an, ehe er den Kuss
erwiderte.
Colin hielt den Kuss sanft und keusch und brach ihn bald ab.
"Danke," sagte er, verlegen. Dann fand er den perfekten
Vorwand Kei nicht weiter anzusehen und zog das Fremdhandy aus seiner
Sweatshirttasche. Er legte es auf den Fußboden, nahm einen von Keis
Stiefeln und zertrümmerte es.
"Gern geschehen," sagte Kei und sah Colin dabei zu, wie
dieser das Handy zertrümmerte. "Das war dann deine zweite
Straftat," grinste er.
"Halts Maul," entgegnete Colin, aber ohne viel Missmut in
der Stimme. Als das Innenleben des Telefons zu seiner Zufriedenheit
zerkleinert war, stand er mit dem Stiefel in der Hand wieder auf.
"Ich sollte dich ohrfeigen. Es war verdammt dumm, mir einen
Schläger hinterherzuschicken. Dass dem Arschloch was passiert,
wollte ich gerade vermeiden, und auf diese Weise bin ich verdächtiger
als alles andere. Hast du nicht nachgedacht?" Er stellte den
Stiefel da ab, wo er ihn herhatte und sah sich um. "Hast du eine
Kehrschaufel?"
"Hey, Du hast ihm nichts getan, also musst du dir um dich keine
Sorgen machen," sagte er völlig beiläufig, während er das
gefragte Objekt holen ging und es Colin beim Wiederkommen
überreichte.
"Außerdem hat der's nicht anders verdient," äußerte er
einen Anflug von Rechtfertigung für seine Tat.
Colin fegte die Splitter zusammen. "Ich war aber dabei und werde
befragt werden. Die Polizei ist nicht völlig dämlich." Er
stand wieder auf und hielt Kei die volle Schaufel und den Feger hin.
"Und was sage ich dann? Ach ja, ich bin Freizeitnutte? Jeder
braucht ein Hobby."
"Wie wär's mit der Wahrheit? Du musst denen ja nicht erzählen,
dass du mich darum gebeten hast, sein Zeug zu zerstören. Das war
halt meine Idee. Du wusstest davon nichts und wolltest schlimmeres
verhindern. Der Rest ist auf meinem Mist gewachsen," erklärte
Kei die ziemlich wahre Wahrheit und warf den Müll weg.
Colin ging hinter ihm her und an ihm vorbei ins Wohnzimmer, sich
umschauend.
"Ich soll dich verraten, eh? Warum hast du ihn mir überhaupt
hinterhergeschickt?"
Kei gefiel Colins Fragerei nicht, weil er ihm antworten musste und
genau das eigentlich nicht wollte. "Glaubst du, ich lass ihn
dich einfach so vergewaltigen?" entgegnete er einfach und folgte
Colin ins Wohnzimmer.
Colin blieb plötzlich stehen und drehte sich langsam mit einem 'Are
you shitting me'-Blick zu Kei um. "... sagst du. Ah,
behältst du dir das Recht für dich selbst vor?" fragte er
trocken.
Kei musste grinsen. "Ach so. Du hast dich völlig unfreiwillig
von mir flachlegen lassen und wolltest nicht, was ich mit dir gemacht
hab. Das hatte sich vorgestern ganz anders angehört."
Er ließ sich auf das Sofa fallen und sah Kei direkt an, mit einem
dreckigen kleinen Schmunzeln. "Willst du wissen, wo er mich
überall angefasst hat?"
Kei legte ein Knie auf das Sofa zwischen Colins Knie und beugte sich
über ihn.
"Nein,"
flüsterte er ihm grinsend ins Ohr.
Colin schauderte wohlig und lächelte etwas.
"Also, erst hat er einen Arm um meine Schultern gelegt."
Colin lehnte sich zurück und hob die Arme, sodass die weiten
Sweatshirtärmel an ihnen herunterrutschten. "Dann hat er mich
hier festgehalten..."
Kei ließ das Grinsen nicht bleiben, stattdessen nahm er Colins
Handgelenke und drückte ihn nach hinten an die Wand. "Etwa so?"
Dabei kam er dem Kleineren immer näher.
"Im Gegensatz zu dir hat er gewusst, was er tut," sagte
Colin leise. "Er wäre bestimmt richtig gut gewesen."
"Das hätte dir aber weniger gefallen," flüsterte Kei und
biss dem Kleineren ins Ohr.
Colin atmete kontrolliert aus. Er verspürte den Drang, sich
irgendwie zu bewegen, aber gab ihm nicht nach. "Wer sagt denn,
dass du mir gefallen hast?" knurrte er.
"Das hast du mir selbst verraten," flüsterte er, immer
noch leicht grinsend. Er hielt weiterhin Colins Hände über dessen
Kopf an die Wand gedrückt und begann damit, ein paar weitere blaue
Flecken auf Colins Hals zu verteilen.
Colin kontrollierte seinen schwerer werdenden Atem beinahe bravourös
und schaffte es, fast gleichgültig zu klingen: "In deinen
Träumen vielleicht - Wann soll das gewesen sein?"
"Vorgestern abend im Park. Falls dir das auf die Sprünge hilft,
können wir das gern wiederholen." Er grinste, während er
Colins Handgelenke in eine Hand nahm und ihm mit der anderen ganz
leicht über den Schritt fuhr, während er noch weitere kleine aber
schmerzhafte Spuren hinterließ.
"Ich kann mich nicht erinnern, dir eine Kritik gegeben zu
haben," keuchte Colin leise. "Außerdem bist du ein
bisschen zu eingebildet." Er wand sich nun doch ein bisschen und
zog die Arme herunter. Er machte ein arrogant-gelangweiltes Gesicht.
"Wenn ich mir einen runterhole ist das aufregender." Er
versuchte, aufzustehen.
Kei ließ ihn aufstehen. Nur um ihn zu packen und gegen die
nächstbeste Wand zu drücken. Nicht gerade vorsichtig. Seine Hände
hielt er wieder fest. "Ich beweis dir das Gegenteil,"
raunte er in Colins Ohr, während er sich mit seiner freien Hand
daran machte, den Kleineren auszuziehen.
"Ach ja?" Colin klang etwas aggressiv, aber hob die Arme,
um mitzuhelfen. "Du weißt ja nichtmal, wie ichs mache."
Keis Grinsen wurde wieder breiter. Er entledigte Colin seiner
Oberbekleidung. "Oh, das kannst du ja ändern." Er drückte
den Kleineren etwas fester an die Wand.
Der Druck und die Einschränkung seiner Bewegungsfreiheit brachten
Colin eine wohlige Gänsehaut, aber die ignorierte er. "Soll
ichs dir sagen oder zeigen?" raunte er mit einem süffisanten
Lächeln.
"Sags." Kei grinste immer noch und drückte den Kleineren
weiter an die Wand, während er gleichzeitig mit der freien Hand
damit begann, mit Colins Nippeln zu spielen.
Colin begann mit einem sanften Lächeln und sprach dann kühl und
klinisch weiter. "Zuerst suche ich mir eine angemessene
Wichsvorlage. Dann klemme ich meinen Sack an einer Autobatterie fest
und drehe sie auf. Am schnellsten spritze ich ab, wenn ich mir
vorstelle, dass hunderte von Menschen mir zusehen." Er versetzte
Kei plötzlich einen für seine Verhältnisse harten Schubser.
"Glaubst du wirklich, dass ich dir erzähle, wie ichs mir selber
mache?"
"Schade," kommentierte Kei das, nicht ganz ernstgemeint. Er
hielt ihn weiter fest und machte keinerlei Bewegung in die von Colin
geschubste Richtung, auch wenn ihn dessen Gegenwehr überraschte,
wenn auch etwas amüsierte. Er spielte weiter ein wenig an Colin
herum und machte sich daran ihm die Hose auszuziehen.
Colin ließ ihn - nicht dass er eine Wahl gehabt hätte - und es
störte ihn auch nicht im Geringsten, dass sein Stoß keine Wirkung
gezeigt hatte. Er schob Keis Hemd hoch und befühlte seine Haut
darunter. "Du kannst mir ja nochmal ins Klo nachlaufen."
"Das macht mehr Spaß, wenn du nicht damit rechnest,"
flüsterte Kei ihm ins Ohr und ließ seine Hände tatsächlich los,
um Colin die Hosen auszuziehen, wofür er sich ein wenig hinkniete.
"Seitdem rechne ich immer und überall mit dir." Colin
stieg aus seinen Hosen und zog sich dabei auch mit den Füßen die
Socken ab, und machte ein paar Schritte zur Seite, von Kei weg in den
Raum hinein. Er stand deutlich auf Halbmast aber bewegte sich fast so
ungeniert als wäre er voll bekleidet.
Kei folgte ihm noch immer ein wenig grinsend und betrachtete ihn
vollkommen offensichtlich. Mit einer schnellen Bewegung tauchte er
plötzlich genau hinter dem Jungen auf. "Das ist ja fast schon
schade, dann kann ich dich gar nicht überraschen," sagte er
leise.
Colin erstarrte und musste schlucken. Der Wahnsinnige hatte ihm
entschieden zu viele Vorteile. Es musste für einen Ausgleich gesorgt
werden.
"Zieh
dich aus," forderte er leise, indem er sich zu Kei umdrehte und
einen Schritt rückwärts ging. Kei grinste ihn dreckig an.
"Den
Gefallen werd ich dir nicht tun, das musst du schon selber machen."
Er hatte den Abstand zwischen sich und Colin wieder verringert.
Colin hielt seinem Blick stand. Mit Mühe, aber er schaffte es und
blieb stehen. "Fass mich erst wieder an, wenn du nichts mehr
anhast."
Keis Gesichtsausdruck veränderte sich kein bisschen. "Und wie
willst du das verhindern?" Er kam ihm wieder ziemlich nahe und
sah den Kleineren aus seinen tiefblauen Augen an und wartete
gespannt. Colin erwiderte den Blick, allerdings ernst und sanft
lächelnd.
"Ich
kann es jetzt nicht verhindern," sagte er leise, "Aber du
kannst damit beeinflussen, ob ich dich in Zukunft nochmal ranlasse."
Er schloss den letzten Abstand zwischen ihnen, sodass sie sich vorn
berührten und setzte einen leichten Kuss auf Keis Hals.
"Ach ja? Wie willst du das anstellen?" Kei war auf die
Antwort gespannt, schließlich war er Colin körperlich überlegen
und es war für ihn ein Leichtes, sich einfach zu nehmen, was er
wollte.
Colin sah Kei überheblich-amüsiert von unten an. "Was hast du
fürn Problem, schämst du dich etwa?" Nun wirkte er ein kleines
bisschen verlegen aber strich Kei trotzdem über den Bauch - über
seinem Hemd. "Dazu hast du keinen Grund."
Kei grinste noch immer unbeeindruckt. "Wenn du mich nackt sehen
willst, musst du schon selbst dafür sorgen."
Colin rollte die Augen und ließ von Kei ab. "Musst du jetzt
ernsthaft zum Angeben überredet werden? Ich dachte, das würdest du
von selbst machen." Er wandte sich mit enttäuschtem Blick um
und ging zu seinem Kleiderhaufen zurück.
Kei hatte immer noch ein leichtes Grinsen auf dem Gesicht, als er
Colin mit einer schnellen Bewegung in Richtung von dessen Zeug den
Weg zu eben jenem versperrte.
"Wenn du das Überreden nennst, musst du echt noch daran
arbeiten," flüsterte er in Colins Ohr, während er ihn
gleichzeitig am Handgelenk festhielt und sich mit ihm in unmöglicher
Geschwindigkeit an die entgegengesetzte Wand des Raumes bewegte, wo
er Colin wieder festsetzte.
Colin blieb spontan die Luft weg und er keuchte einmal kurz auf. Mit
vor Überraschung geweiteten Augen grinste er seinerseits. Da waren
Bestätigung, Triumph und Erregung in seinem Blick und er küsste
Keisuke. Dabei sah er ihm einfach weiter in die seltsamen Augen. Kei
erwiderte den Kuss und pinnte einen von Colins Armen wieder über
dessen Kopf an die Wand. Mit seiner freien Hand strich er beinahe
zärtlich über Colins Oberkörper. Dem Blick des Kleineren hielt er
mühelos stand. Colin hielt seinen Atem bewusst flach, wodurch er
schneller Luft holen musste, und benutzte großzügig seine Zähne.
"Hast du deinem Freund gesagt, dass er ihn fertigmachen soll?"
fragte er gegen Keis Mund.
"Mhm. Ja," entgegnete Kei auf Colins Frage, auch wenn er
keine Ahnung hatte, was diese jetzt hier zu suchen hatte.
"Er hats gemacht," informierte Colin ihn, indem er seinen
freien Arm auf Keis Schulter legte und ihn im Nacken festhielt, immer
noch an seine Lippen geheftet. "Das war sehr befriedigend."
Mittlerweile hatte er die Augen geschlossen und seinen Körper so
ziemlich an Keis gedrückt, und zog an seinem gefangenen Arm.
"Nochmals gern geschehen," sagte Kei dazu und ließ Colins
Arm tatsächich los. Er drückte seinen Mitschüler noch ein wenig
fester an die Wand und machte sich nun mit beiden Händen daran,
dessen Körper ein wenig genauer zu erkunden. Er küsste den
Kleineren wieder.
Colin tat es ihm gleich und schob sein T-Shirt hoch um Kei darunter
zu streicheln, kratzen, ertasten, was immer seinen Händen einfiel
und sich gut anfühlte. Und Kei schien sich gut anzufühlen.
Nach kurzer Zeit zog er das Hemd so hoch, dass es unmissverständlich
war, dass er es ihm ausziehen wollte, und brach den Kuss ab. Er
leckte sich die mittlerweile roten Lippen.
"Es war trotzdem dämlich. Und wenn irgendjemand misstrauisches
anklopft, zeige ich mit dem Finger auf... dich oder Kyo?"
"Auf mich. Das war immerhin meine Idee," meinte Kei, für
den das Thema damit so ziemlich beendet war. Er küsste Colin wieder.
Colin wich zurück und wandte das Gesicht ab. Er zog wieder Keis
T-Shirt hoch.
Dieses Mal gab Kei nach. Er hob die Arme und ließ sich von Colin das
Stück Stoff über den Kopf ziehen. Unter dem Klimpern der Ketten und
Anhänger zog er Kei endlich zumindest obenherum aus, ließ das Hemd
achtlos fallen und betrachtete Kei fasziniert unter sanftem Tasten
und testendem, leichtem Kratzen. Er widerstand dem Drang, die Augen
zu schließen und blickte stattdessen nur wohlig benebelt drein.
Kei betrachtete Colin und vor allem dessen Blick. Er lächelte
leicht, ein halbes Grinsen. Dem Kleinen schien offenbar zu gefallen,
was er sah. Colins Blick einfangend sah er ihm ins Gesicht. Dann
betrachtete er den Rest des Jungen.
Er küsste ihn, biss ihm dabei auf die Unterlippe.
Colin schloss die Augen und erwiderte den Kuss mit Lippen, Zunge,
Zähnen und einem tiefen "Hmm," das wie eine Mischung aus
Zufriedenheit und Erregung klang. Dabei machte er sich an Keis Hose
zu schaffen. Dafür, dass er enorm abgelenkt war und nicht gerade
darin geübt war, andere Leute zu entkleiden, stellte er sich gar
nicht so ungeschickt an. Allerdings behinderte er sich dabei selbst,
indem er es nicht lassen konnte, sich gerade dort an Kei zu pressen,
wo er ihn auszuziehen versuchte. Kei ließ Colin an seinen Klamotten
herummachen, stieg danach in kleinen Schritten aus ihnen heraus und
trat sie zur Seite. Nur zu gern war er Colin dabei behilflich, den
Abstand zwischen ihnen zu verringern.
Colin beobachtete sein Gegenüber mit wachsendem Argwohn, je weniger
es anhatte. Oder sagen wir Scham. Trotzdem leckte er sich die leicht
geschwollenen Lippen. Dass er etwas eingeschüchtert war, was man ihm
eigentlich auch ansehen konnte, überspielte er erfolglos damit, dass
er an seinem eigenen Mund herumspielte und auf den Lippen kaute und
sich die Haare mehrmals hinter die Ohren steckte.
Ach ja, und er drückte sich fast unbewusst an die Wand hinter sich,
aber gleichzeitig sah er so aus, als wolle er eigentlich in die
entgegengesetzte Richtung stürzen.
Das Bild, dass sich sein inneres Auge von Kei zusammengesetzt hatte,
stimmte. Kei grinste leicht diabolisch.
"Warum
plötzlich so schüchtern?" fragte er, als wüsste er das nicht.
Das war allerdings mehr als offensichtlich. Der Vampir beschloss,
Colins Schüchternheit zu beenden oder auszunutzen, je nachdem, wie
der reagierte. Er verringerte den Abstand zwischen ihnen wieder und
küsste den Jungen und biss ihm schmerzhaft aber irgendwie zärtlich
auf die Unterlippe.
Colin wehrte sich nicht richtig, zögerte aber, Kei einfach so
gewähren zu lassen und drückte mit dem Unterarm gegen dessen Brust
um ihn etwas zurückzuhalten. Gegen den Biss protestierte er erst mit
einem verärgerten "Eh," bevor er versuchte,
zurückzubeißen. Er wollte sich besser wehren, aber Keis
nackte Tatsachen hielten ihn irgendwie davon ab. Also, er wollte
dies und gleichzeitig das und während er so vor sich hindachte,
hatte er schon ganz ohne Absicht die Arme über Keis Schultern gelegt
und seine Beine hatten sich ganz von selbst so sortiert, dass sie für
Kei Platz machten.
Kei amüsierte sich köstlich über den offensichtlichen Zwiespalt,
in dem Colin sich gerade befand, behielt das aber gekonnt für sich.
Immerhin kam er ihm entgegen. Der Vampir verteilte Bissspuren und
Küsse auf Colins Hals und seinem Schlüsselbein. Er drückte ihn an
die Wand hinter ihm und hob ihn fast automatisch ein bisschen in die
Luft, sodass Colin den Halt am Boden verlor und dem Größeren auf
den Hüften saß.
"Keisuke," sagte Colin leise. Er hakte seine Beine auf Keis
Rücken zusammen. Unwillkürlich rieb er dabei seinen Schritt gegen
Kei. "Du machst es nicht wie im Park, oder?" fragte er
heiser mit benebeltem Blick. Kei grinste.
"Ich hätte dein Gesicht gern gesehen, oder wolltest du mit der
Frage einen Wunsch äußern?" flüsterte er in Colins Ohr - der
Unterton mehr als eindeutig. Ihm war es herzlich egal, in welcher
Position Colin sich befand. Colin schüttelte langsam den Kopf.
"Nein. Doch... nicht wie im Park..." murmelte er an Keis
Schulter.
Er will mein Gesicht sehen! dachte er und behielt eben jenes
sorgfältig in Keis Halsbeuge, solange es vor Verlegenheit brannte.
Kei schmunzelte ganz leicht, er hatte Colin sowieso gerade in einer
recht bequemen Position, also änderte er die auch nicht und kam so
dem Kleineren ein wenig entgegen, wenn auch unbeabsichtigt. Er spürte
Colins Atem an seinem Hals. Warm. Eine angenehme Wärme.
"Wie du willst," flüsterte er seinem Mitschüler ins Ohr,
wandte sein Gesicht dessen Hals zu und biss auf einen der zahlreichen
blauen Flecken, die er zuvor dort hinterlassen hatte, sodass es
anfing leicht zu bluten. Das Blut leckte er einfach ab - grinsend.
Mit einer Hand strich er leicht kratzend an Colins Seite nach unten.
Colin nahm einen schaudernden Atemzug. Er schloss die Beine fester um
Kei.
"Tapadh leat," flüsterte er unter Keis Ohr und zog die
Zungenspitze über die Stelle.
Kei grinste, während seine Hand noch ein Stück weiter nach unten
wanderte und schließlich auf Colins Hintern verblieb. Er lauschte
den ihm völlig fremden Worten, deren Ton ihm verriet, dass sie
nichts schlechtes heißen konnten. Schelmisch grinsend versenkte er
vorsichtig einen Finger in Colins Körper.
„Was bedeutet Tapadh-leat?“ Er verpasste dem Ausdruck einen
extrem japanischen Akzent, doch das kümmerte ihn nicht weiter. Colin
atmete vor Erregung seufzend aus und küsste Keis Hals wieder. Seine
Finger krallten sich in Keis Haaren fest und sein Gesicht brannte.
"Wenn dus hättest verstehen sollen, hätte ich es auf Japanisch
gesagt," flüsterte er.
Der Vampir biss Colin als Antwort etwas härter in den Hals.
Daraufhin floss noch ein wenig Blut, das Kei zum Teil an dessen
Oberkörper herunterrinnen ließ. Er mochte das. Er würde noch
herausfinden, was die Worte bedeuteten, wenn auch nicht jetzt sofort.
Langsam, beinahe quälend langsam, begann er damit seine Hand ein
wenig zu bewegen.
Der Schmerz ließ Colin Keis Haare loslassen und leise aufstöhnen.
Er spürte etwas an sich herunterkitzeln und bemerkte das dünne,
dunkle Rinnsal auf seiner Brust. Er musste wieder seufzen und wand
sich ein bisschen, um Kei zu bedeuten, nicht zu langsam und
vorsichtig zu sein - aber er wollte nichts sagen. Keisuke schien sich
zurückzuhalten, und wenn das Bisschen Blut und Schmerz der Preis
dafür waren, dass Samstag sich nicht wiederholte, dann wollte Colin
den bezahlen.
Er griff wieder in Keis Haare und versuchte, seinen Kopf
zurückzuziehen, um ihn zu küssen.
Kei grinste, legte er doch absichtlich keine Eile an den Tag und das
nicht, weil er Colin schonen wollte. Dennoch kam er dem Wunsch des
Kleineren nach. Er nahm den mittleren Finger hinzu und beschleunigte
seine Bewegungen. Mit der freien Hand spielte er an Colins Nippel
herum, als er den Zug an seinen Haaren wahrnahm. Noch einmal ließ er
seine Zunge über das warme rote Rinnsal streichen ehe er den Kopf
leicht hob und Colin mit etwas benebeltem Blick ansah, den Kuss
erwiderte und den Kleinen ein wenig mehr gegen die Wand drückte.
Dankbar drückte dieser seine Lippen auf Keis, weil nun diese
peinlichen Worte, die ihm durch den Kopf strömten, nicht mehr Gefahr
laufen konnten, aus seinem Mund zu fallen, wenn er auch sein Stöhnen
nicht ganz unterdrücken konnte. Nachdem er Keis Blick gesehen hatte,
war ihm das auch fast egal. Er leckte und biss gierig und hielt ihn
fest beim Hinterkopf fest.
Kei ließ sich festhalten, er mochte das Gefühl von Colins Hand in
seinen Haaren. Sich dem Malträtieren von dessen Unterlippe widmend
setzte er sein Tun fort und ersetzte nach einem Weilchen seine Finger
und begann sogleich damit, mit moderater Geschwindigkeit in Colins
Körper zu stoßen.
Den Kuss unterbrach er dabei nicht.
Diesmal wusste Colin ungefähr, was er zu erwarten hatte, aber das
machte die Erfahrung nicht angenehmer. Wäre Kei jedoch sanfter, wäre
er nicht Kei, also nahm er das wunde, heiße Gefühl und die
Stöße hin wie ein Geschenk und hielt Kei weiter zwischen seinen
Knien fest, so gut er konnte – also nun zitternd und nicht mehr
sehr effektiv. Wenn er nun in den Kuss stöhnte, klang das nicht mehr
nur nach Lust sondern Schmerz und Bedrängnis.
Das klang wie Musik in Keis Ohren, er mochte den Klang von Colins
Stimme, den Schmerz darin, was sein Verlangen nach dem Jungen nur
noch weiter steigerte und dazu führte, dass seine Bewegungen bald
schneller wurden. Er biss ihm nur halbwegs absichtlich die Lippe
blutig.
Colin musste den Kuss abbrechen. Er versuchte es zumindest, indem er
den Kopf an die Wand zurücklehnte und sich über die Lippe leckte.
Und kaute. Er fragte sich vage, ob er gerade schluchzte oder nur
schwer atmete, aber seine Aufmerksamkeit wurde sowieso von Keis
schrecklichen blauen Augen abgelenkt, die er selbst jetzt im
Halbdunkel durch seine vor Schmerz und Erregung halb geschlossenen so
deutlich leuchtend sehen konnte, als wären sie Katzenaugen oder
Nachtlichter oder Scheinwerfer – Er schluckte etwas peinliches
hinunter, das er beinahe gesagt hätte und schluchzte nun wirklich.
Kei ließ ihn, widmete sich Colins Hals, nachdem er dessen Blick für
eine Weile gehalten hatte. Irgendwas in ihm liebte diesen Widerspruch
in Colin von Schmerz und Erregung und wie doch beides
zusammenspielte. Seine Bewegungen wurden erneut etwas schneller, kam
er doch stetig dem Ende näher. Irgendwann hob er den Blick wieder
und betrachtete mit benebeltem Blick und leicht geöffnetem Mund den
anderen, seinen Blick.
An der Wand konnte man ein genervtes Pochen vernehmen, wenn man denn
wollte, aber Kei scherte sich nicht darum. Seinen Nachbarn hatte es
nicht zu kümmern, was er in seiner Wohnung trieb.
Colin atmete schwer und zitternd und hatte nasse Augen, sah Kei aber
fest, wenn auch benommen, an. Der Schmerz war auf seinem Gesicht
offensichtlich, doch er schien es etwas unter Kontrolle zu halten,
während Kei ihn ansah, genau wie seine Mischung aus Stöhnen und
Schluchzen, die er solange hinunterschluckte. Das hielt er aber nicht
besonders lang aus und kniff die Augen zusammen, als er den Kopf
weiter zurückzulegen versuchte, womit er Kei unbeabsichtigt seine
Kehle entgegenreckte. Er grub seine Fingernägel in Keis Nacken und
Hinterkopf und hakte seine Beine auf dessen Rücken zusammen, weil er
sie sonst nicht mehr halten konnte.
Kei grub seinerseits die Fingernägel in Colins Oberkörper, wo er
ihn festhielt. Das letzte Bisschen Verstand, das noch in seinem Wesen
vorhanden gewesen war, war nun völlig verschwunden und er biss
beinahe zärtlich in Colins Hals, dessen Venen ihm unter der Haut
einladend entgegenlachten. Das Blut lief mehr über sein Gesicht als
in seinen Mund, aber das störte ihn nicht. Mit einer Hand machte er
sich daran, Colin im Rhythmus seiner Stöße einen runterzuholen.
Die nun lauter werdenden Klopfgeräusche hinter der Wand ignorierte
er weiterhin. Sein Atem ging schnell und alles, was er hören wollte,
war das, was der Jüngere von sich gab.
Colin schnappte nach Luft und stöhnte "Keisuke" mit rauher
Stimme. Er ließ Kei los und versuchte in seine Hand zu stoßen, was
seine Position ihm schwer machte, aber es dauerte nur ein paar
Sekunden, bis er mit einem kehligen Stöhnen kam und Kei mit den
Knien verzweifelt an sich drückte. Eines der Worte war nun doch
herausgefallen, aber so betrunken, wie er sich vorkam, als Kei von
ihm trank, konnte er sich das auch eingebildet haben.
Kei war tatsächlich mal sein Grinsen vergangen. Er war völlig
benebelt und beendete sein Werk keine fünfzehn Sekunden nach dem
anderen mit einem Laut, der halb Stöhnen halb irgendwas
Undefinierbares war. Jedoch ließ er nicht von Colin ab, er
verharrte, wo er war und sah den Kleineren aus berauschten blauen
Augen an, betrachtete ihn. Gleichzeitig gab er sich und Colin etwas
Halt, indem er sich mit seinem Gewicht gegen die Wand lehnte.
Colin hielt Kei nur noch mit den Beinen zitternd fest und hatte die
Unterarme nur auf dessen Schultern liegen. Er hatte den Kopf fest
gegen die Wand gedrückt und zur Seite gelegt. Nun, als Kei so
stillhielt, wandte er ihm sein weißes Gesicht langsam zu, das schwer
atmete und öffnete die Augen um Kei anzusehen. Das dunkle Blut lief
ihm weiter großzügig den Hals und die Brust hinunter, die sich
schnell hob und senkte. Etwas Wasser lief auch aus seinen Augen, aber
sein Gesicht war nicht mehr so verzweifelt und schmerzverzerrt wie
noch vor einer Minute.
Kei sah Colin in die Augen, einen Hauch von Lächeln auf den
blutverschmierten Lippen, kaum zu erkennen. Weiterhin blieb er in der
Position und leckte ein bisschen Blut von Colins Brust, das bald das
fleißige Fließen aufhörte, wenn auch nicht ganz. Mit einer Hand
wischte er ein paar Tränen von Colins Wange und leckte sie von
seinen Fingern.
Stumm sah Colin ihm zu. Als er ihm über die Wange strich und seine
Finger ableckte, schloss Colin beschämt den Mund und wischte sich
selbst übers Gesicht, um festzustellen, dass es wirklich nass war.
Er wischte die Tränen hastig weg und sah Kei dann wieder mit seiner
typischen Entschlossenheit an, wenn auch etwas abgemildert. Es
drohten noch ein paar Gedanken über seine Lippen zu quellen, also
leckte er nur darüber. Keis Augen waren wirklich schön und
unheimlich.
Irgendwann ließ Kei von dem Kleineren ab. Sah ihm aber weiterhin in
die Augen. Beinahe freundlich. Immer noch hielt er ihn, weil er nicht
wusste, wie stabil er stand. Er betrachtete Colins Augen, er mochte
sie, blau war nicht häufig in Japan. Auch wenn seine Augen selbst
blau waren, aber das zählte nicht. Er küsste ihn.
Colin war wirklich nicht sehr standfest, doch er fand sich sicher
zwischen Kei und der Wand hinter sich eingeklemmt. Er erwiderte Keis
ernsten Blick, während sein Atem und sein Gesicht sich entspannten,
und erwiderte auch den Kuss, sanft und langsam, mit offenen Augen.
Keis Gesichtsausdruck ließ den Hauch einens Lächelns vermuten.
"Willst du duschen gehen?" erkundigte er sich. "Ich
pass auch auf, dass du nicht umkippst." Da war es wieder, das
zweideutige Grinsen.
Colin senkte den Blick, um ein zaghaftes Schmunzeln zu unterdrücken.
Er legte eine Hand auf Keis Wange und drückte etwas, als gebe er ihm
eine langsame Ohrfeige.
"Dein ewiges Grinsen ist echt unangemessen," murmelte er.
Seine Hände fuhren an Kei herunter und er ließ sie zur Seite
fallen, als er nickte, während er immer noch nach unten sah.
"Duschen."
Er wollte nicht duschen. Er wollte die Sauerei auf seinem Bauch und
in sich behalten und weiter von Kei festgehalten werden. Aber das
konnte er natürlich nicht sagen.
Kei konnte sich das Weiterschmunzeln nicht verkneifen. Gerade weil
Colin es als unangenehm empfand. Er ließ das jedoch unkommentiert
und hob den Kleineren hoch. Trug ihn einfach ins Bad. Sich zu
erkundigen ob er selbst gehen konnte, hielt er für unnötig. Da die
Dusche genug Platz bot und der Wasserstrahl angenehm groß war,
stellte Kei sich gleich mit unter die Dusche und verhinderte, dass
Colin umfallen könnte, indem er ihn weiterhin festhielt, jedoch mit
genug Bewegungsfreiheit.
Getragen zu werden sollte erniedrigend sein, dachte Colin, doch so
fühlte es sich nicht an, denn er nahm es als Kompromiss zwischen
Keis Vorschlag und dem, was er eigentlich wollte. Dass Kei sich mit
ihm unter das Wasser stellte, war ihm tatsächlich peinlich, doch es
war genauso gut und Colin war froh, nichts sagen zu müssen. Er war
unsicher und schwindlig, doch er musste bestimmt nicht festgehalten
werden. Aber er sagte nichts. Dazu war er zu verlegen.
Er kümmerte sich nicht um Seife oder Waschlappen oder was immer Kei
da in seiner Dusche liegen hatte, und drehte sich nur etwas in Keis
Griff, sodass er ihn ansehen konnte.
"Sind Vampire sehr reinlich?" fragte er leise.
Kei schmunzelte über Colins Frage. "Nicht reinlicher als
Menschen."
Er wusste nicht, wie Colin auf diese Frage kam, er duschte jetzt
nicht sechsmal am Tag...
Nachdem er eine Weile das warme Wasser genossen hatte, schmierte er
sich ein wenig Duschgel ins Gesicht um das Blut darin, besser dessen
Reste, loszuwerden.
Zu gern würde er sehen, was Colin dazu zu sagen hatte, wenn er sich
im Spiegel betrachtete. Bis zum nächsten Tag müsste das noch um
einiges blauer werden.
Er betrachtete den malträtierten Jungen vor sich.
Während Kei sich das Gesicht wusch, sah Colin an sich hinunter und
sah, wie das Rot hell an ihm hinunterfloss.
"Blute ich noch?" sagte er, wie zu sich selbst, und dann:
"Weißt du eigentlich, wie es sich anfühlt, gebissen zu
werden?" Er wusch sich das Gesicht, nur mit Wasser.
"Nur ein bisschen," teilte er ihm mit. Das Blut floss nicht
mehr, morgen würde es abgedeckt sein mit Schorf. "Gebissen, ja.
Aber mich hat noch keiner versucht auszusaugen." Kei war schon
dem einen oder anderen Vampir begegnet, was nicht immer gut geendet
hatte.
Kei besah sich Colin weiterhin. Blut, Wasser und Duschgelschaum
rannen den Abfluss hinunter.
Sein Hals war wund und brannte ein bisschen, darum ließ Colin die
Finger davon, nachdem er einmal über seine Wunden gewischt hatte. Er
hatte keine Lust, sich sorgfältig zu waschen und fand sich sauber
genug. Alle Spuren von heute Abend, die noch nicht weggeflossen
waren, durften bleiben. Er hätte sie gern alle behalten.
"Es ist berauschend." Er sah Keisuke ernst an, wie der ihn
betrachtete. So ernst, wie man aussehen konnte, wenn einem die Augen
fast zufielen und man nicht wusste, was man denken sollte. "Ist
das normal?" Oder kannst nur du das? Oder bin ich pervers?
Oder -
Kei sah ihn an. "Woher soll ich wissen, ob das normal ist?"
fragte er ruhig. "Die anderen haben mir das nie sagen können,
die waren ein bisschen zu bleich wenn ich mit denen fertig war."
Es war dem jungen Vampir nur recht, dass Colin das als berauschend
empfand. Er wusste wirklich nicht, ob auch andere der gleichen
Meinung waren. Er stellte das Wasser irgendwann wieder aus.
Colin riss sich von Keis Anblick los, um sich nach einem Spiegel
umzusehen. Bleich...
Kei schaute Colin dabei zu, wie er sich umsah. "Suchst du was?"
fragte er, während er nach einem Handtuch angelte, das an der Wand
hing, um selbiges Colin zu geben.
"Nein," sagte Colin leise, als ihm einfiel, dass er doch
keine große Lust hatte, zu sehen, wie tot genau er gerade
aussah. Er nahm das Handtuch entgegen und wischte sich damit über
das Gesicht. Es war vielleicht einmal benutzt worden und weich. Es
roch gut. Er hielt es weiter auf sein Gesicht, während der Rest von
ihm weitertropfte. Er fragte sich, ob Keisuke ihn jetzt rauswerfen
würde.
No comments:
Post a Comment