Friday, September 25, 2015

Kei + Colin XXII: Antiklimax





Colin hatte sich hinter der nächsten Ecke tatsächlich an die Hauswand gelehnt und gewartet.
Er inspizierte betont desinteressiert seine Fingernägel. Kei bleib einen guten Meter vor dem Kleineren stehen, als er fast an ihm vorbeigegangen wäre.
"Du bringst mich komplett durcheinander," sagte er leise aber gut verständlich. "Colin, ich mag dich. Und dafür würde ich dich am liebsten erschießen. Ehm... Ich mag dich wirklich. Und ich bin ein Idiot..." Das war noch ein wenig leiser aber immer noch gut hörbar. Kei hasste sowas... Weil er sich dann noch mehr wie ein Riesenidiot vorkam.
Colin hatte ihn streng ansehen wollen, aber das funktionierte nicht so gut, weil sich sofort eine heiße Verlegenheit in ihm breitmachte, als Kei seinen ersten Satz geäußert hatte. Er stieß sich von der Wand ab, ging auf Kei zu und packte ihn vorn bei der Jacke.
Der nutzte das aus und küsste den Kleineren. Er war nebenbei sehr froh darüber, dass dieses Gespräch nun beendet war. Erleichtert konnte man sagen.
Sie trafen sich auf halbem Weg und Colin musste seufzen. Sein ganzer Ärger und die Nervosität verflogen, und der Rest seiner körperlichen Anspannung rutschte komplett in seine Hose. Nach ein paar glorreichen Sekunden voll von Keis Zunge und Lippen wich er zurück und schmunzelte Kei triumphierend an.
Der schaute ihn fragend an und kommentierte seinen Blick mit einem "Was?" Er fügte ein 'soll mir das jetzt sagen?' in Gedanken hinzu und wartete auf eine Erklärung. Dieser triumphierende Blick konnte alles mögliche bedeuten.
"Ich dich auch," schob Colin salopp ein und küsste Kei wieder.
Nun war das Schmunzeln bei Kei gelandet. Es hielt jedoch nur kurz, weil sein Gesicht mit etwas anderem beschäftigt war.
Jemand kam auf dem Bürgersteig auf sie zu, kommentierte die Szene mit irgendwas und gaffte. Colin nahm das kaum wahr und biss nur langsam und sachte auf Keis Unterlippe. Kei ließ sich das eine Weile gefallen und biss zurück, fast vorsichtig, was er absichtlich machte. Seine freie Hand vergrub sich in Colins Jacke.
Colin brach den Kuss nun doch ab, als einer der beiden Kerle, die da vorbeigeschlendert kamen, noch etwas sagte.
"Ich bin Ausländer, ich darf das," informierte er sie, ohne Keis Jacke loszulassen.
Kei funkelte einen der beiden tödlich an. Ansonsten galt seine Aufmerksamkeit aber Colin, den er einen guten Kopf überragte.
Was auch immer danach von den beiden Fremden ausging, hörte Colin gar nicht mehr richtig, denn er suchte nach Keis Haustür und begann, Kei grob in ihre Richtung zu schubsen. Der kam dieser Aufforderung nach, verabschiedete die Fremden mit einem Mittelfinger und machte keine Anstalten, Colin loszulassen.
Sie erreichten die Tür und Colin schien zu erwarten, dass das Aufschließen und Öffnen derselben auch beim Küssen ein Kinderspiel sein musste, denn er heftete seine Lippen wieder an Keis und ließ nur dessen Jacke los, um seine Hände dafür auf seinen Nacken zu legen. Kei fingerte seinen Schlüssel aus der relativ engen Hosentasche und schaffte es irgendwie, trotz massiver Ablenkung, die Tür zu öffnen.
Colin hatte halb an der Tür gelehnt und wäre beinahe rückwärts ins Haus gefallen, wenn ihn das Klicken des Schlosses nicht vorgewarnt hätte. Er stolperte reichlich ungraziös rückwärts auf die Treppe zu, fing sich und begann eilig hinaufzuklettern.
Kei ging ihm hinterher und warf den Schlüssel so, dass er genau in Colins Kapuze landete.
Das Chaos sollte der schön selbst erblicken.
Colin nahm die Stufen doppelt und fummelte oben den Schlüssel aus der Kapuze, wobei er sich halb um sich selbst drehte. Er hielt sich die Schüssel dicht vors Gesicht und stirnrunzelte sie streng an, als sei er betrunken (quasi wie er sich fühlte), um sie dazu zu bringen, den Verantwortlichen preiszugeben. Er suchte einen aus und siehe da - er passte nicht. Mit dem nächsten hatte er mehr Erfolg und gewährte ihnen Einlass in die Höhle des Vampirs. Ohne Kei anzusehen, ging er hinein und zog sich eilig die Schuhe aus. Kei ging hinterher und beugte sich nach unten um die hochgeschnürten Stiefel zu öffnen, was ein bisschen Zeit erforderte, weshalb er relativ lange in der amüsanten Position verharrte, während er an den Bändern herumfummelte. Colin, der seine Vans innerhalb von einer Sekunde abgestreift hatte, hatte keine Lust zu warten und zog an Keis Kragen.
"Ist doch egal, komm."
Kei musste grinsen, vergewaltigte seine Schuhe von den Füßen und folgte dem Kleineren. "Augen zu, du kriegst nen Schock wenn du das Wohnzimmer siehst," kommentierte er das Aussehen desselben.
Das interessierte Colin nicht die Bohne. "Dann gehen wir eben nicht ins Wohnzimmer." Er spinxte neugierig und zielstrebig hinter alle Türen - er dachte nicht daran wie unhöflich er gerade war - bis er das Schlafzimmer gefunden hatte.
Kei grinste nur ein wenig. "Gefunden, was du suchst?"
Er zeigte in den Raum hinein. "Da ist ein Bett," informierte er Kei, bevor er hineinging.
Kei grinste. "Ja. Ist mir auch schon aufgefallen." Er ging ihm nach und warf sich auf das von Colin entdeckte Bett. Warf dem Kleineren einen zweideutig grinsenden Blick zu.
Colin musste zurückschmunzeln und stieg auch auf die Matratze. Dabei setzte er einen Fuß auf Keis andere Seite, sodass er über ihm stand.
"Ist es nicht furchtbar dämlich, was wir jetzt machen, wenn wir wissen, dass es deinen Leuten nicht schmecken würde?" fragte er, während er sich die Uniformjacke auszog und auf den Boden warf. Seine Tasche und die Kapuzenjacke war er schon im Flur losgeworden.
"Ja. Schrecklich dämlich. Nachdenken fällt mir nur gerade etwas schwer." Kei war die Tragweite seines Handelns meistens völlig egal. Er machte sich daran Colins Hose zu öffnen. Der stand da sehr, sehr praktisch.
"Es fällt dir 'gerade etwas' schwer?" Colin musste lachen. Er zog sich den Rollkragenpullover über den Kopf, ließ den auch auf den Boden fallen und strich sich erstmal die Haare aus dem Gesicht, bevor er Anstalten machte, sich hinzuknien, nachdem Kei ihn nun schon fast ausgepackt hatte.
"Ich bin durchaus dazu in der Lage. Wenn du nicht da bist. Deshalb kriegst du das nicht mit." Er war Colin zu gern dabei behilflich, seine Hose ganz loszuwerden.
"Das würde ich jetzt auch behaupten. Wenn du nicht da bist, bin ich Olympiaturner und kann fliegen." Er grinste breit und schob Keis Hände weg, während er sich die Hose herunterpellte und sich auf ihn setzte. Er ließ genug Platz, um bequem Keisukes Gürtel und Hose zu öffnen und machte das auch gleich.
"Es ist nicht gerade ein Kompliment, mir zu gestehen, dass ich dich zum Idioten mache," fügte er schelmisch hinzu.
"Oh ich kann das auch positiver formulieren, wenn du willst," meinte Kei dazu und grinste fieslich.
"Oh, do try," hauchte Colin samtig und strich Kei mit einem Finger über die Wange. Gleich darauf schmunzelte er aber wieder.
"Du nimmst mir den Verstand," formulierte er positiver, dass Colins Gegenwart ihn vom logischen Denken abhielt und schaute ihm in die Augen. Colins Lächeln wurde für einen kurzen Moment ernster. Dann stieg er von Kei und vom Bett herunter und kniete sich daneben. Er kaute auf seinen Lippen. Kei rollte herum und schaute von oben auf den Kleineren.
"Was ist?" fragte er ruhig.
"Nichts, komm her." Colin kniete vor dem Bett und tätschelte sachte die Kante vor sich. Er fand anscheinend, dass es völlig offensichtlich war, was er vorhatte. Kei setzte sich im Schneidersitz vor Colin auf die Bettkante, wo bis eben nur sein Kopf gelegen hatte. Hatte allerdings keine Ahnung, was der Kleinere vorhatte, dachte sich aber, dass er das sehr bald herausfinden würde. Ungeduldig patschte Colin auf Keis Knie.
"Nicht so, setz dich richtig hin. Näher."
Kei setzte sich anständig hin und rutschte ein gutes Stück dichter an die Kante. Ein leichtes Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. Wenn Colin jetzt aufgesehen hätte, hätte er es sich vielleicht noch anders überlegt, aber er tat es nicht, sondern richtete sich nur mit entschlossenem Blick auf Keisukes Boxershorts auf. Er lehnte sich auf seine Oberschenkel und zog die Shorts herunter, immer noch auf seinen Lippen kauend.
Kei grinste immer noch und ließ Colin sein Werk verrichten. Er war so freundlich, ihm beim Ausziehen der Shorts behilflich zu sein, schließlich wog er mehr als zwanzig Kilo, und schloss die Augen, das Gewicht auf den Armen abstützend leicht nach hinten gelehnt.
Colin hielt seinen Penis vielleicht ein bisschen zu vorsichtig und begann damit, ihn der Länge nach sanft zu küssen. Er war sich nicht sicher, ob das so richtig war, bis Keisukes Reaktion so gut wie eindeutig wurde. Ermutigt, aber nicht mutig genug, um Kei ins Gesicht zu sehen, machte er so weiter, wanderte mit Lippen und feuchter Zungenspitze über Keis Erektion und half mit seiner Hand nach. Kei schaute mit halbgeschlossenen Augen in Colins Richtung. Sah den Kleineren nur aus den Augenwinkeln an, vergaß das aber recht bald wieder, als ihm die Augen zufielen und er sich mit dem Genießen von Colins Werk beschäftigte. Colin hatte seine Augen zwischendurch selbst halb geschlossen. Er nahm sich Zeit und blieb langsam und zärtlich, setzte seine Zunge aber nach und nach gewagter ein, leckte großzügig, auch über die Eichel, und half weiter mit der Hand nach. Seine Haare fielen ihm vor das Gesicht und als er sich so weniger sichtbar vorkam, wagte er sich noch weiter vor.
Ein Vampir, ein Yakuza, ich bringe ihn durcheinander, er mag mich, er hat einen Mann umgebracht, weil er mich anfassen wollte – Dass die Details faktisch nicht ganz korrekt waren, fand Colin gerade irrelevant. Dafür war er zu hingerissen. Ein flüchtiger Gedanke an Mr. Tyler ließ ihn einmal dreckig grinsen, bevor er die Lippen um Kei schloss und sich an einem richtigen Blowjob versuchte.
Kei ging weiter seiner momentanen Beschäftigung des Genießens nach und ließ ab und an auch mal Gefallen verlauten. Denken tat er gerade nicht mehr. Die blaugrünen Strähnen waren ihm aus dem Gesicht gefallen.

---4th wall break---
Da rauschte die Hand des Erzählers urplötzlich aus dem Äther herunter und versetzte Kei eine Backpfeife, die er noch seinen Urenkeln vererben würde. Nur war er offenbar schwul, weswegen die Wahrscheinlichkeit, überhaupt Urenkel zu bekommen - er bekam jedenfalls eine Maulschelle, die sich gewaschen hatte. Die blitzschnelle eiserne Hand des Erzählers löste sich daraufhin sogleich in unsichtbares Wohlgefallen auf.
れいた: Hahahahah
れいた: Das is guuut
れいた: und er hats verdient
Empört fuhr Kei hoch und hielt sich die brennende Wange. "Aua! Was sollte das! Ich spiel hier nicht mehr mit, das ist unzumutbar! Ihr bezahlt mich ja nicht mal!" Er stand auf, glitschte dabei aus Colins Mund, der einfach weitergemacht hatte und nun ziemlich dumm guckte.
Er wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. "Bekomme ich jetzt einen anderen Partner?" fragte er in die Luft. "Shingo wäre da-"
NEIN, unterbrach ihn die mächtige Stimme aus dem Off, KEISUKE WIRD BLEIBEN.
Kei starrte entrüstet in die Luft, während er sich wieder anzog. "Und warum sollte ich das tun?"
れいた: Hahahahahahahaha
れいた: : DDDD
れいた: (rofl)
WEIL ICH DAS SO WILL, erläuterte die mächtige Stimme voll der Gnade, und Keis Hose öffnete sich ganz von selbst wieder, während er zurück auf das Bett schwebte und mit entsetztem Blick wieder seine ursprüngliche Position einnahm.
れいた: Das passiert dann zwischen den Zeilen xD
Colin blickte enttäuscht drein und seufzte. "Shingo wäre da-" Weiter kam er nicht, denn dieselbe unsichtbare Hand drückte seinen Kopf auf Keis Schoß herunter und hieß ihn fortfahren.
れいた: *Kopfkino*
UND WEITER IM TEXT, befahl die mächtige Stimme.


Colin war sich nicht sicher, was er gerade richtig machte, ob er mehr oder etwas anderes tun sollte, aber die Laute, die Kei von sich gab, milderten diese Unsicherheit etwas ab und machten ihn zu verlegen um sich darüber viele Gedanken zu machen. Das wollte er auch gar nicht. Er stand selbst auf Halbmast und war von dem Wahnsinnigen zu fasziniert und seinem Geständnis vorhin auf der Straße zu betrunken, ganz zu schweigen von dessen Geschlecht in seinem Mund zu abgelenkt, um zuviel zu denken. Kurioserweise schämte er sich etwas dafür dass sein Mund zu klein zu sein schien. Er ließ los und sah Kei an.
Kei war nicht begeistert davon, dass Colin einfach mal so damit aufhörte, immerhin hatte er an dem Tun des Kleineren mehr als nur Gefallen gefunden. Er kommentierte das mit einem "Hab ich gesagt, das du aufhören sollst?" In einem Ton, der viel mehr Aufforderung als Frage war. Colin lächelte sofort glücklich und verlegen. Nachdem er sich die Haare hinters Ohr gesteckt hatte, wie er es immer vor Verlegenheit tat, widmete er sich wieder dem gemächlichen Lecken und Küssen und schloss dabei die Augen. Er nahm sich vor, nicht mehr nachzudenken und tat nur das, von dem er meinte, dass er es selbst gut finden würde. Er variierte die Geschwindigkeit willkürlich und versuchte nicht mehr, ihn ganz mit dem Mund zu umfassen. So vollständig konnte er seinen Stolz nicht ausschalten.
Kei grinste unwillkürlich ein wenig dämlich, während sein Verstandesrest von Colin noch mehr reduziert wurde. Irgendwann gab er einem Impuls nach, der ihn dazu veranlasste, den Kleineren hochzuziehen und blitzschnell herumzudrehen, sodass er nun unter ihm auf dem Bett lag und Kei auf seinem Becken saß. Unsanft versenkte er seine Zähne in Colins Halsbeuge und versaute sein Bett mit Blut. Er pinnte Colins Hände über dessen Kopf zusammen. Colin gab nur einen sachten Laut der Überraschung von sich, denn für mehr ließ ihm der Vampir keine Zeit. Es ging so schnell, dass Colin den Schmerz noch nicht einmal sofort wahrnahm, sondern erst vor Unbehagen die Stirn runzeln und aufstöhnen musste, als Kei längst trank und sein Hals auf einer Seite pochte und sehr warm und nass war. Er wand sich und versuchte, seine Hände aus Keis Griff zu ziehen.
Kei tat ihm diesen Gefallen - nicht. Stattdessen lenkte er Colin ein wenig ab, indem er mit einer Hand an dessen Nippel herumzuspielen begann, während er die andere fest um Colins Handgelenke geschraubt ließ.
Dem Kleineren auf die Unterlippe beißend küsste er ihn.
Der erwiderte den Kuss, oder versuchte es halbherzig obwohl er gerade verzweifelt keuchte. Noch vor ein paar Sekunden war Kei jemand anders gewesen, oder Colin hatte sich das nur eingeredet. Es nervte ihn vor allem, dass er sich nicht so unter Kei bewegte, weil er entkommen wollte, sondern weil Kei ihm so gefiel. Er zahlte es Kei heim, indem er zurückbiss, auf seine Lippe, so fest er konnte. Kei fing an zu bluten, ein wenig, aber den störte das nicht. Das führte nur dazu, dass sie jetzt beide ein wenig Blut des anderen im Gesicht hatten.
Ihm gefielen Colins Reaktionen sehr, weshalb er sein Spielchen weiterspielte und sich an den empfindlichen Körperstellen des unter ihm Liegenden zu schaffen machte. Noch immer hielt er seine Hände fest.
Colin legte den Kopf zurück und reckte sich Kei entgegen. Er war nicht mehr hart, doch er seufzte tief und zitterte, während sein Hals weiter blutete. Seine Augen waren sowieso geschlossen gewesen, aber nun hörte er auf, sich zu bewegen. Es war, als wäre er plötzlich eingeschlafen.
Im selben Moment ertönte eine blecherne Stimme aus Colins Umhängetasche im Flur: "I pay for your silence" – gefolgt von elektronischer Musik.
Kei grinste kurz als er merkte, wie Colin unter ihm ohnmächtig wurde. Das störte ihn jedoch nicht dabei sein Tun fortzusetzen, wobei er allerdings nicht beabsichtigte den Kleineren umzubringen. Das Klingeln von Colins Telefon ließ den Vampir kurz aufhorchen, jedoch ignorierte er es einfach - eine Weile. Als es nicht aufhörte, ließ er von dem Jungen ab, dessen Haut ein wenig blässlich geworden war, und erlaubte sich einfach dranzugehen.
"Colin! Where are you? Did you forget about the teahouse?" überfiel ihn eine weiche Frauenstimme. 'Mum', dem Handydisplay nach zu urteilen. Kei sortierte seine Sprachkenntnisse und befand, dass er die Frau nicht verstand.
"Hier ist nicht Colin. Der ist gerade nicht ansprechbar, soll ich ihm was ausrichten?" entgegnete Kei, leicht grinsend, während er den Bewusstlosen auf seinem Bett betrachtete.
Die Frau am anderen Ende zögerte. Nach ein paar gestutzten Sekunden fragte sie in stockendem Japanisch mit starkem Akzent: "Wieso nicht ansprechbar? Was macht er? Wer bist du?"
"Er schläft. Kein Grund zur Sorge," kommentierte Kei und amüsierte sich lautlos über Colins Mutter. "Und nein, ich hab ihm nichts getan, ich bin ein Klassenkamerad von ihm. Sakai Keisuke," erklärte er noch, die Gedanken abdriftend, den Blick auf Colins reglosen Körper geheftet.
"Er schläft?! Warum? Wo seid ihr?" Die Frau klang verwirrt, aber ihr Japanisch klang selbstbewusster.
"Wahrscheinlich war er müde, Menschen schlafen nunmal ein, wenn sie müde sind." Kei hoffte inständig, dass Colins Mutter nicht wusste, wo er wohnte. "Bei mir zuhause, er hat mir mit Englisch geholfen."
"Nun, Sakai Keisuke, es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen. Ich bin Colins Mutter. Könntest du ihn bitte wecken und mir geben?" Sie klang nun etwas genervt.
"Ich kanns versuchen," sagte er dazu und startete einen halbherzigen Versuch, Colin ins Reich der Lebenden zurückzuholen. "Colin, wach auf." Er rüttelte leicht an dem tief Schlafenden/ Bewusstlosen. "Deine Mutter ist am Telefon," fügte er hinzu. Er hätte ihn lieber noch länger betrachtet und gewartet, bis er von alleine aufwachen würde. Colins Kopf rollte sachte zur Seite und er begann, etwas zu blinzeln. Unter Zittern öffneten sich seine Augen halb und er brachte ausdruckslos ein leise geseufztes "Hng" heraus, ehe er die Augen wieder schloss und schlaff liegenblieb.
"Er schläft tief und fest, ich krieg ihn gerade nicht wach, ich sag ihm aber nachher, dass Sie angerufen haben, ja?" versuchte Kei das Gespräch so langsam zu beenden, da es zunehmend unbequem wurde und er gar keine Lust auf Colins Mutter hatte. Wieder landete sein Blick auf dem Körper seines Mitschülers, der ganz ruhig dalag und fast schien wie tot, fast.
Mit der freien Hand strich er kurz über dessen etwas wirre Haare.
Catherine Hammerer stutzte, sah den Hörer an und fuhr dann fort, wieder mit stärkerem Akzent und in scharfem Befehlston, der dem Colins ziemlich ähnlich war: "Wo seid ihr?"

Nach einer kurzen Weile des Nachdenkens teilte er Colins Mutter seine Adresse mit und machte sich daran erst Colin und dann sich selbst wieder anzuziehen nachdem er aufgelegt hatte.
Ebenso beseitigte er die Blutspuren und verpasste dem Kleineren ein Pflaster, wo er ihn gebissen hatte. Musste ja nicht ganz so brutal aussehen, wenn seine Mutter hier auftauchte.
Sein Schulzeug verteilte er auf dem Schreibtisch im Wohnzimmer. Lernen. Oder jedenfalls ein Alibi.
Colin drehte er so um, dass es aussah, als sei er einfach eingeschlafen.
Er wartete.
Colin war schlapp wie ein Fisch und wachte nicht auf, während Kei ihn herumtrug, anzog und wieder auf das Bett legte.
Kaum eine halbe Stunde später klingelte es dreimal.
Kei versuchte noch einmal, Colin wachzukriegen, vergeblich - und öffnete schließlich die Haustür mit dem praktischen Knopf an der Gegensprechanlage, ohne zu fragen, wer das denn war, er wusste es ja sowieso.
Während Colins Mutter die Treppen hochhastete, zündete Kei sich eine Zigarette an.
Wenig später klingelte es an Wohnungstür.
Kei stand auf und öffnete die Tür, schaute die fremde Person, die er irgendwo schonmal gesehen hatte, völlig ausdruckslos an und trat zur Seite um sie passieren zu lassen.
Die hübsche Frau mit den rotbraunen Locken, die Colin aus der Nähe besehen ziemlich ähnlich sah, wurde von einer der riesigen grauen Doggen begleitet. Der Hund schnüffelte sich neugierig durch den Hausflur und schnupperte ausgiebig an Keis Wohnungstürrahmen und schließlich an seinen Beinen, als er ungeniert in den Flur trottete, ziemlich zielstrebig auf das Schlafzimmer zu, in dem Colin lag.
Colins Mutter musterte Kei. "Wir treffen uns zum ersten Mal," stellte sie ohne Animosität in der Stimme oder im Gesichtsausdruck fest. Sie sah eher neugierig als misstrauisch aus. Anders als vor der Konzerthalle und im Museum trug sie nun kein schickes, teures Kleid, sondern Alltagskleidung. Sie blieb an der Tür stehen.
Kei sah aus dem Augenwinkel dem großen Hund nach und wendete sich dann dem ungebetenen Besuch zu.
"Ja, ich bin mir aber ziemlich sicher, Sie schon mal gesehen zu haben," entgegnete er nach einer Höflichkeitsverbeugung. "Colin schläft immer noch," erklärte er und bedeutete ihr, dass sie ruhig eintreten könne. Die Zigarette hatte er immer noch in der Hand.
Sie nickte als Antwort auf die Verbeugung und trat ein. Nach einem Schritt streifte sie sich die Schuhe ab und sah dem Hund nach, der ins Schlafzimmer gegangen war und dort nun Colin beschnüffelte.
"Ich habe dich im Museum gesehen. Ich muss zugeben, dass ich mir im ersten Moment Sorgen gemacht habe, als Colin nicht nach Hause kam und dann ein Fremder an sein Telefon ging. Diese Stadt ist nicht ungefährlich." Sie ging dem Hund nach, ohne um Erlaubnis zu fragen und blieb kurz hinter der Tür mit verschränkten Armen stehen.
Kei grinste innerlich. Wenn die Frau wüsste, dass es draußen sicherer war als in seiner Wohnung, würde sie gleich wieder kehrt machen. Wobei er sich hütete, Colins Mutter umzubringen, außer... es ließe sich nicht vermeiden.
"Es klingelte, dehalb bin ich einfach drangegangen, Colin war da schon ne Weile am Schlafen," meinte Kei dazu und folgte der Frau, die er auf Anhieb nicht mochte. Sie scharwenzelte viel zu viel um Colin herum. Es passte ihm nicht, aber der kleine Schotte war gerade mal fünfzehn.
Für vollständige Familien war es bestimmt normal, dass die Mutter lange eine Rolle im Leben des Kindes zu spielen versuchte.
"Ja, man sollte besonders hier in der Gegend nicht allein unterwegs sein..."
"Humphrey, heel," kommandierte Frau Hammerer, und der Hund sah zu ihr auf und trottete zügig zu ihr. Sie marschierte ihrerseits auf das Bett zu und begann, Colin bei den Schultern zu rütteln. "Colin, wake up. We had an appointment, come on," sagte sie in strengem Ton, der kaum zu ihrem sanften Gesicht passte. Colins Augenlider flackerten etwas und er gab einen schwachen, kehligen Laut von sich, wachte aber nicht auf.
Seine Mutter zog seine Lider auf und musterte seine Pupillen, griff dann sofort nach seinen Handgelenken und schob die Ärmel hoch um nacheinander seine Armbeugen zu überprüfen. Danach fiel ihr das Pflaster auf.
Kei stand an den Türrahmen gelehnt und beobachtete das Prozedere. In Gedanken kommentierte er ihr Handeln mit Sätzen wie: Ich hab ihm keine Drogen gegeben und auch keine Kippen und auch keinen Alkohl. Ihr Sohn ist nur ein wenig blutleer, das legt sich wieder. Morgen früh müsste er wieder auf den Beinen sein...
Er sagte dazu gar nichts. Zog nur an seiner Kippe und machte keine Anstalten der Frau zu helfen.
Sie zog eine Seite des Pflasters ab, sah streng auf die Wunde und klebte sie wieder zu, bevor sie sich wieder aufrichtete und Kei vorwurfsvoll ansah.
"Bring mir seine Sachen, und dann hilf mir, ihn ins Auto zu tragen," sagte sie mit finsterem Blick.
Kei tat wie ihm geheißen und kramte Colins Zeug zusammen, das er seiner Mutter gab ehe er den Kleineren mühelos hochhob und ihn fast wie ein kleines Kind auf dem Arm trug.
Der finstere Blick der Frau missfiel ihm sehr. Zumal er nicht wusste, ob sie die Wunde einordnen konnte und wenn nicht, was sie ihm stattdessen unterstellte.
Sie schulterte Colins Tasche und legte sich seine beiden Jacken über den Arm, nachdem sie sich die Schuhe angezogen hatte. Mit Colins Schuhen in der Hand machte sie vor der Wohnungstür Platz, um Kei mit ihrem Sohn auf dem Arm vorbeizulassen. Ihr Gesichtsausdruck war weiterhin versteinert.
Kei lief die Treppe hinunter, hielt es aber für eine gute Idee nicht nach dem Grund für diesen Blick zu fragen. Ich wollte ihn auch nicht umbringen, falls Sie das denken... dachte er und ging in Richtung des schwarzen Autos. Er wirkte völlig gefühlskühl, während Frau Hammerer anwesend war.
Es war derselbe schwarze Chrysler, mit dem Hiroki immer fuhr. Frau Hammerer öffnete die Beifahrertür für Colin und legte danach seine Kleider und Tasche auf den Rücksitz. Der Vampir setzte Colin ins Auto, sogar ohne dessen Kopf ans Dach zu hauen und richtete sich wieder auf. Schnell steckte er noch das fremde Telefon in die Hosentasche des Besitzers zurück und wandte sich zu der Frau um, die nichts als Finternis in ihrem Blick trug.
Schaute ebenso dunkel zurück.
Sie schloss die Tür zum Rücksitz, wo sich die Dogge niedergelassen hatte, beugte sich dann zu Colin hinunter ins Auto und schnallte ihn sorgfältig an, bevor sie auch diese Tür vorsichtig schloss. Ohne ein Wort ging sie um das Auto herum und stieg ein.
Kei machte auf dem Absatz kehrt und ging wieder in das Haus zurück. Dort blieb er nur nicht lange, bald darauf verließ er das Gebäude wieder.



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