Monday, September 28, 2015

Kei + Colin XXVIII: Wrap this up



Colin hielt mit dem Tuch über Keis Oberschenkel inne und sah ihn an. "Bist du immun gegen Infektionen?"
"Ich hatte nie eine. Aber immun - nein. Ich kann genauso an einer unbehandelten Wunde sterben. Das dauert aber viel, viel länger. Auch müsste es viel schlimmer sein als bei einem Menschen," erklärte er. "Ich bin nicht immun, aber weniger anfällig und und robuster."
Colin schmunzelte. "Das ist ja fast niedlich, wie du versuchst, dich davor zu drücken." Er begann, das trocknende Blut um die Schusswunde herum abzuwischen, ohne die Wunde selbst zu berühren. Kei sagte dazu nichts und ließ Colin machen. Behutsam und leicht vornübergebeugt putzte Colin das ganze Blut um die Wunde herum ab, auch die Striemen, die es beim Herunterlaufen hinterlassen hatte, und faltete das Tuch danach um. Er rutsche etwas zur Seite, um sich Keis Rücken zu widmen. Er legte eine Hand sachte auf seine Schulter und putzte auch hier langsam das Blut ab. Die Menge war hier nicht der Rede wert, aber er nahm sich trotzdem Zeit dafür. Kei bewegte sich nicht um zu vermeiden Desinfektionsmittel in eine der Wunden zu kriegen. Das musste wirklich nicht sein, auch wenn das immer noch angenehmer war, als angeschossen zu werden. Als Colin endlich beschloss, dass er fertig war, legte er das blutige Tuch auf den Tisch und griff nach den Mullrollen. Kei betrachete seine saubere Schusswunde.
"Hast du die Kugel noch?" fragte er Colin. Der nickte zu dem Jeansfetzen auf dem Tisch, auf den er sie gelegt hatte, während er wieder an Keis Seite zurückrutschte.
"Kommando," sagte er, "Hosen runter."
Kei musste Schmunzeln. Er kannte das Spiel aus der Grundschule. Er zog seine Hosen bis unter die Knie.
"Reicht das so, Herr Feldwebel?"
"Sehr gut, Soldat." Er salutierte knapp und legte eine der Rollen auf die Wunde, ehe er begann, die andere abzuwickeln. "Festdrücken," befahl er. Kei drückte die Verbandsrolle gegen die Wunde. "Hast du mal einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht?"
"Klar." Er wickelte die selbstklebende Binde stramm um Keis Oberschenkel und errötete leicht. Diese Situation machte ihn etwas verlegen. "Ich wachse behütet auf, schon vergessen?"
Kei musste grinsen.
"Der Besuch vorhin ließ mich das beinahe übersehen."
"Ah ja. Nun, für Nachbarn und das Geziefer, das du so anschleppst, kann meine Erziehung nichts." Die letzten zwanzig Zentimeter der Binde strich Colin sorgfältig glatt, damit sie gut festklebte, und nutzte damit diese perfekte unschuldige Gelegenheit, den so gut wie nackten Kei an einer so privaten Stelle anzufassen, noch einmal unauffällig aus, bevor er sich aufrichtete.
Kei kommentierte das nur mit: "Angeschleppt würde ich jetzt nicht sagen." Er betrachete Colin ungeniert.
"Angelockt?" bot Colin an und beugte sich zur Seite, um nach seinem Kimono zu fischen.
"Auch nicht. Ich würde sagen, dass das gar nicht meine Schuld war." Kei zog sich seine Hosen wieder hoch.
"Von Schuld rede ich ja gar nicht. Nur davon, dass sie deinetwegen hier waren." Colin zog sich den Kimono über und schloss ihn, indem er den Obi ziemlich schnell und unbehutsam darumwickelte. "... Unseretwegen," gab er zu.
"Meinetwegen war schon richtig. Der Typ ist nicht wegen dir tot," stellte der Vampir fest und zog sich sein, noch immer feuchtes, Shirt über.
"Ohne mich hättest du aber keinen Grund gehabt, ihn umzubringen." Colin zuckte mit den Schultern. Dann blickte er zur Seite. "Oder vielleicht einen anderen..."
"Vielleicht."
Colin krabbelte an den Tisch und schloss den Verbandskasten. Danach machte er sich daran, die Teeutensilien wegzuräumen. Während er auf Kei gewartet hatte, hatte er ein bisschen aufgeräumt, aber sie standen noch immer auf dem Tisch herum.
"Und jetzt hast du seinetwegen bei deinen eigenen Leuten verschissen?" Er verstaute den Kessel, die Schachtel und alles andere wieder in der Holztruhe und klappte diese zu. Nur das benutzte Schälchen und den kleinen Feuertopf stellte er zu dem Jeansfetzen und dem Tuch auf den Tisch, wo auch noch die beiden Pistolen lagen.
"Nein. Ich denke nicht. Aber das muss ich morgen herausfinden," sagte Kei.
"Wo hast du sie hingebracht? ... Darf ich das wissen?" Colin nahm die Patrone mit zwei Fingern und sah sie sich interessiert an.
"Ich hab sie meinem Vorgesetzten gegeben. Zusammen mit dem Wagen." Kei lächelte. "Willst du sie behalten? Immerhin hast du sie aus meinem Bein gezogen."
Colin sah ihn an und lächelte sachte zurück. "Ja. Meine Münze hast du mir ja abgenommen."
Kei lachte leicht. "Du wolltest sie ja nicht rausrücken."
"Aber ich habs getan. Obwohl sie MIR vor die Füße gefallen ist. Das war Schicksal!" Er schmunzelte.
"Ungeschicktheit," setzte Kei dagegen.
Colin war amüsiert. "Du, ungeschickt? Das klingt für mich äußerst schicksalhaft. Blödheit dagegen... das würde ich noch eher glauben." Er duckte sich vorsichtshalber. Kei nahm das Dekoschwert und ließ es direkt neben Colins Gesicht zu Boden gehen. Sehr dicht neben seinem Gesicht. Vor dem Boden stoppte er. Er wollte das Schwert schließlich nicht zerstören. Colin hatte die Augen zusammengekniffen und öffnete sie vorsichtig wieder. Er hob den Kopf langsam und sah Kei erschrocken an.
"Was hat es damit eigentlich auf sich?" versuchte er abzulenken.
"Es ist eine Erinnerung an meine Mutter," erklärte Kei. Colin sah ihn ernst und gespannt an.
"Das war ihr Blut?" Scheiße, ich habe sie einfach in den Mund gesteckt...
"Ja. Sie wurde... umgebracht. Das muss beinahe zwölf Jahre her sein," sagte Kei gelassen. Colins Augen weiteten sich etwas. Er wartete aufmerksam. Kei erzählte weiter. "Ich erfuhr später, dass es mein Vater war, der sie getötet hat. Die Münze lag in der Blutlache. Ich hab sie genommen und bin weggelaufen, bevor die Polizei kam."
"Und dein Vater? Was ist mit dem passiert?"
"Keine Ahnung. Ich kannte ihn nicht und nach dem Tag hab ich ihn nie mehr gesehen."
"Hier gibt es die Todesstrafe. Wenn er verurteilt wurde, lebt er womöglich nicht mehr. Weißt du, warum ers gemacht hat?"
"Ich denke nicht, dass er verurteilt wurde. Die werden ihn nie gekriegt haben. Nein. Ich hab's mit angesehen. Aber ich weiß nicht, warum."
"Der Regen hat aufgehört." Colin starrte Kei weiter an. Kei erwiderte seinen Blick, leicht fragend. "Lass uns reingehen."
"Ja. Das ist ne gute Idee." Kei erhob sich, das Katana noch in der Hand. Colin lud sich den Verbandskasten und den Abfall auf den Arm und legte darauf zaghaft die beiden Pistolen. So stand er vorsichtig auf und ging zur Tür, die er mit dem Ellenbogen aufschob. Kei zog sich seine Schuhe an, ließ sie offen und trat nach draußen. Die Luft war noch feucht und Wasser tropfte von Blättern und co. Colin legte sich noch seine nassen Socken auf den Haufen und stieg in die Sandalen. Dann trat er die Schiebetür zu und ging zum Haus. Vor der Terrassentür zog er die Sandalen wieder aus. Er schlich barfuß durch das Wohnzimmer, den Flur und die Treppe hinauf, wohl darauf vertrauend, dass Kei die Tür selbst schließen und lautlos folgen konnte. Kei folgte dem Kleineren und schloss Teehaustür und Terrassentür hinter sich. Leise schlich er Colin hinterher.
Colin trug alles in sein Zimmer. Als er sich zu Kei umdrehte und das Schwert sah, sagte er: "Werdet ihr euch je trennen können?"
Kei schaute ihn an und dann das Schwert.
"Ja." Er legte es auf Colins Schreibtisch und steckte bei der Gelegenheit gleich sein Telefon wieder ein. "Aber einfach ist das nicht."
Colin schmunzelte. "Du darfst dafür die hier haben." Er hob ihm entgegen, was er in den Armen trug und meinte offensichtlich die immer noch ungesicherten Knarren.
"Na gut." Er nahm die beiden Glocks und sicherte sie erstmal. Dann steckte er sie in seine Schultasche. "Ein Katana hätte wirklich Stil. Das hat Spaß gemacht da draußen."
Colin grinste.
"..." sagte er und legte die blutige Patrone neben seinen Wecker. Er packte die Socken und den Müll dorthin, wohin sie jeweils gehörten, und schlich dann in das Badezimmer, um den Verbandskasten zurückzulegen.
Kei lehnte an der Fensterbank. Ein Blick auf sein Handy verriet ihm, dass es schon fast vier Uhr morgens war.
Oh... kommentierte er die frühe Uhrzeit in Gedanken und steckte das kleine Gerät wieder weg. Als Colin zurückkam, schloss er leise die Tür und riss sich den Obi herunter. Grinsend ging Kei zu ihm hinüber und ging ihm ein wenig zur Hand, indem er den Kleineren seines Kimonos entledigte. Colin errötete etwas.
"Ich kann mich allein ausziehen."
Kei grinste. "Weiß ich. Aber so geht's schneller." Er zog ihm den Kimono von den Armen. Colin sah ihn trocken an.
"Ach so, ja. Schneller ist in der Regel besser."
Kei schaute ihm in die Augen und wollte ihm gerade was erwidern, als zum bestimmt x-ten Mal sein Telefon klingelte.
Diesmal ging er dran. Ließ den Anrufer eine Weile reden.
"Erklär mir mal, warum drei bewaffnete Pisser im Garten standen. Was hatten die bitte mit Higa zu tun? .... Nein. ... Keine Ahnung... Ja... Gut... Sie sind jetzt tot... Gut, mach ich..." Er legte auf. Seufzte.
Colin hatte interessiert zugehört, während er gleichzeitig die Geigen und den Kimono wegräumte und ein T-Shirt und eine klassische Schlafanzughose unter seiner Bettdecke hervorzog. Er sah Kei an, während er sich anzog, als das Gespräch beendet war.
"Ich weiß jetzt, wer unsere Gäste waren," sagte Kei und steckte das Telefon weg.
"Toshi, Yoshi und Kobahashi," riet Colin unernst, während er sich das Hemd herunterkrempelte und zum Schreibtisch ging.
"Gute Idee, aber nein. Ihre Namen weiß ich auch nicht. Sie wollten wohl Rache üben. Das beweist, dass dein Nachbar meinen Boss nach Strich und Faden verarscht hat."
Mehr verriet er Colin nicht. Der wusste eigentlich eh schon genug, das er nicht wissen sollte. Colin setzte sich vor das Schwert und nahm es auf den Schoß.
"Und was sollst du jetzt machen?"
"Morgen aufschlagen, aber das hatte ich eh vor," sagte Kei.
"Statt Schule?" Colin zog sein Haargummi ab, legte es auf den Tisch und nahm ein Taschentuch aus der Schachtel neben der Tastatur. Er wischte damit über das Schwert.
"Tatsächlich nicht. Ich fahr erst nach der Schule dort hin."
Die Feuchtigkeit ließ sich erfreulich leicht ohne Schlieren wegputzen, und Colin setzte das Schwert mit der Spitze senkrecht auf den Boden zwischen seinen Beinen. Nachdem er den Griff für makellos genug befunden hatte, stützte er sich mit dem Unterarm darauf.
"Hast du vor, in deinen nassen Kleidern zu schlafen?"
Kei schaute ihn an.
"Nein." Er hatte nicht damit gerechnet, bei Colin zu übernachten. Etwas umständich pellte er sich aus seinen nassen Sachen und legte sie über die Heizung, damit sie trocknen konnten. Colin sah ihm beim Ausziehen interessiert zu. Kei ließ sich davon nicht ablenken. Da alle seine Kleidungsstücke nass geworden waren, zog er auch alles aus, und warf sich einfach nackt in Colins Bett. Musterte ihn von dort aus.
Colin wurde gewahr, dass er starrte und sich auf die Lippe gebissen hatte, und stand schnell auf.
"Ich hänge das Schwert wieder auf." Er ging zügig zur Tür und fuhr sich dabei mit der freien Hand durch die Haare, sodass der Zopf auseinanderfiel und als schützender Vorhang vor seinem Gesicht dienen konnte.
"Okay. Bis gleich," hatte Kei dazu zu sagen und verfrachtete seinen Körper unter die Decke, machte es sich bequem und wartete.
Colin fand im Wohnzimmer die Scheide und legte alles sorgfältig in die Halterung zurück. Nach wenigen Minuten war er wieder in seinem Zimmer angekommen, schloss leise die Tür und knipste das Licht aus. Durch die Fenster beleuchteten noch weißes, fahles Straßenlaternen- und Mondlicht den Raum. Colin kletterte aufs Bett. Kei hatte es sich bequem gemacht, aber Colin noch genug Platz gelassen.
Es ist so ruhig hier... dachte er, als Colin sich zu ihm gesellte.
"Gute Nacht."
Colin musste grinsen. "Gute Nacht," erwiderte er brav, als er unter die Decke kroch. Es war darunter nicht so warm, wie er erwartet hatte. Er drehte sich auf die Seite, Kei zugewandt, und sah ihn an. Kei lag halb auf der Seite, halb auf dem Rücken und hatte die Augen geschlossen. Er war schnell im Einschlafen. Während er einschlief, rollte er ganz auf die Seite, Richtung Colin.
"Weißt du, dass deine Augen im Dunkeln leuchten?" fiel Colin zum Schluss noch ein, als er auch einschlief.
Kei murmelte etwas, das mal ein "Ja, ich weiß." werden wollte und war kurz darauf in Reich der Träume verschwunden.


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