Tuesday, September 29, 2015

Kei + Colin XXX: Kei ist genervt

| One Inch Punch - Pretty Piece of Flesh |


Akaya = (jap.) "Rote Nacht" 
- sama = Unterwürfige Anrede; "Herr"/"Meister"
- kun = Anrede für männliche Kollegen und Gleichgestellte


Kei bekam eine Bildnachricht.
Es war ein Foto von Colin, wie er in einem rüschigen, unordentlichen Kleid mit gefesselten Füßen und Händen auf einem schäbigen Fußboden in einem halbdunklen Raum saß. Er starrte tödlich hasserfüllt, aber schien abgesehen von der Kostümierung unversehrt zu sein.
Kei rief den Abensder einfach an.
"Was soll der Scheiß, was willst du?"
Nach dem Abnehmen antwortete niemand. Es war nur ein rumpelndes, ratterndes Geräusch zu hören, das schnell anschwoll und dann mit einem gedämpften Kreischen anhielt. Danach wurde aufgelegt.
Kei fragte sich, was die Penner wollten, außer ihm zu schaden. Er zeigte seinem Vorgesetzten die Nummer.
"Kennst du die?"
Sein Vorgesetzter verneinte. "Frag Ryuuji-sama. Der könnte sie kennen."

Gemeinsam betraten sie das Büro, das Kei mittlerweile sehr vertraut war.
"Ryuuji-sama." Er verbeugte sich.
"Akaya-kun."* Ein Kopfnicken.
Kei legte seinem Boss die Nummer vor und - tatsächlich. Der wusste beinahe auf Anhieb, wem sie gehörte.
"Versucht es im östlichen Viertel bei dieser Adresse. Nehmt die hier mit." Der Boss ließ sich von einem Mann, der stumm neben dem seinem Schreibtisch gestanden hatte, zwei Pistolen aus einem hohen Panzerschrank geben und legte sie nach einer kurzen Inspektion auf den Tisch.
Kei nahm sich eine davon, prüfte ob sie geladen und gesichert war, und steckte sie sich hinten in den Hosenbund.

Mit seinem Vorgesetzten fuhr er zur genannten Adresse. Ein Nachtclub.
Kei ging einfach hinein und erkundigte sich an der Bar nach dem Inhaber der Handynummer – mit dem Namen, den Ryuuji-sama ihm gegeben hatte. Der Barmann sagte ihm, dass der Typ, dem die Nummer gehörte gerade 'im Lager' sei und Kei dort nicht hindürfe.
Er suchte trotzdem nach der Tür mit der Aufschrift 'Personal', fand sie am unteren Ende einer Treppe ging einfach hinunter. Sein Begleiter wartete oben am Ladeneingang.
"Ihr habt Besuch!" rief er in den Gang hinter der Tür.
Er stand unmittelbar vor dem ersten Typen.
Der hatte seine halbautomatische Irgendwas längst in der Hand gehabt und richtete sie nun faul auf Kei.
"Herzlich willkommen," sagte er undeutlich. Er hatte einen feuchten Sprachfehler. Hinter Kei war ein Schritt zu hören, und das leise Klicken, das andeutet, wie sich ein Finger auf einem Abzug krümmt.
"Sei gegrüßt, ich hab meinen Freund verloren. Ich hätte ihn gern zurück." Er zog seine Waffe. Oh zwei davon...Wie originell.
Der Mann, der hinter ihm auf seinen Rücken zielte, drückte ab.
Kei wich dem Schuss tatsächlich aus und erschoss den anderen. Es war knapp. Der Schuss streifte ihn an der Seite, doch seiner hatte sein Gegenüber mitten ins Gesicht getroffen, das nun mit einem matschigen Laut zerplatzte. Die nächste Kugel fand den anderen Typen zuverlässig im Hals. Er hatte nicht einmal mehr Zeit, zu gurgeln, während er tot zusammenbrach.
"Überleg dir das lieber nochmal." Er ging in dem Gang ein Stück weiter. "Wer will noch?" fragte er laut, während er über eine Leiche stieg.
Die schwere metallene Feuerschutztür, die von den beiden Gorillas bewacht worden war, war verschlossen.
Kei stand davor und seufzte. Er klopfte einfach mal an.
Als Antwort erhielt er nur das vorbereitende Klicken mehrerer Schusswaffen, und weiter entfernt und noch gedämpfter konnte er einen Mann kurz aufschreien und dann dreckig fluchen hören.
"Wenn ihr mich erschießen wollt, müsst ihr die Tür schon aufmachen. Oder muss ich das etwa selbst?"
"Das kommt ganz darauf an, wie ernst es dir ist," kam gedämpft zurück. "Du musst es nicht. Wenn du heute noch was wichtigeres zu tun hast, kann deine Freundin bestimmt noch ein bisschen warten."
Kei versuchte es damit, auf das Schloss der schweren Tür zu schießen und sie dann gewaltsam einzutreten. Tatsächlich gab sie nach. Der Mann in dem Gang, zu dem diese Tür führte, der seinerseits wiederum zu einer weiteren Tür derselben Machart führte, wusste, dass er sich in einer ziemlich misslichen Lage befand. Allein, um zu überleben, musste er den Eindringling, den seltsamen Akaya mit dem Ruf, eine außergewöhnlich effektive und gewaltsame Killermaschine zu sein, der es irgendwie fertigbrachte, eine Stahltür zu zerbeulen, töten oder auf andere Art unschädlich machen, denn selbst wenn er sich ergab und dann tatsächlich verschont werden würde, würde er sterben, nur etwas später durch seine Bosse. Aber das kam ihm sowieso nicht in den Sinn, denn er war treu und zuverlässig, wenn auch in just diesem Moment ein vages bisschen eingeschüchtert.
Er entsicherte beide Maschinenpistolen und richtete sie schonmal auf die Tür.
Kei öffnete das zweite Schloss, jedoch nicht die Tür selbst. Die schob er nur quietschend einen kleinen Spalt weit auf und schoss durch diesen, in der Hoffnung mit wenig Zielen zu treffen.
Die Wache hatte in diesem leeren Gang keine Möglichkeit, in Deckung zu gehen und ballerte einfach drauflos, als auf ihn geschossen wurde. Gleichzeitig brüllte er verwegen. Die Projektile durchdrangen die schwere Tür nicht, zerbeulten und verzogen sie aber noch etwas mehr und ließen den Mörtel und Putz rund um die Tür aus der Wand spritzen.
Kei hatte sich hinter der Tür in Deckung gebracht und schoss ab und an auf den Mann in der Hoffnung eines Treffers. Der Mann war im Blutrausch. Er schoss einfach weiter, bis die Pistolen leer waren und ließ sie dann fallen, um neue unter seiner Jacke hervorzuziehen und weiterzuschießen. Es war nicht festzustellen, ob er getroffen war, bis er seine beiden Ersatzmagazine auch schreiend leergefeuert hatte und dann plötzlich stumm zusammenbrach.
Kei hatte sich einfach in Deckung gehalten, bis das Dauerfeier aufhörte. Danach wagte er sich, um die Ecke zu schauen und stellte fest, dass der Typ tot war.
Er ging weiter, ohne ihm groß Beachtung zu schenken.
Die nächste Tür war der vorigen sehr ähnlich, und sie war ebenfalls verschlossen.
Kei war genervt. Er zerschoss dieses Schloss ebenfalls und öffnete die Tür vorsichtig. Sie war schwer, ließ sich aber ohne Widerstand öffnen. Der Raum dahinter war spärlich beleuchtet und beinahe leer. An der gegenüberliegenden Wand, direkt gegenüber der Tür, saß Colin auf dem unebenen Kellerboden, die gefesselten Füße vor sich gestellt und die Arme hinter dem Rücken. Wie auf dem Foto trug er das Kleid. Außerdem war er mit einem Seil und stabilem Klebeband geknebelt. Seine Augen weiteten sich etwas, als er Kei erkannte.
Kei betrat den Raum, wobei er dicht bei der Tür stehenblieb, und sah sich vorsichtig um. Er ließ den Blick von Colin aus weiter durch den Raum wandern. Sofort raste von der Seite ein Ende eines Holzstabes auf seine linke Schläfe zu. Gleichzeitig trat hinter der geöffneten Tür ein Anzugträger mit Pistole in der Hand hervor und schoss auf Keis Brust.
Der Vampir wich blitzschnell aus, indem er sich zur Seite beugte, und trat dem Stabschwinger gegen den Kopf. Die Kugel erwischte ihn fast, landete aber in der Wand. Der Stabkämpfer im Jogginganzug war ein erfahrener Schläger und wusste mit dem Bo umzugehen, also schüttelte er nur grunzend den Kopf, während er einen Schritt zurück nahm, um das Gleichgewicht zu behalten, bevor er sich schnell und geschickt drehte, um Kei erneut anzugreifen.
Währenddessen verfehlte der Anzugträger Kei noch zweimal und packte sich stattdessen fluchend Colin. Als er ihn hinten am Kleid griff und auf die Beine zog, zog sich Colins Gesicht mit einem erstickten Laut vor Schmerzen zusammen. Der Anzugträger rammte ihm den Lauf seiner Pistole gegen die Schläfe.
"Schluss mit dem Theater!" brüllte er.
Kei drehte sich um, knockte den Stabkämpfer dabei mit dem Griff seiner Glock aus.
Fuck... "Ich war hier eh fertig."
"Sehr richtig," stimmte der Anzugträger zu und schoss wieder auf Kei, jetzt wo er praktisch stillhielt. Kei wurde an der Hüfte gestreift, als er auswich und dabei den Abstand zwischen sich und dem Mann verringerte. Der schoss nochmal und ging dabei selbst zu Seite, wobei er Colin mitschleifte, der wieder ein Geräusch von sich gab, das unmissverständlich von Schmerzen zeugte. Diesmal behielt er die Augen geschlossen und versuchte nur, seinen Atem zu beruhigen.
Im nächsten Moment hatte der Typ eine Faust im Magen und eine Kugel im Bein.
"Eins."
Der Mann ließ einen unkontrollierten Schuss los und krümmte sich würgend, während ihm gleichzeitig ein Bein einknickte. Dabei riss er Colin unwillkürlich nach hinten, der mit gefesselten Füßen sein Gleichgewicht nicht finden konnte und es bloß schaffte, sich mit einem Ruck nach vorn auf die Knie fallen zu lassen. So blieb er vornübergebeugt erstmal mit zusammengekniffenen Augen hocken und versuchte, sich möglichst nicht zu bewegen. Auf seinem Rücken waren seine blutverschmierten Handgelenke stramm mit dünnem Stahldraht gefesselt, der ihm tief in die Haut schnitt.
Der Mann richtete die Pistole wieder auf Kei und schoss.
Kei wurde durchschossen. Knapp unter der Lunge. Ein Durchschuss. Der Vampir zerschoss im Gegenzug den Typen mit einem Schuss ins Auge und einem, seinem letzten im Magazin, durch die Lunge.
"Alles okay?" Er richtete sich an Colin, wohl wissend, dass das eine blöde Frage war.
"Hm," sagte Colin gedämpft, der bei den letzten Schüssen vorsichtig hingesehen hatte. Er nickte und sah Kei mit Tränen in den Augen an. Er sah, wie sich das Blut auf Keis Hemd ausbreitete.
Langsam drang es in Kei Bewusstsein vor, dass er ein Loch in seinem Körper hatte. Er zuckte zusammen. Das tat weh.
"Hng..." gab er von sich, befreite Colin von Knebel und Fesseln und nahm ihn in den Arm.
Als Kei den Draht um seine Hände entfernte, schnaufte er und riss sich zusammen, um nicht aufzuschreien. Wo der Draht abgezogen wurde, quoll frisches Blut hervor. Seine Füße waren durch den Stoff seiner Schuhe um die Knöchel geschützt gewesen, aber das Segeltuch war dort, wo der Draht es umwickelt hatte, aufgerieben und zerrissen.
Er legte sein Gesicht in Keis Halsbeuge und atmete durch.
"Gleich bist du tot," flüsterte er.
"Ach was. Is nurn Kratzer." Kei sprach leise. "Lass uns gehen, ja?"
Colin nickte. Kei drehte sie beide in Richtung Tür.
"Wenn ich ohnmächtig werde, sei so gut und halt mich am Leben, okay? Ich bin zu jung zum Sterben."
Colin musste fast lachen, dann weinen, und entschloss sich, keins von beidem zu tun.
"Jetzt musst du kein Macho mehr sein." Er ging hinter die Tür, wo seine Tasche und seine Kleider hingeworfen worden waren, stopfte letztere in die erstere, wobei seine Hände zitterten und er nicht so recht die Kontrolle über sie hatte, und hängte sich die Tasche um, ehe er zu Kei zurückging und dessen Arm auf seine Schultern nahm, um ihn zu stützen.
Obwohl er es nicht zugeben würde, war Kei das willkommen. Sein T-Shirt saugte sich mit Blut voll und eben dieses lief seinen Körper herunter.
"Warte," sagte Colin plötzlich, "setz dich hier an die Tür. Weißt du, wo wir hier sind?"
"Ostviertel unter einem Nachtclub," erklärte Kei, als er sich bedacht auf den Boden fallen ließ.
"Welcher Nachtclub genau?" Colin stützte Kei auf dem Weg nach unten noch etwas und rupfte dann seine Hose und seinen Pullover aus der Tasche.
"N Kneipen- und Stripclub... Den Namen weiß ich nicht, nur die Adresse."
Die gab er Colin dann auch und lehnte sich an die Wand, an der sie gerade vorbeigelaufen waren. Colin fand sein Telefon in seine Kleider gewickelt, schaltete es an und wählte sofort den Notruf. Er schaltete auch den Lautsprecher an und legte das Telefon neben sich auf den Boden, damit er die Hände frei hatte. Er zog Keis bluttriefendes Hemd hoch. Kei ließ ihn machen.
"Was wird das?"
"Druckverband. Damit du nicht verblutest." Er ließ das Hemd klatschend auf den Boden fallen, nahm sich seinen schwarzen Rollkragenpullover und zerriss ihn. Da meldete sich jemand vom Notruf.
Colin gab die Adresse, Art der Verletzung und Anzahl der Verletzten an. Er sagte, dass sie sich im Keller des Clubs befänden und er jetzt einen Druckverband improvisieren würde. Die Frau am anderen Ende der Leitung schien sich nicht über die Umstände zu wundern oder zu zögern, sondern bedankte sich für die Angaben und kündigte professionell an, dass sie gerade einen Rettungswagen losgeschickt habe.
Während des kurzen Gesprächs hatte Colin einen Teil des Pullovers stramm zusammengerollt und auf Keis Wunde gedrückt.
"Drück drauf, so fest du kannst."
Kei tat, wie ihm geheißen. So hoher Blutverlust bekam ihm gar nicht gut. Die zweite Pulloverrolle drückte Colin auf die Austrittswunde auf Keis Rücken, und dann nahm er seine Uniformhose und band sie stramm um Keis Oberkörper. An einer Seite knotete er die Beine fest zusammen.
"Ist das sehr eng?"
"Erträglich. Ich krieg noch Luft." Kei war verdammt dünn, wenn auch muskulös. Manchmal machte er den Anschein, als könnte man ihn zerdrücken, besonders wenn so halb tot war wie jetzt.
"Lehn dich an den Knubbel auf deinem Rücken." Colin übernahm das Drücken auf der Vorderseite. "Bist du allein gekommen?" Er drückte mit der linken Hand auf den Verband, während seine rechte zitternd in seinem Schoß auf dem Rüschenrock lag und ihn vollblutete.
"Nein. Draußen ist ein Kollege, der wartet... Das Kleid steht dir nicht. Der Kimono war besser." Kei rang sich ein Grinsen ab und lehnte sich an die Wand. Colin lächelte.
"Schade. Damit sollte mir die ganze Schule zu Füßen liegen. Aber jetzt ist das auch egal, es ist sowieso kaputt." Er sah zur zerschossenen Kellertür. "Es ist wahrscheinlich besser, wenn er nicht gesehen wird, oder?"
"Der Tote oder mein Kollege?"
"Dein Kollege. Gegen den Toten können wir nichts machen. Davon haben wir hier mehrere herumliegen."
"Er hat ja nur da gestanden, es sieht aus, als wäre er ein Gast gewesen."
"Dann sollte ich ihn nicht reinholen." Er betrachtete noch einmal die Tür. "Es tut mir Leid. Sie werden die Polizei dazuholen. Aber das ist besser als zu sterben, richtig?"
"Ich hab Lärm gehört, die Typen waren schon tot."
"Was ist mit der Waffe, die du benutzt hast, mit deinen Fingerabdrücken, den Schmauchspuren auf deiner Hand und mit deinen Verletzungen?"
"Das untersuchen die doch erst, wenn ich übern Berg bin. Ich hab mich gewehrt. Ansonsten gibst du die Waffe meinem Kollegen, der ist unverdächtig."
"Gib sie mir. Hat Shingo dir alles erzählt?"
Kei gab ihm die Waffe.
"Dass ihr verfolgt wurdet und dass die dich haben wollten. Warum, weiß ich nicht."
Colin ließ die Pistole in seiner Schultasche verschwinden und legte noch die Kostümverleihtüte obendrauf, bevor er zu guter Letzt seine Schuljacke draufstopfte.
"Wir könnten erzählen, dass du auch hier gefangen warst."
"Das glauben die nicht. Die kennen mich. Ein bisschen."
Colin musste nicht fragen, woher. Er sah Kei nur ernst an.
"Du bist blass geworden," sagte er flach.
"Ist das was neues?"
Colin küsste ihn sanft. Kei erwiderte den Kuss kurz, danach schloss er die Augen und lehnte auch den Kopf an die Wand hinter sich. Die Tür zum Club öffnete sich und Menschen stampften raschelnd herbei.



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